Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

5.34. König Paundraka und die Verbrennung von Varanasi

Maitreya sprach:
Wahrlich, der göttliche Krishna hatte einen sterblichen Körper angenommen und erreichte unvergleichliche Erfolge in seinen spielerischen Siegen über Indra und Shiva sowie alle Götter in ihrem Gefolge. Ich bitte dich, oh berühmter Weiser, mir noch mehr von seinen mächtigen Taten zu erzählen, die den Übermut der Götter und Dämonen zähmten.

Und Parasara sprach:
So höre, oh ausgezeichneter Brahmane, mit ehrfürchtiger Aufmerksamkeit die Geschichte, wie Krishna die Stadt Varanasi verbrannte, um der Erde ihre Last zu erleichtern. Einst gab es einen König Paundraka, der auch Vasudeva hieß und von unwissenden Leuten solange als herabgestiegener Gott umschmeichelt wurde, bis er sich selbst einbildete, der auf Erden geborene Vasudeva zu sein. Er verdrängte jegliche Erinnerung an seine wirkliche Geburt, legte die äußerlichen Zeichen von Vishnu an und sandte einen Botschafter zum großmütigen Krishna mit folgender Nachricht:
Oh falscher Geselle, leg den Diskus ab und all meine anderen Insignien, meinen Namen und die Eigenschaften von Vasudeva! Komm zu mir und verehre mich! Ich werde dir deinen Lebensunterhalt gewähren.

Da lächelte Krishna und antwortete:
Oh Bote, geh zurück zu Paundraka und sprich wie folgt zu ihm: „Ich bin zweifellos bereit, dir meinen Diskus zu geben. Du wirst meine Botschaft auf rechte Weise verstehen und bedenken, was getan werden soll. Ja, ich werde zu deiner Stadt kommen und dir den Diskus bringen. Ich werde unverzüglich deinem Befehl folgen und schon morgen bei dir sein. Es soll keine Verzögerung geben. Oh König, ich will dich auf würdige Weise besuchen und alles tun, daß ich nicht das mindeste von dir befürchten muß.“

So sprach er und verabschiedete den Botschafter, damit dieser seine Worte dem König melde. Und zur rechten Zeit rief er Garuda herbei, bestieg ihn und brach zur Stadt von Paundraka auf. Als der König von Kasi von den Absichten Krishnas hörte, sandte er seine Armee (zu Hilfe für Paundraka), der selbst die Rückfront stellte. Und mit den Kräften des Königs von Kasi und seinen eigenen Truppen marschierte Paundraka, der falsche Vasudeva, auf, um Krishna zu empfangen. Hari sah ihn schon von weitem, wie er auf seinem Wagen stand, mit Diskus, Keule, Schwert, Muschelhorn und Lotusblume in seinen Händen, geschmückt mit einer Blütengirlande, einem Bogen und einer Standarte aus Gold. Er trug sogar das Srivatsa-Zeichen (den Endlosknoten) auf seiner Brust, war in gelbe Kleidung gehüllt und mit Ohrringen und Diadem geziert. Als der Gott, dessen Standarte Garuda ist, ihn erblickte, lachte er laut und tief, und nahm den Kampf mit der feindlichen Heerschar aus Elefanten und Kavallerie auf, die mit Schwertern, Säbeln, Keulen, Dreizacken, Speeren und Bögen kämpften. Er ließ von seinem Bogen Sarnga dichte Pfeileschauer auf den Feind regnen, schleuderte Keule und Diskus und zerstörte in kürzester Zeit sowohl die Armee von Paundraka als auch die des Königs von Kasi. Dann sprach er zu Paundraka, der voller Unwissenheit die Zeichen von Vishnu trug:
Oh Paundraka, du hast mich durch deinen Gesandten aufgefordert, dir all meine Insignien zu geben. Nun empfange sie von mir! Hier ist mein Diskus, hier nimm meine Keule und hier ist Garuda. Möge er deine Standarte zieren.

