Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 63 - Über die Lebensweisen und Aufgaben

Bhishma sprach:
Das Spannen der Bogensehne, die Vernichtung der Feinde, Landwirtschaft, Handel, Viehhaltung und bezahltes Dienen sind für einen Brahmanen unpassend. Ein kluger Brahmane, der das Hausleben führt, sollte die sechs vedischen Handlungen ordnungsgemäß durchführen. Und nachdem er alle Aufgaben als Hausvater erledigt hat, wird der Rückzug in die Wälder gelobt. Ein Brahmane sollte den Dienst eines Königs, gewinnbringende Landwirtschaft oder Handel, alle Arten weltlicher Geschäfte und jegliche Gesellschaft vermeiden, außer mit seinen angetrauten Ehefrauen. Jener kleinliche Brahmane, der von seinen Aufgaben abfällt und übelgesinnt wird, sinkt in den Zustand eines Sklaven, oh König. Der Brahmane, der eine Shudra Frau heiratet, der zum Übeltäter, Schausteller oder Knecht wird oder andere unwürdige Handlungen durchführt, wird zum Sklaven. Mag er die Veden rezitieren oder auch nicht, oh König, wenn er solchen unwürdigen Handlungen verhaftet ist, versklavt er sich selbst, und bei einem Festessen gebührt ihm der entsprechende Platz unter Sklaven. Solche Brahmanen, oh König, sollten bei Opferdiensten gemieden werden. Und was auch immer an Gaben von Nahrung, die den Göttern und Ahnen gewidmet wurden, solchen Brahmanen gegeben wird, die ohne Selbstbeherrschungen, unrein, übelgesinnt und grausam sind, und damit von ihren gegebenen Aufgaben abfallen, kann (dem Geber) keinerlei Verdienst bringen. Deshalb, oh König, sind Selbstdisziplin, Reinheit und Einfachheit als die Aufgaben der Brahmanen aufgestellt worden. Darüber hinaus, oh Monarch, sind für den Brahmanen alle vier Lebensweisen von Brahma bestimmt worden. Wer selbstgezügelt den Soma in Opfern getrunken hat, wer wohlwollendes Mitgefühl zu allen Wesen und Geduld übt, um alles zu ertragen, wer nicht wünscht, seine Lebenssituation durch den Erwerb von Reichtum zu verbessern, wer offenherzig, einfach, mild, gewaltlos und vergebend ist, der ist wahrlich ein Brahmane und nicht, wer der Sünde zugeneigt ist. Die Brahmanen, oh König, nutzen die Hilfe der Shudras, Vaisyas und Kshatriyas, um die Tugend zu vergrößern. Wenn deshalb die Mitglieder dieser (drei) Kasten kein friedliches Verhalten zeigen (um den anderen beim Erwerb der Tugend zu helfen), wird ihnen Vishnu keinen Segen gewähren, oh Sohn des Pandu. Und wenn Vishnu nicht zufrieden ist, geht das Glück aller Wesen im Himmel verloren, sowie das Verdienst aus den Aufgaben der vier Kasten, wie auch die Gebote der Veden, alle Arten hingebungsvoller Opfer und andere religiöse Handlungen und schließlich auch alle Aufgaben bezüglich der verschiedenen Lebensweisen.

