Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 187 - Die Antwort auf die Frage nach der Seele

Bhrigu sprach:
Weder geht die Seele verloren, noch unsere Opfer oder andere Taten. Ein sterbendes Geschöpf wandelt sich nur in eine andere Form. Dabei löst sich allein der äußere Körper auf. Die Seele, obwohl sie vom Körper abhängig ist, trifft nicht auf Zerstörung, wenn der Körper zerstört wird. Man sieht den Lebenden nach der Auflösung der körperlichen Hülle nicht mehr, wie man auch das Feuer nicht mehr sieht, nachdem der Brennstoff verbraucht ist, mit dem es entzündet wurde.

Bharadwaja sprach:
Wenn die Seele wie das Feuer vergeht, dann sehe ich, daß das Feuer nach dem Verbrauch des Brennstoffs verschwunden ist. Ohne Brennstoff gibt es kein Feuer mehr. Und man sollte das wohl sicher als vernichtet betrachten, was keine Wirkung mehr zeigt, was keine Zeichen einer Existenz mehr hat und keinerlei Raum mehr einnimmt.

Bhrigu sprach:
Es ist wohl wahr, daß man das Feuer nach dem Verbrauch des Brennstoffs nicht mehr sieht. Es verschmilzt mit dem Raum, weil es kein sichtbares Sinnesobjekt mehr gibt, wodurch es sich entfaltet, und folglich ist es für uns nicht wahrnehmbar. Ähnlich lebt die Seele nach dem Verlassen des Körpers im Raum und kann aufgrund ihrer äußersten Feinheit nicht gesehen werden. Es ist das Feuerelement, welches vom Atem (bzw. Windelement), wie Prana und die anderen, im Körper ernährt wird. Wisse, daß dieses Feuer Leben oder Lebenskraft genannt wird. Dieses Feuer, welches vom Atem ernährt wird, erstickt ohne Atem. Wenn dieses Feuer im Körper erlischt, verliert die körperliche Hülle ihre Lebendigkeit. Sie zerfällt und verwandelt sich in Erde, denn das ist ihr Ursprung und Ende. Der Atem, der in allen Lebewesen ist, verschmilzt mit dem Raum, und das Lebensfeuer folgt diesem Atem. Diese drei (Raum- Wind- und Feuerelement) werden wieder eins (im Raum), und die anderen beiden (Wasser- und Erdelement) wandeln sich in Erde. Es gibt Wind, wo Raum ist, und es gibt Feuer, wo Wind ist. Man sollte sie (diese drei Elemente) als formlos kennen, die nur in Verbindung mit körperlichen Wesen Gestalt annehmen.

Bharadwaja fragte:
Wenn in der körperlichen Hülle aller lebenden Wesen (die Elemente von) Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde sind, was ist dann die handelnde Seele? Belehre mich darüber, oh Sündloser! Ich wünsche die Natur des Lebens zu erkennen, welches in den Körpern der Wesen wohnt, die aus den fünf Grundelementen zusammengesetzt sind, die fünf Arten der Handlung ausüben, mit den fünf Sinnen wahrnehmen und damit lebendig sind. Nach der Auflösung des Körpers, der eine Verbindung von Fleisch, Blut, Fett, Sehnen und Knochen ist, kann man keine Seele erkennen, die übrigbleibt. Wenn dieser Körper, der aus den fünf Elementen besteht, jedoch ohne Seele ist, wer oder was fühlt dann den Schmerz bei körperlicher oder geistiger Qual? Ist es die Seele, die das Gesprochene mithilfe der Ohren hört? Wenn das Bewußtsein aber abgelenkt ist, warum hört sie nicht mehr, oh großer Rishi? Es scheint, daß das, was man Seele nennt, recht unbedeutend ist. So sieht die Seele auch all die Bilder mit den Augen nicht mehr, wenn das Bewußtsein anderweitig beschäftigt ist. Und wenn es schläft, dann sieht, riecht, hört, spricht, schmeckt und fühlt sie ebenfalls nichts mehr. Woher kommen dann Freude, Ärger, Sorgen und Qual? Woher kommt das Wünschen, Denken, Fühlen und Handeln?

