Pushpak Mahabharata Buch 17Zurück WeiterNews

17. Buch - Mahaprasthana Parva – Der große Aufbruch

Kapitel 1 – Abschied von Hastinapura

OM! Sich vor Nara und Narayana verbeugend, diesen Höchsten der männlichen Wesen, und auch vor Sarasvati, der Göttin des Lernens, möge das Wort Jaya (Sieg) erklingen.

Janamejaya fragte:
Und was taten die Pandavas nun, nachdem sie von Krishnas Aufstieg in den Himmel und dem Untergang seines Volkes vernommen hatten?

Vaisampayana antwortete:
Als er alle Einzelheiten von Arjuna erfahren hatte, beschloß der König, der Welt zu entsagen. Zu Arjuna sprach er:
Oh du Kluger, die Zeit kocht (in ihrem Kessel) ein jedes Geschöpf. Ja, ich bin sicher, daß alles den Schnüren der Zeit folgt (mit denen sie uns bindet). Dies sollte man erkennen.

Und Arjuna antwortete seinem ältesten Bruder zustimmend nur mit den Worten:
Ja, die Zeit und das Schicksal!

Auch Bhima und die Zwillinge teilten diese Sicht, und so riefen sie Yuyutsu zu sich, um ihm ihren Entschluß mitzuteilen. Yudhishthira übergab ihm das Königreich, und Parikshit wurde als König auf den Thron gesetzt.

Zu Subhadra sprach Yudhishthira nachdenklich:
Der Sohn deines Sohnes wird der König der Kurus werden. Parikshit wird Hastinapura regieren. Und Vajra, der einzige Überlebende der Yadus, wird als König über Indraprastha herrschen. Du solltest ihn immer beschützen. Neige dein Herz niemals der Ungerechtigkeit zu.

Danach brachten Yudhishthira und seine Brüder dem Krishna, Balarama und allen anderen Verstorbenen das übliche Wasseropfer dar. Auch führte er die Sraddhas für die Ahnen seiner Familie durch. Immer wieder Krishnas Namen sprechend schenkte er Vyasa, Narada, Markandeya und Yajnavalkya reiche Schätze und köstliche Nahrung. Zu Ehren Krishnas gab er den trefflichen Brahmanen auch Perlen, Juwelen, Kleider, Dörfer, Pferde, Wagen und Dienerinnen zu Tausenden. Yudhishthira ließ die Bürger zusammenrufen und setzte vor ihnen Kripa als Lehrer ein und übergab ihm Parikshit als Schüler. Zum Schluß rief er noch einmal alle Untertanen herbei und informierte sie über seine Absicht. Die Bürger hörten mit Sorge von seiner geplanten Abreise, stimmten ihr nicht zu und sprachen: „Das sollte niemals geschehen!“ Doch der kluge König wußte um die Zeichen der Zeit und akzeptierte ihre Worte nicht. Mit gerechter Seele überzeugte er sein Volk, seiner Ansicht zuzustimmen. Dann war sein Herz bereit, die Welt zu verlassen. Auch seine Brüder waren dazu entschlossen. So legte der König der Kurus, Dharmas Sohn, all seine Ornamente ab und hüllte sich in Bast, was seine Brüder und Draupadi ihm gleich taten. Er bat die Brahmanen, alle glücksbringenden Riten für ihre Unternehmung durchzuführen, und danach versenkten die Brüder ihre heiligen Feuer im Wasser. Die Damen des Palastes weinten laut, als sie die Prinzen in dieser Kleidung sahen, denn sie erschienen ihnen genauso wie damals, als sie nach dem verlorenen Würfelspiel die Stadt verließen. Doch die Brüder waren frohen Herzens über ihren Rückzug. Sie verstanden Yudhishthiras Absicht und auch den Untergang der Vrishnis und wußten, daß kein anderer Weg für sie in Frage kam. So begann die Reise der fünf Brüder. Draupadi war die sechste im Bunde, und ein Hund, als siebter, schloß sich ihnen an. Mit Yudhishthira an der Spitze verließ der kleine Zug die Stadt, welche nach dem Elefanten benannt war. Die Bürger und Bewohner des Palastes begleiteten sie eine kurze Wegstrecke, doch niemand wagte es, Yudhishthira zu bitten, von seinem Vorhaben abzulassen. So blieben alle bald stehen und umringten mit Kripa ihren neuen Regenten Yuyutsu. Ulupi, die Tochter des Naga Königs, kehrte in die Ganga zurück und Prinzessin Chitrangada in die Hauptstadt von Manipura. Die anderen Damen des Palastes scharten sich um Parikshit.

Yudhishthira, seine Brüder und Draupadi hatten das einleitende Fasten absolviert und marschierten gen Osten. Sie übten Yoga und Enthaltsamkeit und wanderten (wie Sannyasins, besitzlose Bettelmönche) durch verschiedene Länder mit diversen Flüssen und Seen. Yudhishthira ging als erster, ihm folgte Bhima, dann kam Arjuna, als nächstes die Zwillinge nach ihrer Geburt, und dann Draupadi, diese Beste der Frauen mit dem schönen, dunklen Gesicht und den Augen wie Lotusblüten. Und der Hund begleitete sie die ganze Zeit ihres Weges. Als sie an die See des roten Wassers (Golf von Bengalen am Brahmaputra) kamen, erblickten sie die Gottheit des Feuers, die vor ihnen wie ein Berg stand. Arjuna hatte seinen himmlischen Bogen Gandiva und die einst unerschöpflichen Köcher bisher noch nicht abgelegt, denn er hing an diesen kostbaren Dingen. Nun stand die Gottheit vor ihnen und versperrte den Weg.

Und der Gott der sieben Flammen sprach zu den Pandavas:
Ihr heldenhaften Söhne von Pandu, erkennt mich als die Gottheit des Feuers. Hört mich an, Yudhishthira mit den starken Armen, Bhimasena, du Geißel deiner Feinde, Arjuna und ihr mutigen Zwillinge. Ich bin der Gott des Feuers. Mit Hilfe von Arjuna und Krishna verbrannte ich den Khandava Wald. Euer Bruder Arjuna soll hier und jetzt der hohen Waffe Gandiva entsagen. Er benötigt sie nicht länger. Der wunderbare Diskus, den einst der hochbeseelte Krishna trug, ist schon aus dieser Welt verschwunden. Zur rechten Zeit wird er in seine Hände zurückkehren. Den Bogen Gandiva erhielt ich von Varuna selbst, damit ihn Arjuna benutze. Doch nun soll er wieder an Varuna übergeben werden.

So drängten die Brüder Arjuna, der Gottheit Folge zu leisten. Und Arjuna warf sowohl Bogen als auch Köcher in die See. Sofort verschwand der Gott des Feuers. Und die Pandavas zogen Richtung Süden weiter. Am nördlichen Ufer des salzigen Ozeans wandten sie sich nach Südwest. Dann zogen sie gen Westen und sahen die Stelle, wo einst Dwaraka stand. Von hier aus ging ihre Reise nach Norden. Beständig Yoga übend wünschten sie, das ganze Land der Bharatas (rechtsherum) zu umrunden.


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