Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 81 - Die Geschichte von Krishna und der Uneinigkeit im Königreich

Yudhishthira fragte:
Wenn man es aber nicht schafft, auf diese Weise seine Angehörigen und Verwandten zu gewinnen, dann werden jene, die eigentlich Freunde werden sollten, zu Feinden. Wie sollte man sich dann verhalten, damit die Herzen sowohl der Freunde als auch der Feinde gewonnen werden können?

Bhishma sprach:
Diesbezüglich wird die alte Geschichte über ein Gespräch zwischen Krishna und dem himmlischen Weisen Narada erzählt.

Eines Tages sprach Krishna:
Weder ein ungelehrter und dummer Freund, noch ein gelehrter Freund mit unbeständiger Seele verdienen es, oh Narada, die geheimen Absichten von jemandem zu erfahren. Aber im Vertrauen auf deine Freundschaft möchte ich dir etwas sagen, oh Weiser, der du nach Belieben die Himmel durchwandern kannst. Denn man sollte mit einem anderen stets so sprechen, wie man dessen Geist einschätzt.

Ich verhalte mich niemals mit sklavischer Unterwürfigkeit zu meinen Angehörigen durch schmeichelhafte Reden über ihren Wohlstand. Ich gab ihnen die Hälfte von dessen, was ich gewonnen hatte, und vergebe ihnen auch ihre schlechten Reden. Doch wie man einen Feuerstock reibt, wenn man Feuer wünscht, so zerreiben die übelgesinnten Reden meiner Verwandten mein Herz. Wahrlich, oh himmlischer Rishi, diese neidischen Reden verbrennen mein Herz Tag für Tag. Die Kraft wohnt in Sankarshana (meinem älteren Bruder Balarama), die Milde in Gada (meinem jüngeren Bruder), und Pradyumna (mein Sohn) übertrifft mich sogar an persönlicher Schönheit. Und dennoch fühle ich mich hilflos, oh Narada! Viele unter den Andhakas und Vrishnis sind mit großem Wohlstand gesegnet, mit Kraft, zuverlässigem Mut und beständiger Ausdauer. Auf wessen Seite sie stehen, diese werden weder schwanken noch untergehen sondern alles erreichen. Beide Seiten verehren mich, die Ahukas und Akruras, und ich kann für niemanden Partei ergreifen. (Ahuka ist ein Andhaka König und der Großvater von Kansa. Akrura ist Krishnas Onkel aus dem Vrishni Stamm und der Schwiegersohn von Ahuka. Es handelt sich wohl um zwei Fürstentümer, die in Streit geraten sind.) Was könnte leidvoller sein, als auf beiden Seiten zu stehen? Und was könnte wiederum leidvoller sein, als sie beide zu verlieren? Ich fühle mich wie die Mutter von zwei gegeneinander kämpfenden Brüdern, die beiden den Sieg wünscht. Oh Narada, so werde ich von beiden Seiten bedrängt. Mögest du mir sagen, was zu meinem Wohle ist sowie zum Wohle meiner Verwandten.

Und Narada sprach:
Probleme, oh Krishna, sind von zweierlei Art, nämlich äußerliche und innerliche. Sie entstehen, oh Nachkomme des Vrishni, aus deinen eigenen Taten oder den Taten von anderen. Das Problem, das dich hier eingeholt hat, ist ein inneres und aus deinen eigenen Taten geboren. Balarama und andere der Bhojas sind Anhänger von Akrura und haben diese Seite gewählt, entweder wegen des Reichtums, aus purer Laune oder von Worten und Neid bewegt. Du selbst hast den Reichtum verschenkt, den du gewonnen hast (durch die Tötung des Tyrannen Kansa in Mathura). Und obwohl du von Menschen umgeben bist, die deine Freunde sein sollten, hast du durch deine eigene Tat dieses Problem (der Streitigkeiten im Reich) heraufbeschworen. Du kannst nun aber diesen Reichtum und das Königreich von Babhru (Akrura) und Ugrasena nicht einfach zurücknehmen, wie man das Essen nicht noch einmal ißt, das man erbrochen hat. (König Ugrasena aus dem Andhaka Stamm wurde mit seinem Minister Vasudeva, dem Vater von Krishna, von seinem eigenem Sohn Kansa vom Thron gestürzt und eingesperrt. Krishna tötete Kansa und gab das Reich an Ugrasena zurück.) Wenn du es ihnen entreißt, oh Krishna, mußt du innere Uneinigkeit befürchten. Selbst wenn diese Tat erfolgreich wäre, so würde sie doch gewaltigste Leistungen erfordern und brächte viele Schwierigkeiten. Ein großes Schlachten und ein großer Verlust von Reichtum wären die Folge, vielleicht sogar der Untergang. Verwende lieber eine Waffe, die nicht aus Stahl gemacht ist, die sehr weich und dennoch fähig ist, alle Herzen zu durchbohren. Das beständige Schärfen dieser Waffe wird die Zungen deiner Verwandten heilen.

Krishna sprach:
Was ist das für eine Waffe, oh Weiser, die nicht aus Stahl gemacht wurde, die weich ist und dennoch alle Herzen durchbohren kann, und die ich verwenden soll, um die Zungen meiner Angehörigen zu heilen?

Narada sprach:
Gib Nahrung und Unterhalt, so gut du kannst, und Vergebung, Ehrlichkeit und Freude, sowie Ehre denen, denen Ehre gebührt. Dies ist eine Waffe, die nicht aus Stahl gemacht wird. Zerstreue die Wut deiner Verwandten allein mit freundlichen Worten als Antwort auf ihre neidvollen Reden und besänftige ihre Herzen, Gedanken und verleumderischen Zungen. Nur große Menschen mit gereinigter Seele, die mit Vorzüglichkeit und Freunden gesegnet sind, können schwere Lasten ertragen. So nimm diese große Last auf und trage sie auf deinen Schultern. (Krishna zieht später mit seinem ganzen Volk nach Dwaraka, um dort friedlich ein neues Königreich zu gründen.) Alle Ochsen können schwere Lasten auf ebenen Straßen tragen, doch nur die stärkeren unter ihnen auch auf steinigen Wegen. Aus der Uneinigkeit wird Zerstörung kommen und alle Bhojas und Vrishnis gemeinsam einholen. Du, oh Kesava, bist der Erste ihrer Führer. So handle mit Weisheit, damit die Bhojas und Vrishnis nicht untergehen. Nichts außer Intelligenz und Vergebung, Selbstbeherrschung der Sinne und Offenheit bilden die Weisheit einer Person. Das Wachstum des eigenen Stammes ist immer lobenswert und ruhmvoll und bewahrt ein langes Leben. So handle du, oh Krishna, auf solche Art und Weise, daß deine Angehörigen nicht untergehen! Es gibt nichts Unbekanntes für dich bezüglich der Politik und des Krieges, oh Herr. Die Yadavas mit den Kukuras, Bhojas, Andhakas und Vrishnis hängen von dir ab, wie auch alle Welten und Regenten der Welt, oh Starkarmiger! Die Rishis, oh Madhava, beten stets um dein Wachstum. Du bist der Herr aller Wesen. Du kennst die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Du bist der Erste unter allen Yadavas. Sie alle verlassen sich auf dich, um glücklich leben zu können.


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