Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 90 - Die Rede des Utathya

Bhishma sprach:
Utathya, dieser Erste aller Vedenkundigen aus dem Stamm von Angiras, belehrte einst aus Freundschaft den Sohn von Yuvanaswa namens Mandhatri. Ich werde dir jetzt, oh Yudhishthira, alles berichten, was der vedenkundige Utathya damals zu diesem König gesprochen hat.

Utathya sprach:
Man wird zum König, um im Interesse der Gerechtigkeit und nicht nach eigener Laune zu handeln. Wisse, oh Mandhatri, daß der König der Beschützer der Welt ist. Wenn er gerecht handelt, erreicht er den Status eines Gottes. Wenn er ungerecht handelt, sinkt er in die Hölle. Alle Wesen beruhen auf Gerechtigkeit. Die Gerechtigkeit beruht wiederum auf dem König. Deshalb ist jener, der die Gerechtigkeit hochhält, ein wahrer König. Und mit rechtschaffener Seele und jeglicher Gnade gesegnet, gilt er als Verkörperung der Tugend. Wenn ein König daran scheitert, gerecht zu herrschen, verlassen die Götter seinen Palast, und er erntet nur Schmach unter dem Volk. Die Anstrengungen von Menschen, die ihre Aufgaben beachten, sind stets mit Erfolg gekrönt. Aus diesem Grund bemühen sich alle, den Geboten der Gerechtigkeit zu folgen, die den Wohlstand fördern. Wenn die Sündhaftigkeit nicht zurückgehalten wird, schwindet rechtschaffenes Verhalten, und die Ungerechtigkeit nimmt immer weiter zu. Wenn die Sündhaftigkeit nicht gezügelt wird, kann niemand gemäß dem Eigentumsrecht, wie es in den Schriften niedergelegt ist, sagen: „Dieses Ding gehört mir und dieses nicht.“ Wenn die Sündhaftigkeit in der Welt herrscht, können die Menschen weder Ehefrauen, Haustiere, Felder oder Häuser ihr eigen nennen und genießen. Die Götter erhalten keine Verehrung mehr, die Ahnen keine Opfergaben und die Gäste keine Gastfreundschaft, wenn die Sündhaftigkeit nicht zurückgehalten wird. Die zweifachgeborenen Klassen werden die Veden nicht studieren, hohe Gelübde beachten oder Opfer darbringen. Der Geist der Menschen, oh König, wird schwach und verwirrt, als wäre er von Waffen verwundet. Mit dem weitsichtigen Blick auf beide Welten, schufen die Rishis den König als Herrscher, damit er die Verkörperung der Gerechtigkeit auf Erden sein möge. So wird er Raja genannt, weil durch ihn das Licht der Gerechtigkeit erstrahlt. Ohne Gerechtigkeit heißt er Vrishala (Dunkelheit). Der göttliche Dharma (Herr der Gerechtigkeit) trägt auch den Namen Vrisha. Wer Vrisha schwächt, wird Vrishala genannt. Ein König sollte deshalb die Gerechtigkeit fördern. Alle Wesen gedeihen, wenn die Gerechtigkeit wächst, und verfallen, wenn sie schwindet. Deshalb sollte die Gerechtigkeit niemals schwinden.

Gerechtigkeit wird auch Dharma genannt, weil sie beim Erwerb und der Bewahrung des Wohlstandes (Dhana) hilft. Die Weisen, oh König, haben erklärt, daß dieses Dharma zügelt und den unheilsamen Taten Grenzen setzt. Der selbstgeborene Brahma erschuf dieses Dharma (als Weltordnung) für das Wachstum der Wesen. Deshalb sollte ein König nach den Geboten des Dharma handeln, um seinem Volk zu nützen. Auch aus diesem Grund, oh Tiger unter den Königen, gilt Gerechtigkeit als das Beste an der Welt. Und dieser Erste der Menschen, der über seine Untertanen gerecht herrscht, wird König genannt. So überwinde Begierde und Haß, und beachte das Gebot der Gerechtigkeit! Unter allen Dingen, oh Führer der Bharatas, die zum Wohlstand von Königen beitragen, ist die Gerechtigkeit das Erste. Dharma ist einst den Brahmanen entsprungen. Deshalb sollten die Brahmanen stets verehrt werden. Du solltest, oh Mandhatri, mit Demut die Wünsche der Brahmanen erfüllen. Wer das versäumt, lädt Gefahr auf sich. Durch solche Vernachlässigung wird der König keine wahrhaften Freunde finden, und die Zahl seiner Feinde wird wachsen.

