Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 50 - Die Minister erzählen die Geschichte von König Parikshit

Die Minister erzählten weiter:
Nun, oh König der Könige, nachdem er die tote Schlange auf die Schulter des Munis gelegt hatte, ging der von Hunger und Anstrengung erschöpfte König in seine Hauptstadt zurück. Der Rishi hatte einen Sohn namens Sringin, den eine Kuh geboren hatte. Er war weithin bekannt für seine große Kraft und Energie, aber auch dafür, daß er schnell erregbar war. Zu dieser Zeit lebte er bei seinem Lehrer und ehrte ihn. Vom Lehrer heimgesandt, hörte Sringin unterwegs von einem Freund von der Beleidigung seines Vaters durch deinen Vater. Er erfuhr, daß sein Vater so bewegungslos wie ein Stück Holz und ohne eigenes Verschulden auf seiner Schulter eine tote Schlange trug. Oh König, der Rishi, den dein Vater kränkte, war ernsthaft in seine Buße versunken, dieser Beste der Munis, kontrollierte seine Leidenschaften, war rein und allseits in wunderbare Taten vertieft. Seine Seele war erleuchtet durch asketische Entsagung, und seine Organe und deren Funktionen waren unter vollständiger Kontrolle. Sowohl seine Praxis und auch seine Rede waren angenehm. Er war zufrieden und ohne Habsucht. Er war ohne Niederträchtigkeit jeglicher Art und ohne Böses. Er war alt und befolgte das Schweigegelübde. Und er war eine Zuflucht für alle Wesen, die ihn in der Not aufsuchten. Solcherart war der Rishi, den dein Vater kränkte.

Doch der Sohn des Rishi verfluchte deinen Vater im Zorn. Obwohl er jung an Jahren war, so verfügte der Mächtige über asketischen Glanz wie ein Alter. Schnell berührte er Wasser und sprach im Zorn, als ob er in spiritueller Energie strahlte, folgende, deinen Vater betreffende Worte: „Schaut die Kraft meiner Askese! Meinen Worten folgend wird die mächtige Schlange Takshaka mit ihrem schnellwirkenden Gift innerhalb von sieben Tagen diesen Lump verbrennen, der eine tote Schlange auf meinen Vater legte.“ Nachdem er dies ausgesprochen hatte, ging er zu seinem Vater und erzählte ihm vom Fluch. Der Tiger unter den Rishis sandte daraufhin einen Schüler namens Gaurmukha mit liebenswertem Betragen und vielen Tugenden zu deinem Vater. Dieser gab die Worte seines Meisters an deinem Vater weiter, nachdem er sich etwas ausgeruht hatte: „Du wurdest, oh König, von meinem Sohn verflucht. Takshaka wird dich in sieben Tagen vergiften. Sei also achtsam, oh König.“ Oh Janamejaya, als dein Vater diese schrecklichen Worte vernommen hatte, traf er jegliche Vorkehrung, um die gewaltige Schlange Takshaka abzuwehren. Am siebten Tag plante der Brahmane Kasyapa zu deinem Vater zu gehen. Doch Takshaka entdeckte Kasyapa, und der Prinz der Schlangen sprach zum Rishi Kasyapa ohne Zeit zu verlieren: „Wohin gehst du so schnell und welches Geschäft planst du?“ Kasyapa antwortete: „Oh Brahmane, ich gehe zum König Parikshit, dem Besten der Kurus. Er soll heute durch das Gift der Schlange Takshaka verbrannt werden. Und ich beeile mich, zu ihm zu kommen, damit ich ihn heilen kann, und er nicht von der Schlange getötet wird.“ Takshaka meinte dazu: „Warum willst du den König wiederbeleben, nachdem ich ihn gebissen habe? Ich bin dieser Takshaka. Oh Brahmane, werde Zeuge von der wunderbaren Kraft meines Giftes. Du bist nicht in der Lage, den Monarchen wiederzubeleben, wenn ich ihn gebissen habe.“ Sprach's und biß den Herrn des Waldes, einen Banian Baum. Sofort verbannte der Baum zu Asche. Aber Kasyapa, oh König, gab ihm das Leben zurück. Doch Takshaka brachte den Rishi von seinem Vorhaben ab, indem er sprach: „Sag mir dein Begehr.“ Kasyapa antwortete: „Ich gehe, weil ich mir Reichtum wünsche.“ Da sprach Takshaka mit sanften Worten zum hochbeseelten Kasyapa: „Oh du Sündenloser, nimm von mir mehr Reichtum, als du vom Monarchen erwartet hast, und kehre um.“ Dies tat Kasyapa. Er nahm sich allen gewünschten Reichtum von Takshaka und kehrte um.

