1. Wahrlich, nur durch die Gnade Gottes haben wir Menschen den Wunsch nach Einheit (Advaita, frei von Dualität), um von allen Ängsten erlöst zu werden.
2. Alles, was in dieser Welt der Formen existiert, ist nichts als das Selbst und nur das Selbst (Atman). Wie kann sich das formlose Selbst als ein unveränderliches und unteilbares Ganzes (Shiva) selbst erkennen und ehren?
3. Die fünf Elemente (von Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde), aus denen diese Welt besteht, sind so illusorisch wie das Wasser einer Fata Morgana in der Wüste. Was sollte ich also erkennen und ehren? Ich selbst bin das Formlose (Ungefärbte)!
4. Wahrlich, dieses ganze Universum ist nur mein Selbst. Es ist weder geteilt noch ungeteilt. Wie kann ich erkennen, daß es existiert? Ich kann das alles nur mit Bewunderung und Ehrfurcht betrachten!
5. Was ist das Herz der höchsten Wahrheit, die Essenz des Wissens und die höchste Erkenntnis? : Ich bin das formlose Selbst, und in dieser Natur durchdringe ich alles.
6. Diese alldurchdringende Gottheit, rein und dem himmlischen Raum gleich, ist das reine und formlose Selbst von allem. Das bin ich, ohne Zweifel.
7. Ich bin das unendliche und unveränderliche Eine, reines und formloses Bewußtsein. Wie kann mir Glück oder Leid begegnen?
8. Ich habe kein Karma in Gedanken, Worten und Taten, weder gutes noch schlechtes. Ich bin jenseits der Sinne, der reine Nektar der Selbsterkenntnis.
9. Der begreifende Verstand (Manas) ist wie ein Raum, der die Welt enthält, alle weltlichen Erinnerungen und Formen. Doch ist er nicht die höchste Wahrheit.
10. Ich bin Eins, ich bin Alles! Und doch bin ich formlos und jenseits aller Formen. - Wie kann ich mein Selbst erkennen, in und jenseits aller Formen?
11. Erkennst du nicht, daß du das Eine bist? Du bist das unveränderliche Selbst, in allem gleich. Du bist das grenzenlose und allgegenwärtige Licht. Wie kann es für dich Tag und Nacht geben?
12. Erkenne dich selbst als ein ununterbrochenes Dasein, das Eine in Allem, ohne jegliche Teilung. So ist das „Ich“ sowohl das höchste Subjekt als auch höchste Objekt der Meditation. Wie kannst du zwei sehen, wo eins ist?
13. Du wurdest nie geboren, noch stirbst du. Du warst niemals ein Körper. Alles ist Brahman, und das erklären die Heiligen Schriften auf verschiedene Weise.
14. Das bist du, innerlich und äußerlich. Du bist Shiva (das Ganze), immer und überall. Warum bist du so verwirrt und läufst wie ein Gespenst („Gespinst“) herum?
15. So etwas wie Verbindung oder Trennung gibt es weder für mich noch für dich. Da ist kein Ich, kein Du und keine Welt. Alles ist das Selbst und nur das Selbst.
16. Du kannst nicht gehört, gefühlt, gesehen, geschmeckt oder gerochen werden. Wahrlich, du bist die höchste Wahrheit. Worüber machst du dir Sorgen?
17. Weder Geburt noch Tod, weder Bindung noch Befreiung sind dein Bewußtsein. Warum weinst du, mein liebes Kind? Wie ich selbst, so hast auch du weder einen eigenen Namen noch eine eigene Form.
18. Oh Bewußtsein, warum bist du so verwirrt und läufst wie ein Gespenst herum? Sei dir deines ganzheitlichen Selbst bewußt! Befreie dich von Anhaftung, sei glückselig und frei!
19. Wahrlich, du selbst bist die unveränderliche Essenz von allem. Du selbst bist die untrennbare Einheit und grenzenlose Freiheit. Du selbst hast weder Zuneigung noch Abneigung. Warum machst du dir Sorgen und unterliegst der Anhaftung?
20. Alle Heiligen Schriften erklären übereinstimmend, daß die reine, formlose und unerschöpfliche Wahrheit die Essenz aller Formen ist. Erkenne, daß ich diese körperlose und allgegenwärtige Essenz bin!
21. Erkenne, daß alle Formen nur vorübergehende Erscheinungen sind. Nur die formlose Essenz ist ewig. Sobald diese Wahrheit erkannt ist, muß man nicht mehr wiedergeboren werden.
22. Alle Weisen sagen: Die Wahrheit ist immer dieselbe. Ob du Wünsche erfüllst oder nicht, das reine Bewußtsein bleibt davon unberührt.
23. Eine Form ohne das Selbst zu sehen, kann das die Erfahrung der Einheit (Samadhi) sein? Das Selbst mit einer Form zu sehen, kann das die Erfahrung der Einheit sein? Etwas mit und etwas ohne Selbst zu sehen, kann das die Erfahrung der Einheit sein? Wahre Befreiung (Moksha) ist, in jeder Form das Eine (formlose Selbst) zu sehen.
24. Du selbst bist die reine und ewig unveränderliche Wahrheit, frei von Körper, Geburt und Tod. Wie kannst du dann behaupten, das Selbst zu sehen oder nicht zu sehen?
25. Die Aussage “Das bist du“ (Tat Tvam Asi) bestätigt die Wahrheit deines reinen Selbst. Und die Aussage „Nicht dies, nicht das“ (Neti Neti) verneint die Wahrheit der fünf Elemente (von Raum, Wind, Feuer, Wasser und Erde).
26. Das Selbst erfüllt alles mit sich selbst, immer und überall. Und das alles bist du, das ungeteilte Ganze. Es gibt weder einen Denker noch einen Gedanken. Wie kann sich dein reines Bewußtsein als Denker denken, ohne sich dafür schämen zu müssen?
27. Ich kenne Shiva (das ungeteilte Ganze bzw. Höchste) nicht. Wie kann ich darüber sprechen? Wie kann ich ihn verehren? Wenn ich selbst Shiva bin, dann bin ich die höchste und vollkommene Wahrheit von allem, in allen Formen wie der himmlische Raum immer dasselbe.
28. Ich bin die Essenz, die allgegenwärtige Essenz, die keine eigene Form hat. Wie kann ich mich selbst wahrnehmen, wenn ich jenseits eines Wahrnehmenden und des Wahrgenommenen bin (jenseits der Unterscheidung von Subjekt und Objekt).
29. Es gibt keine unendliche Form, denn die unendliche Wahrheit hat keine eigene Form. Das eine Selbst als höchste Wahrheit erschafft, erhält und zerstört nichts.
30. Du selbst bist diese reine und unveränderliche Wahrheit! Du selbst hast keinen Körper, keine Geburt und keinen Tod. Wie konnte ich selbst über mich so verwirrt werden?
31. Wenn ein Gefäß zerbricht, dann vereint sich der Raum wieder, und die Gegensätze (von innen und außen bzw. mein und dein) verschwinden. In ähnlicher Weise wurde mein begreifender Verstand im unteilbaren Ganzen (Shiva) gereinigt, und mir erscheinen keine Gegensätze mehr.
32. Wahrlich, da ist kein Gefäß, kein ergriffener Raum, kein Körper und keine getrennte Seele (Jiva). Erkenne, daß alles Brahman ist, die höchste Wahrheit. Da ist kein Subjekt, kein Objekt und keine Trennung.
33. Erkenne überall, immer und in allem: Nur das Selbst ist da. Alles, sowohl das Formlose als auch das Formhafte, ist nur mein Selbst, und dessen bin ich mir sicher.
34. Da ist keine Heilige Schrift, keine Welt, kein Opfer, kein Gott, keine Klasse oder Rasse, kein Lebensabschnitt, kein Weg in die Dunkelheit und kein Weg ins Licht. Es ist nichts außer Brahman, der höchsten Wahrheit.
