Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 146 - Fortsetzung der Geschichte

Bhishma fuhr fort:
Diese bedeutungsvollen und tugendhaften Worte seiner Ehefrau hörend, wurde der Täuberich mit großem Entzücken erfüllt und seine Augen badeten in Tränen der Heiterkeit. Er blickte zu diesem Vogelfänger, dessen Beruf das Schlachten der Vögel war, und ehrte ihn gemäß den heiligen Geboten der Gastfreundschaft.

Der Täuberich sprach:
Sei willkommen heute. Gebiete mir, was ich für dich tun kann. Sei unbetrübt und fühle dich wie zu Hause. Sage mir schnell, was dein Wunsch ist. Ich frage dich aus Zuneigung, weil du den Schutz aus unseren Händen erbeten hast. Gastfreundschaft sollte sogar einem Feind gezeigt werden, wenn er zu deinem Haus kommt, wie ein Baum seinen Schatten von keiner Person zurückzieht, die sich ihm nähert, selbst wenn es ein Holzfäller ist. Man sollte stets mit gewissenhafter Sorge die Aufgaben der Gastfreundschaft für einen Zufluchtsuchenden erfüllen. Wahrlich, dazu ist man besonders verpflichtet, wenn man zufällig ein Leben der Häuslichkeit führt, das durch die fünf Opfer getragen wird (Studium, Opfer für Ahnen, Götter und alle Wesen sowie Gastfreundschaft). Wenn man ein Hausleben führt und aus Mangel an Weitsicht diese fünf Opfer vernachlässigt, verliert man gemäß den heiligen Schriften sowohl diese als auch die kommende Welt. Deshalb sage mir vertrauensvoll und in klaren Worten, was deine Wünsche sind. Sei unbesorgt, ich werde sie alle erfüllen.

Diese Worte des Vogels hörend, antwortete der Vogelfänger: „Ich bin vor Kälte ganz steif. Sorge dafür, daß ich mich aufwärmen kann.“ So angesprochen, sammelte der Vogel viele trockene Blätter auf dem Boden, nahm ein einzelnes Blatt in seinen Schnabel und flog schnell davon, um Feuer zu holen. An einem Ort, wo Feuer brannte, erhielt er eine kleine Flamme, die er dann zurückbrachte, um jene trockenen Blätter in Brand zu setzen. Als sie in kräftigen Flammen aufloderten, sprach er zu seinem Gast: „Wärme deine Glieder vertrauensvoll und ohne Furcht.“ So angesprochen antwortete der Vogelfänger „So sei es.“, und wärmte seine steifen Glieder. Und wie seine Lebensgeister zurückkamen, sprach der Vogelfänger zu seinem beflügelten Wohltäter: „Der Hunger quält mich. Ich wünsche mir etwas zu essen.“ Seine Worte hörend, antwortete der Vogel: „Ich habe keine Vorräte, die deinen Hunger stillen könnten. Wir Bewohner der Wälder leben stets von dem, was uns jeden Tag gegeben wird. Wie die Asketen des Waldes horten wir nie für Morgen.“ Nach diesen Worten wurde das Gesicht des Vogels ganz blaß (vor Scham). Er wurde still, wußte nicht, was er tun sollte und betrachtete im Innersten die Unvollkommenheit seiner Art zu leben. Doch plötzlich wurde sein Geist klar, und der Vogel sprach zum Schlächter seiner Art: „Ich werde dich befriedigen. Warte nur einen Moment.“ Nach diesen Worten entzündete er ein Feuer aus trockenen Blättern und sprach voller Heiterkeit: „Ich hörte einst von hochbeseelten Rishis, Göttern und Pitris, wie groß der Verdienst der Gastfreundschaft ist. Oh Liebenswürdiger, sei mir wohlgesinnt! Ich sage dir aufrichtig, daß ich dich mit ganzem Herzen als meinen Gast ehren möchte.“ Mit diesem Entschluß umrundete der hochbeseelte Vogel mit einem Lächeln dreimal das lodernde Feuer, um dann selbst in die Flammen zu steigen. Bei diesem Anblick, wie der Vogel in das Feuer ging, begann der Vogelfänger nachzudenken und fragte sich: „Was habe ich getan? Ach! Zweifellos wird mein Karma dunkel und schrecklich sein aufgrund all meiner sündhaften Taten! Ich war äußerst grausam und bin nun der Verurteilung wert.“ Wahrlich, als der Vogelfänger sah, wie ihm der Vogel sein Leben opferte, erkannte er die Sündhaftigkeit seines Handelns und begann tief erschüttert ein langes Wehklagen.


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