Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 175 - Tapati und Samvarana heiraten

Der Gandharva sprach:
Kaum hatte sie geendet, stieg sie zum Himmel auf. Und der Monarch fiel erneut zu Boden. Seine Minister und Gefolgsleute hatten ihn schon überall im Wald gesucht und fanden ihn schließlich an diesem einsamen Ort. Beim Anblick des vorzüglichen Königs, diesem gewaltigen Bogenschützen, wie er verlassen dalag, als ob ein prächtiger Opferpfahl für Indra umgefallen wäre, da brannte es in seinem ältesten Minister wie eine Flamme. Hastig eilte er zu ihm und hob den vor Verlangen Bewußtlosen voller Zuneigung und Respekt auf, wie ein Vater seinen gefallenen Sohn aufrichtet. Dann beruhigte sich der sowohl an Weisheit als auch an Jahren reiche Minister, welcher in Errungenschaften und Politik erfahren war, und sprach mit süßen Worten zum König, um ihm Gutes zu tun: „Gesegnet seist du, oh Sündenloser. Fürchte nichts, oh du Tiger unter den Königen.“ Denn der Minister dachte, daß der Monarch, dieser Bedränger seiner Feinde, vor Hunger, Durst und Erschöpfung so auf dem Boden lag und schmachtete. So besprühte der alte Mann das kronenlose Haupt des Königs mit kühlem Wasser, welches nach Lotusblüten duftete. Langsam kam der Monarch wieder zu Bewußtsein und sandte, bis auf seinen alten Minister, alle seine Diener fort. Als jene sich zurückgezogen hatten, setzte sich der König auf, reinigte sich, saß auf den Rücken des Berges mit aufwärts gerichtetem Gesicht und erhobenen Armen und betete die Sonne an. Auch dachte König Samvarana, dieser Feindebezwinger, an seinen Familienpriester Vasishta, diesen Besten der Rishis. Nachdem der König betend und verehrend, Tag und Nacht, ohne Pause an diesem Ort verbracht hatte, kam Vasishta am zwölften Tag zu ihm. Der große Rishi mit der Seele unter vollständiger Kontrolle wußte kraft seiner asketischen Macht sofort, daß dem König die Sinne wegen Tapati verwirrt waren. So beruhigte er den gelübdebefolgenden Monarchen, und stieg strahlend wie die Sonne selbst sogleich vor dessen Augen in den Himmel auf, um mit Surya zu reden.

Der Brahmane trat mit gefalteten Händen vor den Gott der tausend Strahlen und stellte sich freudig vor: „Ich bin Vasishta.“ Und der Sonnengott mit der großen Energie antwortete: „Sei willkommen, großer Rishi. Sag mir, was du begehrst. Oh du Glücklicher, was immer du von mir forderst, ich werde es dir Redegewandtem geben, möge es auch schwierig sein.“ So verbeugte sich der Rishi mit dem großen asketischen Verdienst vor der Sonne und sprach zum Gott: „Oh Vivaswan, ich bitte dich für Samvarana um deine Tochter Tapati, die jüngere Schwester von Savitri. Der Monarch hat Gewaltiges erreicht, ist mit der Tugend vertraut und hat eine hohe Seele. Oh du Wanderer des Firmaments, Samvarana wird ein würdiger Ehemann für deine Tochter sein.“ Der Sonnengott hatte schon längst beschlossen, seine Tochter mit Samvarana zu vermählen. Er grüßte den Rishi und sprach: „Oh Muni, Samvarana ist der Beste der Monarchen, du bist der Beste der Rishis und Tapati die Beste der Frauen. Was sonst wäre richtig, als sie Samvarana zu übergeben?“ So übergab der Gott selbst seine makellos schöne Tochter dem ruhmreichen Vasishta, damit er sie mit Samvarana vermähle. Der Rishi nahm das Mädchen an, verabschiedete sich vom Sonnengott und kehrte zu dem Ort zurück, an dem der gefeierte Bulle unter den Kurus die Sonne verehrte. Als der mit ganzem Herzen verliebte König Samvarana die himmlische Maid mit dem lieblichen Lächeln, von Vasishta geführt, erblickte, wurde er sehr froh. Tapati mit den schönen Augenbrauen stieg aus dem Himmel herab wie ein alles blendender Blitz aus den Wolken. So trat am Abend des zwölften Tages des königlichen Gelübdes der ruhmreiche Rishi Vasishta mit der reinen Seele vor den Monarchen. Mit allen Riten ergriff Samvarana, dieser Bulle unter den Männern, die Hand Tapatis auf diesem Berg, auf dem sich die Himmlischen und Gandharvas gerne zurückziehen. So gewann sich der König mittels asketischer Buße den gütig gestimmten Gott der Sonne und mit Vasishtas asketischer Macht eine Ehefrau.

Der königliche Weise wünschte nun, mit seiner Gattin auf diesem Berg zu bleiben. Vasishta stimmte zu, und so schickte der König seinen Minister zurück, damit er Stadt, Königreich und alle Wälder und Gärten regierte. Auch Vasishta verabschiedete sich und ging seiner Wege. Daraufhin vergnügte sich Samvarana mit seiner Frau in den Wäldern dieses Berges wie ein Himmlischer für ganze zwölf Jahre. Aber in dieser Zeit (ohne regierenden König) sandte Indra, der Gott der tausend Augen, keinen Regen übers Land. Als die Trockenzeit an und andauerte, starben viele Menschen, Bäume und Tiere im Königreich. Nicht einmal ein Tropfen Tau näßte die Erde während dieser gräßlichen Dürre, und kein Körnchen Getreide konnte wachsen. Verzweifelt und hungrig verließen viele das Land und flohen in alle Richtungen davon. Die ausgehungerten Menschen in Stadt und Land verstießen ihre Frauen und Kinder und wurden rücksichtslos untereinander. Darbend und ohne ein Krümel zu essen glichen die Menschen Skeletten, und die Hauptstadt erschien wie eine Stadt des Totengottes, die nur mit Geistern angefüllt ist. Als der ruhmreiche und beste Rishi Vasishta dieses Elend sah, beschloß er, der Not ein Ende zu machen. Er brachte den Tiger unter den Königen, Samvarana, mit seiner Frau zurück in die Stadt, nachdem dieser so lange einsam und abgeschieden gelebt hatte. Sofort nachdem der König seine Hauptstadt betreten hatte, wurden die Dinge wie zuvor. Der Gott der tausend Augen ließ reichlich Regen niedergehen und Korn wachsen. Wiederbelebt vom vorzüglichen Monarchen mit der tugendhaften Seele wurden Stadt und Land fröhlich und glücklich. Für weitere zwölf Jahre führten der Monarch und seine Frau Tapati viele Opfer durch, wie Gott Indra mit seiner Frau Sachi.

Der Gandharva fuhr fort:
Dies, oh Partha, ist die alte Geschichte von Tapati, der Tochter des Sonnengottes. König Samvarana bekam mit ihr einen Sohn namens Kuru, welcher ein hervorragender Asket war. Du bist im Geschlecht des Kuru geboren, also ein Nachfahre der Tapati, und daher habe ich dich Sohn der Tapati genannt.


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