Pushpak Nalas und DamajantiZurück WeiterNews

Sechs und Zwanzigster Gesang

Einen Monat noch blieb Nalas,
Abschied nahm er von Bhîmas dann,
Und mit kleinem Gefolg' eilt er
Gegen Nischadhareich alsbald,
Mit einem Wagen, glanzvollem,
Mit sechzehn Elefanten auch,
Und mit Pferden an Zahl fünfzig,
Des Fußvolks mit sechs Hunderten.
Es zitterte die Erd' gleichsam
Ob des eilenden Erdeherrn.
In die Stadt fuhr er ein schnelle,
Der Hochgeist'ge, von Zorn entbrannt,
Und Puschkara'n sodann nahte
Nalas, des Wîrasênas Sohn:
„Spiele wieder mit mir“ sprechend,
„Viel Schätze hab' ich aufgehäuft;
Damajanti und was sonsten
Mir noch irgend für Eigentum,
Ist mein Einsatz des Spiels; deiner
Sei das Königreich, Puschkaras!
Wieder walte das Spiel, dieses
Ist entschiedene Neigung mir.
Alles auf einen Wurf, Heil dir!
Oder spielen um's Leben wir!
Wer sich im Spiele aneignet
Des Gegners Gut und Königreich,
Ein Gegenspiel muß der bieten,
Dieses gilt für erhab'ne Pflicht
Wenn du zu spielen nicht wünschest,
Wohlan! walte des Kampfes Spiel!
Ein Zweikampf schenke dir Frieden,
Oder mir, Fürst der Männer du!
„„Ein angeerbtes Reich ziemet
Zu erringen nach Fug und Recht
Durch Mittel jeder Art“„, also
Lautet der Spruch der Alten ja.
Von den beiden darum wähle
Eines dir aus, o Puschkaras!
Die Würfel wirf im Spiel, oder
Im Kampf spanne den Bogen gleich.“

Von Nalas angeredt also,
Sagte lächelnd dann Puschkaras,
Sicher des Spiels Gewinn achtend,
Zum Erdherrscher dagegen so:
O Heil, du hast gehäuft Schätze
Zum Gegegenspiele wiederum!
O Heil, das schwere Leidwesen
Damajanti's, geendet ist's!
Deiner Erhaltung Heil, König,
Und deiner Gattin, Mächtiger!
In deiner Schätze Schmuck prangend,
Als gewonnen im Spiel von mir,
Soll zur Seite mir stehn Bhaimi,
Wie Indra'n schöne Apsaras (Nymphen).
Stets ja hab' ich gedacht deiner,
Sah dir entgegen, Naischadhas,
Weil zu spielen mich nur freuet
Mit solchen, die befreundet mir.
Gewinnend nun die schönhüft'ge
Bhaimi, die unverschmähte,
Werd' ich wunschesgewährt leben;
Sie ja trug ich im Herzen stets. —

Diese Rede von ihm hörend,
Der viel und ungebundenes sprach,
Wollt' ihm Nalas den Kopf spalten
Mit dem Schwerte, von Zorn entflammt.
Lächelnd, das Aug' von Wut blitzend,
Sprach er zu jenem so hierauf:
Spiele! was sprichst du nun vieles?
Besiegt wirst du nicht reden mehr. —

Und es begann das Spiel itzo,
Des Puschkaras und Nalas Spiel.
Mit Einem Wurf besiegt wurde
Vom Helden Nalas Puschkaras;
Mit Golds und Edelsteins Fülle
Ward im Spiele gewonnen er.
Zu Puschkaras sodann sagte
Lächelnd der König dieses Wort:
Mein ist das Königreich wieder
Ungestört, von Feinden frei;
Waidarbhi (Damajanti) kann gesehn werden,
Schmach der Könige! nicht von dir.
Ihr Sklave bist du, Sinnloser,
Samt Gefolge geworden nun. —

Doch ist's nicht deine Schuld wahrlich,
Daß ich vormals besieget ward;
Von Kalis ward getan dieses,
Du aber, Tor, du weißt es nicht.
Den Zorn, den andrer anfachte,
Will ich auf dich entladen nicht.
Lebe also nach Lust, schenken
Will ich des Lebens Atem dir,
Und deine Habe auch sämtlich,
Dein Erbgut sei geschenkt dir.
So ist die Liebe groß wahrlich,
Die ich hege zu dir, o Held,
Und meine Zärtlichkeit, diese
Wird sich entfernen nie von dir.
Du bist mein Bruder ja, lebe
Hundert der Jahre, Puschkaras. —

Als getröstet er so jenen,
Den Bruder dort, der Tapfere,
Zu seiner Stadt sodann sendet
Er ihn, umarmend Mal und Mal.
Des Nalas tröstend Wort hörend,
Sagte dagegen Puschkaras,
Vor Punjaslôkas sich beugend,
Hände faltend in Ehrfurcht auch:
Ruhm sei dir, unversiegbarer,
Leb' unzählige Jahre froh!
Der du das Leben mir schenkest,
Und meine Stadt, o Erdeherr! —

Als Puschkaras gewohnt dorten
Einen Monat, bewirtet wohl,
Zog er zu seiner Stadt freudig,
Von den Verwandten sein gefolgt,
In eines großen Heers Obhut,
Mit ergebenen Dienern auch,
So wie die Sonne selbst glänzend
Von Körper, Fürst der Bhârata's!
Der Puschkara'n entließ also,
Mit Hab' und Gut und unversehrt,
Zog jetzt ein in die Stadt glücklich,
Der Fürst, in die geschmückte Stadt.
Die Bewohner der Stadt tröstet
Er, der Herrscher von Nischadha.
Stadtbewohner und Landleute,
Von Entzücken durchdrungen ganz,
Und die Häupter des Rats sprachen
Händefaltend zu ihm gesamt:
Sicher sind wir anitzt, König,
In der Stadt, auf dem Lande auch;
Dich zu ehren genaht wieder,
Wie die Götter dem Indras nahn!
Als vorüber das Fest aber
Der Rückkehr, holte Nalas gleich
Mit einem großen Heerzuge
Aus Ajôdhja die Gattin sein,
Wo der Vater gepflegt jene,
Bhîmas, Töter der Feinde sein.
Es entließ sie der Großgeist'ge
Von erschreckender Tapferkeit.
Als die Gattin gekehrt wieder,
Und die Kinder nach Nischadha,
Lebte Nalas in Lust dorten,
So wie Indras in Nandana (Indra's Garten).

Ruhm erlanget er, glanzvollen,
Unter Kön'gen im Hindu-Land,
Herrschend über sein Reich wieder,
Das er wieder gewonnen jetzt.
Es opferte nach Brauch Nalas
Mit Opfern mannigfacher Art.


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