Pushpak Mahabharata Buch 13Zurück WeiterNews

Kapitel 19 - Die Frage nach dem Sinn der Ehe

Yudhishthira sprach:
Oh Führer der Bharatas, ich frage dich, warum man in einer Ehe davon spricht, gemeinsam dem Dharma zu folgen? Spricht man davon nur aus Rücksicht auf die Lehren der alten Rishis oder bezüglich der Nachkommenschaft entsprechend den gesellschaftlichen Pflichten? Oder geht es um die körperlichen Genüsse, die man bei einer solchen Vereinigung erwartet? Groß ist mein Zweifel darüber. Ich denke, daß die Lehren der alten Weisen im Gegensatz zu den natürlichen Impulsen beider Geschlechter stehen. Das, was diese Welt eine Ehe nennt, um die gemeinsamen Aufgaben (das Dharma) zu erfüllen, endet mit dem Tod, und eine Fortsetzung kann ich nirgends sehen. Die sexuelle Vereinigung verspricht den Himmel. Aber den Himmel, oh Großvater, erreicht man nur durch den Tod. Bei Ehepaaren sieht man gewöhnlich, daß sie nicht gemeinsam sterben. Was geschieht mit dem Zurückbleibenden? Das erkläre mir. Die Menschen gelangen in verschiedene Bereiche des Himmels, indem sie verschiedene Werke vollbringen und sich in verschiedenen Berufen betätigen. Unterschiedlich sind auch die Höllen, in welche die Menschen aufgrund ihrer jeweiligen Taten sinken. Insbesondere sind Frauen, so haben die Rishis erklärt, in ihrem Verhalten unwahrhaft. Wenn die Menschen so sind, und vor allem die Frauen so beschrieben werden, wie, oh Herr, kann eine wahre Verbindung zwischen den Geschlechtern bestehen, um das Dharma der Ehe gemeinsam zu erfüllen? Sogar in den Veden kann man lesen, daß die weiblichen Wesen unwahrhaft sind. Das Wort „Dharma“ scheint mir in den Veden für eine allgemeine Anwendung geprägt zu sein. Die Verwendung dieses Wortes bezüglich der Eheriten ist wohl nicht korrekt, sondern nur eine Redewendung ohne echten Grund. Das Thema erscheint mir unklar, obwohl ich unaufhörlich darüber nachdenke. Oh Großvater, oh Weisheitsvoller, mögest du mich nach den heiligen Schriften ausführlich dazu belehren. Wahrlich, erkläre mir dieses Wesen und woher es kommt.

Bhishma sprach:
Diesbezüglich wird eine alte Geschichte über ein Gespräch zwischen Ashtavakra und der Dame Disha erzählt. Einst bat Ashtavakra mit der strengen Entsagung den hochbeseelten Rishi Vadanya um seine Tochter zwecks einer Ehe. Die junge Dame hieß Suprabha und war auf Erden an Schönheit konkurrenzlos. Und auch an Tugend, Würde, Verhalten und Manieren war sie höher als alle anderen Mädchen. Auf den ersten Blick hatte das Mädchen mit den schönen Augen sein Herz erobert, wie ein entzückender Garten voller Blüten im Frühling das Herz eines Betrachters raubt. Und der Rishi sprach zu Ashtavakra nach seiner Bitte:
Ja, ich werde dir meine Tochter geben. Doch höre mich an. Unternimm zuerst eine Reise in den heiligen Norden, wo du viele wunderbare Dinge erfahren wirst!

Darauf fragte Ashtavakra:
Sage mir, was ich in dieser Region suchen soll? Wahrlich ich bin bereit, alles zu tun, was du mir gebietest.

