Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 225 - Indra und die Göttin des Wohlstandes

Bhishma sprach:
Nach diesen Worten sah der Herr der hundert Opfer die Göttin des Wohlstandes (Shri) in ihrer leibhaftigen Form voller Herrlichkeit den Körper des hochbeseelten Vali verlassen. Und beim Anblick der strahlenden Göttin sprach der berühmte Vernichter des Paka mit staunenden Augen zu Vali.

Indra fragte:
Oh Vali, wer ist diese Göttin, die voller Herrlichkeit glänzt, die einen Kopfschmuck aus Federn, goldene Armbänder und andere Ornamente trägt, die nach allen Seiten ein helles Licht voller Energie ausbreitet und aus deinem Körper kommt?

Vali sprach:
Ich weiß nicht, ob diese Dame eine dämonische, himmlische oder menschliche ist. Frage sie selbst, wie es dir beliebt.

Indra fragte:
Oh süß Lächelnde, wer bist du, voller Glanz und mit Federn geschmückt, die du den Körper von Vali verläßt? Ich kenne dich nicht. Sei so freundlich und verkünde mir deinen Namen. Wahrlich, wer bist du? Du stehst vor mir wie Maya persönlich (die große Illusion) und strahlst in deiner eigenen Herrlichkeit, nachdem du den Herrn der Dämonen verlassen hast. Sage mir, wonach ich dich gefragt habe.

Und Shri antwortete:
Virochana kannte mich nicht und auch dieser Vali, der Sohn von Virochana, kennt mich nicht. Die Gelehrten nennen mich Duhshaha (die schwer zu Bewahrende). Manche kennen mich auch als Vidhitsa (der Reichtum aus Taten). So habe ich noch viele andere Namen, oh Vasava, wie Bhuti (Wohlstand), Lakshmi (Schönheit) oder Shri (Glück). Auch du kennst mich nicht wahrhaft, oh Indra, noch irgend jemand anderes unter den Göttern.

Indra sprach:
Oh Dame, die schwer zu halten ist, warum verläßt du heute Vali, in welchem du so lange gelebt hast? Geschieht es aufgrund meiner Taten oder einer Tat von Vali?

Shri sprach:
Weder der Schöpfer noch der Lenker herrschen über mich. Es ist die Zeit, die mich von einem Ort zum anderen bewegt. Deshalb mißachte Vali nicht, oh Indra.

Indra sprach:
Aus welchem Grund, oh federgeschmückte Göttin, hast du Vali verlassen? Und warum hast du dich mir genähert? Dies sage mir, oh süß Lächelnde!

Shri sprach:
Ich lebe in der Wahrhaftigkeit, in Geschenken, heilsamen Gelübden, der Entsagung, der Heldenkraft und der Tugend. Davon ist Vali mit der Zeit abgefallen. Früher war er den Brahmanen hingegeben, und voller Ehrlichkeit beherrschte er seine Leidenschaften. Doch bald begann er, feindselige Gefühle zu den Brahmanen zu hegen und berührte die geklärte Butter mit unreinen Händen. Früher war er stets der Ausführung von Opfern hingegeben. Doch später begann er, geblendet durch Unwissenheit und bedrängt von der Zeit, vor allen Leuten über meine Hingabe ihm gegenüber zu prahlen. Deshalb verlasse ich ihn und werde künftig in dir, oh Indra, wohnen. Mögest du mich mit Achtsamkeit, Entsagung und Heldenmut bewahren!

Indra sprach:
Oh Bewohnerin der Lotusblüte, es gibt wohl niemanden unter den Göttern, Menschen und allen anderen Wesen, der dich für immer haben könnte.

Shri sprach:
Wahrlich, es ist, wie du sagst, oh Purandara. Es gibt niemanden unter den Göttern, Dämonen, Gandharvas oder Rakshasas, der mich ewig besitzen kann.

Indra sprach:
Oh verheißungsvolle Dame, sage mir, wie ich mich verhalten sollte, damit du mir treu bleibst. Ich werde zweifellos deinen Geboten folgen. Mögest du mir diese Frage aufrichtig beantworten!

Shri sprach:
Oh Führer der Götter, ich werde dir sagen, wie ich beständig in dir wohnen kann: Verteile mich nach den Geboten der Veden in vier Anteilen.

