Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 61 – Krishna erzählt von Abhimanyus Tod

Vaisampayana fuhr fort:
Krishna hatte in seinem Bericht nichts vom Tode Abhimanyus erwähnt. Seine Absicht war klar – er wollte nicht, daß sein Vater so etwas Schmerzhaftes hören muß und dann in Kummer und Trauer versinkt. Doch seine Schwester Subhadra bemerkte sofort, daß der Tod ihres Sohnes übergangen worden war und seufzte:
Oh erzähle auch vom Tode meines Sohnes, oh Krishna!

Um gleich darauf ohnmächtig niederzusinken. Als Vasudeva seine Tochter am Boden liegen sah, überkam ihn so heftiges Weh, daß auch er zu Boden fiel. Als er wieder zu sich kam, sprach er völlig verzweifelt zu Krishna:
Oh Lotusäugiger, du bist auf Erden für deine wahrhafte Rede bekannt. Warum hast du mir nichts vom Tode meines Lieblings erzählt? Oh Gerechter, erzähl mir alles über seinen Tod. Er hatte Augen wie du, wie konnte er nur vom Feind überwältigt werden? Ach, mein Herz zerbricht nicht in hundert Stücke, denn es scheint, daß Menschen erst sterben, wenn ihre Stunde gekommen ist. Was waren seine Worte im Augenblick des Todes? Rief er seine Mutter? Sprach mein Liebling mit den wachen Augen etwa zu mir? Ich hoffe, er fiel nicht, während er dem Feind den Rücken kehrte und sich vom Kampf zurückzog. Ich hoffe auch, sein Gesicht wurde nicht mutlos im Kampf. Oh Krishna, er verfügte über gewaltige Energie. Aus jugendlichem Übermut prahlte der Held oft vor mir mit seiner Geschicklichkeit im Kampf. Ich hoffe, der Junge liegt nicht auf dem Schlachtfeld, weil Drona, Karna, Kripa und die anderen betrügerisch kämpften. Sag es mir. Dieser Sohn meiner Tochter forderte sogar Bhishma und den schrecklichen Krieger Karna heraus.

Und Krishna sprach zu seinem weinenden und klagenden Vater, selbst noch bewegter, als jener es war:
Sein Gesicht war niemals verzagt, wenn er kämpfte. So heftig die Schlacht auch wogte, er wandte ihr niemals den Rücken zu. Nachdem er hunderte und tausende Könige geschlagen hatte, wurde er von Drona und Karna in Bedrängnis gebracht und unterlag schließlich dem Sohn von Dushasana. Wäre er Mann gegen Mann angegriffen worden, oh Herr, hätte ihn nicht einmal Indra besiegen können. Sein Vater Arjuna war von der Hauptschlacht abgezogen worden und kämpfte gegen die Samsaptakas, als Abhimanyu von den Truppen Dronas eingeschlossen wurde. Tapfer und siegend hielt er lange die Stellung, bis er dem Sohn Dushasanas unterlag. Oh, es gibt keinen Zweifel, daß er zum Himmel aufstieg. So wirf deinen Kummer ab, oh Kluger. Wer ein klares Verständnis hat, schmachtet bei keinem Elend dahin. Dein Liebling konnte Drona und Karna im Kampf entgegentreten, die allesamt dem Indra an Heldenmut glichen. Warum sollte er nicht in den Himmel kommen? Oh du Unbesiegter, laß ab von deiner Trauer, und laß dich nicht von Wut hinreißen. Der Held gelangte sicher an das geheiligte Ziel, welches der Tod durch scharfe Waffen bringt. Nach dem Tod des Helden weinte und klagte meine Schwester Subhadra laut und heftig. Zu Kunti und Draupadi rief sie: „Wo sind alle unsere Söhne? Ich möchte sie sehen!“ Alle Kaurava Damen trösteten sie weinend und umarmten sie. Zu ihrer Schwiegertochter Uttara sprach sie: „Mein Mädchen, wo ist dein Ehemann? Wenn du ihn siehst, sag mir gleich Bescheid! Weh, Tochter von Virata, wenn er sonst meine Stimme hörte, dann kam er immer sofort aus seinem Gemach. Warum kommt er heute nicht? Ach, deine Onkel (die Pandavas), diese mächtigen Wagenkrieger, sind alle noch am Leben. Sie segneten dich immer, wenn sie sahen, wie du dich zum Kampf gerüstet hast. So erzähle mir doch auch heute, was alles geschah, oh Feindebezwinger. Doch warum antwortest du mir nicht, wo ich so bitterlich weine?“ Langsam, tief seufzend und selbst weinend sprach Kunti zu ihr: „Oh Subhadra, obwohl ihn Krishna, Satyaki und sein eigener Vater beschützten, starb dein jugendlicher Sohn dennoch in der Schlacht. Das war das Werk der Zeit. Ach, Tochter aus dem Yadu Geschlecht, sterblich war dein Sohn. So weine nicht. Er war tapfer und erreichte sicherlich das höchste Ziel. Du bist als Kshatriya Dame hochgeboren, so klage nicht, du mit den wachen Blicken und den Augen wie Lotusblüten. Schau lieber auf Uttara, die von Abhimanyu empfangen hat. Überlaß dich nicht der Sorge, oh gesegnete Dame. Das glückliche Mädchen wird dem Helden bald ein Kind gebären.“ So besänftigte die erfahrene Kunti meine Schwester, bereitete mit Erlaubnis von König Yudhishthira, Bhima und den Zwillingen die Begräbnisriten für Abhimanyu vor und beschenkte auch viele Brahmanen mit prächtigen Kühen. Und nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, sprach Kunti zu Uttara: „Oh makellose Tochter, übergib dich nicht der Trauer. Beschütz das Kind in deinem Leib zum Wohle deines Ehemannes, oh du mit den runden Hüften.“ Mit Kuntis Erlaubnis habe ich Subhadra mitgebracht. Und das war alles, was geschah, oh Segenspender, als dein Liebling dem Tod begegnete. So wirf deinen Kummer ab, oh Tapferer. Verliere dein Herz nicht an die Trauer.


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