Und Vadanya antwortete:
Nachdem du das Reich von Kuvera, dem Herrn der Schätze, hinter dir gelassen hast, mußt du den Himavat überqueren. Dann wirst du eine Hochebene sehen, wo Rudra wohnt. Hier leben die Siddhas und Charanas. Überall trifft man dort das Gefolge von Mahadeva, voller Übermut, dem Tanzen hingegeben und in verschiedensten Gestalten. Hier wohnen auch zahllose Gespenster mit vielen Formen, Farben und Düften, die mit freudigem Herzen zur Musik von unterschiedlichsten Instrumenten tanzen. Wahrlich, dieser entzückende Ort in den Bergen ist die bevorzugte Heimstatt von Mahadeva, inmitten seiner wildtanzenden Geisterwesen. Man sagt, daß dieser Gott mit seinem Gefolge dort stets anwesend ist. Hier war es auch, wo die Göttin Uma die strengste Entsagung für den dreiäugigen Gott übte. So heißt es, daß dieser Ort sowohl von Mahadeva als auch von Uma geliebt wird. Im Laufe der Zeit wurde Mahadeva hier von den verkörperten Jahreszeiten, der Brahmanacht, vielen Göttern, Dämonen und Menschen verehrt. Auch diesen Bereich sollst du auf deiner Reise nach Norden durchqueren. Dann wirst du einen schönen und bezaubernden Wald sehen, der in einem blauen Farbton wie eine Wolkenmasse erscheint. Dort wirst du eine wunderschöne Asketin finden, die so herrlich wie Shri persönlich erstrahlt. Sie ist altehrwürdig, hoch gesegnet und trägt den Namen Disha. Wenn du sie siehst, dann verehre sie ordnungsgemäß. Danach kehre hierher zurück, um die Hand meiner Tochter zu empfangen. Falls du mit dieser Bedingung einverstanden bist, dann beginne sogleich die Reise, wie ich sie dir beschrieben habe.

Und Ashtavakra sprach:
So sei es! Ich werde deinem Gebot folgen. Wahrlich, ich werde diese Region besuchen, von der du, oh Rechtschaffener, gesprochen hast. Und wahrhaftig wie du bist, wirst du dein Wort halten, wenn ich zurückkehre.

Bhishma fuhr fort:
So brach der berühmte Ashtavakra zu seiner Reise auf. Er ging immer weiter nach Norden und erreichte schließlich das Himavat Gebirge, das von den Siddhas und Charanas bevölkert ist. Und im Himavat angekommen, erblickte dieser Erste der Brahmanen den heiligen Strom Vahuda, dessen Wasser höchst verdienstvoll ist. Er badete in einer der entzückenden Tirthas dieses Flusses, der von allem Schlamm frei war, und befriedigte die Götter mit der Opfergabe des Wassers. Und nachdem seine Waschungen beendet waren, breitete er ein Bündel Kusha Gras aus und legte sich bequem nieder, um etwas auszuruhen. So verbrachte er die Nacht, und im Morgengrauen erhob sich der Brahmane, führte wieder seine Waschungen im heiligen Wasser der Vahuda durch, entzündete sein Homa Feuer und verehrte es mit vielen vorzüglichen vedischen Mantras. Danach verehrte er mit den rechten Riten sowohl Rudra als auch seine Gattin Uma und ruhte dann noch einige Zeit an den Ufern der Vahuda. Erfrischt und ausgeruht setzte er seine Reise fort und begab sich zum Berg Kailash. Dort erblickte er das goldene Tor, das in seinem Glanz voller Schönheit erstrahlte. Er sah auch den heiligen Strom Mandakini und den See Nalini des hochbeseelten Kuvera, dem Herrn der Schätze. Angesichts des Rishis kamen sogleich alle Rakshasas mit Manibhadra an ihrer Spitze, die hier den heiligen See beschützen, der voll schönster Lotusblumen ist, und zeigten sich dem berühmten Reisenden, um ihn zu begrüßen und zu ehren. Im Gegenzug verehrte der Rishi auch die Rakshasas mit der furchterregenden Kraft und bat sie sogleich, dem Herrn der Schätze seine Ankunft zu melden. Doch auf diese Bitte hin, oh König, sprachen die Rakshasas zu ihm:
Ohne auf unsere Nachricht zu warten, kommt König Kuvera von selbst zu dir. Der berühmte Herr der Schätze kennt das Ziel deiner Reise. Schau ihn dort, den gesegneten Meister, wie er in seiner Energie auflodert.

Daraufhin näherte sich König Kuvera dem makellosen Ashtavakra und befragte ihn ordnungsgemäß nach seinem Wohlergehen. Und nach den üblichen Fragen der Höflichkeit sprach der Herr der Schätze zum zweifachgeborenen Rishi:
Sei willkommen hier! Sage mir, was du aus meinen Händen wünschst. Ich werde dir, oh Zweifachgeborener, alles erfüllen, was du von mir begehrst. Betrete meine Wohnstätte wie es dir beliebt, oh Erster der Brahmanen. Und wurdest du von mir gebührend unterhalten, und sind alle deine Wünsche erfüllt, dann mögest du ohne irgendwelche Hindernisse deinen Weg fortsetzen.