Und Indra antwortete:
Ja, ich werde dir deine Wohnorte zuweisen, die entsprechende Kraft und Macht haben, dich zu bewahren. Ich selbst werde stets achtsam sein, oh Lakshmi, dich in keinster Weise zu verletzen. Unter Menschen gilt die Erde als Trägerin aller Dinge. Sie soll ein Viertel von dir tragen. Ich denke, daß sie die Kraft dazu hat.

Shri sprach:
So gebe ich dir hiermit ein Viertel von mir, damit es die Erde bewahren möge. Nun sorge mit rechter Gesinnung auch für mein zweites Viertel, oh Sakra.

Und Indra antwortete:
Das Wasser in seiner flüssigen Form bringt den irdischen Wesen viel Gutes. So möge auch das Wasser ein Viertel von dir bewahren. Es hat sicherlich die Kraft, deinen Teil zu tragen.

Shri sprach:
So gebe ich dir ein weiteres Viertel von mir, damit es im Wasser bewahrt werden möge. Nun, oh Sakra, weise auch dem dritten Viertel den rechten Ort zu.

Und Indra antwortete:
Die Veden, die Opfer und die Götter gründen sich alle im Feuer. Das Feuer wird dein drittes Viertel tragen, wenn es ihm anvertraut wird.

Shri sprach:
So gebe ich dir mein drittes Viertel, damit es im Feuer bewahrt werde. Nun bestimme auch für mein letztes Viertel den richtigen Ort, oh Sakra.

Und Indra antwortete:
Die Tugendhaften unter den Menschen, die den Brahmanen und der Wahrhaftigkeit gewidmet sind, mögen dein viertes Viertel tragen. Denn die Guten haben die Macht dazu.

Shri sprach:
So gebe ich dir mein viertes Viertel, damit es die Tugendhaften bewahren. Aber nun, nachdem du meine Teile den verschiedenen Wesen gegeben hast, fahre fort, oh Sakra, mich zu beschützen.

Und Indra antwortete:
Vernimm mein Wort: Wer dich verletzten wird, nachdem du von mir unter den Wesen aufgeteilt wurdest, den wird meine Strafe treffen.

Daraufhin sprach Vali, der Führer der Daityas, als er auf diese Weise von Shri, der Göttin des Wohlstandes, verlassen wurde:
Gegenwärtig geht die Sonne im Osten auf und erleuchtet auf ihrer Reise nach Westen auch den Norden und Süden. Wenn sich die Sonne von dieser Bahn zurückziehen wird und nur noch den Bereich von Brahma auf dem Gipfel des Berges Meru erleuchten wird, soll sich ein neuer großer Kampf zwischen den Göttern und Dämonen erheben, und in diesem Kampf werde ich euch sicher alle besiegen. Wahrlich, wenn die Sonne sich überall zurückzieht und nur noch fest über dem Reich Brahmas steht, dann wird dieser großer Kampf zwischen den Göttern und Dämonen geschehen, in welchem ich euch alle besiegen werde. (Der Kommentator erklärt, daß sich die Welt entsprechend der Puranas um den Berg Meru befindet. Der Bereich von Brahma ist auf dessen Gipfel. Die Sonne umrundet den Meru und erleuchtet damit die Himmelsrichtungen. Dies geschieht in unserem Zeitalter das Vaivaswata. Nach diesem kommt das Savarnika Manwantara, wo die Sonne nur noch auf dem Meru scheinen wird, und alles ringsherum in Dunkelheit versinkt.)

Indra sprach:
Brahma hat mir geboten, dich zu verschonen. Nur aus diesem Grund, oh Vali, schleudere ich nicht meinen Donnerkeil auf dein Haupt. Geh, wohin es dir beliebt, oh Führer der Daityas! Friede sei mit dir, oh großer Dämon! Nie wird die Zeit kommen, wo die Sonne über dem Meru stehenbleibt. Der Selbstexistente (Brahma) hat einst die Gesetze bestimmt, welche die Bewegungen der Sonne regeln. So läuft sie unaufhörlich ihre Bahn und spendet allen Wesen Licht und Wärme. Für sechs Monate geht sie nach Norden und für sechs Monate nach Süden. Auf dieser Reise bringt sie den Wesen der Erde den Winter und den Sommer.

Bhishma fuhr fort:
Oh Bharata, so angesprochen von Indra, ging Vali, der Führer der Daityas, in Richtung Süden davon. Und nachdem der tausendäugige Indra diese Rede von Vali gehört hatte, die von selbstsüchtigem Stolz frei war, ging er nach Norden und stieg dann zum Himmel auf.


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