Pushpak Mahabharata Buch 12Zurück WeiterNews

Kapitel 30 - Die Geschichte von Narada und Parvata

Da fragte Yudhishthira:
Wie wurde der Sohn von Srinjaya zu Suvarnashthivin („dessen Exkremente voller Gold sind“)? Und warum gab Parvata dieses Kind an Srinjaya? Und warum starb er? Wenn das Leben aller Menschen damals eintausend Jahre dauerte, warum starb der Sohn von Srinjaya bereits als Kind? Oder war er nur dem Namen nach Suvarnashthivin? Wie kam er dazu? Das wünsche ich alles zu erfahren.

Krishna sprach:
Ich will dir berichten, oh König, was damals geschah. Es gibt da zwei Rishis, die Ersten in der Welt, welche Narada und Parvata genannt werden. Wobei Narada der Onkel mütterlicherseits von Parvata ist und damit Parvata der Sohn von Naradas Schwester. Mit fröhlichem Herzen verließen einst Onkel und Neffe den Himmel, oh König, um auf einer angenehmen Wanderung auf Erden geklärte Butter und Reis zu kosten. So wanderten die Beiden, die mit großem asketischem Verdienst begabt waren, über die Erde und lebten von den gegebenen Speisen der Menschen. Voller Freude und mit großer gegenseitiger Zuneigung trafen sie unter sich eine Abmachung, daß jeder Wunsch, der sich in ihnen regt, dem anderen mitgeteilt werden sollte. Und wenn sich einer nicht daran hält, möge ihn der Fluch treffen. Mit dieser Übereinkunft kamen diese beiden großen Rishis, die in allen Welten verehrt werden, zu König Srinjaya, dem Sohn von Sitya, und sprachen zu ihm: „Wir zwei möchten für dein Wohl ein paar Tagen bei dir wohnen. Oh Herr der Erde, kümmere dich entsprechend um all unsere Wünsche.“ Der König antwortete „So sei es!“, und sorgte persönlich für ihre gastliche Bewirtung. Nach einer Weile war der König eines Tages so voller Freude, daß er den berühmten Asketen seine wunderschöne Tochter vorstellte und sprach:
Meine Tochter wird euch beiden aufwarten. Sie ist so strahlend wie die Blütenblätter der Lotusblume, wunderschön und von makellosen Gliedern, vollendet und von guten Manieren und wird Sukumari ('höchst delikat') genannt.

„Sehr gut“ antworteten da die Rishis. Worauf der König zu seiner Tochter sprach: „Oh Kind, kümmere dich um diese beiden Brahmanen, wie du dich um die Götter oder um deinen Vater kümmern würdest.“ Die tugendhafte Prinzessin erwiderte „So sei es.“, und begann, auf Geheiß ihres Vaters ihnen zu dienen. Ihr pflichtbewußter Dienst und ihre konkurrenzlose Schönheit entzündeten sehr bald in Narada eine zarte Flamme für sie. Dieses zärtliche Gefühl begann im Herzen des berühmten Heiligen wie der Mond in der zunehmenden Monatshälfte zu wachsen. Der tugendhafte Narada konnte jedoch, überwältigt von Scham, diese brennende Neigung seinem Neffen, dem hochbeseelten Parvata nicht offenbaren. Doch durch seine asketische Macht, wie auch durch die äußeren Zeichen, verstand Parvata alles. Und zornig gereizt war er geneigt, den von Liebe gequälten Narada zu verfluchen.

