Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 249 - Die Erkenntnis des Selbst

Vyasa sprach:
Die Sinnesobjekte, von denen man umgeben wird, sind durch den Verstand geschaffen. Das Selbst steht, ohne an irgendetwas anzuhaften, als Zuschauer über allem. Der Verstand erschafft diese Welt der Dinge, wofür die drei natürlichen Grundqualitäten beständig umgestaltet werden. Das Selbst oder der Kshetrajna, der die Kraft der Erkenntnis hat, steht über allem als ewiger Zeuge. Die Sinnesobjekte, welche der Verstand erschafft, sind Gestaltungen des Verstandes. Wahrlich, wie die Spinne aus sich selbst ihre Fäden erzeugt, so fließen die Sinnesobjekte mit ihren natürlichen Qualitäten aus dem Verstand und sind aus Verstand gemacht. Einige behaupten, daß die natürlichen Qualitäten mit der Selbsterkenntnis durch das Yoga in ihrer Existenz nicht verschwinden, sondern nur ihre Wirkungen aufgehoben werden. Andere behaupten, daß sie durch Erkenntnis aufgelöst sind, augenblicklich vernichtet und nicht wiederkehren können. Beide Ansichten möge man mit ganzer Kraft bedenken, durchschauen und auflösen. Auf diesem Weg gewinnt man Klarheit und Einsicht in das Selbst. Denn das Selbst ist ohne Anfang und ohne Ende. Wurde dieses Selbst wahrhaft erkannt, kann der Mensch denken und handeln, ohne vom Zorn überwältigt zu werden, ohne Euphorie und stets frei von Stolz oder Neid. Wer durch Erkenntnis diesen Knoten im Herzen gelöst hat, der aus den Neigungen und Sorgen des Verstandes gebildet wurde und wahrlich schwer zu lösen ist, kann selig leben, ohne Kummer und ohne Zweifel. Wie Menschen, die in einen großen tiefen Fluß gefallen sind, so mühen sich die Unwissenden in dieser Welt ab, um nicht unterzugehen. Der Weise jedoch, der die Wahrheit erkannt hat, wird davon nicht gequält, denn er wandelt auf dem ewigen Urgrund festen Landes. Wahrlich, wer sein Selbst als reine Erkenntnisfähigkeit oder ewiges Bewußtsein erkennt, der überwindet alles Leiden. Wahrlich, wer den Ursprung und das Ende aller Geschöpfe sowie ihre Vielfalt und Gegensätzlichkeit durchschaut, der erreicht höchste Seligkeit. Das ist der wahre Reichtum eines Brahmanen. Dafür wird er geboren. Das Selbst zu erkennen und die zeitlose Stille zu finden, ist der Weg zum Höchsten, zur Erlösung. Wer das Selbst erkannt hat, der ist rein und wahrlich weise. Welches andere Merkmal gäbe es für einen Weisen? Mit dieser Erkenntnis haben die Weisen das Höchste erreicht und sind befreit. Alle Quellen der Angst, unter denen die Unwissenden leiden, sind für sie versiegt. Es gibt kein höheres Ziel als das Ewige, das der Weise durch Erkenntnis erreicht.

Der Unwissende klagt über diese unvollkommene Welt und jammert bei ihrem Anblick. Betrachte lieber den Weisen, der alles Leiden überwunden und beide Seiten durchschaut hat, sowohl das Sein als auch das Nichtsein! Seine vergangenen Taten hat er verbrannt. Was er noch vollbringt, das geschieht ohne Anhaftung an die Früchte und so sammelt er nichts mehr an, weder Glück noch Leid.


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