Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

6.2. Der Vorteil des Kali Zeitalters

Parasara fuhr fort:
Zu diesem Thema, oh Maitreya, sollst du auch hören, was einst der weise Vyasa verkündete und ich dir nun aufrichtig wiederhole.

Einst disputierten die Weisen darüber, zu welcher Zeit der kleinste tugendhafte Verdienst die größten Früchte bringt, und von wem er am einfachsten zu erlangen ist. Um die Diskussion zu entscheiden, gingen sie zum Veda Vyasa, der ihre Zweifel lösen sollte. Sie fanden den berühmten Muni, meinen Sohn, im Wasser der Ganga stehend und warteten auf das Ende seiner Waschungen. Solange verweilten die Weisen am Ufer des heiligen Stroms im Schatten einer Baumgruppe. Als mein Sohn dann unter Wasser tauchte und sich wieder erhob, hörten die Munis ihn rufen: „Ausgezeichnet, ausgezeichnet ist das Kali Zeitalter!“ Wieder tauchte er unter, und als er hervorkam hörten sie ihn rufen: „Wohlgetan, wohlgetan Shudra! Du bist glücklich!“ Wieder tauchte er unter, und als er hervorkam hörten sie von ihm: „Wohlgetan, wohlgetan ihr Frauen! Ihr seid glücklich! Wer könnte glücklicher sein als ihr?“ Danach beendete mein Sohn sein Bad, und die Weisen trafen ihn, als er sich näherte, um sie zu begrüßen. Und nachdem er ihnen Sitze angeboten, und sie ihren Respekt bekundet hatten, fragte sie Vyasa, der Sohn von Satyavati:
Mit welchem Ziel seid ihr hier erschienen?

Und sie antworteten:
Wir kamen zu dir, um dich über einen Zweifel zu befragen. Doch zuerst möchten wir gern etwas anderes erfahren. Wir hörten dich rufen: „Ausgezeichnet ist das Kali Zeitalter! Wohlgetan, Shudra! Wohlgetan, Frauen!“ Jetzt sind wir neugierig, warum du so gesprochen hast und sie wiederholt glücklich nanntest. Erkläre uns die Bedeutung, wenn es kein Geheimnis ist. Danach werden wir dich über die Zweifel befragen, die unsere Gedanken beschäftigen.

So angesprochen von den Munis, lächelte Vyasa und antwortete:
So hört, ihr vorzüglichen Weisen, warum ich die Worte „Wohlgetan“ ausrief. Die Frucht von Entsagung, Askese, stillem Gebet und ähnlichem, die im goldenen Krita zehn Jahre, im silbernen Treta ein Jahr und im bronzenen Dwapara einen Monat geübt werden, kann im eisernen Kali an einem Tag erreicht werden. Deshalb rief ich: „Ausgezeichnet ist das Kali Zeitalter!“ Denselben Verdienst, den ein Mensch im Krita durch tiefste Meditation, im Treta durch Opfer und im Dwapara durch Verehrung und Hingabe erhält, kann er im Kali allein durch das Rezitieren der Namen von Krishna erreichen. Im Kali Zeitalter zeigt ein Mensch die vorzüglichste Tugend schon durch wenig Anstrengung. Ihr frommen Weisen, wer die Tugend kennt, der ist mit dem Kali Zeitalter zufrieden.

Früher mußten die Veden von den Zweifachgeborenen durch achtsame Gelübde der Selbstlosigkeit erworben werden, und es war ihre Pflicht, die Opfer dem Ritual entsprechend zu feiern. Später wurden stolze Gebete, stolzes Fasten und stolze Zeremonien geübt, welche die Zweifachgeborenen in die Irre führten. Denn selbst, wenn sie alle Riten wortgenau beachteten, schlich sich aufgrund ihrer Motivation in alle Taten Sünde ein, und was sie aßen und tranken, erfüllte ihre Wünsche nicht. In allen ihren Zielen waren die Zweifachgeborenen gebunden und erreichten ihre jeweiligen Erfolge nur unter großem Leiden. Der Shudra ist dagegen viel glücklicher als sie und erreicht seine Ziele, weil er ihnen dient und allein das Opfer volbringt, ihnen die Speise vorzubereiten, ohne ihnen irgendetwas vorzuenthalten, was gegessen oder getrunken werden kann. Deshalb, ihr besten Weisen, ist der Shudra so gesegnet.

Die Aufgabe der Männer ist es, entsprechend ihrem Beruf im Leben Reichtum anzusammeln und ihn auf würdige Weise wie ein ewiges Opfer zu verwenden. Mühevoll ist das Ansammeln und mühevoll das Bewahren. Quälend ist das Begehren und quälend das Verlieren. Ihr bedeutenden Brahmanen, durch diese und andere sorgenvolle Mühen erlangen die Männer ihre zugeteilten Bereiche von Prajapati (im Himmel) und fristen ihr Leben durch schwere Arbeit und Sorgen. Anders ist es mit den Frauen. Eine Ehefrau muß nur ihren Mann in Gedanken, Worten und Taten ehren, um dieselben Bereich zu erlangen, in die sich ihr Mann erhebt. So erreicht sie ihr Ziel ohne große Anstrengung. Deshalb habe ich das dritte Mal „Wohlgetan!“ ausgerufen. So habe ich eure Frage beantwortet. Nun fragt mich das, weshalb ihr hierhergekommen seid. Ich werde euch erfreuen und eine klärende Antwort geben.

Darauf sprachen die Munis:
Oh Vyasa, was wir dich fragen wollten, hast du uns bereits beantwortet.

Bei diesen Worten lachte Vyasa und sprach zu den Weisen, die gekommen waren, um ihn zu sehen, und deren Augen jetzt vor Erstaunen weit geöffnet waren:
Ich sah bereits mit dem Auge der himmlischen Sicht, welche Frage ihr mir stellen wolltet. Und so rief ich: „Wohlgetan! Wohlgetan!“ Wahrlich, im Kali Zeitalter können die gegebenen Aufgaben im Leben mit wenig Mühe von den Sterblichen vollbracht werden. Ihre Schulden lassen sich mit dem Wasser ihrer individuellen Verdienste abwaschen. Von den Shudras durch fleißigen Dienst an den Zweifachgeborenen und von den Frauen auf einfache Weise, indem sie ihren Männern folgen. Deshalb, ihr Brahmanen, brachte ich dreimal meine Bewunderung für ihr Glück zum Ausdruck, weil im Krita und den anderen Zeitaltern die Mühe für die Zweifachgeborenen wesentlich größer ist, um ihre Lebensaufgabe zu erfüllen. Ich wartete nicht auf eure Frage, sondern beantwortete sie im voraus. Nun, ihr Kenner der Tugend, was sonst möchtet ihr noch von mir hören?

Die Munis verehrten und lobten Vyasa und von ihrem Zweifel befreit gingen sie ihrer Wege. So habe ich auch dir, oh Maitreya, dieses Geheimnis offenbart, diesen einen großen Vorteil des sonst so nachteiligen Kali Zeitalters. Und im folgenden werde ich dir die Auflösung der Welt beschreiben, die eine Ansammlung der Elemente ist.


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