Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 32 - Vyasa über das heilsame Handeln

Vaisampayana sprach:
Als König Yudhishthira stumm blieb und immer noch voller Sorge war, ergriff der inselgeborene Vyasa, dieser große Asket, der die Wahrheiten der Religion kennt, erneut das Wort.

Und Vyasa sprach:
Oh Lotusäugiger, der Schutz ihrer Untertanen ist die Aufgabe der Könige. Jene Menschen, die stets ihre Aufgaben beachten, betrachten diese als ihr Schicksal. Deshalb wandle auch du, oh König, auf den Spuren deiner Vorfahren! Die asketische Buße ist eine Aufgabe der Brahmanen. Dies ist das ewige Gebot der Veden. Damit bildet Buße, oh Stier der Bharatas, die ewige Pflicht eines Brahmanen. Ein Kshatriya ist hinsichtlich seiner Aufgaben der Beschützer des Volkes. Jeder Mensch, der an irdische Besitztümer gewöhnt, eine gesunde Entsagung überschreitet, gilt als Angreifer der sozialen Harmonie und sollte mit starker Hand gezüchtigt werden. Dieser gefühllose Mensch, der sich bemüht, die Ordnung zu zerstören, sei er ein Angehöriger, ein Sohn oder sogar ein Heiliger, sollte, wie alle Menschen mit solch übelgesinnter Natur, mit jedem Mittel bestraft oder sogar getötet werden. Jeder König, der sich anders verhält, sammelt Sünde an. Wer die Tugend nicht beschützt, wenn sie mißachtet wird, ist selbst ein Gegenspieler der Tugend. Die Kauravas haben die Tugend mißachtet. Dafür wurden sie von dir mit ihren Anhängern geschlagen. So hast du die Aufgaben deiner Kaste beachtet. Warum, oh Sohn des Pandu, hängst du nun solchem Kummer nach? Der König sollte jene töten, die den Tod verdienen, und jene beschenken, die der Wohltätigkeit würdig sind. So sollte er seine Untertanen gemäß der Ordnung beschützen.

Darauf sprach Yudhishthira:
Ich bezweifle die Worte nicht, die von deinen Lippen fließen, oh Askesereicher. Alles bezüglich Tugend und Pflicht ist dir weithin bekannt, oh Erster aller Weisen. Ich habe jedoch wegen dieses Königreichs den Tod vieler Personen verursacht. Diese Taten, oh Brahmane, verbrennen mich.

Vyasa sprach:
Oh Bharata, handelt das Höchste Wesen oder der Mensch? Geschieht alles durch Zufall in der Welt, oder sind die Früchte, die wir genießen oder erleiden, die Ergebnisse (vergangener) Handlungen? Wenn der Mensch, oh Bharata, alle Handlungen, gut oder schlecht, vom Höchsten Wesen gedrängt ausführt, dann sollten die Früchte dieser Taten auch dem Höchsten Wesen selbst gehören. Wenn eine Person mit der Axt einen Baum im Wald fällt, dann ist es auf jede Weise die Person, welche die Sünde (bzw. das Karma) ansammelt und nicht die Axt. Wenn man sagt, daß die Axt nur die materielle Ursache ist, dann sollte die Folge der Tat dem lebenden Akteur zugeordnet werden (und nicht dem Werkzeug). Man könnte auch noch behaupten, daß die Sünde (des Baumfällens) dem gehört, der die Axt gebaut hat. Aber das kann wohl kaum wahr sein. Oh Sohn der Kunti, wenn es also unvernünftig ist, daß ein Mensch die Konsequenzen von dem ansammelt, was andere getan haben, dann solltest du die ganze Verantwortung dem Höchsten Wesen übergeben. Wenn dagegen der Mensch all seine Taten selbst bestimmen könnte, dann gäbe es keinen Höchsten Lenker und niemand müßte leidvolle Konsequenzen ertragen, was auch immer er getan hat. Doch keiner, oh König, kann das verhindern, was ihm bestimmt wurde. Wenn das Schicksal als Ergebnis der Taten aus vergangenen Leben vorherbestimmt ist, dann kann dem Lebenden dafür keine Sünde anhaften, wie auch die Sünde des Baumfällens weder die Axt noch den Schöpfer der Axt betrifft.

Wenn du denkst, daß es nur der Zufall ist (und nicht Ursache & Wirkung), der in dieser Welt handelt, dann könnte eine solche Tat der umfassenden Zerstörung nie geschehen noch müßte sie jemals geschehen. Um herauszufinden, was in dieser Welt gut oder schlecht ist, kümmere dich um die heiligen Schriften. Dort steht geschrieben, daß Könige mit dem erhobenen Herrscherstab aufrecht stehen sollten. Ich denke, oh Bharata, daß sich die guten und schlechten Taten hier beständig wie ein Rad drehen, und die Menschen sammeln entsprechend die Früchte ihrer Taten, seien sie nun gut oder schlecht. Eine karmische Tat ruft die nächste hervor. Deshalb, oh Tiger unter den Königen, vermeide alle karmischen Taten und gib dich nicht dem Kummer hin. Du solltest dich, oh Bharata, den Pflichten deiner Kaste widmen, auch wenn sie tadelnswert erscheinen. Dieser Selbstmord, oh König, steht dir nicht an! Sühne und Reinigung wurden für angesammeltes Karma bestimmt. Wer lebendig ist, kann sie vollbringen. Ein Toter ist dazu nicht fähig. Deshalb, oh König, bewahre dein Leben und führe jene reinigenden Handlungen durch. Wenn du das versäumst, könntest du es in der kommenden Welt bereuen.


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