Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 187 - Die Gattenwahl beginnt

Vaisampayana fuhr fort:
Auf ihrer Reise ins südliche Panchala zu König Drupada trafen die heldenhaften Pandavas den ruhmreichen Vyasa Dwaipayana, diesen Muni mit der reinen Seele und vollkommen ohne Sünde. Sie grüßten ihn und wurden wieder gegrüßt, unterhielten sich mit ihm und reisten weiter zu ihrem Ziel, von ihm noch einmal bekräftigt. Diese mächtigen Wagenkrieger wanderten langsam Etappe für Etappe, und pausierten hin und wieder in einem bezaubernden Wäldchen oder an einem klaren Teich am Wege. Ihren Studien treu, rein in ihren Handlungen, freundlich und mit liebevoller Rede begabt kamen sie endlich in Drupadas Stadt an. Sie besahen sich die Stadt und auch das Fort und nahmen Quartier im Hause eines Töpfers. Sie verhielten sich wie Brahmanen und lebten von Almosen. Und kein Mensch erkannte die Helden während dieser Zeit.

Drupada hatte schon immer den Wunsch in seinem Herzen gehegt, seine Tochter an Arjuna, den Sohn des Pandu, zu übergeben. Doch er sprach niemals von diesem Wunsch zu irgend jemandem. Doch mit seinen Gedanken bei Arjuna ließ der König von Panchala einen sehr straffen Bogen bauen, den wohl nur Arjuna spannen konnte. Dann ließ er einen hohen Turm errichten, an dessen Spitze hoch im Himmel ein Ziel hing. Dann sprach Drupada: „Wer diesen Bogen spannen kann, und mit diesen schön verzierten Pfeilen das Ziel über dem Turm trifft, der soll meine Tochter erhalten.“

Mit diesen Worten verkündete König Drupada die Gattenwahl. Und viele Könige erfuhren davon und kamen in seine Hauptstadt nebst vielen ruhmreichen Rishis, welche die Gattenwahl anschauen wollten. Auch Duryodhana und die Kurus kamen, von Karna begleitet. Alle hohen Gäste wurden ehrfürchtig vom ruhmreichen Drupada empfangen. Auch die Bürger der Stadt wollten das Spektakel erleben, und füllten mit lautem Getöse die Ränge im großen Amphitheater. Der Monarch betrat das Theater durch den nordöstlichen Eingang, welches selbst im Nordosten der Stadt auf einer ebenen Fläche errichtet worden war. Es war von schönen Häusern umgeben, an allen Seiten von hohen Mauern und einem Graben eingeschlossen, und alle Tore waren bogenförmig. Das weite Areal des Theaters wurde durch bunte Sonnenschirme beschattet. Tausend Trompeten erklangen, der Duft von schwarzer Aloe schwebte durch das Rund, alles war mit Wasser und Sandelpaste besprenkelt worden, und Blumengirlanden schmückten jeden Sitz. Die umgebenden Mauern waren vollkommen weiß und glichen dem Gipfel des Kailash, welcher die Wolken küßt. Die Fenster der Häuser ringsum waren mit goldenen Schnitzereien geziert und ihre Wände mit Diamanten und kostbaren Steinen besetzt. Die Treppen schwangen sich sanft hinan, und die Flure waren mit exzellenten Teppichen und Stoffen bedeckt. Lieblich duftende Blumengirlanden und Kränze schmückten alle Häuser. Sie waren weiß und fleckenlos wie der Hals eines Schwans. Ihr Duft reichte meilenweit. Sie waren reich möbliert und konnten ganze Scharen von Menschen aufnehmen. Es gab kostbare Sitze und Teppiche, alles war mit schönen Metallen verziert, so daß sie den Gipfeln des Himavat glichen. In diesen siebenstöckigen Häusern saßen die von Drupada eingeladenen Könige und Prinzen, die selbst alle mit den schönsten Ornamenten geschmückt waren und sich gegenseitig übertreffen wollten. Die Bürger von Stadt und Land beschauten sich von ihren Plätzen diese mit schwarzer Aloe gezierten Löwen unter den Königen, welche alle über die Energie großer Seelen verfügten. Sie waren großzügig, Brahma zugeneigt und beschützten ihre Reiche gegen alle Feinde. Die ganze Welt liebte diese Könige wegen ihrer guten Taten.

Auch die Pandavas betraten das Amphitheater, setzten sich zu den Brahmanen und betrachteten den unvergleichlichen Wohlstand des Königs von Panchala. Das ganze Publikum, Prinzen, Brahmanen und Bürger, freuten sich an den Vorstellungen der Schauspieler und Tänzer. Im Laufe der Zeit wurden mehr und mehr Geschenke aller Arten von schönen Dingen gemacht, und die Menge wurde immer größer. So vergingen einige Tage. Dann, am sechzehnten Tag, betrat die gereinigte Tochter Drupadas die Arena, reich geschmückt mit allen Ornamenten. In ihrer Hand hielt sie ein goldenes Gefäß zum Opfern und eine Blumengirlande. Der Priester der Monddynastie, ein geheiligter Brahmane gelehrt in allen Mantras, entzündete das heilige Feuer und nährte es mit geklärter Butter und den rechten Riten. Als Agni zufriedengestellt war und alle Brahmanen die glücksverheißenden Formeln gemurmelt hatten, hörten die Musiker auf zu spielen. Im ganzen, weiten Rund wurde es vollkommen still. Dhrishtadyumna ergriff die Hand seiner Schwester, stand in der Mitte der Arena und verkündete mit tiefer und donnernder Stimme folgende zauberhafte und bedeutende Worte: „Hört, ihr versammelten Könige. Dies ist der Bogen, dort das Ziel, und hier die Pfeile. Schießt fünf spitze Pfeile durch die Öffnung im Turm. Und ich verspreche euch wahrhaftig: Wer von edler Abstammung, schön und stark ist und die große Tat vollbringt, wird meine Schwester Draupadi zur Gattin erhalten.“ Danach wandte sich der Sohn Drupadas an seine Schwester und zählte ihr die Namen, Abstammungen und großen Taten der versammelten Könige auf.


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