Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 310 - Der Weg zum Heil

Bhishma sprach:
Eines Tages geschah es, daß ein anderer König aus dem Stamm von Janaka, als er in den unbewohnten Wälder einen Hirsch verfolgte, einem hohen Brahmanen aus der Linie des Bhrigu begegnete. König Vasuman verneigte sich tief vor dem Rishi, der zufrieden saß, nahm einen Platz in seiner Nähe ein und befragte ihn mit seiner Erlaubnis:
Oh Heiliger, was bringt das höchste Heil in dieser Welt und der jenseitigen für einen Menschen, der einen vergänglichen Körper hat und ein Sklave seiner Wünsche ist?

Gebührend verehrt und befragt vom König, antwortete der hochbeseelte Rishi voll asketischen Verdienstes mit wohlwollenden Worten:
Wenn du in dieser und der kommenden Welt dein geistiges Heil wünschst, dann zügle deine Sinne und entsage allen Taten, welche andere Wesen schädigen. Gerechtigkeit ist das Heil für alle Guten. Gerechtigkeit ist die Zuflucht aller Tugendhaften. Gerechtigkeit (Dharma) durchdringt alle drei Welten mit ihren belebten und unbelebten Geschöpfen. Oh König, der du eifrig begehrst, alle angenehmen Dinge zu genießen, wie kommt es, daß du trotz all dieser vielen Dinge noch unbefriedigt bist? Du siehst nur den Honig, oh Unwissender, und bist blind für den drohenden Fall (vom Baum). Wie jemand, der die Früchte des Wissens sucht, sich um Wissen bemühen muß, so muß jeder, der das Verdienst der Gerechtigkeit sucht, sich um Gerechtigkeit bemühen. Für einen sündhaften Menschen jedoch, der sich allein wegen des Verdienstes um eine tugendhafte und reine Tat bemüht, wird jedes Werk scheitern. Wenn sich dagegen ein guter Mensch im Streben nach Tugend der Wohltätigkeit widmet, kann er sogar die schwierigsten Leistungen volbringen. Wer im Inneren ein Stadtmensch ist und den Wohlstand der Städte genießt, der bleibt ein Stadtmensch, auch wenn er in der Waldeinsamkeit wohnt. Wer dagegen im inneren ein Einsiedler ist und sich an der Glückseligkeit der Einsamkeit erfreut, der bleibt ein Einsiedler, selbst wenn er in der Stadt wohnt. So sei der Gerechtigkeit in Gedanken, Worten und Taten gewidmet und betrachte tiefgründig Verdienst und Sünde im Handeln und Nichthandeln. Erkenne in jedem Moment die Erfordernisse von Ort und Zeit und beschenke, gereinigt durch Gelübde und Riten, voller Wohlwollen die Rechtschaffenen mit reichen Gaben. Erwirb Reichtum durch rechtschaffene Mittel und gib denen, die dafür würdig sind. Beim Geben soll man allen Zorn lassen, und nach dem Geben soll man alle Reue meiden sowie jegliche Prahlerei. Ein hochgeborener Brahmane, der voller Mitgefühl und Wahrhaftigkeit ist, gilt als ein würdiger Empfänger von Gaben. Eine Person wird hochgeboren genannt, wenn er von einer Mutter geboren wurde, die nur einen Mann hat und derselben Kaste angehört wie ihr Mann. Wahrlich, solch ein Brahmane, der in den drei Veden erfahren ist, im Rig, Yajur und Saman, der voller Weisheit seine sechs Aufgaben erfüllt (Opfern, Amtieren, Lernen, Lehren, Geben und Nehmen) ist wahrlich aller Geschenke würdig. Denn ob Gerechtigkeit zur Ungerechtigkeit oder Ungerechtigkeit zur Gerechtigkeit wird, hängt von der Motivation des Handelnden und von Ort und Zeit ab. Sünde ist wie der Schmutz am Körper. Mit wenig Anstrengung beseitigt man wenig Schmutz und mit viel Anstrengung entsprechend mehr. Wie erst nach innerer Reinigung die geklärte Butter eine heilsame Medizin wird, so sollte man sich zuerst von innerer Sünde reinigen und dann die Gerechtigkeit üben, die in der kommenden Welt zur Glückseligkeit führt.

Das Gute und Böse besteht im Denken der Wesen. Deswegen sollte das Denken vom Übelgesinnten zurückgezogen und dem Heilsamen zugewandt werden. Mit dieser guten Motivation sollte man stets die Aufgaben seiner Kaste verehren. Handle deshalb so, daß du Vertrauen in die Aufgaben deiner Kaste haben kannst. Oh Ungeduldiger, übe dich in Geduld! Oh Verblendeter, suche die Weisheit! Oh Unruhiger, such die innere Stille! Oh Unwissender, suche die Erkenntnis! Wer unter Rechtschaffenen lebt, kann durch seine Kraft die Mittel erwerben, die das Wohlergehen in dieser und der kommenden Welt fördern. Denn wahrlich, die Wurzel des Wohlergehens ist beständige Tugend. Der königliche Weise Mahabhisha fiel wegen seiner Unbeständigkeit aus dem Himmel (MHB 1.96), während Yayati, dessen himmlische Verdienste erschöpft waren, durch seine tugendhafte Beständigkeit die Bereiche der Glückseligkeit wiedergewinnen konnte (MHB 5.122). Auch du bist geboren, um große Weisheit zu erwerben und dein höchstes Heil zu finden, indem du mit Tugendhaften und Weisen voller asketischen Verdienstes verkehrst.

Bhishma fuhr fort:
Nachdem König Vasuman mit guter Gesinnung diese Worte des Weisen gehört hatte, zügelte er seine Sinne in ihrem Begehren und richtete seinen Geist auf die Gerechtigkeit und Tugend.


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