Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 297 - Parasara über den Weg zum Heil

Janaka fragte:
Woher, oh großer Rishi, entsteht dieser Unterschied der Färbung unter den Menschen, die den verschiedenen Kasten angehören? Das wünsche ich zu erfahren. Belehre mich darüber, oh Erster der Weisen. Die heiligen Schriften sagen, daß die Nachkommenschaft, die man zeugt, sein eigenes Selbst ist. So müßten doch alle Bewohner der Erde Brahmanen sein, weil sie doch ursprünglich von Brahma abstammen. Und wenn alle von Brahma abstammen, warum unterscheiden sich die Menschen so sehr in ihren Verhaltensweisen?

Parasara sprach:
Es ist, wie du sagst, oh König, jegliche Nachkommenschaft ist niemand anderes als der Urschöpfer selbst. Doch aufgrund des Abfallens von der Entsagung (bzw. Reinheit) entstand diese Verteilung in Klassen mit verschiedenen Färbungen. Wenn Boden und Samen vollkommen sind, ist auch die Nachkommenschaft vollkommen. Wenn sich jedoch Boden und Samen verändern und abnehmen, wird auch die Nachkommenschaft unterschiedlich und entsprechend schwächer sein. Wer die überlieferten Schriften kennt, der weiß, daß damals, als der Herr aller Wesen sich entschloß, die Welten zu erschaffen, einige Geschöpfe aus seinem Mund, einigen von seinen Armen, einige von seinen Schenkeln und einige von seinen Füßen entstanden. Die aus seinem Mund kamen, oh Kind, wurden als Brahmanen bekannt. Die von seinen Armen wurden Kshatriyas genannt. Die von seinen Schenkeln wurden die wohlhabende Klasse der Vaisyas, und die von seinen Füßen kennen wir heute als die dienende Klasse der Shudras. So wurden, oh Monarch, allein diese vier Kasten der Menschen geschaffen. Alle anderen Klassen gelten als eine Mischung von diesen. Wie die Atirathas aus den Kshatriyas, so stammen die Ambashthas, Ugras, Vaidehas, Swapakas, Pukkasas (Sohn eines Nishadas und einer Shudra), Tenas, Nishadas, Sutas, Magadhas, Ayogas, Karanas, Vratyas und Chandalas alle von den vier ursprünglichen Kasten durch eine Vermischung untereinander ab, oh Monarch.

Kastenvermischung nach Manu

Janaka fragte:
Wenn alle von Brahma allein abstammen, woher kam die Ungleichheit der Menschen bezüglich ihrer Stämme? Oh Bester der Asketen, es gibt in dieser Welt eine unendliche Vielfalt der Stämme. Wie kann der Mensch durch Hingabe und Entsagung zum Stammvater werden, wenn sie alle den gleichen Ursprung haben? Denn wahrlich, ob einem reinen oder unreinen Mutterschoß entsprungen, alles ist Brahman.

Parasara sprach:
Oh König, das Dasein der Hochbeseelten, die ihr Innerstes durch Entsagung gereinigt haben, ist von ihrer niederen (irdischen) Geburt unabhängig. Wenn große Rishis, oh Monarch, in verschiedenen Mutterschößen Kinder zeugen, so vererben sie ihnen allein durch ihre asketische Macht den hohen Status der Rishis. Mein Großvater Vasishta, Rishyasringa, Kasyapa, Veda, Tandya, Kripa, Kakshivat, Kamatha und andere sowie Yavakrita und Drona, dieser Erste der Redner, sowie Ayu, Matanga, Datta, Drupada und Matsya - all diese Großen, oh Herrscher der Videhas, erhielten ihren hohen Rang auf dem Wege der Askese, Selbstzügelung und Erkenntnis. Ursprünglich gab es nur vier große Stämme, oh Monarch, nämlich Angiras, Kasyapa, Vasishta und Bhrigu. Doch aufgrund von besonderen Taten und Fähigkeiten entstanden mit der Zeit viele weitere Stämme, oh Herrscher der Menschen. Durch die Namen dieser Stämme wird der Ruhm ihrer Stammväter geehrt, und diese Namen werden von den Tugendhaften wohlbewahrt.

Janaka sprach:
Nenne mir, oh Heiliger, die besonderen Aufgaben der verschiedenen Kasten und ihre allgemeinen Pflichten, denn du bist in allem höchst erfahren.

