Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 137 - Arjunas Künste in der Arena

Als der Kuru Prinz Duryodhana und der Stärkste aller Helden, Bhima, die Arena durchquerten, spalteten sich die Zuschauer in zwei Parteien und ihre Zuneigung folgte ihrer Parteilichkeit. Manche riefen: „Schaut auf den heldenhaften Prinzen der Kurus!“, und andere schrien: „Schaut auf Bhima!“ Die Rufe gipfelten schnell in ein lautes Gebrüll. Da die Menge zum aufgewühlten Ozean wurde, sprach der kluge Drona zu seinem Sohn Aswatthaman: „Halte die beiden mächtigen und tüchtigen Krieger zurück. Ihr Kampf soll nicht den Zorn der Menge heraufbeschwören.“

Vaisampayana fuhr fort:
So gebot der Sohn des Lehrers den Prinzen mit den erhobenen Keulen Einhalt, die zwei schwellenden Meeren glichen, welche von den Winden zur Auflösung des Universums aufgepeitscht wurden. Dann betrat Drona selbst den Platz, hieß die Musiker aufhören und sprach mit tiefer, wolkenschwerer Stimme diese Worte: „Schaut nun auf Arjuna, den Sohn Indras, der dem jüngeren Bruder von Indra gleicht (Vishnu), diesem Meister aller Waffen, und der mir lieber ist als mein eigener Sohn.“ Nachdem er alle beruhigenden Riten ausgeführt hatte, betrat der junge Arjuna die Arena. Er trug seinen Fingerschutz, hatte den Bogen in der Hand, den Köcher voller Pfeile, seine goldene Rüstung angelegt und erschien auf dem Platz wie eine abendliche Wolke, welche die Strahlen der sinkenden Sonne reflektiert und dabei von den Farben des Regenbogens und hellen Blitzen erleuchtet wird. Alle Zuschauer waren bei seinem Anblick entzückt. Die Muschelhörner wurden geblasen, und alle Musiker spielten ihre Instrumente. Es erhob sich ein großes Getöse, als die Zuschauer zueinander sprachen: „Dies ist der anmutige Sohn der Kunti. Er ist der mittlere Pandava. Schau, den Sohn des mächtigen Indra. Er ist der Beschützer der Kurus. Er ist der Beste von denen, die sich in Waffen ertüchtigen. Er ist der Erste von denen, welche die Tugend bewahren. Und er ist der Jüngling mit dem besten Betragen. Dies ist der große Bewahrer der guten Manieren!“ Bei diesen Rufen mischten sich die Tränen der Kunti mit der Milch aus ihren Brüsten auf ihrem nassen Busen. Das Geschrei füllte auch die Ohren Dhritarashtras, und er fragte Vidura erfreut: „Oh Vidura, warum erhebt sich plötzlich dieses laute Getöse, das wie die aufgewühlte See klingt und sich bis zum Himmel erhebt?“ Vidura antwortete: „Oh mächtiger Monarch, Arjuna, der Sohn von Pandu und Kunti, hat in seine Rüstung gehüllt die Arena betreten. Deswegen der Jubel.“ Dhritarashtra sprach: „Oh du mit der großen Seele, durch die drei Feuer, welche von Kunti entsprangen, die selbst dem heiligen Öl gleicht, bin ich wahrlich gesegnet, begünstigt und geschützt.“

Nachdem sich die Zuschauer wieder etwas beruhigt hatten, begann Arjuna vor seinem Lehrer seine Leichtigkeit in der Handhabung der Waffen zu zeigen. Mit der Agneya Waffe schuf er Feuer, und mit der Varuna Waffe erzeugte er Wasser. Mit der Vayavya Waffe schuf er Wind und mit der Paryanya Waffe erzeugte er Wolken. Mit der Bhauma Waffe schuf er Land, und mit der Parvatya Waffe kamen Berge ins Sein. Und mit der Antardhana Waffe ließ er all das wieder verschwinden. Einmal erschien der Liebling des Lehrers groß, dann wieder winzig. Eben war er noch auf dem Joch seines Wagens zu sehen, dann auf dem Wagen selbst, und im nächsten Moment stand er auf der Erde. Dann traf der Held mit ausgeprägter Geschicklichkeit mehrere Zielscheiben, einige zart, andere fein und andere von kräftiger Beschaffenheit. Er entließ fünf Pfeile gleichzeitig von der Sehne, welche den Mund eines sich bewegenden Eisenebers trafen, als wäre es nur ein Pfeil. Der Held mit der gewaltigen Energie entließ einundzwanzig Pfeile in die Höhlung eines an einem Seil hin- und herschwingenden Kuhhorns. Auf diese Weise zeigte Arjuna seine umfassenden Fertigkeiten im Gebrauch von Schwert, Bogen und Keule und bewegte sich in Kreisen über die Arena.

Dann, oh Bharata, als das Turnier beinah beendet war, die Aufregung der Zuschauer sich gelegt hatte, und die Musiker fast verstummt waren, hörte man vom Eingang her das Klirren von Waffen als ein Zeichen von Stärke und Kraft, als ob der Donner grollte. Als die versammelte Menge diesen Klang hörte, dachte jeder: „Teilen sich die Berge? Spaltet sich die Erde? Oder hallt der Himmel von Wolkenbergen wider?“ Alle Augen wandten sich dem Eingang zu. Drona stand fest, von den fünf Söhnen der Kunti umgeben, und erschien wie der Mond in Konjunktion mit dem Sternbild Hasta (fünf Sterne). Auch Duryodhana, der Feindebezwinger, erhob sich hastig mit seinen hundert Brüdern und Aswatthaman mit erhobenen Waffen. Er erschien wie Indra in alter Zeit, der von den himmlischen Heerscharen umgeben zur Schlacht mit den Dämonen rüstete.


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