Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 86 - Über die Hauptstadt des Königs

Yudhishthira fragte:
Wie sollte die Stadt beschaffen sein, in welcher der König wohnt? Sollte er eine bereits bestehende wählen oder eine besondere bauen lassen? Sage mir das bitte, oh Großvater!

Bhishma sprach:
Es ist gut, oh Bharata, über das Verhalten zu fragen, dem man folgen sollte und auch über die Verteidigungsanlagen, die man für die Stadt des Königs einrichten sollte. Ich werde deshalb darüber sprechen, besonders über die Verteidigung von Festungen. Höre meine Worte und dann triff alle erforderlichen Vorbereitungen und verhalte dich entsprechend. In Anbetracht der sechs verschiedenen Arten von Festungen sollte der König seine Städte ausbauen, in denen alles Nötige reichlich vorhanden ist. Die sechs Arten sind die Wasserfestung, Mauerfestung, Bergfestung, Menschenfestung, Sumpffestung und Waldfestung. Der König mit seinen Ministern und der völlig loyalen Armee sollten in jener Stadt wohnen, die durch eine Festung verteidigt wird, die ein reichliches Lager von Reis und Waffen enthält, die durch undurchdringliche Mauern und einen Graben geschützt wird, wo es von Elefanten, Rossen und Wagen wimmelt, die von gelehrten Menschen und versierten Handwerkern bewohnt wird, die mit Proviant jeglicher Art gut versorgt wird, deren Bevölkerung tugendhaft, geschäftstüchtig, stark und energievoll ist, die viele offene Plätze und Reihen von Geschäften hat, wo die Gerechtigkeit wohnt, Frieden herrscht und keine Gefahr besteht, die in ihrer Schönheit erstrahlt und von Musik und Liedern erschallt, wo alle Häuser geräumig sind, viele tapfere und wohlhabende Persönlichkeiten wohnen, die Hymnen der Veden erklingen, wo oft Feste und Jubel stattfinden und stets die Götter verehrt werden. Dort wohnend sollte der König seine Schatzkammer füllen, seine Kräfte und Freunde vermehren und für Gerechtigkeit sorgen. Er sollte allen Mißbrauch und jedes Übel in Stadt und Land bekämpfen. Er sollte Vorräte jeder Art ansammeln und sorgfältig seine Arsenale und die Lager mit Reis und anderem Korn füllen, sowie mit Brennstoff, Eisen, Spreu, Holzkohle, Bauholz, Hörnern, Knochen, Bambus, Fett, Öl, Ghee, Honig, Medizin, Flachs, Harz, Reis, Waffen, Pfeilen, Lederschützern (für Bogensehnen), Darmsaiten, Seilen und Schnüren aus Munja Gras und anderen Pflanzen. Er sollte auch die Anzahl der Zisternen und Brunnen erhöhen, die große Mengen Wasser enthalten, und alle grünenden Bäume beschützen. Er sollte mit Ehrung und Aufmerksamkeit die Gelehrten, Ritwijas, Priester, mächtigen Bogenschützen, Architekten, Astronomen und Astrologen, erfahrenen Ärzte, Handwerker und alle weiteren Menschen mit Weisheit, Intelligenz, Selbstdisziplin, Klugheit, Mut, Gelehrtheit, hoher Geburt und Geisteskraft unterstützen. Der König sollte stets die Rechtschaffenen fördern und die Ungerechten züchtigen. Er sollte mit Entschlossenheit handeln und die verschiedenen Kasten zu ihren jeweiligen Aufgaben anhalten. Mit rechter Achtsamkeit sollte er durch Spione das öffentliche Verhalten und die Stimmung der Einwohner seiner Städte und Provinzen feststellen und wenn nötig, entsprechende Maßnahmen ergreifen. Der König sollte persönlich seine Spione und Räte, seine Schatzkammer und die Rechtsprechung beaufsichtigen. Denn von diesen, so sagt man, hängt alles ab. Mit Spionen die seine erweiterten Augen sind, sollte der König alle Taten und Absichten von Feinden, Freunden und neutral Gesinnten feststellen, um dann mit Achtsamkeit seine Maßnahmen zu bedenken, um die Loyalen zu ehren und die Feindlichen zu bestrafen. Der König sollte auch stets die Götter mit Opfern verehren und Geschenke machen, ohne irgend jemanden zu verletzen. Er sollte seine Untertanen beschützen und niemals etwas tun, was die Gerechtigkeit behindert oder durchkreuzt. Auch die Hilflosen, Waisen, Alten und Witwen sollte er stets ernähren und beschützen, wie auch die Asketen und sie zur rechten Zeit mit Stoffen, Gefäßen und Nahrung beschenken. Der König sollte aufmerksam die weisen Asketen (in seinem Reich) über sich und sein Königreich informieren, sowie über alle Maßnahmen, und sich stets demütig in ihrer Anwesenheit verhalten. Wenn er hochbeseelte Asketen voller Weisheit sieht, die alle irdischen Dinge aufgegeben haben, möge er sie mit Gastgeschenken, Decken, Nahrung und Ehrensitzen würdigen. In welche Notlage der König auch fällt, einem weisen Asketen kann er immer vertrauen. Selbst die Räuber vertrauen diesen Menschen. Der König sollte seinen Reichtum den Asketen widmen und von ihnen Weisheit empfangen, aber alles mit Maß und Achtsamkeit. Unter ihnen sollte er sich Freunde suchen, die in seinem Königreich wohnen, im Königreich seiner Feinde, in den Wäldern und zum vierten in den tributpflichtigen Königreichen. Er sollte ihnen stets Gastfreundschaft, Ehre und Unterhalt gewähren, ob sie im eigenen Reicht wohnen, im Reich der Feinde oder in den Wäldern. Voller Entsagung und beständiger Gelübde werden sie in Zeiten der Not, wenn der König um ihren Schutz bittet, ihm alles gewähren, was er möchte. Damit habe ich dir kurzgefaßt die Eigenschaften der Stadt erzählt, in welcher ein König wohnen sollte.


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