Pushpak Mahabharata Buch 11Zurück WeiterNews

Kapitel 10 - Der Trauerzug zum Schlachtfeld

Vaisampayana sprach:
Als Dhritarashtra, der Stier der Bharatas, diese Worte von Vidura gehört hatte, befahl er, seinen Wagen anzuspannen, und sprach zu Vidura: „Bring sogleich Gandhari hierher mit allen anderen Damen der Bharatas. So lasse auch Kunti mit all ihren Begleiterinnen holen.“ Nachdem er so zu Vidura gesprochen hatte, der in allen Aufgaben erfahren war, bestieg Dhritarashtra mit der rechtschaffenen Seele seinen Wagen, schwer geplagt von Sorgen. Kurze Zeit später erschienen Gandhari, die ebenfalls vom Kummer über den Tod ihrer Söhne gequält war, sowie auch Kunti und die anderen Damen des Hofes auf Befehl ihres Herrn an jenem Ort, wo er auf sie wartete. Voller Trauer kamen sie gemeinsam zum König. Und als sie sich dort trafen, sprachen sie sich gegenseitig an und ein lautes Wehgejammer erklang. Daraufhin begann Vidura, der nicht weniger gequält war als diese Damen, sie zu trösten und geleitete die weinenden Schönheiten zu den Wagen, die für sie bereitstanden, um die Stadt zu verlassen. In allen Häusern der Kurus war zu dieser Zeit ein lautes Jammern zu hören. Die ganze Stadt, einschließlich der kleinen Kinder, war vom Kummer erfüllt. All die edlen Damen, die sich zuvor nicht einmal vor dem Angesicht der Götter zeigten, waren nun völlig verzweifelt über den Verlust ihrer Herren und wurden vom ganzen Volk gesehen. Mit verwirrten Haaren und ohne ihren reichen Schmuck, war eine jede in ein einzelnes, weißes Kleid gehüllt und völlig im Klagen versunken. Wahrlich, sie kamen aus ihren Häusern wie aus weißen Bergen hervor und glichen einer versprengten Herde Rehe, die ihre schützenden Höhlen verließen, nachdem ihr Rudelführer gefallen war. Diese schönen Damen erschienen auch wie eine Schar Jungstuten auf einem Zirkusplatz, oh König, die dort angstvoll hin- und herliefen. Sie ergriffen einander an den Händen und klagten laut über ihre Söhne, Brüder und Männer. Sie verhielten sich, als drohe der allumfassende Untergang am Ende der Yugas. Weinend, schreiend und hin- und hergerissen, waren sie aller Sinne durch ihren Kummer beraubt und vollkommen hilflos. Diese Damen, die zuvor aus Scham bereits in der Gegenwart von anderen Damen erröteten, fühlten jetzt in ihrem Leiden keinerlei Scham mehr, obwohl sie spärlich bekleidet sogar vor ihren Schwiegermüttern erschienen. Früher pflegten sie sich gegenseitig zu trösten, sogar im geringsten Kummer. Heute konnten sie sich, vom großen Schmerz betäubt, kaum noch erkennen, oh König. So verließ der König, umgeben von Tausenden weinenden Frauen, traurig seine Stadt und fuhr schnell zum Schlachtfeld. Hinter ihm erschien ein großes Gefolge an Handwerkern, Händlern und Vaisyas. Als jene Damen, schwer getroffen von diesem umfassenden Untergang der Kurus, in ihren Sorgen klagten, erhob sich überall ein lautes Gejammer, das alle Welten zu durchdringen schien. Alle Wesen, welche diese Klagerufe hörten, dachten, daß die Stunde des universalen Unterganges gekommen war, und alle Geschöpfe in dem Feuer verbrannt würden, welches am Ende der Yugas erscheint. Auch die Bürger (von Hastinapura), die dem Königshaus der Kurus gewidmet waren, vereinten sich mit verzweifelten Herzen angesichts dieser gewaltigen Katastrophe ihrer Herrscher zu einem Klagegeschrei, oh König, das den Damen nicht nachstand.


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