Parasara sprach:
Gaben zu empfangen, das Amtieren in Opfern und das Unterrichten von Schülern sind, oh König, die speziellen Aufgaben der Brahmanen. Der Schutz aller anderen Kasten ist die Pflicht der Kshatriyas. Landwirtschaft, Viehzucht und Handel sind die Berufe der Vaisyas, während der Dienst für die (drei) Kasten der Zweifachgeborenen die Berufung der Shudras ist, oh König. Damit habe ich dir die speziellen Aufgaben der vier Kasten genannt, oh Monarch. Höre mich jetzt, oh Kind, wie ich von den allgemeinen Aufgaben aller vier Kasten spreche. Mitgefühl, Friedfertigkeit, Achtsamkeit, Wohltätigkeit, Ahnenverehrung, Gastfreundschaft, Wahrhaftigkeit, Selbstzügelung, Zufriedenheit in der Familie, Reinheit (innerlich und äußerlich), Gutmütigkeit, Selbsterkenntnis und Entsagung - diese Aufgaben, oh König, sind für alle Kasten aufgestellt, und alle haben ein gleiches Recht auf die Betätigung in diesen Aufgaben, oh Erster der Männer. Brahmanen, Kshatriyas und Vaisyas gelten als Zweifachgeborene. Wenn sich diese drei Kasten in anderen Aufgaben betätigen, welche ihnen nicht bestimmt sind, werden sie leiden müssen, oh Monarch (und von ihrem Status abfallen), wie sie auch aufsteigen und großes Verdienst erwerben, indem sie sich einen Rechtschaffenen, der seine Pflichten bewahrt, zum Vorbild in ihrer jeweiligen Kaste nehmen. Der Shudra fällt dagegen nie aus seiner Kaste, dafür sind ihm aber auch die Riten der Zweifachgeborenen und das Studium der Veden nicht erlaubt. Von den dreizehn Aufgaben, die für alle Kasten üblich sind, ist er allerdings nicht ausgeschlossen. Oh Herrscher der Videhas, die in den Veden erfahrenen Brahmanen betrachten einen (tugendhaften) Shudra als dem Brahma gleich. Ich selbst, oh König, sehe in einem solchen Shudra sogar den strahlenden Vishnu (den Erhalter) des Universums, den Ersten in allen Welten. Mitglieder der niedrigsten Kaste, welche die üblen Leidenschaften (von Begierde, Zorn usw.) überwinden wollen, können ein tugendhaftes Leben führen und wahrlich großes Verdienst gewinnen, indem sie die üblichen heilsamen Riten durchführen, aber die Mantras weglassen, deren Rezitation den Zweifachgeborenen vorbehalten ist. Wo auch immer die Mitglieder der niedrigsten Kaste ein tugendhaftes Verhalten annehmen, werden sie hohen Verdienst ansammeln, wodurch sie hier und in der kommenden Welt glücklich sein können.

Janaka fragte:
Oh großer Asket, wird der Mensch durch seine Taten befleckt oder durch die Geburt in seiner Kaste? Diesbezüglich habe ich meine Zweifel. Mögest du mich belehren!

Parasara sprach:
Zweifellos, oh König, sind beide, die Taten und die Geburt, potentielle Quellen der Sünde. Doch höre auch ihren Unterschied. Wenn der Niedriggeborene tugendhaft handelt, wird er sich trotz seiner niederen Geburt erhöhen. Wenn der Hochgeborene sündhaft handelt, wird er trotz seiner hohen Geburt fallen. Somit ist das Handeln wichtiger als die Geburt.

Janaka fragte:
Was sind jene rechtschaffenen Taten in dieser Welt, oh Bester aller Zweifachgeborenen, wodurch kein anderes Wesen verletzt wird?

Parasara sprach:
Höre von mir, oh Monarch, die Antwort auf deine Frage über die Taten, die von Verletzung frei sind und beständig zur Erlösung führen. Wer das Hausleben vollendet hat und die häuslichen Feuer löscht, wer sich von allen weltlichen Pflichten löst und den Anhaftungen entsagt, der wird von allen Ängsten befreit. Schritt für Schritt geht er den Pfad des Yogas und erreicht schließlich die Befreiung. Voller Vertrauen und Demut, mit beständiger Selbstzügelung, Weisheit, klarer Sicht und ohne jegliche Anhaftung an die Früchte des Handelns finden sie die zeitlose Glückseligkeit. Alle Kasten der Menschen, oh König, die in dieser Welt tugendhaft und gerecht handeln, die Wahrheit sprechen und die Ungerechtigkeit meiden, steigen zum Himmel auf. Daran gibt es keinen Zweifel.


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