35. Wenn Subjekt und Objekt untrennbar sind, dann bist du dieses untrennbare Eine und Ganze. Wenn dem so ist, und nichts Getrenntes existiert, wie kannst du dann das Selbst als Objekt wahrnehmen?
36. Manche lehren Einheit und andere Vielfalt, doch erkennen nicht, daß die allgegenwärtige Wahrheit frei von Gegensätzen ist.
37. Die Wahrheit hat weder Farbe noch Klang, denn sie hat keinerlei Eigenschaften. Wie könnte man darüber denken oder sprechen, was jenseits von Verstand und Sprache ist?
38. Wenn du erkennst, daß dieses ganze Universum der Formen so leer wie der himmlische Raum ist, dann wirst du das Brahman als höchste Wahrheit erkennen, und jede Gegensätzlichkeit wird für immer verschwinden.
39. Mein Selbst ist nicht verschieden vom höchsten Selbst, wie der ungeteilte Raum nur als Einer existiert. Wie könnten dann Subjekt und Objekt in der Erkenntnis zwei sein?
40. Nichts, was ich persönlich tue oder esse, gebe oder nehme, bin ich selbst. Ich bin die Reinheit, jenseits von Körperlichkeit, Geburt und Tod.
41. Erkenne das gesamte Universum als formlos (als reines Selbst). Erkenne das gesamte Universum als ewig unveränderlich. Erkenne das gesamte Universum als vollkommene Reinheit. Erkenne das gesamte Universum als ganzheitliches Wesen (Shiva).
42. Du bist die höchste Wahrheit, zweifle nicht daran. Das Selbst ist nicht etwas, das der Verstand erkennt, sondern das, was erkennt. Wie könntest du dann denken, das Selbst zu kennen?
43. Wie kann man sagen, das ist Illusion (Maya) und das ist keine Illusion, das ist Schatten und das ist kein Schatten? Die Wahrheit ist Eins, und das Eine ist Alles. Sie ist allgegenwärtig, und nichts anderes existiert.
44. So habe ich keinen Anfang, keine Mitte und kein Ende. Ich war nie gebunden und werde es auch nie sein. Meine Natur ist vollkommen rein, denn ich bin die Reinheit selbst, und dessen bin ich mir sicher.
45. Für mich existieren weder die elementarsten Teilchen noch das gesamte Universum. Nur Brahman ist Alles. Wo sind dann die Kasten oder Lebensabschnitte?
46. Ich erkenne immer alles als die eine unteilbare Wahrheit. Dieses Ganzheitliche bildet die Welt, den Geist, allen Raum und die fünf Elemente.
47. Das Selbst ist weder männlich, noch weiblich oder sächlich. Es ist weder ganzheitliche Vernunft noch gedanklicher Verstand. Wie kannst du dann denken, daß es glücklich oder unglücklich ist?
48. Es wird nicht reiner durch Yoga Übung. Es wird nicht reiner durch das Schweigen des Verstandes. Es wird nicht reiner durch die Lehren eines Lehrers. Es ist die Reinheit selbst, dein reines Gewahrsein.
49. Es existiert weder ein grobstofflicher Körper aus den fünf Elementen, noch ein feinstofflicher Körper aus Geist. Alles ist das Selbst allein. Wie könnte dann der vierte Zustand (des traumlosen Wachseins, Turya) neben den drei anderen Zuständen (des traumhaften Wachseins, traumhaften Schlafes und traumlosen Schlafes) existieren?
50. Ich bin weder gebunden noch befreit. Ich bin das reine Brahman und nichts anderes. Ich bin weder der Handelnde noch der Genießende. Ich durchdringe nichts und werde auch nicht durchdrungen.
51. Wenn Eis und Wasser vermischt werden, verschwindet jeder Unterschied. Dasselbe gilt für Materie und Geist (Prakriti und Purusha), und das ist mir völlig klar.
52. Wenn ich nie gebunden war, kann ich nie befreit werden. Wie konntest du glauben, daß das Selbst mit oder ohne Form gebunden sein könnte?
53. Ich kenne die Natur des höchsten Wesens. Wie der Raum erstreckt es sich überall. Und alle Formen, die darin erscheinen, sind wie das Wasser einer Fata Morgana in der Wüste.
54. Ich habe keinen Lehrer (Guru) und keine Initiation. Ich habe keine Disziplin und keine Pflichten zu erfüllen. Erkenne, daß ich der formlose Himmel bin, die selbstseiende Reinheit.
55. So bist auch du die vollkommene Reinheit. Frei von Körper und Verstand bist du die höchste Wahrheit. Schäme dich nicht, zu sagen: „Ich bin das reine Selbst, die höchste Wahrheit!“
56. Warum weinst du, oh Geist? Klage nicht, mein Lieber, und erkenne: „Ich bin das Höchste Selbst!“ Verlasse jede Trennung und trinke den höchsten Nektar der Einheit!
57. Du kannst weder Vernunft noch Unvernunft oder eine Mischung aus beiden besitzen. Du selbst bist die erwachte Vernunft, eine reine Intelligenz, die niemals aufhört und niemals abschweift.
58. Ich werde weder durch Wissen noch durch Samadhi, Yoga oder die Lehren eines Lehrers erlangt, weder in der Zeit noch im Raum. Ich bin das Gewahrsein selbst, die höchste Wahrheit. Ich bin wie der Himmel, der sich verändert, aber immer derselbe bleibt.
59. Ich habe keine Geburt, keinen Tod und kein Karma (angesammelter Taten), weder gutes noch schlechtes. Ich bin reines Brahman, jenseits aller Eigenschaften. Wie könnte es für mich Bindung oder Befreiung geben?
60. Wenn Gott allgegenwärtig, unveränderlich, ganz und ungeteilt ist, dann gibt es in ihm keinerlei Trennung. Wie könnte er dann als „innerhalb“ oder „außerhalb“ betrachtet werden?
61. Das Universum erstrahlt ganzheitlich als Eins, ohne Trennung, Bruch oder Teile. Die Vorstellung von Illusion ist selbst eine große Illusion (Maya als Illusions- und Schöpferkraft). Trennung und Verbindung sind nur Konzepte des Verstandes.
62. Das Formhafte und das Formlose existieren nicht unabhängig voneinander. Im Einen gibt es weder Trennung noch Verbindung, sondern nur Shiva (das unteilbare Ganze) allein.
63. So hast du keine Mutter, keinen Vater, keinen Bruder, keine Frau, keinen Sohn und keinen Freund. Du hast weder Zuneigung noch Abneigung. Wie rechtfertigst du dann die Ängste deines Bewußtseins?
64. Oh reines Bewußtsein, für dich gibt es weder Tag noch Nacht, denn dein unvergängliches Licht geht weder auf noch unter. Wie könnte ein Weiser ernsthaft glauben, daß das Formlose von den Formen beeinflußt (und damit verdunkelt) wird?
65. Es ist weder geteilt noch ungeteilt. Es erfährt weder Glück noch Leid. Es ist weder Alles noch Nichts. Erkenne, daß das Selbst weder dies noch das ist.
66. So bin ich weder der Handelnde noch der Genießende. Ich habe kein Karma (angesammelter Handlungen), weder gegenwärtiges noch vergangenes. Ich habe weder einen Körper, noch bin ich körperlos. Was könnte für mich „mein“ oder „nicht mein“ sein?
67. In mir gibt es keine Unreinheit durch Anhaftung, und so empfinde ich auch kein körperliches Leiden. Erkenne mich als das reine Selbst, eine einzige Einheit, so weit wie der Himmel.
68. Oh Verstand, mein Freund, was soll es bringen, so viel zu reden? Oh Verstand, mein Freund, all das sind nur Vorstellungen. Ich habe dir gesagt, was ich als Wahrheit erkannt habe: Du bist die höchste Wahrheit, so grenzenlos wie der Himmel.
69. Egal, wo und wie ein Yogi stirbt, er verschmilzt mit der himmlischen Vollkommenheit, wie der Raum eines Gefäßes, das zerbricht.