So sprach Kuvera, nahm die Hand des Ersten der Brahmanen und führte ihn in seinen Palast. Dort bot er ihm seinen eigenen Sitz an, sowie das Wasser zum Waschen der Füße und die üblichen Gastgeschenke. Nachdem die beiden ihre Plätze eingenommen hatten, setzten sich auch all die anderen Yakshas des Kuvera, die von Manibhadra angeführt wurden, sowie viele Gandharvas und Kinnaras. Und als alle bequem saßen, sprach der Herr der Schätze:
Zu deinem Vergnügen werden die verschiedenen Stämme der Apsaras ihren Tanz beginnen. Es ist angemessen, daß ich dich voller Gastfreundschaft und mit den rechten Diensten unterhalte.

So angesprochen, antwortete der Asket Ashtavakra mit freundlicher Stimme: „So möge der Tanz beginnen!“ Daraufhin erschienen Urvara, Misrakesi, Rambha, Urvasi, Alambusha, Ghritachi, Chitra, Chitrangada, Ruchi, Manohara, Sukesi, Sumukhi, Hasini, Prabha, Vidyuta, Prasami, Danta, Vidyota, Rati und viele andere schöne Apsaras und begannen zu tanzen. Die Gandharvas spielten auf ihren verschiedenen Musikinstrumenten, und so verbrachte der Rishi Ashtavakra mit der strengen Entsagung bei angenehmster Unterhaltung ein volles himmlisches Jahr im Palast von König Kuvera, ohne es zu bemerken. Danach sprach König Kuvera zum Rishi:
Oh gelehrter Brahmane, schau nur, schon mehr als ein Jahr ist seit deiner Ankunft hier vergangen. Diese Musik und der Tanz, besonders von den Gandharvas und Apsaras, stehlen das Herz (und die Zeit). So handle nun, wie du es wünschst, oder laß das Vergnügen weitergehen. Du bist mein Gast und deshalb der Verehrung würdig. Das ist mein Palast, der dir zu Diensten steht. Wir sind dir alle ergeben.

So angesprochen vom König, antwortete der berühmte Ashtavakra mit zufriedenem Herzen:
Ich wurde vorzüglich geehrt von dir. Doch jetzt wünsche ich zu gehen, oh Herr der Schätze. Wahrlich, ich bin höchst zufrieden. Das alles ist deiner würdig, oh Herr der Schätze. Durch deine Gnade, oh Ruhmreicher, und entsprechend den Geboten des hochbeseelten Rishi Vadanya, werde ich jetzt das Ziel meiner Reise weiter verfolgen. Mögen Wachstum und Wohlstand mit dir sein!

Mit diesen Worten verließ der berühmte Rishi die Wohnstätte von Kuvera und ging weiter nach Norden. Er passierte den Kailash, den Mandara und auch die goldenen Berge. Und hinter diesen hohen und großen Bergen befindet sich der ausgezeichnete Ort, wo Mahadeva, gekleidet als ein bescheidener Asket, seinen Wohnsitz genommen hat. Er umrundete diese heilige Stätte mit konzentriertem Geist und verehrungsvoll geneigtem Kopf. Immer wieder warf er sich nieder und betrachtete sich als höchst gesegnet, weil er diesen heiligen Ort schauen durfte, der die Wohnstätte von Mahadeva ist. Und nachdem er den Berg dreimal umrundet hatte, ging der Rishi mit freudigem Herzen in Richtung Norden weiter. Bald erblickte er einen höchst entzückenden Wald, der mit den Blüten und Früchten jeder Jahreszeit geschmückt war und vom Gesang tausender geflügelter Wesen erschallte. Hier gab es viele malerische Lichtungen und bezaubernde Einsiedeleien. Der Rishi sah goldene Berge voller Edelsteine in verschiedensten Farben und zu ihren Füßen viele Seen und Quellen. Alles, was er erblickte, war äußerst entzückend, und der Geist des Rishis mit der gereinigten Seele erfüllte sich mit Heiterkeit. Dann sah er einen schönen Palast, der mit Gold und vielfältigen Juwelen geschmückt war. Von wunderbarster Gestaltung, übertraf er in jeder Hinsicht sogar den Palast von Kuvera. Um ihn herum waren viele Hügel und Berge aus Juwelen und Edelsteinen. Man sah unzählige schöne Wagen, und überall häufte sich der Reichtum an diesem Ort. Der Rishi erblickte dort auch den heiligen Strom der Mandakini, auf dessen Wasser zahllose Mandara Blüten schwammen. Der Boden war überall mit strahlenden Edelsteinen und Diamanten verschiedenster Arten geschmückt. Der Palast enthielt viele Räume, und alles war mit Bögen aus unterschiedlichen Steinen verschönert. Die Räume selbst waren mit Netzen aus Perlen, Gold, Juwelen und Edelsteinen geschmückt. Überall sah man schöne Dinge, die Herz und Auge gefangennahmen. Die Umgebung von diesem entzückenden Ort wurde von zahlreichen Rishis bewohnt. Und angesichts dieser schönen Sehenswürdigkeiten rundherum, begann der Rishi nachzudenken, wo er seine Unterkunft nehmen sollte. So ging er zum Tor des Palastes und sprach:
Mögen die Bewohner dieses Hauses wissen, daß ein Gast gekommen ist!

