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5.3. Die Geburt von Krishna

Unter diesem Lob der Götter trug Devaki die lotusäugige Gottheit in ihrem Mutterleib, den Beschützer der Welt. Die Sonne von Achyuta erhob sich wie die Morgendämmerung in Devaki und öffnete sich wie eine Lotusblüte der Welt. Am Tag seiner Geburt erstrahlten die vier Himmelsrichtungen voller Heiterkeit, als ob sich das Mondlicht über die ganze Erde ausgegossen hätte. Die Tugendhaften erfuhren neues Entzücken, die starken Winde wurden friedlich, und die Flüsse glitten ruhig dahin, als Janarddana seine Geburt nahm. Die Meere rauschten wie wohlklingende Musik, während im Himmel die Gandharvas sangen und die Apsaras tanzten. Die Götter ließen himmlische Blüten auf die Erde regnen, und die heiligen Feuer loderten mit einer milden und freundlichen Flamme. Um Mitternacht, als der Erhalter von allem in dieser Welt geboren wurde, donnerten die Wolken voller Harmonie, und der Regen ergoß sich wie himmlische Blüten. Sobald Vasudeva das lotusgleiche Kind erblickte, mit vier Armen und dem mystischen Srivatsa-Zeichen (dem Endlosknoten) auf seiner Brust, sprach er voller Liebe und Verehrung zu ihm und erklärte die Ängste, die er vor Kansa hegte:
Du bist geboren, oh höchster Gott der Götter, Träger von Muschel, Diskus und Keule. Doch bitte sei gnädig und trage nicht diese himmlische Gestalt, denn Kansa wird mich sicherlich töten, wenn er erfährt, daß du in mein Haus herabgekommen bist.

Und auch Devaki sprach:
Oh Gott der Götter, der du alle Geschöpfe bist und alle Bereiche der Welt in deiner Person umschließt! Du hast durch deine Illusionsmacht die Gestalt eines Säuglings angenommen. Doch habe Mitgefühl mit uns und verstecke diese, deine vierarmige Form. So möge Kansa, dieser gottlose Sohn der Diti, von deiner Herabkunft nichts erfahren.

Auf diese Bitte hin sprach Bhagavat:
Oh verehrungswürdige Dame, einst wurde ich von dir verehrt und gebeten, als dein Sohn Geburt anzunehmen. Deine Gebete wurden erhört, und ich bin heute als dein Sohn geboren.

So sprach er und schwieg. Und Vasudeva nahm den Säugling und verließ noch in dieser Nacht Mathura, während die Torwächter durch Yoganidra betäubt wurden und seinen Weg nicht behinderten. Um den Säugling vor dem starken Regen aus den nächtlichen Wolken zu beschützen, folgte ihm Sesha, die vielköpfige Schlange, und breitete seine Hauben über ihre Köpfe aus. Als Vasudeva mit dem Kind in seinen Armen den tiefen Fluß Yamuna durchquerte, der sonst voll gefährlicher Wirbel war, wurde sein Wasser still und reichte nicht höher als bis zum Knie.

Vasudeva mit Krishna auf dem Weg nach Gokula.

Am anderen Ufer fand er Nanda (den Führer eines Nomadenvolkes von Kuhhirten in Gokula) mit seinem Gefolge (und seiner Ehefrau Yasoda), die auf dem Weg zu Kansa waren, um ihre Steuern zu bezahlen. Aber sie schliefen alle und sahen ihn nicht. Zu dieser Zeit hatte Yasoda, die von Yoganidra schwanger und ebenfalls von ihr betäubt war, eine Tochter zur Welt gebracht, die der weise Vasudeva nahm und an ihrer Stelle seinen Sohn neben die Mutter legte. Dann kehrte er schnell nach Hause zurück. Als Yasoda zu sich kam, fand sie, daß sie einen Jungen geboren hatte, der ebenso dunkel erschien wie die dunklen Blätter der Lotusblume, und sie war höchst erfreut darüber. Inzwischen trug Vasudeva die neugeborene Tochter von Yasoda unbemerkt nach Mathura zurück, betrat sein Haus und legte das Kind ins Bett von Devaki. Dann ruhte er wie gewöhnlich. Die Wächter wurden erst durch den Schrei des neugeborenen Babys geweckt, sprangen auf und brachten die Botschaft zu Kansa, daß Devaki ein Kind zur Welt gebracht hatte. Kansa begab sich sofort in das Haus von Vasudeva und ergriff den Säugling. Vergebens flehte ihn Devaki an, das Kind zu verschonen. Er hob es empor, um es gegen einen Stein zu schleudern, aber es entschwebte gen Himmel und breitete sich in einer riesigen Gestalt aus, die acht Arme mit schrecklichen Waffen hatte. Dieses furchterregende Wesen (auch Durga genannt) lachte laut und sprach zu Kansa:
Was nützt es dir, oh Kansa, mich gegen diesen Stein zu werfen? Er ist geboren, der dich töten wird, dieser Mächtigste unter den Göttern, der schon früher dein Zerstörer war. Bedenke es wohl und handle so, daß es zu deinem Heil gedeiht!

So sprach die Göttin, die mit himmlischen Düften und Girlanden geschmückt war und von den Geistern der Lüfte gepriesen wurde, und verschwand vor den Augen des Bhoja Königs.

Kansa und Durga.


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