Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 92 – Über den Weg zum Himmel

Janamejaya sprach:
Oh Ruhmreicher, wenn der Himmel die Frucht ist, die man mit gerechten Mitteln erwirbt, dann erzähle mir mehr davon. Du kennst dich aus, so bitte erkläre es mir. Du hast mir erzählt, welch hohen Lohn der Brahmane mit dem Unccha Gelübde bekam, als er ein wenig Gerste verschenkte. Ich zweifle nicht daran, daß deine Worte wahrhaftig sind. Doch wie kann man sich das höchste Ziel aller Opfer sichern? Oh bester Brahmane, es ziemt sich für dich, mir alles genau aufzuzeigen.

Vaisampayana sprach:
In diesem Zusammenhang wird die alte Geschichte vom großen Opfer des Agastya erzählt, oh Feindebezwinger. Vor langer Zeit trat der energiereiche Agastya in ein Opfer für zwölf Jahre ein, weil er dem Wohle aller Wesen gewidmet war. Viele wie Feuer lodernde Priester waren in diesem Opfer des hochbeseelten Rishi beschäftigt, von denen manche von Wurzeln und Früchten lebten, andere mahlten mit Steinen ihr Korn, und wieder andere lebten nur von den Strahlen des Mondes. Es gab Asketen unter ihnen, die niemals aßen, wenn nicht jemand, der geben wollte, ihnen Essen hinstellte. Oder andere aßen niemals selbst, ohne vorher den Göttern, Ahnen und Gästen gedient zu haben. Es gab auch solche, die niemals wuschen, was sie aßen. Unter ihnen gab es Yatis und Bhikshus (besitzlose Bettelmönche), oh König. Sie alle hatten schon einmal die Sicht auf die Gottheit der Gerechtigkeit in ihrer verkörperten Form gehabt, den Zorn besiegt und ihre Sinne meisterhaft unter Kontrolle. Ohne Hochmut lebten sie enthaltsam und verletzten niemals andere. Sie folgten immer einem reinen Verhalten, und ihre Sinne lenkten sie niemals von ihren Zielen ab. Solch hohe Rishis nahmen am Opfer teil und führten diverse Riten durch. Der ruhmreiche Agastya hatte das Essen für das Opfer auf gerechte Weise erlangt. Und zur selben Zeit führten viele Asketen große Opfer durch.

Nun aber, als Agastya mit seinem Opfer begonnen hatte, hörte Indra auf, Regen zu senden. Und in den Pausen der Opferriten sorgten sich die Rishis mit den gereinigten Seelen um den hochbeseelten Agastya:
Agastya muß seine Gaben an Essen mit hochmütigem Herzen und voller Eitelkeit verschenken, denn Indra sendet keinen Regen mehr. Doch wie soll nun Nahrung wachsen? Das große Opfer soll zwölf Jahre dauern, und Indra wird solange keinen Regen schicken. Denkt nach, und tut dem weisen und streng enthaltsamen Rishi Agastya einen Gefallen.

Als die Worte ausgesprochen waren, beugte Agastya sein Haupt, besänftigte damit die Rishis und sprach:
Wenn Indra es für zwölf Jahr nicht regnen läßt, werde ich das Opfer geistig ausführen. Das ist ewiger Brauch. Ich werde alle meine Konzentration und Kraft darauf verwenden und noch mehr Opfer durchführen, welche mit den schwierigsten und strengsten Gelübden einhergehen. Dieses Opfer hier wurde von mir viele Jahre lang vorbereitet. Ich werde es mit Samen durchführen und damit viel Gutes tun. Es wird keine Störung geben. Und es macht wenig aus, ob die Gottheit Regen schickt oder nicht. Denn mein Opfer kann niemand stoppen. Und wenn mich Indra nicht achtet, dann werde ich mich in Indra verwandeln und die Geschöpfe am Leben erhalten. Wovon ein jedes Geschöpf auch leben mag, ich werde es wie zuvor versorgen. Ich könnte sogar eine andere Ordnung der Dinge schaffen. Möge Gold und jeglicher Reichtum der drei Welten aus eigenem Willen zu mir kommen. Mögen die himmlischen Apsaras, Gandharvas, Kinnaras, Viswavasu und all die anderen zu meinem Opfer kommen. Möge aller Reichtum der nördlichen Kurus (aus Uttara Kuru) sich diesem Opfer hingeben. Mögen der Himmel, alle Himmelsbewohner und Dharma selbst sich hier versammeln.

