Pushpak Mahabharata Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 12 - Dhritarashtra trifft die Pandavas

Vaisampayana sprach:
Nachdem alle Krieger geschlagen waren, hörte der gerechte König Yudhishthira, daß sein Onkel Dhritarashtra voller Kummer über den Tod seiner hundert Söhne die Stadt verlassen hatte, welche nach dem Elefanten benannt wurde. So brach Yudhishthira, der ebenfalls vom Kummer über den Tod seiner Söhne schwer gequält war, in Begleitung seiner Brüder auf, um seinen Onkel zu treffen, oh König. Dem Sohn der Kunti folgten der hochbeseelte und heroische Krishna aus dem Dasarha Stamm sowie Yuyudhana (Satyaki) und Yuyutsu. Auch Königin Draupadi, die im Kummer brannte, folgte zusammen mit den Panchala Damen traurig ihrem Herrn. Bereits in der Nähe des Ufers der Ganga begegnete Yudhishthira einer großen Schar Bharata Frauen, oh König, die vom Leiden überwältigt, jammervoll schrieen, wie die Weibchen der Fischadler. Bald war der König von tausenden Frauen umgeben, die kummervoll ihre Arme hoben und im lauten Wehklagen ihren Schmerz in angenehmen und unangenehmen Worten wie folgt zum Ausdruck brachten:
Wo ist die Gerechtigkeit des Königs? Wo sind Wahrheit und Mitgefühl, wenn er den Tod über seine Väter, Brüder, Lehrer, Söhne und Freunde gebracht hat? Wie, oh Starkarmiger, kann dein Herz Ruhe finden, nachdem du den Tod von Drona, deinem Großvater Bhishma und Jayadratha verursacht hast? Welches Verlangen hast du nach der Herrschaft, oh Bharata, nachdem du deine Herrn und Brüder sowie den unschlagbaren Abhimanyu und die Söhne der Draupadi getötet siehst?

An diesen Damen vorübergehend, die wie eine Schar Fischadler schrieen, kam der starkarmige und gerechte König Yudhishthira zu seinem Onkel Dhritarashtra und verehrte dessen Füße. Nachdem sie ihren Herren gemäß der Gewohnheit begrüßt hatten, gaben sich die Pandavas, diese Feindevernichter, dem blinden König bekannt, indem sie ihre Namen nannten. Und Dhritarashtra, der schwer vom Kummer um seine Söhne gequält war, umarmte daraufhin widerwillig den ältesten Sohn des Pandu, der all seine Söhne besiegt hatte. Nachdem er den gerechten Yudhishthira umarmt und einige Worte der Begrüßung gesprochen hatte, oh Bharata, suchte der übelgesinnte Dhritarashtra nach Bhima, wie ein loderndes Feuer, das bereit war, alles zu verbrennen, was sich ihm nähert. Wahrlich, dieses Feuer seines Zorns, das durch den Wind seines Kummers angefacht wurde, war bereit, den Bhima Wald bis zu den Wurzeln zu vernichten. Doch Krishna erkannte die üble Absicht gegen Bhima und zog ihn beiseite, um dem alten blinden König eine eiserne Skulptur anstatt des zweitältesten Sohnes von Pandu vorzuschieben. Voller Intelligenz hatte Krishna von Anfang an die Absichten von Dhritarashtra verstanden und war entsprechend vorbereitet, um ihn damit zu verwirren. Und wahrlich König Dhritarashtra ergriff mit beiden Armen diesen eisernen Bhima mit all seiner Kraft und zerdrückte die Skulptur, in der Annahme, daß es Bhima selbst in Fleisch und Blut sei. Begabt mit der Kraft von zehntausend Elefanten, zerbrach der König dieses Bildnis in tausende Bruchstücke. Dabei wurde seine eigene Brust schwer gequetscht, und er begann, Blut zu erbrechen. Und von Blut bedeckt sank der König zu Boden, wie ein Parijata Baum mit seiner rotblühenden Last. Sein gelehrter Wagenlenker Sanjaya, der Sohn von Gavalgana, hob den König wieder auf, beruhigte ihn und sprach: „Handle nicht so!“ Da legte sich der Zorn im König, er kehrte zu seiner normalen Gesinnung zurück und begann, voller Kummer laut zu klagen: „Ach, oh Bhima! Ach, oh Bhima!“ Als Krishna erkannte, daß er nicht mehr unter dem Einfluß des Zornes stand und aufrichtig bedauerte, daß er Bhima getötet hatte (wie er glaubte), sprach Vasudeva, dieser Erste der Menschen:
Oh Dhritarashtra, sorge dich nicht! Du hast Bhimasena nicht getötet. Das war nur eine Eisenskulptur, oh König, welche durch dich zerbrochen wurde. Als ich sah, wie sehr du vom Zorn ergriffen warst, oh Stier der Bharatas, zog ich den Sohn der Kunti beiseite und aus dem Rachen des Todes. Oh Tiger unter den Königen, es gibt niemanden, der dir an körperlicher Kraft gleich ist. Welcher Mensch, oh Starkarmiger, könnte den kraftvollen Druck deiner Arme ertragen? Wahrlich, wie keiner mit dem Leben aus einem Kampf mit dem Zerstörer selbst entfliehen kann, so kann kein Körper lebendig aus deiner kraftvollen Umarmung entkommen. Allein dafür habe ich diese eiserne Skulptur von Bhima bereitgehalten, welche dein Sohn anfertigen ließ (um gegen Bhima den Keulenkampf zu üben). Durch den Kummer über den Tod deiner Söhne war dein Geist von der Gerechtigkeit abgefallen. Aus diesem Grund, oh großer König, versuchtest du Bhimasena zu töten. Der Tod von Bhima jedoch, oh König, würde dir keinen Nutzen bringen. Deine Söhne, oh Monarch, würden dadurch nicht wieder lebendig. Deshalb akzeptiere, was wir in der Absicht getan haben, den Frieden zu sichern, und verliere dich nicht im Kummer!


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