Aufgrund seiner törichten Böswilligkeit zu Brahmanen wurde einst die Göttin des Wohlstandes verärgert. Und obwohl sie lange bei ihm gewohnt hatte, verließ sie den Dämon Vali, den Sohn von Virochana, und begab sich zu Indra, dem Führer der Götter. Als Vali sah, wie die Göttin mit Indra lebte, bereute er sein eitles Verhalten. Dies, oh Mächtiger, ist das Ergebnis von Böswilligkeit und Stolz. Sei wachsam, oh Mandhatri, so daß die Göttin des Wohlstandes dich nicht im Zorn verläßt. Die heiligen Schriften erklären, daß das Unrecht mit der Göttin des Wohlstandes einen Sohn zeugte namens Stolz. Dieser Stolz, oh König, führte viele unter den Göttern und Dämonen in den Untergang, wie auch unzählige Könige auf Erden. Sei deshalb wachsam, oh König! Wer es schafft, den Stolz zu überwinden, wird zum König. Wer von ihm überwunden wird, lebt als Sklave. Wenn du, oh Mandhatri, ein ewiges Leben (der Glückseligkeit) wünschst, dann lebe als König, der diese beiden, den Stolz und die Ungerechtigkeit, überwunden hat!

Enthalte dich der Gesellschaft mit Berauschten (vom Stolz usw.), mit Unachtsamen (gegenüber den Geboten der Gerechtigkeit), mit Spöttern der Religion, mit Gefühllosen und Unvernünftigen, und umwirb sie nicht, wenn sie versammelt sind. Halte dich von Ministern fern, die du einmal bestraft hast und besonders von Frauen. Meide sie wie klippenreiche Berge und sumpfige Länder, wie uneinnehmbare Festungen voller Elefanten und Pferde oder Giftschlangen. Wandere nicht in der Dunkelheit, vermeide Geiz, Hochmut, Angeberei und Zorn! Verkehre nicht mit fremden oder verheirateten Frauen, Eunuchen, Zügellosen oder jungen Mädchen. Wenn der König die Laster nicht zügelt, folgt die Vermischung der Kasten, und sündhafte Rakshasas, Unfruchtbare, Behinderte und Geistlose beginnen ihre Geburt sogar in anständigen Familien zu nehmen. Deshalb sollte der König besonders darauf achten, zum Wohle seiner Untertanen gerecht zu handeln. Wenn ein König unachtsam handelt, werden große Übel folgen. Ungerechtigkeit wird die Kasten verwirren. Kälte- und Hitzewellen zur falschen Jahreszeit, Wassermangel, Überschwemmungen und Seuchen quälen dann die Menschen. Unheilverkündende Sterne erscheinen in solchen Zeiten und schreckliche Kometen, sowie andere Vorzeichen, die den Untergang des Königreiches ankündigen. Wenn der König keine Maßnahmen für seinen Schutz und den der Untertanen ergreift, werden beide untergehen. Zuerst werden sich zwei verbinden und den Reichtum von einem rauben. Danach werden viele kommen und die zwei berauben, und keine Jungfrau ist mehr sicher. Solche Mißstände entstehen aus den Fehlern des Königs. Alle Eigentumsrechte gehen unter den Menschen verloren, wenn der König die Gerechtigkeit aufgibt und unachtsam handelt.


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