Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 130 - Die Geburt von Kripa und Kripi

Janamejaya sprach:
Oh Brahmane, du mußt mir von Kripas Geburt erzählen. Wie kam es, daß er einem Haufen Heidekraut entsprang? Und von wem bekam er seine Waffen?

Vaisampayana antwortete:
Oh König, der große Weise Gotama hatte einen Sohn namens Saradwan. Dieser Saradwan wurde mit Pfeilen (in seiner Hand) geboren. Oh du Feindebezwinger, der Sohn von Gotama zeigte eine herausragende Begabung beim Studium der Dhanurveda (Waffenkunst), doch für keine andere Veda. Saradwan erlangte alle Waffen durch jene Enthaltsamkeit, wie sie Brahmanen beim Studium der Veden üben. Und Indra bangte wegen seines Talents mit Waffen und seiner strengen Buße. Da rief der Herr der Götter eine himmlische Dame namens Janapadi zu sich und schickte sie zu Saradwan mit den Worten: „Tu dein Bestes, die Enthaltsamkeit von Saradwan zu stören.“ Die Dame begab sich zur zauberhaften Einsiedelei des Sohnes von Gotama und begann, den mit Bogen und Pfeilen bewaffneten Asketen zu verführen. Als Saradwan die Apsara mit ihrer unvergleichlich schönen Figur, ganz allein im Wald und nur mit einem einzelnen Tuch bekleidet sah, da riß er seine Augen weit auf vor Entzücken. Bogen und Pfeile entglitten seinen Händen, und sein Körper bebte vor Erregung. Doch mit innerer, asketischer Kraft und starker Seele versehen, sammelte der Weise genügend Geduld, um sich gegen die Versuchung zu behaupten. Doch die plötzliche, geistige Erregung hatte einen unbeabsichtigten Samenerguß zur Folge. Saradwan ließ Pfeile, Bogen und Hirschfell liegen, und floh vor der Apsara davon. Sein Samen jedoch fiel auf einen Ballen Heidekraut und, in zwei Teile geteilt, wurden Zwillinge daraus geboren.

Es geschah, daß ein Soldat, welcher König Shantanu auf der Jagd begleitete, die Zwillinge entdeckte. Er sah auch Pfeil, Bogen und Hirschfelle auf dem Boden und dachte, daß dies die Kinder eines Brahmanen waren, welcher der Waffenkunst mächtig war. Er nahm die Kinder nebst Bogen und Pfeil an sich, und zeigte alles dem König. Als der König die Kinder erblickte, regte sich Mitgefühl in ihm und er sprach: „Laßt sie meine Kinder sein.“, und brachte sie in den Palast. Im Palast führte Shantanu an ihnen alle üblichen Riten durch und nannte sie Kripa und Kripi, denn er hatte sie aus Mitgefühl (Kripa) angenommen.

Der Sohn von Gotama hatte mittlerweile seine frühere Einsiedelei verlassen und führte sein Studium der Waffen ernsthaft fort. Durch innere Schau erfuhr er, daß sein Sohn und seine Tochter im Palast von Shantanu waren. Da begab er sich zum Monarchen und erklärte ihre Herkunft. Dann lehrte er Kripa die vier Zweige der Waffenkunst, und noch viel mehr über die Geheimnisse und schwerverständlichen Details anderer Wissenszweige. In kurzer Zeit wurde Kripa zum überragenden Meister aller Waffen. Und die hunderte Söhne von Dhritarashtra, die Pandavas, die Yadavas, die Vrishnis und viele andere Prinzen aus allen Ländern empfingen von ihm Belehrungen in dieser Kunst.


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