Die Stimme des Rishis hörend, kamen sogleich mehrere Jungfrauen aus dem Palast heraus. Es waren sieben an der Zahl, oh König, und jede war auf ihre Weise äußerst schön und bezaubernd. Und jede dieser Jungfrauen, die der Rishi betrachtete, stahl sogleich sein Herz. Der Weise konnte auch mit ganzer Anstrengung seinen Geist nicht mehr kontrollieren. Wahrlich, beim Anblick dieser Jungfrauen voller Schönheit verlor er sein Herz und seine ganze innere Stille. Als er sich unter solchen Einflüssen erkannte, nahm der Rishi Zuflucht zur großen Weisheit und konnte sich schließlich mit viel Mühe beherrschen. Und die jungen Damen sprachen zum Rishi: „Möge der Ruhmreiche eintreten.“ So betrat der Zweifachgeborene mit Neugier und Respekt vor den äußerst schönen jungen Damen diesen Palast, wie es ihm angeboten wurde. Und im Inneren der Wohnstätte erblickte er eine Dame, die bereits vom Alter gezeichnet, in weiße Roben gehüllt und mit vielfältigen Ornamenten geschmückt war. Der Rishi segnete sie und sprach: „Möge dir Gutes geschehen!“ Die alte Dame erwiderte seine guten Wünsche, erhob sich und bot dem Rishi einen Sitz an. Und nachdem er seinen Platz eingenommen hatte, sprach Ashtavakra:
Mögen nun alle Damen nach Hause gehen. Es sollen nur jene hierbleiben, die voller Weisheit sind und die Stille des Herzens haben. Wahrlich, alle anderen sollen gehen, wohin es ihnen beliebt.

So angesprochen, umrundeten die jungen Damen den Rishi und verließen den Raum. Nur die alte Dame blieb zurück. Und während ihres Gesprächs neigte sich der Tag dem Ende zu, und die Nacht kam. Der Rishi, der auf einem prachtvollen Bett saß, sprach daraufhin zur alten Dame:
Oh gesegnete Dame, die Nacht wird tiefer. Du solltest schlafen gehen.

So fand ihr Gespräch ein Ende, und die alte Dame legte sich ebenfalls in ein prächtiges Bett nieder. Doch bald erhob sie sich wieder, tat so, als würde sie vor Kälte zittern, und ging zum Bett des Rishi. Der berühmte Ashtavakra begrüßte sie mit Höflichkeit, und die Dame streckte ihre Arme aus und umarmte ihn zärtlich, oh Erster aller Männer. Als der Rishi jedoch völlig unbewegt und ebenso leblos blieb, wie ein Stück Holz, da wurde sie ganz traurig und sprach zu ihm:
Es gibt kein größeres Vergnügen, als das, was auf Kama (der Liebe) beruht und Frauen von einem Mann empfangen können. Ich stehe jetzt unter dem Einfluß von Kama, dem Liebesgott. Deshalb nähere ich mich dir. Du solltest mir entgegenkommen. Sei freundlich, oh gelehrter Rishi, und vereinige dich mit mir. Umarme mich, oh Weiser, denn ich begehre dich sehr. Oh Rechtschaffener, diese Vereinigung mit mir ist der ausgezeichnete und wünschenswerte Lohn jener strengen Entsagung, die du gelebt hast. Mit dem ersten Blick war ich bereit, mich dir zu nähern. So sei mir gewogen. All dieser Reichtum und alles Wertvolle, was du hier siehst, gehören mir. Wahrlich, du sollst der Herr von all dem werden, wie auch von mir und meinem Herzen. Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen. Deshalb vergnüge dich mit mir in diesem entzückenden Wald, oh Brahmane, der jeden Wunsch gewähren kann. Ich werde dir in allem folgen, und du kannst dich an mir nach Belieben erfreuen. Alle Freuden, seien sie menschlich oder himmlisch, können wir gemeinsam genießen. Es gibt für Frauen kein angenehmeres Vergnügen. Wahrlich, die Vereinigung mit einem Mann ist für Frauen die köstlichste Frucht des Glücks, die wir ernten können. Vom Gott der Liebe gedrängt, werden Frauen sehr unbeherrscht. In solchen Zeiten fühlen sie keinen Schmerz, selbst wenn sie durch den brennenden Sand einer Wüste laufen.