Bhrigu sprach:
Auch die Wahrnehmung basiert auf den fünf Elementen, genauso wie der Körper. Es ist deshalb bedeutungslos, weiter in den vielfältigen Erscheinungen zu suchen, die du erwähnt hast. Nur die eine, allesdurchdringende Seele stützt den Körper. Sie empfängt die Wahrnehmung von Geruch, Geschmack, Klang, Berührung und Sicht sowie auch alle anderen (übernatürlichen) Erfahrungen. Diese Seele, die alle Glieder durchdringt, ist der Zeuge aller Erfahrungen mit den fünf Eigenschaften (Klang, Fühlbarkeit, Sichtbarkeit, Geschmack und Geruch) und wohnt innerhalb des Körpers, der aus den fünf Elementen zusammengesetzt ist. Sie ist es, die in Verbindung mit dem Körper Freude und Leid erfährt, bis diese körperliche Verbindung wieder zerfällt. Wenn keine Wahrnehmung der Sicht oder der Berührung mehr möglich ist, wenn kein Licht und keine Wärme mehr im Körper wohnen, wenn dieses Lebensfeuer erlischt und erkaltet, dann stützt die Seele den Körper nicht mehr, und er zerfällt.

Dieses ganze Weltall wird aus dem Wasserelement geformt. Wasser gibt allen verkörperten Wesen ihre Gestalt. In diesem Wasser lebt die Seele, die sich als Geist zeigt. Diese Seele ist Brahma, der Schöpfer, der in allen Geschöpfen besteht. Wenn die Seele mit den drei Qualitäten (drei Gunas: Sattwa, Rajas und Tamas) verbunden ist, wird sie Kshetrajna (der Feldkenner) genannt. Befreit von diesen Qualitäten, wird sie Paramatman oder Höchste Seele genannt. Erkenne diese Seele! Sie ist alldurchdringende Liebe. Sie wohnt im Körper wie das Wasser in einer Lotusblume. Erkenne sie, die Kshetrajna genannt wird und universale Liebe ist! Trägheit, Leidenschaft und Güte (Tamas, Rajas und Sattwa) sind die Qualitäten der lebenden Seele. So sagen die Gelehrten, daß die Seele Bewußtsein hat und mit diesen Qualitäten des Lebens existiert. Die Seele bewegt und drängt alles zur Bewegung. Jene, welche die Seele erkannt haben, sagen, daß sie jenseits der Lebewesen ist. Diese Höchste Seele hat die sieben Welten geschaffen und in Gang gebracht. Sie geht nicht verloren, wenn sich die körperliche Hülle auflöst. Nur Unwissende behaupten, daß sie stirbt und verfallen damit der Illusion. Alles, was die lebende Seele erfahren hat, geht von einem zum nächsten Körper. Das, was wir Tod nennen, ist nur die Auflösung der körperlichen Hülle. So geschieht es, daß die eine Seele, die in verschiedene Formen gehüllt ist, von Form zu Form wandert, ungesehen und unbemerkt durch andere (Formen). Durch wahrhafte Erkenntnis (bzw. „Selbsterkenntnis“) kann man diese Seele durch eine gereinigte und subtile Sicht finden. Der Weise, der ohne Begehren lebt, der alle Sünden im Herzen bereinigt hat und der Yoga Meditation gewidmet ist, erkennt in jeder Nacht, vor und nach dem Schlaf, diese Höchste Seele durch seine Seele. Mit zufriedenem Herzen und das Gute und Schlechte aller Taten hingegeben, kann man zeitloses Glück durch Verbindung mit dieser Höchsten Seele erreichen. Dieser König mit feurigem Glanz, der im Geist der Wesen regiert, wird Seele genannt. Durch diesen höchsten Herrn entsteht diese ganze Schöpfung. Dies ist die Antwort, die man auf die Fragen nach der Seele und dem Ursprung der Geschöpfe finden kann.


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