Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 220 - Ein Lob auf die Selbstzügelung

Yudhishthira fragte:
Durch welches Handeln erreicht man Glück und durch welches trifft man auf Leiden? Wodurch, oh Bharata, wird man von Angst frei und gewinnt in dieser Welt Erfolg?

Bhishma sprach:
Die Altehrwürdigen, die sich von den heiligen Schriften leiten ließen, lobten im höchsten Maße die Pflicht der Selbstzügelung für alle Kasten im allgemeinen und im besonderen für die Brahmanen. Ohne Selbstzügelung gibt es keinen Erfolg auf dem religiösen Weg. Alle Riten, die Entsagung und die Wahrhaftigkeit gründen sich auf Selbstzügelung. Durch Selbstzügelung wächst die geistige Energie. Selbstzügelung gilt als etwas Heiliges (bzw. Heilsames). Durch Selbstzügelung wird man von Sünde und Angst gereinigt und gewinnt hohen Erfolg. Der Selbstgezügelte schläft zufrieden und wacht zufrieden wieder auf. Er verweilt glücklich in der Welt mit stets heiterem Geist. Jegliche Aufregung kann durch Selbstzügelung beruhig werden, was ohne Selbstzügelung zum Scheitern verurteilt ist. Der Selbstgezügelte schaut auf seine unzähligen Feinde (in Gestalt von Lust, Begierde, Haß usw.), als wären es eigene Wesen. Vor einem Menschen ohne Selbstzügelung fürchten sich alle Geschöpfe, wie vor Tigern und anderen wilden und fleischfressenden Tieren. Um solche Menschen zu zügeln, schuf der Selbstexistente (Brahma) die Herrschaft der Könige. In allen (vier) Lebensweisen wird die Übung der Selbstzügelung vor allen anderen Tugenden gelobt, weil die Früchte viel größer sind, als von allen Lebensweisen gemeinsam.

Ich werde dir jetzt die Merkmale jener beschreiben, welche Selbstzügelung beachten. Sie sind edel mit ruhiger Gesinnung, Zufriedenheit, Vertrauen, Vergebung, beständiger Einfachheit, Schweigsamkeit, Demut, Verehrung für Höhergestellte, Wohlwollen, Mitgefühl mit allen Wesen und Offenheit. Sie enthalten sich der Verleumdung und allem unwahrhaften und nutzlosen Geschwätz und verstricken sich nicht in Lob oder Tadel. Der selbstgezügelte Mensch strebt nach Befreiung, erträgt gelassen sowohl Glück als auch Leiden, die ihm begegnen, und nährt keine begierigen Hoffnungen. Frei von Rachsucht und allen Arten der Hinterlist und unerschüttert durch Lob oder Tadel ist solch ein Mensch wohlerzogen, hat gute Manieren, eine reine Seele, Entschlossenheit, Standhaftigkeit und Selbstbeherrschung. Nachdem er in dieser Welt viel Ruhm gewonnen hat, steigt er zum Himmel auf. Er erfreut sich daran, allen Wesen in der Not zu helfen und wird dadurch glücklich. Dem universalen Wohlwollen hingegeben, hegt er niemals Feindseligkeit. Weisheit erfüllt sein Innerstes, und ruhig, wie der windstille Ozean, ist er stets voller Heiterkeit. Mit Intelligenz begabt und der höchsten Verehrung würdig hegt der Selbstgezügelte keine Angst vor irgendwelchen Wesen und wird auch von ihnen nicht gefürchtet. Wer sich sogar bei großem Gewinn nicht der Euphorie hingibt und nie verzweifelt, wenn er von Katastrophen eingeholt wird, gilt als gesegnet mit friedvoller Weisheit, als Selbstgezügelter und Zweifachgeborener unter den Wesen. Erfahren in den heiligen Schriften und mit gereinigter Seele, vollbringt der Selbstgezügelte alle Werke der Guten und erfreut sich jener hohen Früchte. Dagegen gehen die Übelgesinnten nie von selbst den Weg, der durch Wohlwollen, Vergebung, Stille, Zufriedenheit, angenehmer Rede, Wahrhaftigkeit, Großzügigkeit und Leidlosigkeit gekennzeichnet ist. Ihr Weg besteht aus Wollust, Zorn, Habgier, Neid, Prahlerei und Stolz. Der Brahmane, der Begierde und Haß überwindet, das Brahmacharya Gelübde beachtet, zum Meister seiner Sinne wird, sich beständiger Selbstbeherrschungen widmet und strenge Entsagung übt, sollte gelassen in der Welt leben und geduldig seine Zeit abwarten, als wäre er ein Sterblicher, obwohl er seine Unsterblichkeit vollkommen erkannt hat.


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