Und alles geschah, wie es der große Asket Agastya wünschte, denn seine Buße war unübertrefflich und sein Geist reines Feuer von größter Energie. Die Rishis schauten seine Macht mit großer Freude. Und staunend sprachen sie bedeutungsvoll:
Deine Worte erfreuen uns sehr. Doch wir wünschen nicht, daß deine Buße sich verringert. Wir loben alle Opfer, die mit gerechten Mitteln ausgeführt werden. So sei versichert, wir möchten, daß auch dein Opfer auf gerechtem Boden ruht. Indem wir unser Essen auf gerechte Weise bekommen, werden wir unsere Aufgaben erfüllen, nämlich die Gaben dem Opferfeuer übergeben und die religiösen Riten ausführen. Wir werden Brahmacharya üben und die Götter verehren. Und wenn das Brahmacharya Gelübde vorüber ist, verlassen wir unser Heim und folgen gerechten Gelübden. Wir loben den Geist, der sich davon befreit hat, irgendein Wesen zu verletzen. Und auch du, oh Frommer, solltest in allen Opfern niemanden verletzen. Damit sind wir höchst zufrieden, oh bester Zweifachgeborener. Erst wenn das Opfer vollendet ist und du uns entläßt, werden wir fortgehen.

Und Indra, welcher ebenfalls die Macht von Agastyas Askese geschaut hatte, ließ von da an und während des ganzen Opfers genügend Regen niedergehen. Mit Vrihaspati vor sich kam Indra zum Opfer des Agastya und erfreute den Rishi sehr. Und als das Opfer beendet war, dankte und ehrte Agastya alle Rishis und entließ sie auf ihre Heimreisen.

Danach fragte Janamejaya:
Und wer war der Mungo mit dem goldenen Kopf und der menschlichen Stimme? Bitte beantworte mir auch diese Frage.

Vaisampayana sprach:
Nun, ich hatte es dir nicht erzählt, weil du mich nicht danach gefragt hattest. So höre nun, wer der Mungo mit der menschlichen Stimme war. Vor langer Zeit wollte Rishi Jamadagni ein Sraddha (Ahnenopfer) durchführen. Seine Homa- Kuh kam zu ihm, und er molk sie mit seinen eigenen Händen. Dann goß er die Milch in ein neues, reines und haltbares Gefäß. Doch der Gott Dharma wollte wissen, wie der Rishi reagieren würde, wenn man ihn stört, und verunreinigte die Milch. Jamadagni erkannte sofort, daß es der Zorn von Dharma war, welcher die Milch verunreinigt hatte, und war nicht im mindesten zornig mit ihm. Daraufhin nahm der Zorn die Gestalt einer Brahmanin an und zeigte sich dem Rishi. Sie wußte, daß sie von Jamadagni besiegt worden war und sprach zu ihm:
Oh Bester der Bhrigus, ich wurde von dir besiegt. Dabei gibt es ein Gerücht unter den Menschen, daß die Bhrigus jähzornig sind. Ich finde, das Gerücht ist falsch, denn du hast mich besiegt. Du hast eine mächtige Seele und kannst vergeben. Nun stehe ich vor dir und verdiene deine Herrschaft. Oh Gerechter, ich fürchte deine Buße. Sei mir gnädig, oh tugendhafter Rishi.

Jamadagni erwiderte:
Ich habe dich in deiner verkörperten Form geschaut, oh Zorn. Geh nur, wohin du willst, und sorge dich nicht. Du hast mich nicht gekränkt. Diese Milch habe ich für die höchst gesegneten Ahnen gemolken. Geh zu ihnen und finde heraus, was sie denken.

Angstvoll verschwand der Zorn vor den Augen des Rishi, und wurde von den Ahnen verflucht, ein Mungo zu werden. Um seinen Fluch irgendwann zu beenden, begann der Zorn, die Ahnen gnädig zu stimmen. Darauf antworteten sie: „Wenn du respektlos zu Dharma selbst sprichst, dann wird dein Fluch enden.“ So wanderte er über die Erde von Opfer zu Opfer, von einem heiligen Ort zum nächsten, und tadelte überall die großen Opfer. Daher kam er auch zum Opfer von König Yudhishthira. Und indem er den Sohn von Dharma mit der Geschichte von der Gerste tadelte, wurde er vom Fluch befreit, denn Yudhishthira, Dharmas Sohn, ist Dharma selbst. Ja, deshalb geschah dieser Zwischenfall beim Opfer des hochbeseelten Königs. Und der Mungo verschwand vor unser aller Augen.

OM

Hier enden mit dem 92. Kapitel das Anugita Parva und das Ashvameda Parva im gesegneten Mahabharata.


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