Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 229 - Vom Weg zum Brahman

Yudhishthira fragte:
Durch die welche Gesinnung, welchen Weg der Handlungen, welches Wissen und welche Energie kann man das Brahman erreichen, das unveränderlich und jenseits der wesenhaften Natur ist?

Bhishma sprach:
Wer die Tugend von Nivritti (Nichthandeln) übt, wer sich enthaltsam ernährt und seine Sinne zügelt, der kann zum höchsten Brahman gelangen, das unveränderlich und jenseits der wesenhaften Natur ist. Diesbezüglich, oh Bharata, wird eine alte Geschichte über ein Gespräch zwischen Jaigishavya und Asita erzählt. Eines Tages wandte sich Asita-Devala an Jaigishavya, der voller Weisheit und bezüglich der Lebensaufgaben und der Moral wahrhaft erfahren war.

Devala fragte:
Du wirst weder durch Lob erfreut noch durch Tadel oder Kritik erzürnt. Worin besteht deine Weisheit? Wie hast du sie erlangt, und welches Ziel hat diese Weisheit?

So befragt durch Devala antwortete ihm der reine und entsagungsreiche Jaigishavya mit Worten voll hoher Bedeutung, tiefsten Glaubens und tiefgründigen Geistes:
Oh Erster der Rishis, ich werde zu dir vom Höchsten sprechen, was die Heiligen als die innere Stille bezeichnen. Jene, oh Devala, die in Lob und Tadel gelassen bleiben, die über ihre Gelübde und guten Taten nicht prahlen, die kein Wesen beschuldigen, die sich jeder schädlichen Rede enthalten und auf Gewalt mit Frieden antworten, die gelten als weisheitsvolle Menschen. Sie sorgen sich nicht um ihre Zukunft, sondern leben voller Gegenwärtigkeit im Jetzt und handeln, wie es sein soll, ohne sich in das Gedankenspiel der Erinnerungen zu verstricken, oh Devala. Voller Kraft und mit kontrolliertem Geist vollbringen sie, was geschehen soll, und erfüllen damit ihre Aufgabe im Leben. Voll wahrhafter Erkenntnis und großer Weisheit haben sie ihren Zorn gezügelt und alle Leidenschaften gestillt und verletzen kein Wesen, weder in Gedanken, Worten oder Taten. Sie sind ohne Neid, und so gibt es für sie keinen Grund mehr, andere anzugreifen. Unter Selbstkontrolle leiden sie nicht beim Anblick des Wohlstandes anderer Leute. Solche Menschen verlieren sich nicht in übertriebenen Reden, im Schmeicheln oder Verleumden. So werden sie auch nicht von Lob und Tadel getroffen, die andere über sie sprechen. Jegliche ichhafte Begierde ist in ihrem Innersten gestillt, und so wirken sie zum Wohle aller Wesen. Sie geben dem Zorn und der Euphorie keinen Raum und schädigen kein Geschöpf. Alle Verknotungen und Verhärtungen sind in ihrem Herzen gelöst, und so leben sie glücklich. Sie haben keinen Anhang, noch sind sie Anhang von anderen. Sie haben keine Feinde, noch sie sind Feinde für andere. Wahrlich, wer auf diese Weise lebt, kann seine Tage stets heiter verbringen.

Oh Bester der Zweifachgeborenen, wer die Gesetze der Tugend und Gerechtigkeit wahrhaft erkennt und sie im Leben beachtet, der wird Heiterkeit gewinnen, während jene, die vom Pfad der Wahrhaftigkeit (dem Dharma) abgehen, durch Ängste und Sorgen gequält werden. So habe ich mich diesem Pfad der Wahrhaftigkeit gewidmet. Und wenn ich der Wahrheit ergeben bin, warum sollte ich mich ärgern, wenn andere mich tadeln, oder freuen, wenn andere mich loben? Wenn die Leute sich auch mit dem bereichern, was sie denken und wünschen, mich können Lob und Tadel weder erhöhen noch erniedrigen. Wer die Wahrheit hinter den äußerlichen Dingen erkannt hat, ist mit allem zufrieden, was ihm begegnet, als wäre es Amrit, der Nektar der Unsterblichkeit. Gift ist für den Weisen allein die Unzufriedenheit. Der Zufriedene schläft ruhig und ist von allen Schulden frei in dieser und der kommenden Welt. Der Unzufriedene wird dagegen auf seinen Untergang treffen. Der Weise kann auf diesem Weg das Höchste erreichen. Man sagt, der Mensch, der all seine Sinne überwunden hat, hat damit alle Opfer vollendet. So gelangt er zum Höchsten, dem Brahman, das ewig und jenseits der wesenhaften Natur ist. Nicht einmal die großen Götter, Gandharvas, Pisachas oder Rakshasas können dem gleichen, der dieses Höchste erreicht hat.


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