70. Ob er an einem heiligen Fluß stirbt oder in der Hütte eines Ausgestoßenen, ob er im Sterben bewußt oder ohnmächtig ist, er wird vom Körper befreit und geht allein in die Einheit ein.
71. Tugend, Reichtum, Liebe und Befreiung (die großen Lebensziele von Dharma, Artha, Kama und Moksha), sowie alle Lebewesen und Dinge der Welt, alles erscheint in den Augen eines Yogis wie das Wasser einer Fata Morgana in der Wüste.
72. Es gibt keine Taten, weder in der Gegenwart, Zukunft noch Vergangenheit, die ich (persönlich) jemals getan oder genossen habe. Das erkenne ich ohne jeden Zweifel.
73. Der Avadhuta (Unbekleidete und Ungebundene) lebt allein im leeren Raum. Mit reinem und ausgeglichenem Geist ist er immer und überall zufrieden. Er bewegt sich nackt und frei, im Bewußtsein, daß alles nur sein Selbst ist.
74. Wo weder Schlafen noch Wachen existiert und alles nur als reines Selbst erfahren wird, wo es weder Tugend noch Laster gibt, könnte dort Bindung oder Befreiung herrschen?
75. In diesem Dasein gibt es kein Wissen, nicht einmal das in diesen Versen festgehaltene Wissen. Nur weil der Avadhuta dieses Dasein erfahren hat, kann er von der Wahrheit sprechen.
76. Es ist bedeutungslos, zwischen Leerheit und Fülle oder Sein und Nichtsein zu unterscheiden. Da ist nur ein Selbst, ewig und unveränderlich (als „Ein und Alles“). Das erklären alle Heiligen Schriften.
1. Du magst jung, ungebildet und vergnügungssüchtig sein. Du magst ein Diener oder Hausherr sein. Das spielt alles keine Rolle. Braucht ein Juwel eine Einfassung, um wertvoll zu sein? Oder wird es wertlos, wenn es mit Staub bedeckt ist?
2. Vielleicht fehlt es dir an Gelehrtheit oder Redekunst. Du brauchst solche Qualitäten nicht. Halte an der Wahrheit fest und laß alles andere los! Auch ein schmuckloses Boot kann dich über den Fluß bringen.
3. Das Selbst erscheint sowohl in der belebten als auch unbelebten Welt. Und doch bleibt es immer in seinem eigenen Frieden, denn es ist ewigreines Bewußtsein, so friedlich wie der Himmel.
4. Obwohl das Selbst als belebte und unbelebte Welt erscheint, bleibt es ewig Eins. Wo wäre dann die Trennung? Es gibt keine Trennung, das ist mir klar.
5. Wahrlich, ich bin die höchste Wahrheit selbst! Ich bin Shiva (das unteilbare Ganze) und enthalte die ganze Welt, vom Kleinsten bis zum Größten. Ich komme nirgendwoher und gehe nirgendwohin. Ich habe weder eine Bewegung noch eine Form (weder Zeit noch Raum).
6. Mich verehren die Götter, weil ich frei von allen Bestandteilen bin. In meiner vollkommenen Ganzheit kenne ich keine Trennung in Götter und andere Wesen.
7. Weder Zweifel noch Unwissenheit können mich im geringsten erschüttern. Laß die Veränderungen des Geistes kommen und gehen, wie Blasen im Wasser.
8. Die vergänglichen Elemente, aus denen alle Dinge bestehen, verkörpern sich auf vielfältige Weise. So erscheinen die Dinge weich oder hart, süß oder bitter.
9. Wie die Qualitäten von Klarheit, Kühlung und Flüssigkeit nur (mögliche) Eigenschaften des Wassers sind, so sind auch Materie und Geist (Prakriti und Purusha) nur Eigenschaften meiner Existenz.
10. Jenseits aller Sprache, jenseits aller Namen, jenseits des Subtilsten und jenseits von Vernunft, Verstand und den fünf Sinnen bleibt der makellose Herr des Universums immer eins.
11. Wenn das eine universale Selbst erkannt ist, wie kann es dann noch ein „Ich“ oder ein „Du“ geben, sowie eine belebte oder unbelebte Welt?
12. Es heißt, das Selbst ist wie der Himmel. Und es ist auch wie der grenzenlose Himmel, ein reines Bewußtsein, ohne jeden Makel. Es ist das allwissende und allumfassende Ganze.
13. Es wird nicht von der Erde gehalten, vom Wind bewegt, vom Wasser aufgelöst oder vom Feuer verbrannt. Obwohl es all diese Formen annimmt, bleibt es immer dasselbe.
14. Es durchdringt den ganzen unendlichen Raum, aber wird selbst von nichts durchdrungen. Es ist gleichzeitig innen und außen, kann nicht begrenzt oder geteilt werden.
15. Es ist äußerst subtil und kann nicht begriffen werden. Die Yogis sagen, daß es allen Eigenschaften zugrunde liegt, das heißt, allen vorübergehenden Zuständen des Geistes.
16. Indem ein Yogi beständig Yoga übt, ohne an irgendetwas anzuhaften, wird er nach und nach von allen Wirkungen der Eigenschaften (Gunas) befreit.
17. Gegen das schreckliche Gift der weltlichen Begierde, das den Verstand der Menschen verblendet, gibt es nur ein Gegengift: Das nektargleiche Bewußtsein des reinen Selbst.
18. Geistige Bilder werden innerlich gesehen, und die vielfältigen Formen äußerlich. Doch der unabhängige Erfahrende von beiden wird von allen Sehern als das innere Selbst erkannt.
19. Äußerlich erfahren, ist es das Universum, und innerlich erfahren, ist es die Kraft des Lebens, wie die Milch einer Kokosnuß.
20. Das gegensätzliche Wissen bedeutet die Schale der Kokosnuß, das ganzheitliche Wissen das innere Fleisch, und die Kokosnußmilch im subtilen Kern bedeutet das Bewußtsein als das Selbst.
21. Wie der Mond in einer Vollmondnacht mit klaren Augen nur als ein einziger gesehen wird, so sollte auch die Wahrheit gesehen werden. Wo zwei gesehen werden, ist die Sicht nicht klar.
22. Weil es nur eins gibt, ist der Geist, der zwei wahrnimmt, illusorisch. Wer dies lehrt, ist wahrlich groß und verdient tausendfachen Beifall.
23. Ein solcher Lehrer gibt die Weisheit allen, sowohl den Gelehrten als auch den Einfältigen. Doch nur, wer selbst zur Erkenntnis der Wahrheit erwacht, überquert diesen Ozean (des weltlichen Lebens).
24. Frei von Begierde und Haß, dem Wohlergehen aller gewidmet, fest in der Vernunft und beständig im Ziel, wird er schließlich das Höchste erreichen.
25. Und wie der innere Raum mit dem äußeren verschmilzt, wenn ein Gefäß zerbricht, so verschmilzt auch der Yogi, wenn der Körper vergeht, mit dem universalen Bewußtsein, seinem wahren Selbst.
26. Man sagt: Wer am Handeln anhaftet, bestimmt sein Schicksal durch seine (begrifflichen) Gedanken, auch am Ende seines Lebens. Während das Schicksal eines Yogis, der in der Einheit lebt, nicht mehr von Gedanken bestimmt wird.
27. Das Schicksal der persönlich Handelnden kann man in Worten ausdrücken, während das Schicksal der Yogis über alle Worte und Begriffe hinausgeht.
28. Ein Yogi hat keinen bestimmten Weg, denn er verzichtet einfach darauf, sich irgendetwas vorzustellen. So hört sein gedanklicher Verstand von selbst auf, und die Vollkommenheit ist ganz natürlich da.
29. Wo dieser Yogi auch immer sein Ende finden mag, an einem heiligen Fluß oder in der Hütte eines Ausgestoßenen, er wird nicht wiedergeboren, sondern verschmilzt mit dem Höchsten Brahman.
