Pushpak Mahabharata Buch 16Zurück WeiterNews

Kapitel 7 – Tod von Vasudeva, Abmarsch und Untergang von Dwaraka

Vaisampayana erzählte:
Arjuna, diese Geißel seiner Feinde, antwortete seinem traurigen Onkel mit ebenso traurigem Herzen:
Ach Onkel, ich kann den Anblick dieser Erde nicht ertragen, wenn Krishna und all die anderen Helden nicht darauf wandeln. Unser König, meine anderen Brüder und Draupadi fühlen ebenso. Wisse, die Zeit ist auch für den König und uns gekommen, diese Welt zu verlassen. Du selbst kennst den Lauf der Zeit am besten. Doch ich werde zunächst die Vrishni Frauen, Alten und Kinder nach Indraprastha bringen.

Als nächstes wandte sich Arjuna an Daruka:
Ich möchte die oberen Minister der Vrishnis sehen.

Dann betrat Arjuna niedergeschlagen die große Versammlungshalle namens Sudharma, wo die Yadavas sich sonst berieten. Als er Platz genommen hatte, kamen die Bürger, Minister und Brahmanen und ließen sich um ihn herum nieder. Dann sprach Arjuna traurig zur verzweifelten Menge, die mehr tot als lebendig schien:
Ich werde die Übrigen der Vrishnis und Andhakas fortführen, und dann wird das Meer die Stadt verschlingen. Beladet die Wagen mit all eurer Habe. Vajra, der Urenkel von Krishna, wird in Indraprastha euer König sein. In sieben Tagen werden wir bei Sonnenaufgang aufbrechen. Beginnt sofort mit den Vorbereitungen.

So sprach Arjuna mit den reinen Taten, und die Bürger hasteten davon, seinem Wort Folge zu leisten und sich unter seiner Führung in Sicherheit zu bringen. Arjuna verbrachte die Nacht in Krishnas Haus, wo er aus Verzweiflung und Kummer ganz gelähmt war. Als der Morgen anbrach, erlangte sich Vasudeva mittels Yoga das höchste Ziel. Ein lautes und herzzerreißendes Wehgeschrei erhob sich da in seinem Haus, und die Damen weinten sehr. Mit zerwühltem Haar schlugen sie sich auf die Brust, ihrer Juwelen und Blumenkränze nicht achtend. Devaki, Bhadra und Rohini warfen sich auf den geliebten Leichnam und klagten grell. Arjuna ließ den Körper seines Onkels auf einer kostbaren Bahre hinaustragen. Alle Bürger von Dwaraka folgten ihm weinend und voller Zuneigung für den verstorbenen Helden. Über seinem Haupt wurde der Schirm getragen, wie für einen König am Ende eines Pferdopfers, und vor der Bahre trugen seine Priester das heilige Feuer, das er täglich verehrt hatte. Seine Ehefrauen folgten ihm wohl geschmückt, und ihnen folgten die zahlreichen Schwiegertöchter und anderen Damen des Hauses. An einem von ihm geliebten Ort wurden die letzten Riten für ihn ausgeführt, seine vier Ehefrauen bestiegen mit ihm den Scheiterhaufen, und ihre Körper wurden mit dem seinen von den Flammen verzehrt. Sie alle erlangten die hohen, glückseligen Bereiche ihres Gatten, während Arjuna feine Parfüme und Dufthölzer in die Flammen gab. Als der Holzstapel aufflammte, hörte man das laute Krachen der Hölzer, das Wehgeschrei der Bürger und die Saman Hymnen der Priester. Und als alles vorüber war, opferten die Kinder der Vrishnis und Andhakas, allen voran Vajra und die Damen Wasser für den verstorbenen Helden. Sorgfältig achtete Arjuna auf die genaue Ausführung des Ritus und begab sich dann an den Ort, an dem die anderen Vrishnis gestorben waren. Als er überall die Toten herumliegen sah, wurde Arjuna sehr bedrückt. Doch er handelte, wie es die Stunde gebot. Er ließ für die von der Eisenkeule der Brahmanen erschlagenen Helden alle Begräbnisriten in der rechten Reihenfolge durchführen. Auch die Körper von Balarama und Krishna ließ er suchen und von zuverlässigen Leuten verbrennen. Und als er alle Riten für die Ahnen der Verstorbenen durchgeführt hatte, machte er sich am siebten Tag mit dem Zug der Verbliebenen auf den Weg. Laut weinend folgten die Witwen von Krishna Arjunas Wagen auf allen Arten von Fahrzeugen, die von Bullen, Maultieren und Kamelen gezogen wurden. Alle waren verzweifelt. Die Diener, die Stallburschen und Wagenlenker folgten hinterdrein. Auch die Bürger und Handwerker brachen auf und umschlossen auf Geheiß Arjunas den ganzen Zug, der zum großen Teil nur aus Frauen, Alten und Kindern bestand. Ein Rest der Armee kam auf riesigen Elefanten und zu Fuß mit. Die Brahmanen, Kshatriyas, Vaisyas und Shudras marschierten los, vor sich die sechzehntausend Frauen, die einst Krishnas Harem bildeten, Vajra, der Urenkel Krishnas, und die anderen Witwen der Bhoja, Vrishni und Andhaka Helden, viele Hunderttausende zählend. Arjuna eskortierte den großen Zug, der viel Reichtum mit sich führte.

