Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 247 - Über das persönliche Selbst

Suka sprach:
Oh Ruhmreicher, oh Bester der Rishis, belehre mich noch ausführlicher über das Selbst. Sage mir, was das persönliche Selbst (Adhyatma) ist und woher es kommt.

Vyasa sprach:
Das, oh Sohn, was man als persönliches Selbst der Menschen betrachtet, werde ich dir nun erklären. So höre mich! Erde, Wasser, Feuer, Wind und Raum sind die großen Elemente, aus denen alle Geschöpfe geformt werden, und obwohl sie in Wahrheit ein Ganzes sind, betrachtet man sie doch als verschieden, wie einzelne Wellen auf dem Ozean. Wie eine Schildkröte ihre Glieder ausstreckt und wieder in sich zurückzieht, so erscheinen und vergehen die Elemente, die in zahllosen Gestaltungen wohnen. Dieses ganze Weltall aus belebten und unbelebten Geschöpfen ist aus diesen fünf Elementen zusammengesetzt. Auf sie stützt sich alles, was entsteht, existiert und vergeht. Der Allschöpfer hat sie jedoch in jedem Geschöpf anders verteilt, um verschiedenen Zielen zu dienen.

Da fragte Suka:
Wie kann man diese ungleiche Verteilung (der Elemente) in den vielfältigen Geschöpfen der Welten verstehen? Welche unter ihnen sind die Sinne und welche die Eigenschaften? Und woran kann man ihre Neigungen erkennen?

Und Vyasa sprach:
Ich werde sie dir der Reihe nach erklären. Höre aufmerksam! Der Klang, das Gehör und alle Höhlungen des Körpers - diese drei haben das Raumelement als ihren Ursprung. Der Lebensatem, die Bewegung der Glieder und der Tastsinn gelten als Erscheinungen des Windes. Das Sichtbare, die Augen und das Verdauungsfeuer im Bauch werden durch das Feuer hervorgebracht. Geschmack, Zunge und alle Flüssigkeiten sind vom Wasser. Geruch, Nase und Körperlichkeit sind die Erscheinungen der Erde. Damit ist der Mensch mit seinen fünf Sinnen als körperliche Gestaltung der fünf Elemente erklärt. Berührung gilt als Eigenschaft des Windes, der Geschmack kommt aus dem Wasser, die Sichtbarkeit aus dem Feuer, der Klang hat seinen Ursprung im Raum, und der Geruch gilt als Eigenschaft der Erde. Denken, Verstand und Charakter - diese drei entstehen aus ihren eigenen früheren Konditionierungen. Sie sind höher als die drei natürlichen Qualitäten (Gunas), aber stehen gewöhnlich unter ihrer Herrschaft. Wie die Schildkröte ihre Glieder ausstreckt und wieder in sich zurückzieht, so bringt der Verstand die Sinne hervor und zieht sie wieder in sich zurück. Das Bewußtsein persönlicher Identität, das für diese körperliche Ansammlung zwischen Fußsohlen und Scheitel entsteht, kommt hauptsächlich aus der Tätigkeit des Verstandes. Es ist der Verstand, der die fünf Eigenschaften (von Klang, Gefühl, Form, Geruch und Geschmack) formt. Es ist der Verstand, der auch die fünf Sinne mit dem Denken als sechstes gestaltet. Wenn der Verstand fehlte, wo wären dann all die Eigenschaften? Im Menschen gibt es fünf Sinne, das Denken (Manas) nennt man das Sechste, den Verstand (Buddhi) das Siebente und die Seele (Kshetrajna) das Achte. Wie die Augen dem Sehen dienen, so dienen die Gedanken dem Zweifeln (bzw. dem Beurteilen der Wahrnehmung), der Verstand dem Entscheiden und die Seele als zuschauender Zeuge.

Rajas, Tamas und Sattwa entstehen aus Ihresgleichen und wirken in allen Geschöpfen. Sie werden Gunas (natürliche Qualitäten) genannt und lassen sich an ihren Wirkungen erkennen. Alles was man an sich selbst als Heiterkeit, Licht, Stille und Reinheit wahrnimmt, sollte als Sattwa (Güte) bekannt sein. Alle Zustände von Körper oder Geist, die mit sorgenvollem Begehren verbunden sind, sollten als von Rajas (Leidenschaft) geprägt betrachtet werden. Und alle Zustände, die mit Verträumtheit und Verblendung (der Sinne, des Denkens und der Vernunft) zu tun haben, alles Unklare, Dumpfe und Vernebelte, sollte als Wirkung von Tamas (der Dunkelheit bzw. Unwissenheit) bekannt sein. Jegliche Heiterkeit, Fröhlichkeit, Gelassenheit und innerliche Zufriedenheit sind Wirkungen von Sattwa. Jegliche Überheblichkeit, Gaunerei, Stolz, Ehrgeiz, Habgier, Leidenschaft und Rachsucht sind Anzeichen der natürlichen Qualität von Rajas. Jegliche Verblendung, Unachtsamkeit, Träumerei, Depression und Faulheit sollte man dagegen als Anzeichen von Tamas erkennen.


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