30. Wer das allgegenwärtige, ungeborene und unbegreifliche Selbst erkannt hat, wird niemals befleckt, auch wenn er die Früchte seiner Wünsche genießt. Er bleibt immer rein und frei von Karma. Der Asket, der sich im Selbst vertieft hat, ist niemals gebunden.
31. Er geht jenseits der Illusionen, jenseits der Vergleiche, jenseits der Formen, jenseits der Anhaftung, jenseits des Körpers und seiner Nahrung, jenseits von Dualität, Angst, Verlangen und Macht. So erreicht er den ewigen Herrn, das reine Selbst.
32. Seine Errungenschaften sind weder die Veden, noch irgendeine Einweihung, ein rasierter Kopf, ein Lehrer, ein Schüler, reiche Schätze, bestimmte Gesten (Mudras) oder das Tragen von Asche. So erreicht er den ewigen Herrn, das reine Selbst.
33. Er stellt sich keine Form des großen Shiva, seiner Shakti oder irgendeines anderen Gottes vor. Er sieht weder Kundalini, noch Lichtgestalten oder die Füße Gottes. Er nimmt auch keine eigene Seele wahr, wie ein Gefäß mit seinem Inhalt. So erreicht er den ewigen Herrn, das reine Selbst.
34. Er ist die Essenz, aus der das belebte und unbelebte Universum geboren wird. Er ist Das, wodurch alles entsteht, erhalten und wieder aufgelöst wird, wie Blasen im Wasser. So erreicht er den ewigen Herrn, das reine Selbst.
35. Seine Errungenschaft ist weder Atemkontrolle, Konzentration oder Körperhaltung, weder Lernen noch Vergessen oder die Reinigung der Energiekanäle (Nadis). So erreicht er den ewigen Herrn, das reine Selbst.
36. Er erlangt weder die Vielfalt noch die Einheit als etwas in Raum und Zeit, das von ihm selbst getrennt wäre, objektiv bewiesen oder mit irgendetwas vergleichbar. So erreicht er den ewigen Herrn, das reine Selbst.
37. Er mag Konzentration erlangen oder nicht, die Sinneserfahrungen überwinden oder nicht, alle Handlungen aufgeben oder nicht. So erreicht er den ewigen Herrn, das reine Selbst.
38. Jenseits von Vernunft, Verstand, Körper und Sinnesorganen. Jenseits der fünf fein- und grobstofflichen Elemente. Jenseits der Ego-Erfahrung und sogar eines geistigen Körpers. - So erreicht er den ewigen Herrn, das reine Selbst.
39. Er überwindet alle Zwänge und verweilt im reinen Selbst, denn sein Geist wird frei von allen gegensätzlichen Gedanken. Weder Reinheit noch Unreinheit, Unterschiede des Geschlechts, sowie Ge- oder Verbote haben noch irgendeine Bedeutung für ihn.
40. Wenn Verstand und Sprache das Selbst nicht offenbaren können, wie könnte dann die Lehre eines Lehrers das Selbst offenbaren? Wie könnte ein Lehrer mit Worten die Essenz enthüllen, die sich nur selbst erleuchtet?
1. Wie kann man das reine Selbst in etwas mit und etwas ohne Eigenschaften trennen? Es ist jenseits von Bindung und Trennung. Es ist vollkommen, jenseits aller Formen, jenseits aller Eigenschaften und Eigenschaftslosigkeit. Obwohl es formlos ist, ist es die Substanz aller Formen. Wie kann ich diesen Shiva verehren, der überall wie der himmlische Raum besteht?
2. Shiva ist weder weiß noch farbig, sondern frei von jeder Färbung. Und doch ist er als höchste Wahrheit sowohl Ursache als auch Wirkung von allem. Wahrlich, jenseits aller gegensätzlichen Gedanken bin ich Shiva selbst. Sag mir, lieber Freund, wie kann sich in mir das Selbst vor dem Selbst verneigen?
3. Ich bin weder mit noch ohne Anfang, sondern eine Sonne, die niemals untergeht. Ich bin weder verborgen noch offenbar, sondern eine Sonne, die niemals untergeht. Ich bin weder erleuchtet noch unerleuchtet, sondern eine Sonne, die niemals untergeht. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
4. Wie kann ich von meiner wunschlosen Begierde sprechen? Wie kann ich von meiner ungebundenen Bindung sprechen? Wie kann ich von meiner substanzlosen Substanz sprechen? Ich bin nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
5. Wie kann ich von meiner formlosen Form in der Einheit sprechen? Wie kann ich von meiner ungetrennten Trennung in der Vielfalt sprechen? Wie kann ich von meiner ewigen Vergänglichkeit in der Ganzheit sprechen? Ich bin nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
6. Ich bin weder grob- noch feinstofflich. Ich komme und gehe nicht, denn ich bin frei von Anfang, Mitte und Ende. Ich bin weder groß noch klein, doch offenbare ich alle Geheimnisse der höchsten Wahrheit: So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
7. Erkenne, daß alle Sinnesorgane aus Leerheit bestehen. Erkenne, daß alle Sinnesobjekte aus Leerheit bestehen. Und erkenne, daß ich das reine Eine bin, weder gebunden noch befreit. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
8. Ich bin jenseits des Verstandes und für den Verstand unzugänglich, der mich nicht erreichen kann. Ich bin jenseits der Sicht und für die Sicht unzugänglich, die mich nicht erreichen kann. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
9. Ich habe kein Karma, sondern bin das Opferfeuer, in dem alles Karma verzehrt wird. Ich habe kein Leiden, sondern bin das Opferfeuer, in dem alles Leiden verzehrt wird. Ich habe kein Begehren, sondern bin das Opferfeuer, in dem alles Begehren verzehrt wird. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
10. Ich habe keine Sünden, sondern bin das Opferfeuer, in dem alle Sünden verzehrt werden. Ich habe keine Pflichten, sondern bin das Opferfeuer, in dem alle Pflichten verzehrt werden. Ich habe keine Bindungen, sondern bin das Opferfeuer, in dem alle Bindungen verzehrt werden. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
11. Ich bin frei von Existenz und Nichtexistenz. Ich bin frei von Trennung und Verbindung. Ich bin frei von Bewußtheit und Unbewußtheit. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
12. Ich bilde mir weder Illusion noch Wirklichkeit ein. Ich bilde mir weder Glück noch Leid ein. Ich bilde mir weder Begierde noch Haß ein. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
13. Die Schlingpflanzen der weltlichen Existenz binden mich nicht. Die Freuden der Zufriedenheit binden mich nicht. Die Ketten der Unwissenheit binden mich nicht. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
14. Der weltliche Aufruhr durch Leidenschaft (Rajas) verändert mich nicht. Das Leiden durch Trägheit und Unwissenheit (Tamas) verändert mich nicht. Die Tugend und Gerechtigkeit durch Güte (Sattwa) verändern mich nicht. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
15. Keinerlei Sorgen um Leid oder Freude beeinflussen mein Bewußtsein. Auch die Schwierigkeiten auf dem Yoga-Weg können mein Bewußtsein nicht beeinflussen. Ja, nicht einmal das Aufbäumen des Egos kann mich im geringsten beeinflussen. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
16. Ich habe das Zweifeln und Einbilden beendet und bilde mir keine Gedanken mehr ein. Ich habe das Wachen und Schlafen beendet und träume nicht mehr. Ich habe Leben und Tod beendet und sterbe nicht mehr. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
17. Ich bin weder der Wissende, das Gewußte noch das Wissen. Ich bin jenseits der Reichweite von Sprache, Verstand und Vernunft. Wie könnte die höchste Wahrheit jemals mit Worten beschrieben werden? So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
18. Ich bin jenseits von Trennung und Verbindung die reine Wahrheit. Ich bin jenseits von Außen und Innen die reine Wahrheit. Ich bin jenseits aller greifbaren Objekte und wurde nie erschaffen. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
19. Ich bin jenseits aller Sorgen der Anhaftung die ganze Wahrheit. Ich bin jenseits aller Sorgen des Schicksals die ganze Wahrheit. Ich bin jenseits aller Sorgen der weltlichen Existenz die ganze Wahrheit. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
