Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 190 - Arjuna trifft das Ziel und gewinnt Draupadi

So erhob sich der hochbeseelte Arjuna aus der Mitte der Brahmanen und strebte in die Arena zum Bogen. Als die hohen Brahmanen den wie Indras Regenbogen Strahlenden sahen, schüttelten sie ihre Hirschfelle und lautes Getöse erhob sich. Einigen mißfiel Arjunas Gang, andere lobten ihn. Und einige, obwohl sie mit Weisheit und Weitblick ausgestattet waren, sprachen untereinander: „Wie kann dieser Grünschnabel von einem Brahmanen, schwach und ungeübt in Waffen, den Bogen spannen wollen, den solch gefeierte Kshatriyas wie Shalya nicht beherrschen konnten, obwohl sie mit großer Macht und aller Erfahrung in Waffen ausgestattet sind? Wenn er keinen Erfolg hat in seinem jugendlichen Eifer, wird die ganze Menge der hier versammelten Brahmanen in den Augen der Kshatriyas lächerlich werden. Ihr solltet es diesem Brahmanen verbieten, den Bogen zu probieren, denn er will es aus Eitelkeit, kindischem Übermut oder einfach nur aus Ruhelosigkeit tun.“

Doch andere meinten: „Wir werden nicht lächerlich gemacht, noch werden wir die Mißachtung anderer auf uns laden oder die Abneigung der Herrscher.“ Einige bemerkten: „Dieser gutaussehende Jüngling ist wie der Rüssel eines mächtigen Elefanten. Seine Schultern, Arme und Schenkel sind wohlgebaut. Er strahlt Standhaftigkeit aus wie der Himavat; sein Gang ist der eines Löwen, und seine Macht scheint der eines brünstigen Elefanten gleich zu sein. Er ist entschlossen und wird sicher sein Ziel erreichen. Er hat Stärke und ist gesammelt. Wenn er nichts davon besäße, würde er nicht aus eigenen Stücken gehen. Und außerdem gibt es nichts in den drei Welten, was Brahmanen unter den sterblichen Menschen nicht erreichen könnten. Auch wenn sie alle Nahrung verweigern, nur von Luft oder Früchten leben, ihren Gelübden folgen oder schwach und ausgemergelt sind, so sind sie immer stark in ihrer eigentlichen Energie. Man sollte niemals einen Brahmanen mißachten, und ihn für unfähig halten, eine große oder kleine Tat zu vollbringen, unabhängig davon, ob seine Taten recht oder unrecht, mit Glückseligkeit oder Leid beladen sind. Rama, der Sohn von Jamadagni, besiegte alle Kshatriyas in der Schlacht. Agastya trank mittels seiner Brahma Energie den unergründlichen Ozean leer. Daher sagen wir: Laßt den Jüngling nur den Bogen spannen!“ Dem stimmten viele zu: „So sei es.“

So sprachen die Brahmanen zueinander, während Arjuna zum Bogen trat und fest stand wie ein Berg. Er umrundete den Bogen, beugte sein Haupt vor dem Gewährer von Segen, dem Herrn Ishana, dachte auch an Krishna, und nahm den Bogen auf. Und dieser Bogen, den vor ihm all die geübten, erfahrenen und sich redlich mühenden Könige wie Rukma, Sunitha, Vakra, Duryodhana und Shalya nicht spannen konnten, wurde von Arjuna, dem Sohn des Indra, im Handumdrehen gespannt. Und dieser Beste aller Menschen, der mit Energie wie der jüngere Bruder von Indra (Vishnu) ausgestattet war, legte die fünf Pfeile auf die Sehne, schoß auf das Ziel und ließ es von der Spitze des Turms zu Boden fallen. Da erhob sich ein lautes Gebrüll im Himmel, und auch das Amphitheater erdröhnte vom Jubel der Menge. Die Götter ließen himmlische Blumen auf Arjunas Haupt regnen, und tausende Brahmanen schwenkten ihre Oberkleider vor Freude. Nur die gescheiterten Monarchen wehklagten verzweifelt. Die Musiker spielten im Konzert, und Barden und Heralde sangen süße Lobeshymnen. Drupada, dieser Feindebezwinger, freute sich sehr, als er Arjuna betrachtete und beschloß, ihm mit seinen Truppen zu Hilfe zu kommen, falls dies nötig wäre. Der tugendhafte Yudhishthira erhob sich auf dem Höhepunkt der Euphorie und verließ mit den Zwillingen die Arena, um ins Quartier zurückzukehren. Und Draupadi, die genau beobachtet hatte, wie Partha, einem zweiten Indra gleich, das Ziel getroffen hatte, trat freudig erregt zu Arjuna mit einer weißen Blumengirlande. So hatte Arjuna, der Vollbringer von unvorstellbaren Taten, mit seinem Erfolg im Amphitheater Draupadi gewonnen. Die Brahmanen grüßten ihn mit Respekt, und schon bald verließ er die Arena, dicht gefolgt von ihr, die gerade seine Ehefrau geworden war.


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