Höre jetzt, oh Sohn des Pandu, über jene Aufgaben, die in den vier Lebensweisen beachtet werden sollten. Diese sollte jeder Kshatriyas kennen, der dafür sorgen will, daß die Mitglieder der Kasten (in seinem Königreich) ihre jeweiligen Aufgaben erfüllen. Für einen Shudra, der zu lernen wünscht, der seine Aufgaben im Leben erfüllt und einen Sohn gezeugt hat, der sich durch sein reines Verhalten den höheren Kasten annähert, sind alle Lebensweisen erlaubt, außer den (schweren asketischen) Gelübden der völligen Stille und Selbstdisziplin. Oh König, wie für Shudras, die ihre Aufgaben gemeistert haben, so ist auch für Vaisyas und Kshatriyas die Lebensweise der Bettelmönche gestattet. Nachdem sie die Aufgaben ihrer Kaste erfüllt und ihrer Verwandtschaft gedient haben, kann sich ein Vaisya in ehrwürdigen Jahren mit Erlaubnis des Königs in eine andere Lebensweise begeben. Hat ein Kshatriya, oh Sündloser, die Veden und die Abhandlungen über die Aufgaben der Könige studiert, Kinder gezeugt und seine Familie versorgt, Soma getrunken, regiert und alle Untertanen gerecht beschützt, das Rajasuya, Pferdeopfer oder andere große Opfer durchgeführt, gelehrte Brahmanen eingeladen, um die Schriften zu rezitieren und ihnen Geschenke gemäß ihren Wünschen dargebracht, hat er kleine und große Siege im Kampf errungen, seinen Sohn oder einen anderen hochgeborenen Kshatriya zum Schutz der Untertanen auf den Thron gesetzt, die Ahnen mit den rechten Riten befriedigt, die Götter durch Opfer und die Rishis durch das Studium der Veden verehrt, dann mag der Kshatriya, der im Alter eine andere Lebensweise wünscht, oh König, seine bisherige verlassen und jene annehmen, womit er (asketischen) Erfolg zu erreichen glaubt. So kann ein Kshatriya, um das Leben eines Rishis zu führen, die Bhikshu Lebensweise (der Bettelmönche) annehmen. Doch das sollte er niemals tun, um die Welt zu genießen. Hat er das Hausleben verlassen, sollte er das Leben eines Bettlers führen und nur darum bitten, was sein Leben gerade noch erhalten kann. Ein Bettlerleben ist für die drei Kasten (der Kshatriyas, Vaisyas und Shudras) allerdings nicht zwingend, oh Freigiebiger. Wenn sie es aber wünschen, steht diese Lebensweise allen vier Kasten (nach Erfüllung ihrer Pflichten) offen.

Unter Menschen sind die Aufgaben der Kshatriyas die wichtigsten. Denn die ganze Welt lebt von der Kraft ihrer Arme. Alle großen und kleinen Aufgaben der drei restlichen Kasten sind davon abhängig, wie gut die Kshatriyas ihre Pflichten erfüllen. Das haben auch die Veden erklärt. Erkenne, daß alle übrigen Aufgaben in den Kshatriya Pflichten gegründet sind, wie der Fußabdruck aller anderen Tiere kleiner als der Fußabdruck des Elefanten ist. Die Schriftgelehrten sagen, daß die weltlichen Aufgaben der anderen drei Kasten nur kleine Fürsorge oder Schutz gewähren und damit auch kleineren Verdienst bringen, während die Aufgaben der Kshatriyas großen Schutz gewähren und damit großen Verdienst bringen. Die königlichen Aufgaben sind die Ersten der Aufgaben. Alle Kasten werden von ihnen beschützt. Die weltliche Zügelung begründet die königlichen Aufgaben, oh Monarch, und Zügelung, so wird gesagt, ist eine ewige Tugend und die Erste von allen. Wenn das Wissen von der Herrschaft verschwindet, werden auch die Veden vergehen. Alle Gebote, welche die Aufgaben der Menschen prägen, werden kraftlos. Wahrlich, wenn diese uralten Aufgaben der Kshatriyas aufgegeben werden, werden auch die anderen Aufgaben bezüglich aller Lebensweisen verlorengehen. Alle Arten der Zügelung sieht man in den königlichen Pflichten. Alle Arten der Initiationen (für menschliche Entwicklungsstufen) entstehen daraus. Alle Arten des Lernens sind damit verbunden und alle Arten des weltlichen Verhaltens damit konfrontiert. Wie das Töten von Tieren mit niederer Motivation dazu führt, daß die Tugend und die religiösen Handlungen des Schlächters zerstört werden, so werden auch alle anderen Aufgaben, die ohne königlichen Schutz sind, zur Quelle für große Sorgen und Mißerfolge, und die Menschen, die dann voller Angst sind, mißachten bald die ihnen bestimmten Aufgaben.


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