Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 133 - Über die Schatzkammer und die Barbaren

Bhishma sprach:
Der König sollte seine Schatzkammer füllen, indem er Reichtum aus seinem eigenen Königreich zieht, wie auch aus den Königreichen seiner Rivalen. Aus der Schatzkammer entspringt sein religiöses Verdienst, oh Sohn der Kunti, und sie ist die Wurzel für das Wachstum seines Königreiches. Aus diesen Gründen muß die Schatzkammer gefüllt, sorgfältig beschützt und langsam vergrößert werden. Dies ist ewige Aufgabe. Die Schatzkammer kann weder durch völlig reine Taten noch durch übermäßige Gewalt gefüllt werden. Man sollte hier den mittleren Weg gehen. Wie kann ein schwacher König eine wohlgefüllte Schatzkammer haben? Und wiederum, wie kann ein König mit einer leeren Schatzkammer stark sein? Wie kann ein schwacher Mensch ein Königreich beherrschen? Und wiederum, woher kann ein König ohne Königreich Wohlstand gewinnen? Für eine hochgeborene Person ist der Ruin dem Tode gleich. Aus diesem Grund sollte der König stets seine Schatzkammer, seine Armee, Verbündeten und Freunde bewahren und gedeihen lassen. Alle Menschen ignorieren einen König mit leerer Schatzkammer. Seine Diener werden unzufrieden sein mit dem Wenigen, das solch ein König geben kann, und ihre Bereitwilligkeit im Staatsdienst wird leiden. Dagegen wird ein wohlhabender König großen Ruhm gewinnen. Wahrlich, dieser Ruhm kann sogar manche Sünde verbergen, wie die Kleider einer Frau jene Körperteile, die nicht gezeigt werden sollten. Die früheren Rivalen des Königs werden beim Anblick seines neuen Wohlstandes voller Kummer sein, und wie Hunde werden sie ihm wieder dienen. Doch obwohl sie nur auf eine Gelegenheit warten, ihn zu schlagen, benimmt sich der König zu ihnen, als ob nichts geschehen wäre.

Wie, oh Bharata, kann ein bedrängter König glücklich werden? Der König sollte sich stets um wahre Größe bemühen. Er sollte sich nie aus Angst beugen. Seine Anstrengung ist der Kampfgeist. Im schlimmsten Fall sollte er zerbrechen, als sich von irgend jemandem erniedrigen zu lassen. Er sollte eher in den Wald gehen und dort mit den wilden Tieren leben, als inmitten von Ministern und Beamten, die wie Räuber jegliche Selbstbeherrschung verloren haben. Denn selbst die Barbaren der Wälder können eine Armee von Soldaten bilden, die zu den wildesten Taten bereit sind, oh Bharata. Wenn jedoch auch der König jegliche gesunde Beherrschung verliert, dann werden alle Menschen vor ihm Angst haben. Sogar die Barbaren, die wenig Mitgefühl kennen, meiden einen solchen König. Deshalb sollte der König stets Gesetze und Regeln aufstellen, um die Herzen solcher Leute zu erfreuen. Selbst Regeln bezüglich der trivialsten Dinge begrüßen sie mit Jubel. Manche von ihnen denken, daß diese Welt ein Nichts und die kommende ein Mythos ist. Solchen Ungläubigen, deren Herzen durch verborgene Ängste verwirrt sind, sollte man nie vertrauen. Wenn jedoch die Barbaren des Waldes, indem sie andere Tugenden beachten, nur Verwüstungen bezüglich des Eigentums (bzw. der materiellen Dinge und nicht der geistigen Werte) anrichten, können sie als harmlos betrachtet werden. Das Leben von tausenden Wesen wird durch diese Barbaren beschützt, die solche Gebote beachten. Einen fliehenden Feind im Kampf zu töten, die Entführung von Ehefrauen, Ehebruch, Verletzung von Jungfrauen, Undankbarkeit, Brahmanen berauben, Menschen ruinieren, sowie das Ausbluten von Dörfern und Städten werden unter ihnen als übelgesinnte Taten betrachtet, denen sie sich stets enthalten. Es ist wohl sicher, daß jene Könige erfolgreich sind, die sich um Vertrauen in den Herzen solcher Barbaren bemühen, nachdem sie Nutzen und Schaden einer völligen Ausrottung bedacht haben. Im Umgang mit Barbaren ist es wichtig, sie niemals ganz zu vernichten. Es sollte versucht werden, sie auf den Weg des Königs zu bringen. Er sollte ihnen nie mit Grausamkeit begegnen und denken, daß er mächtiger ist als sie. Jene Könige, die solche wilden Völker nicht ausrotten, müssen auch den eigenen Untergang nicht befürchten. Wer sie allerdings vernichten will, wird in beständiger Angst aufgrund dieser Taten leben müssen.


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