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4.3. Purukutsa, Trisanku und die Geburt von König Sagar

Parasara fuhr fort:
Die weitere Stammeslinie von Mandhatri waren die Könige Ambarisha, Mandhatri, Yuvanaswa und Harita, von dem die Angirasa Haritas abstammen. Damals besiegten die sechzig Millionen Mauneyas Gandharvas (Söhne von Kasyapa) in der Unterwelt die Stämme der Nagas (Schlangengötter) und eroberten ihren Herrschaftsbereich sowie ihre wertvollen Juwelen. Als die Nagas solcherart ihrer Macht beraubt waren, wandten sich ihre Anführer an den Gott der Götter, als er aus seinem Yogaschlaf erwachte. Seine Lotusaugen öffneten sich, und er hörte ihren Hymnen zu. Dann fragten sie demütig:
Oh Herr, wie können wir von dieser großen Qual befreit werden?

Darauf antwortete dieses erste und anfangslose aller männlichen Wesen:
Ich werde in die Person von Purukutsa, dem Sohn von Yuvanaswa, eingehen und durch ihn diese ungerechten Gandharvas beruhigen.

Als die Nagas seine Worte hörten, verneigten sie sich und kehrten in ihr Land zurück, von wo sie eine ihrer Töchter namens Narmada entsandten, um von Purukutsa Hilfe zu erbitten. Und Narmada ging zu Purukutsa und führte ihn in die Bereiche unter der Erde, wo er von der Kraft des Gottes erfüllt, die Gandharvas besiegte. Dann kehrte er in seinen Palast zurück, und die Nagas ehrten Narmada als Dank für ihre Dienste mit dem Segen, daß jeder, der an sie denkt und ihren Namen anruft, keine Angst mehr vor dem tödlichen Gift der Schlangen haben muß. Und ihre Beschwörung lautet:
Verehrung sei Narmada am Morgen! Verehrung sei Narmada am Abend! Oh Narmada, beschütze mich vor dem Gift der Schlangen.

Wer diese Formel täglich wiederholt, wird weder in der Dunkelheit noch beim Betreten dunkler Räume von einer Schlange gebissen. Und wer sich beim Essen daran erinnert, muß kein Gift fürchten, das in sein Essen gemischt sein könnte. Purukutsa bekam von den Nagas den Segen, daß die Linie seiner Nachkommen kein plötzliches Ende haben wird. Der Sohn von Purukutsa mit Narmada hieß Trasadasyu, dessen Sohn war Sambhuta und dessen Sohn war Anaranya, der von Ravana auf seinem triumphalen Feldzug durch die Nationen getötet wurde. Der Sohn von Anaranya war Prishadaswa, und danach kamen Haryyaswa, Sumanas, Tridhanwan, Trayyaruna und Satyavrata, der den Namen Trisanku erhielt und zu einem Chandala bzw. Ausgestoßenen degradiert wurde. Doch während einer Hungersnot über zwölf Jahre versorgte Trisanku die Ehefrau und Kinder des Heiligen Vishvamitra mit dem Fleisch von Hirschen, das er in einen großen Feigenbaum an den Ufern der Ganga hängte, damit diese nicht die Sünde ansammeln, Geschenke von einem Ausgestoßenen anzunehmen. Daraufhin war Vishvamitra höchst zufrieden und erhob ihn noch mit lebendigem Körper in den Himmel (zur ausführlichen Geschichte siehe Harivamsha 1.13 oder in anderer Version auch Ramayana 1.60). Der Sohn von Trisanku war Harishchandra, und danach kamen Rohitaswa, Harita und Chunchu, der wiederum die zwei Söhne Vijaya und Sudeva hatte. Der Sohn von Vijaya war Ruruka, dessen Sohn Vrika und dessen Sohn war Bahu (oder Bathuka). Dieser König wurde von den Stämmen der Haihayas und Talajanghas besiegt und sein Land erobert. Daraufhin floh er mit seinen Ehefrauen in die Wälder. Eine von ihnen war schwanger, doch Neid erhob sich in der konkurrierenden Königin, und so gab sie ihr Gift, um die Geburt zu verhindern. Doch das Gift hatte die Wirkung, daß das Kind sieben Jahre im Mutterleib blieb. Mittlerweile starb der altgewordene König Bahu in der Nähe der Einsiedelei des Muni Aurva. Seine Königin hatte den Scheiterhaufen für ihn errichtet und war entschlossen, ihrem Gatten in den Tod zu folgen. Aber der Weise Aurva, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durchschaute, kam aus seiner Einsiedelei und sprach zu ihr:
Halt ein! Halt ein! Du handelst nicht rechtschaffen. Ein tapferer Prinz, ein König vieler Länder, ein Vollbringer vieler Opfer, ein Feindevernichter und umfassender Herrscher wohnt in deinem Mutterleib. Denke nicht daran, so eine ungerechte Tat zu begehen!

Sie folgte seinem Gebot und gab ihre Absicht auf. Der Weise nahm sie in seiner Einsiedelei auf, und nach einer Zeit wurde ein höchst herrlicher Junge geboren. Mit seiner Geburt wurde das Gift, das seiner Mutter gegeben worden war, vernichtet. Aurva selbst führte die nötigen Geburtszeremonien durch und gab ihm den passenden Namen Sagar („mit Gift“). Derselbe heilige Weise feierte auch die Initiation des Prinzen mit der heiligen Schnur seiner Kaste, lehrte ihm den ganzen Veda sowie auch den Gebrauch der Waffen, besonders die nach Bhargava benannte Feuerwaffe. Als der Junge reif genug war und über sich nachzudenken begann, fragte er eines Tages seine Mutter: „Warum wohnen wir in dieser Einsiedelei? Wo ist mein Vater? Und wer ist er?“ Daraufhin erzählte ihm die Mutter alles, was geschehen war. Von dieser Geschichte wurde er höchst erzürnt und gelobte, sein ererbtes Königreich wiederzuerlangen und die Haihayas und Talajanghas zu besiegen, von denen es belagert wurde. Und als er zum Mann herangewachsen war, vernichtete er die Haihayas und hätte auch die Sakas, Yavanas, Kambojas, Paradas und Pahnavas vernichtet, wenn sie nicht Vasishta, den Familienpriester von König Sagar, um Schutz gebeten hätten. Vasishta betrachtete sie als besiegt und sprach zu Sagar:
Genug! Genug, mein Sohn! Verfolge nicht weiter die Ziele deines Zorns. Sie alle sind bereits geschlagen. Um dein Gelübde zu erfüllen, habe ich sie von der vedischen Tradition und den entsprechenden Aufgaben ihrer Kaste getrennt (wodurch diese Völker zu „Barbaren“ wurden).

Entsprechend dem Gebot seines geistigen Führers beruhigte sich Sagar und gab sich damit zufrieden, den besiegten Nationen bestimmte Kennzeichen aufzuerlegen. Den Yavanas ließ er die Köpfe ganz rasieren und den Sakas teilweise. Die Paradas ließ er lange Haare tragen und die Pahnavas lange Bärte. Er verbot diesen und den anderen feindlichen Kshatriya-Stämmen die üblichen Feueropfer und das Studium der Veden. Auf diese Weise wurden sie von den vedischen Riten getrennt und von den Brahmanen verlassen, wodurch die verschiedenen Stämme der Mlechas („Barbaren“) entstanden. So regierte König Sagar nach der Wiederherstellung seines Königreichs als unbestrittener Herrscher über die sieben Inselkontinente.


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