So sprach Parvata:
Du hast mit deiner eigenen Zustimmung diesen Vertrag mit mir geschlossen, daß jeder Wunsch, gut oder schlecht, der von einem von uns gehegt würde, dem anderen offenbart werden muß. Dies waren deine eigenen Worte, die du nun selbst verletzt hast. Oh Brahmane, dafür sollte ich dich verfluchen. Du sagtest mir nicht, daß dein Herz vom Charme der Jungfrau Sukumari durchbohrt worden ist! Dafür solltest du verflucht sein. Du bist ein Brahmacharin und mein Lehrer. Du bist ein Asket und Brahmane. Und dennoch hast du das Abkommen gebrochen, das du mit mir hattest. Mit Zorn erfüllt werde ich dich dafür verfluchen müssen. So höre mich: Diese Sukumari soll zweifellos deine Ehefrau werden. Doch von der Zeit deiner Ehe an, oh Mächtiger, soll sie, wie auch alle anderen Menschen, dich als einen Affen wahrnehmen. Deine wahren Eigenschaften mögen verschwinden, und eine Affengestalt soll erscheinen!

Als Narada diese Worte von seinem Neffen hörte, wurde auch er zornig und sprach zu ihm:
Obwohl du asketisches Verdienst, Entsagung, Wahrhaftigkeit und Selbstdisziplin hast, und obwohl du stets der Tugend gewidmet bist, sollst du es dennoch nicht schaffen, zum Himmel zurückzukehren.

So verfluchten sie sich gegenseitig voller Zorn und ohne Vergebung, wie zwei wütende Elefanten. Und seit dieser Zeit wanderte der hochbeseelte Parvata über die Erde und wurde seiner Energie gemäß verehrt, oh Bharata. Und Narada, dieser Erste der Brahmanen, erhielt mit den rechten Riten die Hand der Tochter von Srinjaya, der makellosen Sukumari. Und die Prinzessin erblickte Narada genauso, wie es der Fluch bestimmt hatte. Wahrlich, in dem Moment, als das letzte Mantra der Hochzeit rezitiert worden war, sah Sukumari den himmlischen Rishi mit einem Affengesicht. Doch sie verachtete ihren Ehemann dafür nicht, sondern widmete ihm ihre ganze Liebe. Wahrlich, diese reine Prinzessin gab sich völlig ihrem Herrn hin und hegte in ihrem Herzen nicht den kleinsten Wunsch nach einem anderen Ehemann unter den Göttern, Munis oder Yakshas. Doch eines Tages, als der berühmte Parvata im Laufe seiner Wanderungen in einen einsamen Wald kam, erblickte er dort Narada.

Er grüßte ihn und sprach:
Sei gnädig zu mir, oh Mächtiger, und erlaube mir zum Himmel zurückzukehren.

Und als Narada den freudlosen Parvata sah, wie er mit gefalteten Händen vor ihm kniete, da antwortete er, der ebenfalls ohne Freude war:
Du hattest mich zuerst verflucht, indem du sprachst „Werde ein Affe!“. Nach deinen Worten verfluchte auch ich dich und sprach „Von diesem Tag an, sollst du nicht mehr im Himmel wohnen!“. Es war damals nicht recht von dir, weil du wie ein Sohn zu mir bist.

Daraufhin befreiten sich die beiden Heiligen wieder von ihren gegenseitigen Flüchen. Als dann Sukumari ihren Ehemann in seiner himmlischen Gestalt mit seiner flammenden Herrlichkeit sah, da floh sie vor ihm, weil sie dachte, daß es jemand anderes als ihr Herr war. Und beim Anblick, wie die schöne Prinzessin vor ihrem Herrn floh, da sprach Parvata zu ihr: „Dies ist wahrlich dein Ehemann! Hege keine Zweifel! Dies ist der berühmte und mächtige Rishi Narada, der Erste aller Tugendhaften. Er ist dein Herr und eine Seele mit dir. Hab keinen Zweifel!“ So versichert auf verschiedene Weise durch den hochbeseelten Parvata und auch informiert über den Fluch ihres Herrn, gewann die Prinzessin ihre Gelassenheit zurück. Dann erhob sich Parvata zum Himmel und Narada ging in sein Haus.

Krishna fuhr fort:
Dieser berühmte Rishi Narada, der selbst an dieser Geschichte beteiligt war, ist nun hier. Durch dich befragt, oh Bester der Menschen, wird er dir alles erzählen, was weiterhin noch geschah.


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