Danach kam Takshaka in Verkleidung zum Palast und vernichtete mit dem Feuer seines Giftes deinen tugendhaften Vater, der alle Vorkehrungen getroffen hatte. Danach wurdest du, oh Tiger unter den Männern, auf den Thron gesetzt. Oh Bester der Monarchen, nun haben wir dir alles erzählt, was wir gehört und gesehen haben, obwohl die Geschichte grausam und gräßlich ist. Du weißt nun alles über das Mißgeschick deines Vaters und die Kränkung des Rishi Utanka. Entscheide nun, was folgen soll.

Da fragte Janamejaya:
Vom wem habt ihr die wunderbare Geschichte vom Banian Baum erfahren, als dieser Herr der Wälder von Takshaka zu Asche verbrannt und dann von Kasyapa wieder zum Leben erweckt wurde? Mein Vater wäre sicher nicht gestorben, denn das Gift wäre von Kasyapas Mantras neutralisiert worden. Diese Schlimmste der Schlangen mit der sündigen Seele, dieser Takshaka dachte bei sich, wenn der Brahmane den von mir gebissenen König wiederbelebt, dann lacht die Welt über mich und sagt: „Takshaka hat kein Gift mehr.“ Sicher hat er das gedacht und den Brahmanen besänftigt. Ich habe jedenfalls schon ein Mittel ersonnen, wie ich ihn bestrafen werde. Doch erst möchte ich hören, wie ihr davon erfahren habt, was in der tiefen Einsamkeit des Waldes geschah, besonders die Worte Takshakas und Kasyapas Rede. Wenn ich das vernommen habe, werde ich Mittel ergreifen, das Geschlecht der Schlangen auszulöschen.

Die Antwort der Minister lautete:
Erfahre von ihm, oh König, der uns von dem Gespräch zwischen dem König der Schlangen und dem König der Brahmanen erzählte. Ein Mann hatte den Baum erklommen, um trockene Zweige für ein heiliges Opferfeuer zu sammeln. Dabei wurde er weder von der Schlange noch vom Brahmanen wahrgenommen. Und oh König, er wurde zugleich mit dem Baum zu Asche verbrannt und durch die Kraft des Brahmanen auch wieder mit dem Baum zum Leben erweckt. Dieser Mann, der Diener eines Brahmanen, kam zu uns und hat uns alles erzählt, was zwischen Takshaka und dem Brahmanen geschah. Nun, oh König, haben wir dir alles erzählt, was wir gesehen und gehört haben. Befiehl, was folgen soll.

Und Sauti erzählte weiter:
Nachdem König Janamejaya den Worten seiner Minister gelauscht hatte, begann er kummervoll zu weinen und seine Hände aneinander zu pressen. Der lotusäugige König atmete lang und schwer, stieß heiße Seufzer aus, vergoß Tränen und schrie laut und entsetzt auf. Von Kummer und Elend geschüttelt, dachte er eine Weile nach, als ob er etwas in seinem Geiste beschloß, berührte Wasser, und sprach dann zornig zu seinen Ministern, während er viele Tränen vergoß.

Janamejaya verkündete:
Ich habe eure Geschichte über den Aufstieg meines Vaters in den Himmel gehört. Erfahrt nun meinen festen Beschluß. Ich denke, es sollte keine Zeit mehr verloren werden, um den Schaden, den Takshaka meinem Vater antat, zu rächen. Er tötete meinen Vater, und Sringin war dabei nur ein Vorwand für ihn. Aus reiner Boshaftigkeit ließ er Kasyapa umkehren. Wenn dieser Brahmane hier angekommen wäre, würde mein Vater noch leben. Welchen Schaden hätte er genommen, wenn der König durch Kasyapas Gunst und die Vorkehrungen der Minister sein Leben wiedergewonnen hätte? Aus Unwissenheit vor den Wirkungen meines Zorns hielt er Kasyapa, den er nicht besiegen konnte, davon ab, zu meinem Vater zu kommen. Die Ungerechtigkeit des niederträchtigen Takshakas ist groß, wenn er dem Brahmanen Kasyapa Reichtum gab, um ihn davon abzuhalten, den König zu retten. Ich muß mich am Feind meines Vaters rächen, mir selbst, Rishi Utanka und euch allen zuliebe.


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