20. Wenn ich keiner der ersten drei Zustände des Bewußtseins bin, wie könnte ich dann der vierte sein (Turya, traumloses Wachsein)? Wenn ich keine der drei Arten der Zeit bin, wie kann ich dann die vierte sein (Ewigkeit)? Ich bin die Wurzel der Gelassenheit, die ursprüngliche Zufriedenheit und höchste Wahrheit. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
21. Begriffe wie „kurz“ oder „lang“ betreffen mich nicht. Begriffe wie „eng“ oder „weit“ betreffen mich nicht. Begriffe wie „rund“ oder „gerade“ betreffen mich nicht. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
22. Ich habe weder Mutter noch Vater, weder Tochter noch Sohn. Ich habe weder Geburt noch Tod, weder Vernunft noch Verstand. Ich bin reine Wahrheit, ewig und unerschütterlich. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
23. Ich bin grenzenlos, jenseits von Reinheit und Unreinheit. Ich bin grenzenlos, jenseits von Bindung und Befreiung. Ich bin grenzenlos, jenseits von Trennung und Verbindung. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
24. Wie könnte der Schöpfergott Brahma mit all seinen Dienern hier leben? Wie könnten himmlische Städte mit all ihren Bewohnern hier leben? Meine einzige Form ist reine Vollkommenheit, die höchste Wahrheit. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
25. Wie kann ich von reiner Vollkommenheit sprechen, die sowohl dies als auch das andere ist? Wie kann ich von reiner Vollkommenheit sprechen, die die grundlose Grundlage von allem ist? Wie kann ich von reiner Vollkommenheit sprechen, die formlose Form ist? Ich bin nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
26. Ich bin immer das Höchste, ob ich tätig oder untätig bin. Ich bin höchste Glückseligkeit, frei von Anhaftung und Nichtanhaftung. Ich bin ewige Glückseligkeit, frei von Form und Formlosigkeit. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
27. Dieser Maya-Traum der Welt hat keinen Einfluß auf mich. Hinterlist und Betrug der Menschen haben keinen Einfluß auf mich. Wahrhafte und falsche Reden der Menschen haben keinen Einfluß auf mich. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
28. Ich bin weder Tag noch Nacht im Lauf der Zeit, denn ich wurde nie geteilt. Ich werde niemals erleuchtet, denn ich wurde nie verdunkelt. Ich werde niemals von Konzepten gereinigt, denn ich wurde nie verunreinigt. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
29. Ich bin weder Herr noch Sklave, sondern das formlose Selbst. Ich bin weder bewußt noch unbewußt, sondern das formlose Selbst. Ich bin weder dies noch das, sondern das formlose Selbst. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
30. Ich bin ein leeres Haus. Was soll ich dazu sagen? Ich tue alles und doch nichts. Was soll ich dazu sagen? Ich bin immer gleich, das formlose Selbst. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
31. Ich bin weder eine individuelle Seele noch keine Seele, denn ich leuchte ewig. Ich bin weder mit noch ohne Ursache, denn ich leuchte ewig. Ich bin weder befreit noch gebunden, denn ich leuchte ewig. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
32. Unbegrenzt durch Schöpfung, leuchte ich ewig. Unbegrenzt durch Erhaltung, leuchte ich ewig. Unbegrenzt durch Zerstörung, leuchte ich ewig. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
33. Oh wirkender Geist, warum quälst du dich so? Auch wenn man von dir spricht, hast du weder Namen noch Form. Du kannst nie unterschiedlich sein, denn es gibt nichts außer dir. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
34. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Für dich gibt es weder Alter noch Tod. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Für dich gibt es weder Geburt noch Krankheit. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Du kannst von nichts überwältigt werden. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
35. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Du hast keine eigene Form, die du festhalten mußt. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Du kannst nicht verformt und verunstaltet werden. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Du kannst niemals altern und sterben. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
36. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Du kannst deine Jugend nie verlieren. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Du kannst deinen Verstand nie verlieren. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Du kannst deine Sinne nie verlieren. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
37. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Du kannst nicht von Begierde überwältigt werden. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Du kannst nicht von Haß überwältigt werden. Warum weinst und jammerst du, mein Freund? Du kannst nicht von Illusion überwältigt werden. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
38. Warum suchst du Reichtum? Du mußt keinen Besitz festhalten. Warum suchst du Reichtum? Du hast keine Frau zu ernähren. Warum suchst du Reichtum? Nichts kann dein Eigentum sein. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
39. Du und ich sind nicht an diese Welt der vergänglichen Formen gebunden. Es ist nur der begriffliche Verstand, der das Ganze in greifbare Teile spaltet. Für dich und mich sind die Teile und das Ganze dasselbe. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
40. Deine wahre Natur ist jenseits jeglicher Leidenschaft, die aus Begierde, Haß und Scheinwissen entsteht. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
41. In deiner Natur gibt es kein Objekt der Verehrung, weder einen Wahrnehmenden, noch etwas Wahrgenommenes, noch eine Wahrnehmung. So gibt es auch keine Zeit für Objekte in dir. Und so bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
42. Ich habe dir alles gesagt, was den Kern der Wahrheit betrifft: Es gibt kein Du, kein Ich, kein höheres Wesen, keinen Schüler und keinen Lehrer. Die Natur der höchsten Wahrheit ist selbstverständlich und einfach. So bin ich nektargleiche Weisheit, unvergängliche Glückseligkeit und allgegenwärtig, wie der Raum.
43. Wie könnte die höchste Wahrheit Glückseligkeit sein? Wie könnte die höchste Wahrheit keine Glückseligkeit sein? Wie könnte die höchste Wahrheit irgendein Wissen oder Weisheit sein? Wenn das höchste (bzw. ganzheitliche) „Ich bin“ die einzige Existenz ist, dann bin ich allgegenwärtig, wie der Raum.
44. Erkenne, daß es weder Feuer noch Wind ist, und verwirkliche das Eine! Erkenne, daß es weder Erde noch Wasser ist, und verwirkliche das Eine! Erkenne, daß es weder kommt noch geht, und verwirkliche das Eine! Erkenne, daß es wie der alldurchdringende Raum ist, und verwirkliche das Eine!
45. Mein Wesen ist weder Leere noch Fülle. Mein Wesen ist weder rein noch unrein. Mein Wesen ist weder mit noch ohne Form. Mein einziges Wesen ist die Höchste Wahrheit.
46. Entsage! Entsage der Welt des Scheins, und dann entsage auch der Entsagung. So entsage dem Gift der Entsagung, und trinke den Nektar deines ewigen Daseins.
1. Warum Opfergaben und Gebete? Warum Verehrung mit Blumen und Blättern? Warum Meditation und Mantras? Verehrer und Shiva sind doch ein und dasselbe.
2. Ich bin nicht nur frei von Bindung und Befreiung, frei von Unreinheit und Reinheit, frei von Trennung und Vereinigung, sondern ich bin die Freiheit selbst, allgegenwärtig wie der Raum.
3. Manche sehen die Welt als wirklich, andere als unwirklich. Solche Vorstellungen haben für mich keine Bedeutung. Meine Natur ist reine Freiheit (Nirwana), frei von Illusion (Maya).
