Pushpak Mahabharata Buch 1Zurück WeiterNews

Kapitel 40 - König Parikshits Jagd und die Beleidigung des Rishis

Da fragte Saunaka:
Oh Sohn eines Suta, ich wünsche zu erfahren, wie es dazu kam, daß der ruhmreiche Rishi, den du Jaratkaru nennst, auf dieser Erde mit diesem Namen gerufen wurde? Erkläre uns doch die Herkunft des Namens Jaratkaru.

Sauti antwortete:
Man sagt, Jara heiße Verschwendung, und Karu bedeutet riesig. Der Körper des Rishi war einst riesig, doch durch schwere Askese reduzierte er ihn. Und weil er so dünn geworden war, wurde er Jaratkaru genannt. Die Schwester Vasukis wurde aus demselben Grund so gerufen, oh Brahmanen.

Als der tugendhafte Saunaka dies hörte, lächelte er und sprach zu Sauti: „Das ist wahr.“ Dann fuhr er fort: „Ich habe allem gelauscht, was du bisher erzählt hast. Nun wünsche ich zu hören, wie Astika geboren wurde.“

Und Sauti begann zu erzählen, wie es in den Shastras geschrieben steht:
Vasuki wollte seine Schwester dem Rishi Jaratkaru übergeben und gab die dafür nötigen Befehle an die Schlangen. Doch die Jahre vergingen, und der weise Muni mit den enthaltsamen Gelübden war zutiefst an seine asketische Entsagung hingegeben und wünschte keine Ehefrau. Dieser hochbeseelte Rishi widmete sich dem Studium und der harten Askese, hatte seine sexuellen Leidenschaften (seinen Lebenssamen) unter voller Kontrolle und wanderte furchtlos durch die ganze Welt, ohne Verlangen nach einer Gattin.

Nun, oh Brahmane, gab es einmal einen König namens Parikshit, der im Stamm der Kurus geboren war. Er hatte mächtige Waffen wie sein Großvater Pandu, war der beste Bogenschütze in der Schlacht und dem Jagen sehr zugetan. Dieser König der Welt wanderte umher, jagte Hirsche, wilde Eber, Hyänen, Wölfe, Büffel und viele andere wilde Tiere. Eines Tages hatte er einen Hirsch mit einem spitzen Pfeil durchbohrt, sich seinen Bogen auf den Rücken geschwungen und suchte den tiefen Wald nach dem verwundeten Tier ab. Wie Rudra selbst die Himmel einst nach dem Opfer durchsuchte, welches er zuvor mit Bogen und Pfeil durchbohrt hatte, so suchte Parikshit hier und dort nach dem Hirsch. Nie zuvor war je ein Hirsch, den Parikshit getroffen hatte, mit dem Leben davongekommen. Dieser jedoch, obwohl er verwundet war, floh so schnell davon, wie der Aufstieg des Königs in den Himmel nahte. Der getroffene Hirsch war bald seinen Blicken entschwunden, und der Monarch drang tiefer in den Wald ein. Müde und durstig begegnete er einem Rishi, der in einem Kuhstall saß und sich am Schaum satt trank, der von den Mäulern der Kälber tropfte, nachdem ihre Mütter sie gerade gesäugt hatten. Hastig trat der König vor den bußereichen Muni, hob seinen Bogen und sprach: „Oh Brahmane, ich bin König Parikshit, der Sohn Abhimanyus. Ich suche nach einem von mir verwundetem Hirsch. Hast du ihn gesehen?“ Doch der Muni folgte gerade einem Schweigegelübde und erwiderte kein Wort. Ärgerlich legte da der König dem Muni mit dem Ende seines Bogens eine tote Schlange über die Schulter. Ohne ein gutes oder böses Wort zu sprechen, ertrug der Muni dies und hielt ihn nicht davon ab. Als der König seinen Zustand bemerkte, verging sein Ärger, und es tat ihm leid. Er ging in seine Hauptstadt zurück, und der Muni blieb unverändert sitzen. Der vergebende Rishi wußte, daß der König ein Tiger unter den Monarchen war, der seinen Pflichten treu folgte. Und obwohl der König ihn beleidigt hatte, verfluchte er ihn nicht. Denn der König, dieser Beste der Bharatas, hatte in ihm keinen tugendhaften Rishi erkennen können und ihn daher beleidigt.

Dieser Rishi jedoch hatte einen Sohn namens Sringin im jugendlichen Alter, der große Kraft hatte und schwere asketische Buße und strenge Gelübde befolgte. Er war voller Zorn und nicht leicht zu beruhigen. Zu dieser Zeit ehrte er mit großer Aufmerksamkeit und Respekt seinen Lehrer, welcher mit großer Ruhe auf seinem Sitz saß und immer an das Wohl der Wesen dachte. Als sein Lehrer ihn heimschickte, traf Sringin seinen Gefährten Krisa, auch der Sohn eines Rishis. Dieser sprach zu ihm neckend und in spielerischer Laune über seinen Vater. Doch als der zornige Sringin, die dem Gift gleichenden Worte seines Gefährten vernahm, da loderte seine Wut auf. Krisa sagte nämlich zu ihm: „Sei nicht so stolz, oh Sringin, denn dafür, daß du so asketisch und voller Kraft bist, trägt dein Vater eine tote Schlange auf seiner Schulter. Sprich künftig keine solchen Worte mehr zu uns Söhnen der Rishis, welche die Wahrheit kennen, schwere Buße tun und Erfolge errungen haben. Wo ist jetzt deine Männlichkeit und die hohen Worte über deinen Stolz, wenn du deinen Vater ansehen mußt, der eine tote Schlange trägt? Oh Bester aller Munis, dein Vater tat nichts, um sich vor dieser Behandlung zu schützen. Und das finde ich so jämmerlich, als ob ich diese Beleidigung selbst ertragen müßte.“


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