Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 85 - Yayati nimmt sein Alter zurück und Puru wird König

Nachdem der vorzügliche Monarch Yayati, Sohn des Nahusha, Purus Jugend empfangen hatte, wurde er sehr glücklich. Mit vollstem Verlangen und bis an die Grenzen seiner Kräfte stürzte er sich erneut in seine geliebten Beschäftigungen und erfuhr größtes Vergnügen in ihnen. Doch niemals handelte er gegen die Gebote der Tugend, wie es sich für ihn gehörte. Er stellte die Götter mit vielen Opfern zufrieden, führte Sraddhas für die Ahnen durch, erfreute die Armen durch Almosen, erfüllte die Wünsche der Brahmanen und die Bedürfnisse aller Menschen mit Essen und Trinken, wie es die Gastfreundschaft verlangte. Er beschützte die Vaisyas und war freundlich mit den Shudras. Und die Verbrecher behandelte er mit angemessener Bestrafung. So erfreute der König alle seine Untertanen und beschützte sie tugendhaft wie ein zweiter Indra. Der Monarch verfügte über die Kräfte eines Löwen, war jung und besaß alles, was das Herz begehrte. So genoß er grenzenloses Vergnügen, ohne die Grenzen der Tugend zu überschreiten. Nur, wenn er daran dachte, daß die tausend Jahre irgendwann vorüber sein würden, war er bedrückt. Da er mit den Mysterien der Zeit vertraut war, beobachtete er die Tage und Stunden genau, während er sich mit der himmlischen Nymphe Viswachi vergnügte. Mit ihr verbrachte er einige Zeit in Indras wunderschönem Garten, dann in Alaka (der Stadt Kuveras) und auch auf dem Berge Meru. Und als der Monarch wußte, daß die tausend Jahre vorüber waren, rief er seinen Sohn Puru zu sich und sprach zu ihm: „Oh du Feindebezwinger, mit deiner Jugend habe ich die Freuden der Jahreszeiten in vollen Zügen und bis an die Grenzen meiner Kraft genossen, wie ich es begehrte. Doch unsere Wünsche sterben niemals, wenn wir in ihnen schwelgen. Tatsächlich lodern sie im Genuß nur noch höher auf, wie die Flammen, wenn Öl ins Opferfeuer gegossen wird. Selbst wenn ein einziger Mensch alle Dinge auf Erden besäße, allen Reis, alles Korn, Silber, Gold und alle Perlen, alle Tiere und Frauen - er wäre doch nicht zufrieden. Der Durst nach Vergnügen sollte daher aufgegeben werden. Ja, wahre Freude erfahren diejenigen, welche ihren Durst nach den Dingen dieser Erde aufgegeben haben. Dieser Durst ist schwer zu verbannen für die Gemeinen und Sündigen. Er wird nicht schwächer, auch wenn das Leben verrinnt, und ist wahrlich eine verhängnisvolle Krankheit der Menschheit. Diesem Durst zu entkommen, ist wahre Freude. Mein Herz war für volle tausend Jahre den Objekten meiner Begierde zugetan. Doch mein Durst nach ihnen ist nicht abgeklungen und wächst weiter Tag für Tag. Ich werde ihn abwerfen und meinen Geist auf Brahma richten. Ich werde den Rest meiner Tage mit den unschuldigen Rehen im Wald verbringen, friedlich und ohne den weltlichen Dingen anzuhängen. Mit dir, mein Puru, bin ich höchst zufrieden. Glück sei mit dir! Nimm nun wieder deine Jugend in Empfang mitsamt meinem Königreich. Denn du bist wahrlich der Sohn, der mir den größten aller Dienste erwiesen hat.“

Vaisampayana sprach:
So erhielt Yayati, der Sohn von Nahusha, sein Alter und Puru seine Jugend wieder. Dann wollte Yayati seinen jüngsten Sohn Puru auf den Thron setzen, doch die vier Kasten seiner Untertanen mitsamt den Brahmanen sprachen zum Monarchen: „Oh König, wie kannst du dein Königreich dem Puru übergeben und dabei deinen ältesten Sohn Yadu, den von Devajani geborenen Enkelsohn Sukras, übergehen? Yadu ist dein ältester Sohn, nach ihm wurde Turvasu geboren, und von Sarmishta kam zuerst Drahyu, dann Anu und dann erst Puru. Wie kann der jüngste den Thron verdienen, und alle älteren Brüder werden übergangen? Das fragen wir dich. Oh, halte dich an die Gebote der Gerechtigkeit.“

Yayati antwortete:
Hört, meine Untertanen, warum mein Königreich nicht meinem ältesten Sohn übergeben werden sollte. Mein ältester Sohn Yadu befolgte nicht meine Befehle. Die Weisen sagen, daß der kein Sohn ist, der die Worte des Vaters nicht achtet. Der Sohn jedoch, der die Bitten seiner Eltern erfüllt, demütig ist und mit ihnen liebenswürdig umgeht, ist der Beste der Söhne. Ich wurde von Yadu und Turvasu mißachtet, und auch von Drahyu und Anu. Allein Puru ist meinen Worten gefolgt. Nur von ihm wurde ich geachtet. Darum soll der Jüngste mein Thronfolger werden. Er nahm meine Altersschwäche auf sich. Wahrlich, Puru ist mein Freund. Er tat, was ich wünschte. Und außerdem wurde es von Sukra selbst befohlen. Er sagte, daß der Sohn von mir, welcher mir gehorcht, nach mir König sein solle und die ganze Erde unter seine Herrschaft bringen würde. Daher bitte ich euch, laßt mich Puru auf den Thron setzten.

Da sprach das Volk: „Es ist wahr, oh König, daß der fähigste Sohn, der allseits um das Wohl seiner Eltern bemüht ist, das höchste Glück verdient, auch wenn er der jüngste ist. Puru hat dir Gutes getan und verdient daher den Thron. Und da Sukra selbst es so bestimmt hat, haben wir nichts mehr dagegen zu sagen.“ So übergab Yayati seinem Sohn Puru das Königreich. Dann führte er alle Initiationsriten für den Rückzug in den Wald durch und verließ bald darauf seine Hauptstadt, von Asketen und Brahmanen begleitet. Die Söhne Yadus sind als Yadavas bekannt, während die Söhne Turvasus Yavanas genannt werden. Die Söhne von Drahyu sind die Bhojas (bzw. Kambojas) und die von Anu die Mlechas. Die Nachfahren von Puru jedoch, sind die Pauravas, in deren Geschlecht auch du, oh Monarch, geboren wurdest, um mit beherrschten Leidenschaften für tausend Jahre zu regieren.


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