Mit diesen Worten ließ er Diskus und Keule fliegen, die Paundraka in viele Teile schnitten und zu Boden warfen. Und auch Garuda näherte sich und riß den falschen Garuda von Paundrakas Standarte. Bei diesem Anblick riefen die Leute „Oh!“ und „Weh!“. Nur der tapfere König von Kasi, welcher der Illusion seines Freundes immer noch vertraute, setzte den Kampf fort, bis Krishna ihn mit seinen Pfeilen enthauptete und seinen Kopf zum Erstaunen aller Einwohner bis in die Hauptstadt von Kasi schleuderte. Nachdem Paundraka und der König von Kasi mit all ihrem Gefolge geschlagen waren, kehrte Krishna nach Dwaraka zurück, wo er in himmlischen Freuden lebte.

Als die Bewohner von Kasi das Haupt ihres Königs bis in ihre Stadt fliegen sahen, waren sie höchst verwundert, und fragten sich, wie das geschehen konnte und wer das wohl getan habe. Als sie dann herausfanden, daß der König von Krishna getötet worden war, opferte der Sohn des Königs von Kasi zusammen mit seinem Familienpriester dem Shiva, und als dieser Gott damit zufrieden war, am heiligen Ort Avimukta verehrt zu werden, wünschte er, dem Prinzen einen Segen zu gewähren. Darauf verneigte sich dieser und sprach:
Oh Herr, oh mächtiger Gott, möge sich durch deine Gunst dein mystischer Geist erheben, um Krishna, den Mörder meines Vaters, zu vernichten.

Shiva antwortete „So sei es!“, und aus dem südlichen Feuer entsprang ein riesiges und furchterregendes weibliches Wesen. Es war den Flammen des Feuers gleich, von glühendroter Farbe, und aus ihrem Haar strömten schrecklich heiße Strahlen. Zornig rief sie nach Krishna und stürmte nach Dwaraka, wo die Leute bei ihrem Anblick mit Angst geschlagen wurden und Schutz beim Madhu Vernichter suchten, dieser Zuflucht aller Welten. Der Träger des Diskus erkannte sogleich, daß dieses wilde Wesen vom Sohn des Königs von Kasi durch die Anbetung des Gottes, der den Stier im Banner trägt, geschaffen wurde. Doch er vergnügte sich gerade beim Würfelspiel, und so sprach er zu seinem Diskus: „Töte dieses wilde Wesen mit den feurig lodernden Locken!“ Entsprechend griff Sudarsana, der Diskus von Vishnu, sogleich das weibliche Wesen an, das zornvoll von Flammen umgeben war und flammende Locken trug. Doch erschrocken über die Kraft von Sudarsana wartete diese Schöpfung von Maheshvara den Angriff nicht ab, sondern floh mit ihrem Verfolger im Nacken bis nach Varanasi, wohin sie von der höheren Kraft des Diskus getrieben wurde. Dort stellten sich ihm die Armee von Kasi und die Geister-Heerschar von Shiva vielfältig bewaffnet entgegen. Aber erfahren in der Waffenkunst verbrannte der Diskus all diese Kräfte durch seine mächtigen Strahlen und setzte danach die ganze Stadt in Brand, in der sich die magische Macht von Shiva verborgen hatte. So wurde Varanasi verbrannt, mit allen Prinzen und ihrem Gefolge, mit allen Bewohnern, Elefanten, Pferden, Schätzen, Getreidespeichern, Häusern, Palästen und Märkten. Wahrlich, diese ganze Stadt, die selbst für Götter unbesiegbar war, wurde von den Flammen des Diskus von Hari eingehüllt und völlig zerstört. Danach kehrte er unvermindert in Kraft und Glanz sowie zufrieden mit der Erledigung einer so leichten Aufgabe in die Hand von Vishnu zurück.


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