Pushpak Mahabharata Buch 14Zurück WeiterNews

Kapitel 45 – Brahma über das Rad des Lebens

Brahma sprach:
Das Rad des Lebens dreht sich immerfort. Die Intelligenz dient ihm als Kraft, das Denken als tragende Achse, die Sinne als Speichen, die Elemente als Nabe und das Heim (Haus, Gatte, Kinder) als Radkranz. Es wird von Altersschwäche und Kummer überwältigt, und bewegt sich durch Krankheiten und Elend. Es dreht sich gemäß Zeit und Ort, und lärmt unter Mühe und Anstrengung. Tag und Nacht sind eine Umdrehung, und Hitze und Kälte zermürben es. Vergnügen und Schmerz sind die Gelenke und Hunger und Durst die eingeschlagenen Nägel. Sonne und Schatten bilden seine Spur, und es ruht keinen Augenblick. Rings um das Rad wabern die schrecklichen Wasser der Illusion. Und während es sich immerzu dreht, mangelt es ihm an wahrer Erkenntnis. Man kann es in Monaten und Halbmonaten bemessen, und es wandelt beständig seine Gestalt, wenn es durch die Welten rollt. Buße und Gelübde wirken wie (bremsender) Schlamm, doch die Leidenschaft treibt es kraftvoll voran. Vom großen Ichbewußtsein wird es erleuchtet, und die drei Qualitäten erhalten es. Enttäuschte Hoffnung bindet und hält es zusammen, und so dreht es sich inmitten von Kummer und Zerstörung. Es verfügt über Handlungen und deren Instrumente, ist groß und wird von Anhaftung noch vergrößert. Habgier und Verlangen lassen es unregelmäßig rumpeln, und vielfältige Unwissenheit macht es stark. Furcht und Illusion stehen ihm hilfreich zur Seite, und gleichzeitig ist es die Ursache für die Täuschung aller Wesen. Es rollt auf Freude und Vergnügen zu, und wird von Begehren und Zorn getrieben. Es setzt sich aus allen Arten von Entitäten zusammen, mit Mahat (der universalen Intelligenz) beginnend und mit den groben Elementen endend. Mit unablässiger Schöpfung und Vernichtung kann es beschrieben werden, dabei ist es so schnell wie der Geist und hat die Gedanken als Begrenzung. Dieses Rad des Lebens, das eng mit der Idee von Gegensätzen verbunden ist und keine wahre Erkenntnis hat, sollte man überwinden und die unsterbliche Welt in sich zum Erwachen bringen. Der Mensch, der die Bewegung und das Anhalten dieses Rades wahrhaft erkennt, den sieht man unter allen Geschöpfen nie verblendet. Er ist von allen Vermutungen und gegensätzlichen Paaren befreit, von allen Sünden erlöst und erlangt das höchste Ziel.

Über das Leben als Hausvater

Der Hausvater ist von allen Lebensarten (Brahmacharin, Hausvater, Waldeinsiedler, besitzloser Bettler) die Grundlage. Welche Regeln einem in dieser Welt auch gegeben werden, das Befolgen der Regeln ist segensreich und wird hoch gelobt. (Als Brahmacharin) wird man zuerst durch Zeremonien gereinigt, dann befolgt man Gelübde, welche der jeweiligen Geburt und dem vedischen Verständnis des Schülers entsprechen, und kehrt anschließend ins Hausleben zurück. Seiner Anvermählten treulich zugetan, sich dem Betragen der Guten widmend, mit gezügelten Sinnen und voller Vertrauen sollte man dieser Welt die fünf Opfer darbringen. Wer nur ißt, was übrigbleibt, nachdem Götter und Gäste gespeist wurden, wer sich den vedischen Riten widmet, wer Opfer und Gaben nach seinen Möglichkeiten ausübt, wer der Enthaltsamkeit hingegeben ist und Hände, Füße, Augen und Zunge angemessen zügelt, der kommt unter den Einfluß des Guten. Man sollte immer die heilige Schnur und saubere Kleidung tragen, reine Gelübde befolgen, sich mit den guten Menschen vereinen, Geschenke verteilen und Selbstbeherrschung üben. Man sollte die Wollust beherrschen und auch den Appetit, universales Mitgefühl üben, und einem Betragen folgen, welches heilsam ist. Man sollte den Bambusstab bei sich führen und einen gefüllten Wasserkrug. Hat man studiert, kann man lehren. Und hat man selbst Opfer ausgeführt, kann man anderen beim Opfer helfen. Und immer sollte man geben, als ob man sich selbst beschenken würde. Ja, diese sechs Handlungen sollten immer befolgt werden. Wisset, daß es drei von diesen Handlungen sind, welche das Leben eines Brahmanen charakterisieren, nämlich Schüler lehren, bei Opfern anderer amtieren und das Annehmen von reinen Gaben (was das Leben erhält). Die anderen drei Taten, nämlich Gaben verteilen, studieren und opfern gewähren noch zusätzlichen Verdienst. Das Befolgen von Gelübden, Selbstzügelung, allumfassendes Mitgefühl und Vergebung und auf alle Wesen mit gleichen Augen schauen – wer dies übt, ist mit den Lebensaufgaben wohlbekannt und mißachtet keine dieser Taten. Der gelehrte Brahmane mit reinem Herzen, der ein Hausleben führt und dabei strenge Enthaltsamkeit übt, hingegeben ist und doch alle Pflichten nach besten Kräften befolgt, der wird mit dem Himmel belohnt.


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