4. Ich habe weder Fehler, noch bin ich fehlerlos. Ich habe weder einen Anfang, noch bin ich anfangslos. Ich bin weder geteilt noch ungeteilt. Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
5. In mir entsteht weder Wissen noch Unwissen, und so entsteht auch keine Form des Wissens in mir. Wie könnte ich dann von Wissen oder Unwissen sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
6. Ich bin weder an Gerechtigkeit (Dharma) noch Ungerechtigkeit gebunden. Ich bin weder an Knechtschaft noch an Befreiung gebunden. Mich berührt weder richtig noch falsch. Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
7. Für mich gibt es nichts Höheres noch Niederes. Ich habe weder Feinde noch Freunde. Wie könnte ich dann von „Gutem“ oder „Bösem“ sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
8. Ich bin weder ein Verehrer noch ein Objekt der Verehrung. Ich bin weder ein Lehrender noch ein Handelnder. Wie könnte ich von irgendwelchen Formen des Verstandes sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
9. Es gibt nichts, was durchdringt, und nichts, was durchdrungen wird. Es gibt weder Gefäße zum Befüllen noch zum Ausleeren. Wie könnte ich dann von Fülle oder Leere sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
10. Wahrlich, ich bin weder ein Wahrnehmender noch ein Objekt der Wahrnehmung. Ich bin weder eine Ursache noch eine Wirkung. Wie soll ich dann sagen, daß ich ein Wissender oder etwas Gewußtes bin? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
11. Ich bin weder Unterschiedliches noch Gleiches, weder Wissen noch ein Objekt des Wissens. Wie könnte ich dann von Entstehen und Vergehen sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
12. Ich habe weder einen Körper, noch bin ich körperlos. Ich habe weder Vernunft noch Verstand oder Sinne. Wie könnte ich dann von Zuneigung oder Abneigung sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
13. Wovon könnte man sagen, daß es vom Selbst getrennt ist? Wie könnte man von etwas Getrenntem sprechen, das nicht existiert? Mein Freund, wie kann ich dann von „gleich“ oder „ungleich“ sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
14. Ich bin von den Sinnen weder unabhängig noch abhängig. Ich folge keinen Regeln des Sollens oder Nichtsollens. Mein Freund, wie kann ich dann, von „Erfolg“ oder „Mißerfolg“ sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
15. Ich war niemals formlos oder formhaft. Ich hatte nie einen Anfang, eine Mitte oder ein Ende. Mein Freund, wie kann ich dann von „Jugend“ oder „Alter“ sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
16. Ich erfahre weder Tod noch Todeslosigkeit, weder Gutes noch Böses, denn in mir existieren keine Gegensätze. Mein Freund, wie kann ich dann von „Reinheit“ oder „Unreinheit“ sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
17. Ich erlebe weder Schlaf noch Wachsein, nicht einmal eine Yoga-Vertiefung, denn ich kenne weder Tag noch Nacht. Wie kann ich dann von verschiedenen Zuständen des Bewußtseins sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
18. Erkenne, daß ich vom Erscheinen oder Nichterscheinen der Welt völlig unberührt bin. Für mich gibt es weder Illusion (Maya) noch ihre Abwesenheit. Wie kann ich dann von wirksamen Handlungen sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
19. Erkenne, daß im Samadhi (der geistigen Stille) alle Dinge Eins sind, und erkenne auch, daß ich vom Erreichen oder Nichterreichen des Samadhi völlig unberührt bin. Wie kann ich dann von Einheit oder Vielfalt sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
20. Ich bin weder gelehrt noch ungelehrt, weder sprechend noch schweigend. Wie kann ich dann von wahren oder falschen Lehren sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
21. Ich habe weder Vater noch Mutter, weder Familie noch Kaste, weder Geburt noch Tod. Wie kann ich dann von Anhaftung oder Verbindung sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
22. Ich entstehe und vergehe nicht. Mein Licht geht nicht auf noch unter. Wie kann ich dann von Morgen- oder Abendgebeten sprechen? Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
23. Erkenne ohne jeden Zweifel, daß ich grenzenlos bin. Erkenne ohne jeden Zweifel, daß ich unveränderlich bin. Erkenne ohne jeden Zweifel, daß mich nichts verunreinigen kann. Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
24. Der Weise gibt jede Meditation auf. Er entsagt allen guten und schlechten Taten und trinkt den Nektar der Entsagung in vollen Zügen. Meine Natur ist reine Freiheit, frei von Illusion.
25. In dieser Entsagung gibt es kein Wissen, nicht einmal das Wissen dieser Verse. Nur, um dich im Geschmack der Einheit zu vertiefen und durch Meditation zu reinigen, habe ich als Avadhut von der Höchsten Wahrheit gesprochen.
1. Das heilige OM durchdringt alles, wie der himmlische Raum. Darin gibt es keine Unterscheidungen, wie höher oder niedriger. Das formlose Ungestaltete gestaltet sich selbst als Form. Wie sonst könnte sich das Unvergängliche (OM) aussprechen?
2. Die heiligen Schriften verkünden: „Das bist du. (Tat tvam asi)“ Und das eigene Selbst bestätigt: „Das bist du.“ Du bist jenseits aller Unterschiede, das gleiche Selbst in allem. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
3. Jenseits von Hoch und Niedrig bin ich das gleiche Selbst in allem. Jenseits von Innen und Außen bin ich das gleiche Selbst in allem. Weil es nur das Eine gibt, bin ich das gleiche Selbst in allem. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
4. Es gibt keine wahre Unterscheidung zwischen dem Einbildenden und der Einbildung, zwischen der Ursache und ihrer Wirkung, wie ein Gedicht und seine Worte ein und dasselbe sind. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
5. In der Erfahrung der Einheit gibt es weder Wissen noch Nichtwissen. In der Erfahrung der Einheit gibt es weder Nähe noch Entfernung, weder Zeit noch Ewigkeit. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
6. Es gibt weder ein Gefäß noch einen Raum. Es gibt weder einen Körper noch eine individuelle Seele (Jiva), wie es auch keine wahre Trennung zwischen Quelle und Fluß gibt. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
7. Hier, im Reich der Einheit, ist jeder auf ewig frei. Kurze oder lange Zeit haben hier keine Bedeutung. Hier gibt es auch keine Unterscheidung, wie rund oder gerade. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
8. Hier gibt es weder Leere noch Fülle, weder Reinheit noch Unreinheit, weder Alles noch Nichts. Es ist alles da und auch nicht da. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
9. Es gibt hier keine Unterscheidungen wie „geteilt“ oder „ungeteilt“, „innerhalb“ oder „außerhalb“, „Feind“ oder „Freund“, denn es gibt nur ein Selbst. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
10. In der einen Wahrheit gibt es weder Schüler noch Nicht-Schüler, niemanden, der sich entwickelt, und niemanden, der sich nicht entwickelt. Hier in der Einheit ist jeder ewig frei. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
11. Das Selbst ist jenseits von Form und Formlosigkeit, oder nicht? Es ist jenseits von Teilung und Verbindung, oder nicht? Es ist jenseits von Schöpfung und Auflösung, oder nicht? Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
12. Weder Eigenschaften (Gunas) noch irgendetwas anderes können mich binden. Wie könnte ich dann durch Taten in diesem Leben oder einem Leben nach dem Tod gebunden sein? Ich bin das reine und ungebundene Selbst, in allem dasselbe. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
13. Hier gibt es weder Existenz noch Nichtexistenz, weder Begierde noch Haß. Hier ist die höchste Weisheit als Freiheit und Gleichheit. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
14. Hier ist die Wahrheit nicht in dies und das unterteilt. Hier gibt es weder Verbindung noch Trennung. Auch wenn alles vergeht, ich bin das gleiche Selbst in allem. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
15. Ich bin weder ein Gefäß noch ein Tempel, ein Haus oder eine Hülle. So bin ich ohne Verbindung oder Trennung die höchste Wahrheit. So bin ich ohne Wissen oder Nichtwissen die höchste Wahrheit. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
16. Die Wahrheit ist weder veränderbar noch unveränderbar. Die Wahrheit ist weder zielgerichtet noch ziellos. Wenn nur das Selbst erkannt wird, das ist die Wahrheit. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
