Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 231 - Über die Schöpfung und die Zeit

Yudhishthira sprach:
Oh Nachkomme des Kuru, ich wünsche, den Ursprung und das Ende aller Geschöpfe zu erkennen. Was ist ihr Glauben, was sind ihre Werke und Lebenslängen in den jeweiligen Zeitaltern? Wie lang sind diese Zeitalter? Ich wünsche auch die Wahrheit über das Entstehen und Wachsen der ganzen Welt zu erfahren sowie über das Werden und Vergehen aller Wesen in der Welt. Wahrlich, woher kommen und wohin gehen sie? Oh Bester aller Tugendhaften, wenn du uns wohl gesonnen bist, dann belehre uns aufrichtig über das Gefragte. Seit ich von dir dieses ausgezeichnete Gespräch zwischen Bhrigu und dem zweifachgeborenen Weisen Bharadwaja vernommen habe, ist mein Geist, der sich nun von Unwissenheit reinigt, dem Yoga höchst geneigt und stützt sich, zurückgezogen von den weltlichen Dingen, auf himmlische Reinheit. Deshalb befrage ich dich erneut zu diesem Thema. Mögest du mich weiter belehren!

Bhishma sprach:
Zu diesem Thema wird die alte Geschichte erzählt, was einst der heilige Vyasa zu seinem Sohn Suka sprach, als der seinen Vater befragte. Suka hatte die endlosen Veden mit all ihren Zweigen sowie die Upanishaden studiert und wünschte aufgrund seiner hohen Verdienste ein Leben der Entsagung im Brahmacharya zu führen. So richtete Suka diese große Frage über seine Zweifel an seinen Vater, dem inselgeborenen Rishi, der selbst alle Zweifel bezüglich der wahren Bedeutung aller Lebensaufgaben gelöst hatte.

Und Suka sprach:
Mögest du mich belehren, wer der wahre Schöpfer aller Wesen ist, wie die Zeit entstand, und was die Aufgaben sind, die ein Brahmane im Leben erfüllen sollte.

Bhishma fuhr fort:
So befragt, wurde der Sohn vom Vater belehrt, der die Vergangenheit und Zukunft kannte, der in den Lebensaufgaben erfahren war und höchste Erkenntnis erreicht hatte.

Und Vyasa sprach:
Vor Beginn der Schöpfung war Brahman allein, ohne Anfang und Ende, ungeboren, alles durchstrahlend, unvergänglich, unveränderlich, unzerstörbar, unvorstellbar und jenseits von allem Wissen. Die Zeit wurde zuerst von den Rishis erkannt, die den Abschnitten spezielle Namen verliehen. Fünfzehn Augenblicke nannten sie Kashtha, dreißig Kashthas nannten sie Kala, dreißig Kalas und ein Zehntel nannten sie Muhurta, dreißig Muhurtas nannten sie einen Tag, dreißig Tage nannten sie einen Monat und zwölf Monate nannten sie ein Jahr. Wer die Zeitrechnung kennt, weiß auch, daß ein Jahr aus zwei Ayanas besteht, der nördliche und südliche Lauf der Sonne. Diese Sonne macht auch den Tag und die Nacht auf Erden. Die Nacht ist für den Schlaf aller Menschen und der Tag für ihre Tätigkeit. Ein Monat der Menschen entspricht einem Tag der Pitris (bzw. Ahnen). Dabei ist die helle Monatshälfte ihr Tag, der den Taten gehört, und die dunkle Monatshälfte ist die Nacht für den Schlaf. Ein Jahr der Menschen entspricht einem Tag der Götter. Dabei ist die helle Jahreshälfte vom Frühling bis zum Herbst der Tag der Götter und die dunkle Hälfte ihre Nacht. Ausgehend von den Tagen und Jahren der Menschen möchte ich nun auch über den Tag Brahmas (Weltentag und Nacht) sprechen. Doch zuerst werde ich dir die Anzahl der Jahre nennen, die sinnbildlich für das Krita, Treta, Dwapara und Kali Yuga (goldenes, silbernes, bronzenes und eisernes Zeitalter) berechnet wurden. Viertausend Jahre (der Götter?) sind die Dauer des ersten, goldenen Krita Yugas. Dabei besteht die Morgen- und Abenddämmerung jeweils aus weiteren vierhundert Jahren (also insgesamt 4800 Jahre). Alle folgenden drei Yugas verkürzen sich jeweils um ein Viertel in ihrer Länge (also das Treta 3600, das Dwapara 2400 und das Kali 1200 Jahre). Diese Zeitalter stützen die endlosen und ewigkreisenden Welten. Wer das Brahman erkannt hat, oh Kind, betrachtet diese selbst als das unvergängliche Brahman. Im (goldenen) Krita Zeitalter besteht die Tugend und Gerechtigkeit in vollem Maße. In diesem Yuga werden alle Erkenntnisse und jeder andere Erwerb von den Menschen durch gerechte und tugendhafte Mittel erreicht. In den folgenden Yugas schwinden Gerechtigkeit und Tugend, wie sie die Wahrhaftigkeit gebietet, jeweils um ein Viertel. Entsprechend wächst die Sünde durch Diebstahl, Lüge und Betrug. Im (goldenen) Krita Zeitalter sind alle Wesen von Krankheit frei und bezüglich ihrer Ziele stets von Erfolg gekrönt. Ihre Lebenslänge beträgt ganze vierhundert Jahre. Doch in den folgenden drei Yugas schwinden Lebenslänge, Wahrhaftigkeit, Segen und Erfolg um jeweils ein Viertel. Auch die Lebensaufgaben wandeln sich über das Krita, Treta, Dwapara und Kali Yuga entsprechend dem allgemeinen Verfall. Im Krita war Entsagung die höchste Lebensaufgabe, im Treta die Erkenntnis, im Dwapara das Opfer und im Kali Yuga ist allein das Geben die höchste Aufgabe. Die Gelehrten sagen, daß diese vier Yugas mit ihren zwölftausend Jahren (der Götter?) ein Mahayuga genannt werden. Eintausend solche Mahayugas bilden einen einzelnen Tag Brahmas (Weltentag). Die Brahma Nacht (Weltennacht) hat danach die gleiche Dauer. Mit der Morgendämmerung des Brahma Tages beginnt die Schöpfung der Welt, während in der Abenddämmerung des Brahmatages die universale Auflösung stattfindet und danach ruht der Schöpfer im Yoga Schlaf. Am Ende der Nacht erwacht der Schöpfer erneut. Damit erstreckt sich der Brahma Tag über eintausend Mahayugas und die Brahma Nacht ebenfalls. Wer diesen Zyklus kennt, der weiß wahrlich um Tag und Nacht. Am Ende seiner Nacht, wenn Brahma aus dem Yoga Schlaf erwacht, überlagert Er die unvergängliche Seele mit Unwissenheit. So bringt Er das Bewußtsein hervor, woraus das Denken entsteht und damit alles Existierende.


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