Pushpak Mahabharata Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 17 - Gandhari sieht Duryodhana und klagt

Vaisampayana sprach:
Als Gandhari ihren toten Sohn Duryodhana sah, sank sie plötzlich besinnungslos zu Boden, wie ein entwurzelter Baum. Und als sie ihre Sinne wiedergewann, begann sie zu weinen und jammerte immer wieder beim Anblick ihres Sohnes, der blutüberströmt auf der bloßen Erde lag. Gandhari umarmte ihren Sohn und verlor sich in mitleiderregendes Wehklagen über ihn. Überwältigt vom Kummer und mit äußerst verwirrten Sinnen rief die Kuru Königin immer wieder „Ach, Sohn! Oh, Sohn!“ In ihrem Leid brennend, durchnäßte die Königin mit ihren Tränen den Körper ihres Sohnes mit den massiven und breiten Schultern, der mit Girlanden und Goldketten geschmückt war. Dann sprach sie zu Hrishikesha, der in ihrer Nähe stand:
Zu Beginn dieses Kampfes, oh Mächtiger, der dieses ganze Geschlecht ausgerottet hat, sprach dieser Erste der Könige zu mir: „Wünsche mir den Sieg in diesem für beide Seiten vernichtenden Kampf, oh Mutter!“ Als er diese Worte zu mir gesprochen hatte, wußte ich, daß eine große Katastrophe über uns kommen würde, und sprach zu diesem Tiger unter den Männern: „Der Sieg ist stets dort, wo die Gerechtigkeit ist. Wie du zu diesem Kampf entschlossen bist, oh Sohn, wirst du zweifellos jene Bereiche gewinnen, die durch (den Gebrauch) von Waffen im Himmel erreichbar sind.“ Dies waren die Worte, welche ich damals zu ihm sprach. Diesbezüglich gräme ich mich nicht um meinen Sohn. Ich gräme mich jedoch um den hilflosen Dhritarashtra, der nun ohne Freunde und Angehörige ist. Schau nur, oh Madhava, meinen Sohn, diesen Ersten der Krieger, zornvoll, waffenerfahren und unbesiegbar im Kampf, wie er jetzt auf dem Bett der Helden schläft. Schau nur, welchen Wandel die Zeit gebracht hat. Dieser Feindevernichter, der früher an der Spitze aller Gekrönten ging, schläft jetzt im Staub. Zweifellos hat der heroische Duryodhana, wenn er auf diesem Bett der Helden liegt, das höchste Ziel erreicht, das so schwer zu erreichen ist. Unheilvolle Schakale erfreuen jetzt diesen Prinzen im Schlaf auf dem Heldenbett, der früher durch die Schönsten der Damen erfreut wurde. Er, der früher von Königen umgeben war, die miteinander wetteiferten, ihm die schönsten Vergnügungen zu schenken, ach, er liegt jetzt getötet auf der Erde und ist von Geiern umgeben. Er, der früher mit kostbaren Wedeln von schönen Damen befächelt wurde, wird jetzt von den fleischfressenden Vögeln mit den Schlägen ihrer Flügel befächelt. Voll großer Kraft und Macht schläft dieser starkarmige Prinz, der durch Bhimasena im Kampf getötet wurde, nun wie ein vom Löwen geschlagener Elefant. Schau nur, oh Krishna, wie Duryodhana auf der bloßen, blutdurchtränkten Erde liegt, von Bhimasena mit seiner Keule geschlagen. Dieser Starkarmige, der im Kampf elf Akshauhinis an Truppen versammelt hatte, wurde infolge seiner eigenen schlechten Politik schließlich getötet, oh Kesava. Ach, hier schläft nun dieser große Bogenschütze und mächtige Wagenkrieger, von Bhimasena geschlagen, wie ein Tiger von einem Löwen. Nachdem er Vidura und auch seinen eigenen Vater ignoriert hatte, traf dieser leichtsinnige, unwissende und übelgesinnte Prinz auf den Tod infolge seiner Mißachtung den Älteren gegenüber. Er, der für dreizehn Jahre über die Erde ohne einen Rivalen regiert hatte, ach, dieser König, mein Sohn, schläft heute vom Feind geschlagen auf der bloßen Erde. Noch vor kurzem, oh Krishna, sah ich die Erde voller Elefanten, Kühe und Pferde, welche Duryodhana beherrschte. Heute, oh Starkarmiger, sehe ich sie ihrer Elefanten, Kühe und Pferde beraubt und durch einen anderen beherrscht. Welchen Sinn, oh Madhava, hat mein Leben noch? Schau nur, diesen Anblick, der noch schmerzhafter ist als der Tod meines Sohns, den Anblick dieser schönen Damen, die neben den getöteten Helden weinen und klagen. Schau nur, oh Krishna, die Mutter von Lakshmana, diese Dame mit den großen Hüften, deren Locken nun verwirrt sind, diese geliebte Gattin von Duryodhana, die einem goldenen Opferaltar gleicht. Zweifellos genoß diese junge Dame mit der großen Intelligenz die Umarmung seiner wohlgeformten Arme, als ihr Ehemann noch lebendig war. Wahrlich, warum zerbricht meine Herz nicht in hundert Stücke beim Anblick meiner im Kampf getöteten Söhne und Enkel? Ach, diese makellose Dame liebkost nun das Haupt, ihres blutbedeckten Sohnes. Danach streichelt sie sanft wieder die schönen Schenkel des Körpers von Duryodhana mit ihrer zärtlichen Hand. So grämt sie sich zugleich über den Tod ihres Ehemannes und ihres Sohnes (Lakshmana). Einmal schaut sie zu ihrem Gatten und dann wieder zu ihrem Sohn. Schau nur, oh Madhava, wie sie ihren Kopf mit ihren Händen schlägt und auf die Brust ihres heroischen Gatten niedersinkt, dem König der Kurus. Mit dem Teint der weißen Lotusblume, erscheint sie immer noch so wunderschön. Einmal streichelt diese unglückliche Prinzessin zärtlich das Gesicht ihres Sohns und jetzt wieder ihres Herrn. Doch wenn die heiligen Schriften wirklich wahr sind, dann hat dieser König jene Bereiche (der Glückseligkeit) erhalten, die man durch den Gebrauch der Waffen im Kampf gewinnen kann!


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