Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 96 - Über faire Eroberungen

Bhishma sprach:
Ein König sollte nie versuchen, die Erde durch ungerechte Mittel zu erobern, selbst wenn ihn diese Eroberung zum Herrscher der ganzen Erde machen würde. Welcher König könnte sich lange daran erfreuen, wenn er den Sieg durch unfaire Mittel gewonnen hat? Ein Sieg, der durch Ungerechtigkeit befleckt ist, ist unsicher und führt niemals zum Himmel. Solch ein Sieg, oh Stier der Bharatas, schwächt sowohl den König als auch die Erde. Ein Krieger, dessen Rüstung abgefallen ist, oder der um Zuflucht bittet mit den Worten „Ich bin dein!“ oder seine Hände faltet und seine Waffen niederlegt, mag zwar ergriffen, aber niemals getötet werden. Wenn ein feindlicher König von den Truppen des Angreifers besiegt wurde, dann sollte sich der besiegte König ergeben und den Kampf beenden. Er sollte dem Sieger in seinen Palast folgen und ihn ein ganzes Jahr lang von den Worten überzeugen „Ich bin dein Diener!“. Ob er es nun ausspricht oder nicht, wenn der besiegte Gegner ein Jahr im Haus des Siegers verbringen konnte, hat er ein neues Leben gewonnen. Auch eine Jungfrau, die ein König gewaltsam aus dem Haus seines Rivalen entführen konnte, sollte er für ein Jahr nicht antasten und dann fragen, ob sie ihn heiraten möchte. Wenn sie ablehnt, sollte sie zurückgesandt werden. In ähnlicher Weise sollte er sich auch bezüglich aller anderen Reichtümer verhalten, die gewaltsam erworben wurden (und sie erst nach einem Jahr verwenden). Den Reichtum aber, den der König von Dieben und anderen Hingerichteten beschlagnahmt hat, sollte er niemals verwenden. Die Kühe, die vom Feind geraubt wurden, mögen den Brahmanen übergegeben werden, damit sie die Milch dieser Tiere trinken können. Die vom Feind gewonnenen Stiere mögen in der Landwirtschaft arbeiten oder zum Feind zurückkehren.

Die Ordnung gebietet, daß ein König stets mit einem König kämpfen sollte. Wer kein König ist, sollte niemals einen König schlagen. Und wenn ein Brahmane, der den Frieden wünscht, furchtlos zwischen zwei kämpfende Armeen geht, sollten beide den Kampf sofort beenden. Sonst würde die ewige Regel gebrochen, daß ein Brahmane weder getötet noch verwundet werden darf. Wenn irgendein Kshatriya diese Regel bricht, wird er zum Übeltäter seiner Kaste. Und wie jeder Kshatriya, der die Gerechtigkeit zerstört und alle gesunden Grenzen überschreitet, verdient er den Titel eines Kshatriyas nicht mehr und sollte aus der Gesellschaft verbannt werden. Ein König, der nach wahren Siegen strebt, sollte sich niemals so verhalten. Denn welcher Gewinn könnte größer sein als ein fairer Sieg?

Nachdem ein Königreich erobert wurde, sollte das erregte Volk so schnell wie möglich mit beruhigenden Reden und Geschenken versöhnt werden. Das ist eine gute Politik des Königs. Wenn sie anders behandelt werden, würden sie das Königreich und die Seite des Eroberers schnell verlassen und dessen Untergang heraufbeschwören. Denn unzufriedene Menschen warten auf das Unglück des Königs und stehen in Zeiten der Gefahr auf Seiten seiner Feinde, oh Monarch. Ein gegnerischer König sollte nie durch unerlaubte Mittel getäuscht noch lebensgefährlich verwundet werden. Denn durch die tödliche Wunde könnte ein kostbares Leben verloren gehen. Auch wenn der König nur kleine Ressourcen besaß, sei zufrieden damit und betrachte sein Leben als höchsten Reichtum.

Ein König, dessen Herrschaftsgebiet weitläufig und voller Reichtum ist, dessen Untertanen loyal und dessen Diener und Beamte zufrieden sind, gilt als ein fest verwurzelter König. Ein König, dessen Ritwijas, Priester, Lehrer und andere Hochgestellten, die in allen Schriften gelehrt sind und Ehre verdienen, ordnungsgemäß respektiert werden, gilt als erfahren auf den Wegen der Welt. Durch ein solches Verhalten gewann Indra die Souveränität der Welt. Und durch ein solches Verhalten können sogar die irdischen Könige den Status eines Indra erreichen. König Pratardana besiegte seine Feinde in einem großen Kampf, gewann ihren ganzen Reichtum einschließlich von Korn und Kräutern, aber verließ dann ihr Land unberührt. König Divodasa nahm dagegen nach dem Sieg über seine Feinde nur die Reste ihrer Opferfeuer, die geklärte Butter und die Nahrungsspende. Doch damit verlor er bereits den großen Verdienst seiner Eroberungen. König Nabhaga gab (nach seinen Eroberungen) ganze Königreiche mit ihren Herrschern den Brahmanen als Opfergabe, ausgenommen den Reichtum der gelehrten Brahmanen und Asketen. Oh Yudhishthira, das Verhalten der rechtschaffenen Könige in alten Zeiten war ausgezeichnet und findet meine ganze Zustimmung. Der König, der Wohlstand wünscht, sollte stets mit rechtschaffenen Mitteln nach Gewinn streben, aber niemals durch Täuschung oder mit Stolz.


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