Dann sprach Drona:
Oh König Dhritarashtra, es wird gesagt, daß Freunde, die zur Beratung zusammengerufen wurden, immer das sprechen sollten, was recht, wahr und ruhmreich ist. Nun, oh Herr, ich teile Bhishmas Meinung. Gib den Pandavas ihren Anteil am Königreich. Dies dient der ewigen Tugend. Schick sofort einen angenehm sprechenden Boten zu König Drupada, der einen großen Schatz für die Pandavas mit sich trägt. Der Mann soll auch König Drupada kostbare Geschenke überreichen, sowie der Braut und den Bräutigams. Und laß den Boten zum Monarchen über deine vergrößerte Macht und vermehrte Würde sprechen, die aus der neuen Verbindung mit ihm herrührt. Laß den Boten wieder und wieder ausrichten, daß du und Duryodhana sehr glücklich über alles seid, was geschehen ist. Laß ihn das neue Bündnis loben als angemessen, zufriedenstellend und würdig. Und laß ihn die Söhne von Kunti und Madri mit den rechten Worten versöhnen. Auf deinen Befehl hin sollte Draupadi viel glitzernder Goldschmuck überreicht werden. Und auch die Söhne Drupadas sollten viele Geschenke erhalten. Und dann soll der Bote die Rückkehr der Pandavas nach Hastinapura vorschlagen. Und wenn die Helden von Drupada entlassen hier eintreffen, laß Dushasana und Vikarna ihnen mit einem schönen Gefolge entgegengehen und sie würdig empfangen. Empfange sie in Hastinapura mit Zuneigung und übergib ihnen ihren väterlichen Thron, was den Wünschen des Volkes entspricht. Das, oh Monarch, erachte ich als rechtes Betragen gegenüber den Pandavas, die für dich wie deine eigenen Söhne sind.
Als Drona schwieg, sprach Karna erneut:
Sowohl Bhishma als auch Drona wurden von deinem Reichtum und deiner Gunst verwöhnt. Du hast sie immer für treue Freunde gehalten. Was kann amüsanter sein, als daß sie dir Ratschläge geben, die dir nicht zum Wohle gereichen? Wie kann ein Weiser den Rat loben, der von einer hinterhältigen Person als gut dargestellt wird, damit die Hinterhältigkeit seines Herzens verborgen bleibt? In einer Zeit der Not können Freunde weder nützen noch schaden. Glück oder Unglück eines jeden hängen vom Schicksal ab. Ob Weiser oder Narr, ob jung oder alt, ob allein oder mit Verbündeten - sie alle sind mal glücklich und mal unglücklich.
Uns wurde vom König Ambuvicha erzählt. Er war der König der Magadhas und lebte in seiner Hauptstadt Rajagriha. Niemals kümmerte er sich um seine Aufgaben. Alles, was er tat, war die Luft ein- und ausatmen. Und seine Minister kümmerten sich um seine Pflichten. So wurde ein Minister mit Namen Mahakarni die höchste Autorität im Staate. Schon bald wähnte er sich allmächtig und mißachtete den König. Der Lump eignete sich alles an, was dem König gehörte: seine Königinnen, die Schätze und die Herrschaft. Doch der Besitz von all dem befriedete seine Habgier nicht, sondern diente nur dazu, nach mehr zu verlangen. Als nächstes begehrte er den Thron. Doch es wurde uns erzählt, daß er mit aller Mühe versuchen konnte, was er wollte. Das Königreich erlangte er nicht, obwohl sein Herr und Meister, der Monarch, allen Geschäften gegenüber sorglos und völlig zufrieden damit war, die Luft ein- und auszuatmen. Nun, die Herrschaft des Monarchen war ganz sicher vom Schicksal abhängig. Wenn daher, oh König, dieses Königreich dir durch das Schicksal übergeben wurde, dann wird es bei dir bleiben, auch wenn die ganze Welt dein Feind wird. Doch wenn es das Schicksal anders bestimmt hat, kannst du dich bemühen, wie du willst; es wird dir nicht bleiben. Oh du Wissender, bedenke all dies und unterscheide zwischen den wahrhaften und falschen deiner Berater. Und erkenne, wer von ihnen hinterhältig ist, und wer weise und wohl gesprochen hat.
Darauf erwiderte Drona:
Unbeherrscht wie du bist, ist es wohl offensichtlich, daß deine Absichten nicht gerecht sind. Nur, weil du die Pandavas vernichten willst, findest du Falschheit in uns. Doch wisse, Karna, was ich gesagt habe, dient dem Wohl und Glück der ganzen Kuru Familie. Wenn du dies als übel betrachtest, dann erkläre, was du für gut erachtest. Ich denke, wenn meinem gutgemeinten Ratschlag nicht gefolgt wird, dann werden die Kurus in kürzester Zeit vernichtet werden.