Doch Ashtavakra sprach:
Oh gesegnete Dame, ich nähere mich niemals einer fremden Ehefrau. Solcher Ehebruch wird von allen verurteilt, die mit den heiligen Schriften über die Tugend bekannt sind. Eine solche Art des Vergnügens ist mir völlig fremd. Oh gesegnete Dame, wisse, daß ich eine Ehe nur wünsche, um Nachkommenschaft zu erhalten. Das schwöre ich bei der Wahrheit selbst. Mit Hilfe von rechtmäßiger Nachkommenschaft werde ich zu jenen Bereichen der Glückseligkeit gehen, die ohne solche Hilfe nicht erreicht werden können. Oh gute Dame, erkenne, was mit der Tugend im Einklang ist, und zügle solche Begierden.

Da entgegnete die Dame:
Die großen Götter von Wind, Feuer und Wasser oder andere Himmlische, oh Zweifachgeborener, sind für Frauen alle nicht so angenehm wie der Gott der Liebe. Wahrlich Frauen lieben die sexuelle Vereinigung. Unter tausend oder sogar hunderttausend Frauen kann man vielleicht eine finden, die ihrem Ehemann wirklich treu ist. Wenn sie unter den Einfluß der Begierde kommt, sorgt sie sich nicht um Familie, Vater, Mutter, Bruder, Ehemann, Schwager oder Söhne. Wahrlich, auf der Suche nach dem, was Glück verspricht, zerstören sie ihre eigenen Familien, wie viele königliche Flüsse ihre eigenen Ufer auswaschen, die sie begrenzen. Der Schöpfer selbst hat dies verkündet und damit die Makel der Weiblichkeit aufgezeigt.

Doch der Rishi sprach standhaft angesichts der Unvollkommenheit der Frauen zur Dame:
Hör bitte auf, solche Worte an mich zu richten. Aus der Begierde entsteht Leidenschaft (und Leiden). Sage mir, was ich sonst für dich tun kann.

Darauf sprach die Dame:
Oh Ruhmreicher, du sollst gemäß Zeit und Ort erkennen, was ich Angenehmes zu geben habe. Lebe hier nur einige Zeit, oh höchst Gesegneter, dann werde ich mich als reich belohnt erachten.

So angesprochen von ihr, oh Yudhishthira, brachte der zweifachgeborene Rishi sein Mitgefühl zum Ausdruck und antwortete:
Wahrlich, ich werde mit dir an diesem Ort wohnen, solange ich es für gut erachte.

Dann betrachtete der Rishi die vom Alter gequälte Dame und begann, ernsthaft über diese Sache nachzudenken. Doch er schien durch diese Gedanken gefoltert zu werden. Die Augen des Ersten der Brahmanen konnten keinerlei Entzücken finden, wohin er sie auch auf diese Dame richtete. Im Gegenteil seine Blicke wehrten sich gegen die Häßlichkeit, der sonst an Frauen so anziehenden Körperteile. Und er überlegte:
Diese Dame ist sicherlich die Göttin dieses Palastes. Wurde sie vielleicht durch einen Fluch so häßlich gestaltet? Ich sollte die Ursache dafür mit Geduld ergründen.

So dachte er im Inneren seines Herzens und bestrebt, den Grund zu erfahren, verbrachte der Rishi besorgt den Rest der Nacht und den kommenden Tag. Dann sprach die Dame zu ihm:
Oh Ruhmreicher, schau nur, wie die Sonne die abendlichen Wolken rot färbt. Womit kann ich dir dienen?

Und der Rishi antwortete:
Bring mir Wasser für meine Waschungen. Gereinigt werde ich dann mit gezügelten Sinnen und Gedanken meine Abendgebete sprechen.


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