Sobald die Menschen die Stadt verlassen hatten, kam der Ozean, der voller Juwelen ist und von Meerestieren wimmelt, und holte sich Dwaraka zurück. Jedes Stück Land, das sie hinter sich gelassen hatten, wurde sogleich vom Wasser überflutet. Mit Rufen des Staunens, wie: „Oh wunderbar ist der Lauf des Schicksals!“, schritten die Menschen immer schneller aus.

Raub der Damen

Als sie Dwaraka endgültig hinter sich gelassen hatten, ließ Arjuna langsam marschieren. In kühlen Wäldern, im Schatten prachtvoller Berge und an schönen Flüssen ließ Arjuna rasten und die Damen ausruhen. Als sie im Land der fünf Ströme angekommen waren, ließ Arjuna ein Lager inmitten reicher Felder mit Getreide, Kühen und anderem Vieh aufschlagen. Doch Räuber erspähten den Zug der vielen, reich geschmückten Damen mit nur einem Helden als Beschützer. Habgier packte da die Abhiras, und mit sündiger Absicht rotteten sie sich zusammen, um zu beraten.

Sie sprachen untereinander:
Es gibt nur den einen Bogenkrieger, und das ist Arjuna. Die anderen Krieger sind ohne Energie.

Daraufhin griffen die Räuber, die Tausende zählten und mit Keulen bewaffnet waren, den langsam marschierenden Zug an und wollten ihn plündern. Vom Wandel des Schicksals begünstigt, fielen sie mit lautem Löwengebrüll über den Zug her. Arjuna kehrte sofort um, um den Räubern zu begegnen. Lächelnd rief er den Angreifern zu:
Ihr sündigen Lumpen, laßt lieber ab, wenn euch euer Leben lieb ist. Ihr werdet es bereuen, wenn ich eure Körper mit meinen Pfeilen durchbohre und euer Leben nehme.

Doch die Räuber ließen sich nicht beeindrucken und griffen nun auch Arjuna an. Dieser wollte wie immer seinen großen, unzerstörbaren und himmlischen Bogen spannen, doch diesmal mußte er sich wieder und wieder mühen, bis es ihm endlich mit größter Kraftanstrengung gerade so gelang. Der Angriff wurde mittlerweile heftig, und Arjuna versuchte, sich an seine himmlischen Waffen zu erinnern. Doch sie kamen nicht zu ihm. So stand Arjuna ohne himmlische Waffen und mit schwachem Arm hilflos inmitten der wild angreifenden Schar und fühlte große Scham. Die wenigen Krieger, welche den Zug begleiteten, konnten weder etwas gegen die Übermacht der Räuber ausrichten noch die Damen beschützen. Die Räuber griffen an verschiedenen Punkten den langen Konvoi an und entführten die Damen, wie es ihnen beliebte. Arjuna gab sein Bestes, doch auch er konnte den Raub vieler Damen nicht verhindern, und so gingen manche sogar aus freien Stücken mit den Räubern mit. Zwar schoß Arjuna seine Pfeile von Gandiva ab und traf auch viele Räuber, doch schon bald waren seine Köcher leer. Sonst waren sie unerschöpflich gewesen und hatten den Helden mit so vielen Pfeilen versorgt, wie er benötigte. Doch dies war nun vorbei. Arjuna fühlte großen Kummer und schlug nun mit seinem Bogen auf die Räuber ein. Doch die Räuber hatten genug geplündert. Ungehindert zogen sie sich mit reicher Beute zurück.

Arjuna war am Boden zerstört. Er keuchte schwer und konnte es nicht verwinden: seine himmlischen Waffe waren nicht erschienen, der Bogen hatte ihm nicht gehorcht, die unerschöpflichen Köcher waren leer, und seine Arme hatten alle Kraft verloren. Er verstand, daß dies das Werk des Schicksals war, gab sich weiter keine Mühe, und zog völlig niedergeschlagen mit dem Rest an Frauen, Bürgern und Reichtum ins Land der Kurus. Dort brachte er die Vrishnis an verschiedenen Orten unter. Den Sohn von Kritavarman und die verbliebenen Frauen des Bhoja Königs ließ er in der Stadt Martikavarta zurück. Einen anderen Teil des Zuges führte er nach Indraprastha. Den geliebten Sohn von Satyaki und einiges Volk brachte Arjuna am Ufer der Sarasvati unter. Die Herrschaft über Indraprastha wurde Vajra übergegeben. Die Witwen von Akrura wünschten sich, ins Exil in die Wälder zu gehen. Zwar bat sie Vajra wiederholt, davon abzulassen, doch sie waren fest entschlossen. Rukmini, die Prinzessin von Gandhara (Nagnajiti?), Shaivya, Haimavati (Kalindi?) und Königin Jambavati hatten den Scheiterhaufen bestiegen. Satyabhama und die anderen geliebten Ehefrauen von Krishna gingen in die Wälder und waren fest entschlossen, asketische Buße zu üben. Sie lebten von Früchten und Wurzeln und verbrachten ihre Zeit in Kontemplation über Hari. Sie wanderten bis jenseits des Himavat und schlugen ihr Quartier an einem Ort namens Kalapa auf. Die Männer, die Arjuna gefolgt waren, wurden in Gruppen aufgeteilt und Vajra übergeben. Und als Arjuna alles Nötige erledigt hatte, begab er sich tränengebadet und verzweifelt in die Einsiedelei von Vyasa, um den inselgeborenen Rishi gelassen sitzend anzutreffen.


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