17. Hier ist jeder die gleiche lebendige Seele, und hier ist jeder die eine ewige Seele, denn hier existiert nur die eine ungeteilte Seele. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
18. Unterscheidung und Nichtunterscheidung sind Unwissenheit. Aufmerksamkeit und Unaufmerksamkeit sind Unwissenheit. Erkenne nur das ewig Eine, das ist Wissen. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
19. Es gibt weder einen Zustand der Befreiung noch der Bindung, weder einen Zustand der Tugend noch der Sünde, weder einen Zustand der Vollkommenheit noch der Unvollkommenheit. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
20. Wenn ich immer dasselbe bin, jenseits von Kaste und Kastenlosigkeit. Wenn ich immer dasselbe bin, jenseits von Ursache und Wirkung. Und wenn ich immer dasselbe bin, jenseits von Trennung und Verbindung: Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
21. Hier ist alles ewig, und alles ist Bewußtsein. Hier existiert nur das Unwandelbare, und alles ist Bewußtsein. Ohne jede Ausnahme, alles ist Bewußtsein. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
22. Wenn alles ewig ist, ist alles mein Selbst. Wenn nur das Unvergängliche und Unveränderliche existiert, ist alles mein Selbst. Ob Tag oder Nacht, alles ist mein Selbst. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
23. Ich werde weder Knecht noch Herr, denn ich bin immer derselbe. Ich werde weder getrennt noch verbunden, denn ich bin immer derselbe. Ich werde weder wissend noch unwissend, denn ich bin immer derselbe. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
24. Hier hören Zeit und Zeitlosigkeit auf zu existieren. Hier hören Teilchen und Wellen auf zu existieren. Nur die höchste Wahrheit hört nie auf zu existieren. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
25. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen körperlich und körperlos, denn für das Höchste sind geistige und materielle Zustände dasselbe. Ob es benannt oder unbenannt ist, das Höchste ist immer dasselbe. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
26. Die eine Reinheit ist wie der Raum in allem gleich. So transzendiere ich alle Formen und bin das gleiche Selbst in allem. Ob mit oder ohne Form, die Essenz bleibt immer dieselbe. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
27. Hier hafte ich weder dem Laster noch der Tugend an. Hier hafte ich weder der Form noch der Formlosigkeit an. Hier hafte ich weder der Leidenschaft noch der Zufriedenheit an. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
28. Jenseits von Freude und Schmerz bin ich in allem das gleiche Selbst. Hier in der höchsten Wahrheit gibt es weder Glück noch Leid, weder Lehrer noch Schüler. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
29. Das Selbst ist weder substantiell noch substanzlos, weder weltlich noch nicht weltlich. Es ist jenseits von Fragen und Antworten. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
30. Es ist die zugrundeliegende Essenz jeder Substanz. Wie kannst du darin Unterschiede finden? Es gibt kein Objekt der Wahrnehmung außerhalb des Selbst. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
31. In vielerlei Hinsicht haben die heiligen Schriften gesagt: „Diese sichtbare Welt ist wie eine Fata Morgana in der Wüste.“ Wenn es nur das Ewige gibt, bin ich in allem das gleiche Selbst. Warum klagst du dann noch, oh Geist? Ich bin das gleiche Selbst in allem.
32. In diesem Dasein, in dem man überhaupt nichts weiß, existiert nicht einmal das Wissen dieser Verse. So habe ich mich als Avadhuta in den Zustand der vergänglichen Welt (Samsara) begeben und über das Höchste und Vollkommene gesprochen.
1. In vielerlei Hinsicht haben die heiligen Schriften gesagt: „Diese sichtbare Welt ist wie eine Fata Morgana in der Wüste.“ Wenn es also nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva (das unteilbare Ganze). Wie und womit könnte das Selbst dann verglichen werden?
2. Im Höchsten gibt es weder Veränderliches noch Unveränderliches, weder Tätigkeit noch Untätigkeit. Wenn es also nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Welche Notwendigkeit gibt es dann noch für Askese und Riten?
3. Der eine Geist ist unendlich und durchdringt alles. Im Höchsten gibt es weder ein Außen noch ein Innen. So ist dieser eine Geist wahrlich grenzenlos, und alles ist Shiva. Wie könnte dann Shiva mit Gedanken oder Worten begriffen werden?
4. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht, zwischen Morgen- und Abenddämmerung. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Was macht es dann für einen Unterschied, ob die Sonne oder der Mond scheint?
5. Es ist jenseits der Dualität von Begierde und Zufriedenheit. Es ist jenseits der Dualität von Handeln und Nichthandeln. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Was könnte dann als „außerhalb“ oder „innerhalb“ betrachtet werden?
6. Wenn es weder mit noch ohne Substanz ist, weder Leere noch Fülle. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie könnte es dann einen Anfang oder ein Ende geben?
7. Wenn es keine Unterscheidung zwischen Teilung und Unteilbarkeit gibt, keine Unterscheidung zwischen dem Wissenden und dem Gewußten. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Was wäre dann noch der dritte oder vierte Zustand des Bewußtseins?
8. Was begriffen werden kann, ist nicht die Wahrheit. Die Wahrheit kann weder ausgesprochen werden noch unausgesprochen bleiben. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie kann es dann Objekte oder Sinne, Verstand oder Vernunft geben?
9. Weder Raum noch Wind ist die Wahrheit. Weder Erde noch Feuer ist die Wahrheit. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Was ist dann die Wolke, und was der Regen?
10. Wenn es keine Unterscheidung zwischen Gedankenbild und Welt gibt, keine Unterscheidung zwischen Gedankenbild und Göttern. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie könnte es dann eine Unterscheidung zwischen Einbildung und Wirklichkeit geben?
11. Wenn es keinen Unterschied zwischen Lebenden und Toten gibt, keinen Unterschied zwischen Gleichem und Verschiedenem. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie könnte man dann von Entstehen oder Vergehen sprechen?
12. Wenn es keinen Unterschied zwischen Purusha und Prakriti (Geist und Natur) gibt, keinen Unterschied zwischen Ursache und Wirkung. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie könnte man dann von Geist oder Nicht-Geist sprechen?
13. Es gibt keine Kindheit und keine drei Stufen des Leidens (als Krankheit, Alter und Tod). Es gibt keine Kindheit und keine zweite Bindung (an einen Ehepartner). Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie kann es dann Kindheit, Jugend und Alter geben?
14. Gibt es in der Wahrheit Kasten und Lebensweisen? Gibt es in der Wahrheit Ursachen und Wirkungen? Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie kann man dann zwischen Vergänglichem und Unvergänglichem unterscheiden?
15. Es ist sinnlos, zwischen Vergänglichem und Unvergänglichem zu unterscheiden. Es ist sinnlos, zwischen Geschaffenem und Ungeschaffenem zu unterscheiden. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie kann es dann Vergängliches und Unvergängliches geben?
16. Es gibt weder ein „männliches Prinzip“ (Purusha) mit seiner Frau, noch ein „weibliches Prinzip“ (Prakriti) mit ihrem Mann. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie könnten dann solchen Beziehungen existieren?
17. Wenn es im weiblichen Prinzip weder Begierde noch Haß gibt, und im männlichen Prinzip weder Glück noch Leid. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie entsteht dann diese Empfindung von „Ich“ und „Mein“?
18. Es gibt weder Gerechtigkeit noch Ungerechtigkeit, richtig? Weder Bindung noch Befreiung, richtig? Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie kann dann ein Gedanke von Glück oder Leid aufkommen?
19. Es gibt keinen Unterschied zwischen Geber und Gabe, zwischen Opferempfänger und Opfer. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie könnte es dann Früchte für persönliche Taten (als Karma) geben?
20. Das Selbst ist sowohl frei von Leid als auch von Glück, nicht wahr? Das Selbst ist sowohl frei von Stolz als auch von Demut, nicht wahr? Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Woher kommt dann ein Gedanke an Anhaftung oder Loslösung?
21. Im Selbst gibt es weder Illusion noch Illusionslosigkeit, weder Begierde noch Begierdelosigkeit. Wenn es nur das grenzenlose Eine gibt, ist alles Shiva. Wie kannst du glauben, es gäbe so etwas wie Unterschiede oder Unterschiedslosigkeit?
