Pushpak Mahabharata Buch 2Zurück WeiterNews

Kapitel 3 – Maya baut den Palast

Vaisampayana sprach:
Eines Tages sprach Maya zu Arjuna, diesem erfolgreichen Krieger:
Ich werde nun mit deiner Erlaubnis gehen, doch schon bald wiederkommen. Nördlich vom Kailash Gipfel, nahe am Berg Mainaka sammelte ich damals, als die Danavas mit einem Opfer beschäftigt waren, viel schönes und seltenes Baumaterial, welches mit Juwelen und Edelsteinen angereichert ist. Es liegt jetzt im Hause vom wahrheitsliebenden Vrishaparva. Ich werde es holen, oh Bharata, und hierher bringen. Und dann werde ich mit dem Bau eines malerischen Palastes für die Pandavas beginnen, der mit allem Schönen geziert ist, was in der Welt gefeiert wird.

Dann weiß ich noch von einer schrecklichen Keule, welche der König (der Danavas) im See Vindu (Bindu) versenkt hat, nachdem er mit ihr alle seine Feinde in der Schlacht geschlagen hat. Sie ist sehr schwer und stark und hat goldene Spitzen. Mit ihrem Gewicht schlägt sie alle Feinde und ist hunderttausend Keulen ebenbürtig. Dies ist eine angemessene Waffe für Bhima, so wie Gandiva zu dir paßt. Im selben See liegt auch eine große Muschel namens Devadatta mit volltönendem Klang. Sie stammt von Varuna. Die werde ich dir mitbringen.

Nach diesen Worten zu Arjuna ging der Asura in nordöstliche Richtung davon. Er begab sich zu diesem Ort im Norden vom Kailash, gleich am Berg Mainaka, wo es einen riesigen Berg mit Juwelen und Edelsteinen namens Hiranyasringa gibt. Nahebei liegt der See Vindu, an dessen Ufer König Bhagiratha für viele Jahre lebte, um die Göttin Ganga zu sehen, die seitdem auch Bhagirathi genannt wird. Am selben Ufer führte der ruhmreiche Herr aller Geschöpfe, der tausendäugige Herr von Sachi erfolgreich hundert große Opfer durch. Nur um der Schönheit willen, und nicht gemäß der Tradition, wurden dort diamantene Opferpfähle und goldene Altäre aufgestellt. Auch der furchtbare Mahadeva, der ewige Herr aller Wesen, nahm dort seinen Wohnsitz, nachdem er die Welten geschaffen hatte, und wurde von tausenden Geistern verehrt. Nara und Narayana, Brahma, Yama und Shtanu als fünfter im Bunde führen dort nach tausend Zeitaltern (yugas) ihre weltbewegenden Opfer durch. Um Tugend und Religion zu entfalten, hatte Vasudeva hier mit frommer Hingabe jahrelange Opfer abgehalten. Von ihm wurden tausend und zehntausend Opferpfähle mit goldenen Kränzen und strahlenden Altären aufgestellt.

An diesen Ort begab sich Maya, und holte die Keule, das Muschelhorn und all die kristallenen Kostbarkeiten, die bei König Vrishaparva lagen. Damit nahm der große Asura Maya den ganzen Schatz mit sich, welcher zuvor von Yakshas und Rakshas bewacht worden war, und baute eine makellose Palasthalle. Das wunderschöne Haus war von himmlischer Machart, bestand vollständig aus Juwelen und kostbaren Steinen und wurde in allen drei Welten gerühmt. Bhima bekam die Beste der Keulen und Arjuna das hervorragende Muschelhorn, bei dessem Klang alle Geschöpfe furchtsam erzitterten. Der Palast, den Maya erbaute, hatte goldene Säulen und maß fünftausend Ellen im Quadrat. Wie die hoheitsvollen Paläste von Agni, Surya oder Soma hatte er eine atemberaubend schöne Form, strahlte in überragendem Glanz und ließ mit seinem Funkeln die hellen Strahlen der Sonne dunkel erscheinen. Die Halle strahlte eine Mischung von himmlischem und irdischem Licht aus und schien in Flammen zu stehen, so hell war sie. Wie eine weiße Monsunwolke füllte sie das Himmelsgewölbe aus und zog alle Blicke auf sich. Wahrlich, diese Palasthalle, welcher der kluge Maya baute, war so weiträumig, entzückend, erfrischend, aus hervorragenden Materialien erbaut, mit goldenen Mauern, Torbögen und vielen Bildern verziert, so reich und harmonisch gestaltet, daß sie bei weitem schöner war als der Sudharma Palast der Dasarhas (Krishnas Volk) oder sogar die Halle von Brahma selbst. Achttausend gewaffnete Rakshasas, welche Kinkaras hießen und durch die Lüfte eilen konnten, von stattlicher Statur und gewaltiger Stärke, mit rot glühenden Augen und spitzen Ohren bewachten und beschützten den Palast auf Mayas Geheiß.

Innerhalb des Gebäudes erschuf Maya eine makellose Wasserstelle, in welcher Lotuspflanzen mit Blättern aus dunklen Edelsteinen und Stengeln aus glänzenden Juwelen neben vielen anderen Wasserpflanzen mit Blättern aus Gold standen. Selbst Vögel vielerlei Art vergnügten sich im Wasser, auch Schildkröten von schimmernder Farbe und bunte Fische tummelten sich zwischen Lilien. Das Wasser war klar und der Grund ohne Schlamm. Es gab eine geschwungene Treppe aus Kristall, welche vom Ufer bis ans Wasser reichte. Eine sanfte Brise wehte über den Teich und spielte mit den Blumen am Ufer. Die Ränder der Wasserstelle waren mit kostbarem Marmor ausgelegt, welcher mit Perlen übersät war. Und weil der kristallklare Teich ringsum mit so vielen Juwelen und kostbaren Steinen besetzt war, hielten viele Könige, die zu Besuch kamen, den Teich für festen Boden und fielen mit offenen Augen ins Wasser. Rings um den Palast wurden große Bäume aller Art gepflanzt. Das grüne Laubwerk gab kühlen Schatten, und die Blüten erfreuten den Betrachter. Der künstlich angelegte Hain entließ allseits köstliche Düfte, und außerhalb der Halle gab es noch viele Teiche mit Schwänen, Karandavas und Chakravakas. Die Düfte vom blühenden Lotus im Wasser und die der blühenden Pflanzen an Land umfächelten die Pandavas zu allen Zeiten. Diese festliche Palasthalle hatte Maya in nur vierzehn Monaten erschaffen und übergab sie nun Yudhishthira.


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