22. Erkenne, daß es nie ein „Ich“ oder „Du“ gegeben hat. Alles Gerede über Familie oder Kaste ist keine Wahrheit. In Wahrheit bin ich nur Shiva (das unteilbare Ganze), das eine höchste Selbst. Was sollte ich dann verehren? Vor wem sollte ich mich verneigen?
23. Wie die Unterscheidung zwischen Lehrer und Schüler illusorisch ist, so sind auch die Unterweisungen des Lehrers illusorisch. In Wahrheit bin ich nur Shiva, das eine höchste Selbst. Was sollte ich dann verehren? Vor wem sollte ich mich verneigen?
24. Wie die Trennung zwischen Körpern nur eingebildet ist, so ist auch die Trennung zwischen Orten nur eingebildet. In Wahrheit bin ich nur Shiva, das eine höchste Selbst. Was sollte ich dann verehren? Vor wem sollte ich mich verneigen?
25. Hier hat es nie Leidenschaft oder Leidenschaftslosigkeit gegeben. Die eine Reinheit ist makellos und unwandelbar, nicht wahr? In Wahrheit bin ich nur Shiva, das eine höchste Selbst. Was sollte ich dann verehren? Vor wem sollte ich mich verneigen?
26. Es gibt keinen Unterschied zwischen „verkörpert“ und „körperlos“. Es gibt weder „wahres Handeln“ noch „falsches Handeln“. In Wahrheit bin ich nur Shiva, das eine höchste Selbst. Was sollte ich dann verehren? Vor wem sollte ich mich verneigen?
27. In diesem Dasein jenseits des Wissens gibt es nicht einmal das Wissen dieser Verse. So habe ich mich als Avadhuta in den Zustand der vergänglichen Welt (Samsara) begeben und über das Höchste und Vollkommene gesprochen.
1. Ein geflickter Sack vom Straßenrand dient dem Avadhuta als Umhang, der für Stolz und Scham keinen Sinn hat. Nackt sitzt er in einer leeren Hütte, vertieft in die reine und vollkommene Glückseligkeit des Selbst.
2. Seine Errungenschaft ist jenseits von Erreichen oder Nichterreichen. Sein Zustand ist jenseits von Verbindung oder Trennung. Er ist beständig in der einen reinen Wahrheit. Wie kann der Avadhuta sprechen oder nicht sprechen?
3. Frei von jeder Bindung durch Hoffnungen, frei vom Joch des konventionellen Verhaltens, und frei von allem, so ist er im Frieden. Er ist das makellose Eine, das Reine und Absolute.
4. Was bedeutet für ihn die Frage, ob man verkörpert oder körperlos ist? Was bedeutet die Frage nach Anhaftung oder Loslassen? Er ist rein und ungeteilt, wie der unendliche Raum. Er ist die Wahrheit selbst in ihrer natürlichen Form.
5. Wo das reine Selbst ist, wie kann es da Wissen geben? Wie kann es da Formen oder die Abwesenheit von Formen geben? Wo das Höchste ist, unendlich wie der Raum, wie kann es da eine Trennung von Objekten geben?
6. Das Selbst ist untrennbar, wie der formlose Raum. Das Selbst ist die reine und vollkommene Wahrheit. Wie kann es da Unterschiede oder Gleichheit geben, Bindung oder Befreiung, Trennung oder Veränderung?
7. Es gibt nur eine Wahrheit: das untrennbare Ganze. Wie könnte es hier Verbindung, Trennung oder Stolz auf etwas Erreichtes geben? Es ist das Höchste, das untrennbare Ganze. Wie könnte es hier irgendeine Substanz oder fehlende Substanz geben?
8. Es gibt nur die reine und allumfassende Wahrheit, wie ein klarer, reiner und unendlicher Raum. Wie könnte es hier Assoziation oder Dissoziation geben? Wie könnte es in der ganzheitlichen Wahrheit eine Verbindung oder die Trennung einer Verbindung geben?
9. Als Yogi ist es jenseits von Verbindung und Trennung. Als Bhogi (Genießer) ist es jenseits von Genuß und Nicht-Genuß. So wandert er ruhig und gelassen, während in seinem Geist die natürliche Glückseligkeit des Selbst aufsteigt.
10. Wie kann jemand, der hier ständig durch Wissen und Unwissenheit gebunden wird, frei von Dualität und Nicht-Dualität sein? Wie wird ein Yogi hier natürlich und wunschlos? Indem er sich bewußt wird, daß er die vollkommene Reinheit ist, im Genuß der unveränderlichen Glückseligkeit.
11. Der Vernichter ist jenseits von Vernichtung und Nicht-Vernichtung. Der Erhalter ist jenseits von Erhaltung und Nicht-Erhaltung. Wahrlich, wie könnte es hier Substanz oder die Vernichtung von Substanz geben? Die Wahrheit ist unveränderlich, wie der formlose Raum.
12. Ständig mit allem vereint und doch frei von allem, sind die Befreiten jenseits aller Manifestationen (Tattvas). Wahrlich, wie könnte es hier Geburt oder Tod geben? Wie kann man hier Formen oder Formlosigkeit denken?
13. Diese ganze Welt ist durch Magie herbeigezaubert, wie das Wasser einer Fata Morgana in der Wüste. Wahrlich, jenseits aller Unterschiede und jenseits aller Formen gibt es nur Shiva allein (das unteilbare Ganze).
14. Wir sind völlig unachtsam für die Erfüllung unserer Pflichten und das Erreichen der Befreiung (hinsichtlich Dharma und Moksha). Wie könnten die Weisen in uns weder Anhaftung noch Loslösung finden?
15. In diesem Dasein, in dem man überhaupt nichts weiß, existiert nicht einmal das Wissen dieser Verse. So habe ich mich als Avadhuta in den Zustand der vergänglichen Welt (Samsara) begeben und über das Höchste und Vollkommene gesprochen.
1. Durch mein Umherwandern wird deine Allgegenwärtigkeit zerstört. Durch mein Denken wird dein Bewußtsein zerstört. Durch mein Lob wird deine Rede zerstört. Bitte vergib mir diese drei Vergehen!
2. Wessen Geist nicht von Begierde beherrscht wird, wer selbstbeherrscht, sanft, rein, ungebunden, mühelos, mäßig im Essen und Schlafen, friedlich, beständig und dir hingeben ist, so ein Weiser (Muni) ist dir lieb.
3. Er ist achtsam, mit tiefgründigem Geist und standhaft, hat die Anhaftung an die fünf Sinne und das Denken überwunden, ist demütig, respektvoll, freundlich, mitfühlend, weise und gelehrt.
4. Er ist voller Mitgefühl, Liebe und Geduld für alle verkörperten Wesen, wahrhaftig, ehrwürdig, unparteiisch und hilfreich für alle.
5. Die Weisen, die mit der Wahrheit der Veden, dem Klang und seiner Bedeutung vertraut sind, können die Qualitäten des Avadhuta auch in den Silben des Wortes erkennen.
6. Die Silbe „A“ steht für die Freiheit von den Fesseln der Erwartungen, für die Reinheit von Anfang, Mitte und Ende und für das Dasein in ewiger Glückseligkeit.
7. Die Silbe „VA“ steht für die Freiheit von Begierde, Begrifflichkeit und Krankheit, und für das Dasein in ewiger Gegenwärtigkeit.
8. Die Silbe „DHU“ bedeutet, daß zwar sein Körper von Staub und Asche bedeckt ist, aber sein Geist rein und makellos weit über jede Konzentration und Meditation hinaus erstrahlt.
9. Die Silbe „TA“ steht für den, der das Bewußtsein der ewigen Wahrheit trägt, frei von allen Aktivitäten des Denkens, frei von Dunkelheit und Egoismus.
10. Das ist der Gesang des Avadhuta Dattatreya, der als Form der Glückseligkeit geschaffen wurde. Wer ihn mit Hingabe liest, singt oder hört, muß nicht wiedergeboren werden. - OM