Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

1.9. Die Geburt der Göttin des Wohlstandes

Parasara sprach:
Höre bezüglich deiner Frage, oh Maitreya, auch die Geschichte von der Göttin Shri, wie sie mir von Marichi erzählt wurde:
Als der wilde Asket Durvasa, der eine Verkörperung von Shiva war, einst über die Erde wanderte, erblickte er eines Tages in den Händen einer Apsara eine Girlande aus himmlischen Blüten, deren Duft sich im ganzen Wald ausbreitete und alle entzückte, die in seinem Schatten wohnten. Der Weise mit den asketischen Gelübden sprach die anmutige und großäugige Jungfrau an und erbat sich von ihr diese Girlande. Die himmlische Dame verneigte sich sogleich ehrfürchtig und übergab ihm das Gewünschte. Er hängte sich die Girlande um den Hals und setzte seinen Weg fort. Bald darauf erblickte er Indra, den Herrscher der drei Welten, auf seinem mächtigen Elefanten Airavat inmitten der Götterschar. Der unberechenbare Weise nahm die Girlande von seinem Hals, deren himmlischer Duft alle ringsherum verwirrte, und warf sie dem König der Götter zu. Dieser fing sie auf und hängte sie um den Kopf von Airavata, der daraufhin wie der Berg Kailash mit der himmlischen Ganga auf seinem Gipfel erschien. Doch als der Elefant, der gerade brünstig war, von dem intensiven Geruch ergriffen wurde, nahm er die Girlande mit seinem Rüssel und warf sie hinab zur Erde. Daraufhin, oh Maitreya, erhob sich in Durvasa, diesem Ersten der Weisen, ein Zorn, und er sprach zum Herrscher der Götter:
Oh du vom Wohlstand Vergifteter! Oh stolzer und überheblicher Indra! Weil du diese himmlische Girlande, in der die Göttin des Wohlstandes wohnt, nicht geachtet hast, weil du dich für dieses Geschenk von mir nicht bedankt und verneigt hast, und weil du nicht mit freudigem Gesicht diese Girlande um deinen Hals gelegt hast, wirst du, oh Übelgesinnter, wegen dieser Mißachtung deinen himmlischen Wohlstand als König der Götter verlieren! Sicherlich hast du mich, oh Indra, für einen schwachen Zweifachgeborenen gehalten und in deinem Stolz mit Verachtung gestraft. Deshalb soll in gleicher Weise, wie du die Girlande verworfen hast, dein Wohlstand als Herrscher der Welten von dir abfallen. Oh König der Götter, du hast einen verletzt, dessen Zorn alle Geschöpfe fürchten, und wurdest von deinem übermäßigen Stolz geschlagen.

Daraufhin stieg Indra eiligst von seinem Elefanten herab und versuchte, den sündlosen Durvasa zu beruhigen. Und auf die Entschuldigungen und Verneigungen des Tausendäugigen antwortete der Muni:
Ich kenne weder Mitleid noch Vergebung für dich, oh Indra. Mögen andere Munis nachgeben, doch mich solltest du als Durvasa kennen. Gautama und andere Asketen haben deinen Stolz verziehen und damit gefördert. So erfahre mich jetzt als Durvasa, der kein Mitleid mit dir hat. Die Lobeshymnen von Vasishta und anderen Heiligen haben dir nur geschmeichelt und deine Überheblichkeit genährt. Doch wer in den drei Welten möchte, ohne zu zittern, mein grimmiges Gesicht ertragen, mit dunklem Stirnrunzeln und feuerrotem Haar? Was soll ich noch mehr dazu sagen? Ich werde dir nicht verzeihen, was für Formen der Demut du auch immer zeigen mögest.

So sprach der mächtige Brahmane und wanderte weiter. Und der König der Götter bestieg seinen Elefanten und kehrte in seine Hauptstadt Amaravati zurück. Doch nach diesem Tag, oh Maitreya, verloren die drei Welten und Indra stetig an Wohlstand und jegliche Herrlichkeit schwand dahin. Opfer und Pflanzen verloren ihre heilsame Kraft, die Menschen fanden keine Freude mehr an Entsagung und Wohltätigkeit und vernachlässigten ihre Lebensaufgaben. Tugend und Gerechtigkeit schwanden, jede Beständigkeit ging verloren, und die Sinne wurden von Leidenschaften überwältigt. Oh Bester der Zweifachgeborenen, die Menschen begehrten nach den kleinlichsten Dingen und kannten keine Zügelung mehr. Doch nur wo die Kraft der Tugend ist, gibt es auch Wohlergehen. Und wo Wohlergehen ist, dort ist auch die Kraft der Tugend. Beide gehören eng zusammen. Wer könnte glücklich leben, wenn er die Kraft der Tugend verloren hat? Ohne die Kraft der Tugend werden die Menschen schwach und verlieren Verdienst, Ehre, Fülle und Wohlergehen. Ihre Sinne werden überwältigt und stumpf, und jede Vernunft geht verloren.

Als auf diese Weise die Kraft der Tugend und das Wohlergehen in den drei Welten abnahmen, wuchsen entsprechend die Kräfte der Dämonen, dieser Feinde der Götter, die von Stolz, Gewalt und Leidenschaft geprägt sind und keinen Frieden dulden. Sie suchten sogleich den Kampf mit den geschwächten und unglücklichen Göttern, die bald überwältigt waren und mit Indra an der Spitze zusammen mit Agni ihre Zuflucht bei Brahma suchten. Und als der Große Vater des Weltalls alles gehört hatte, was geschehen war, sprach er zu den Göttern:
Begebt euch unter den Schutz der Gottheit, dem höchsten Herrn, dem Vernichter der Dämonen, der höchsten Ursache für die Schöpfung, Bewahrung und Zerstörung, dem Allvater, dem unsterblichen und unüberwindlichen Vishnu, diesem Urquell für Geist und Materie, der alle Sorgen beseitigt für jene, die sich ihm vollkommen hingeben. Er wird euch Hilfe gewähren.

Nachdem er so zu den versammelten Göttern gesprochen hatte, begab sich Brahma zusammen mit ihnen zur nördlichen Küste des Milchozeans. Und dort angekommen, lobte er inmitten der Götter mit bedeutungsvollen Worten das höchste Wesen, den verehrenswerten Hari:
Wir verneigen uns vor dir, dem Allseienden und Allherrschenden! Du bist der Ewige, der Ungeborene und Unvergängliche. Du bist der Bewahrer der Schöpfung. Du bist der unergründbare und unteilbare Narayana. Du bist das Kleinste und das Größte. In dir sind alle Wesen, und aus dir kommt alles Existierende. Du bist die Wahrheit, die Gottheit, die in allen Geschöpfen wohnt, der Anfang und das Ende jeder Existenz. Du bist die Höchste Seele jenseits aller Erscheinungen. Über dich allein meditieren die nach Befreiung suchenden Yogis. Du bist das Eine jenseits der drei natürlichen Qualitäten von Güte, Leidenschaft und Trägheit. Du bist die Einheit in all dieser Vielfalt. Möge uns dieses vollkommen Reine, dieses höchste männliche Wesen, seine Gnade gewähren. Möge uns Hari, dessen Kraft nicht der Zeit unterliegt, gnädig sein. Möge uns der höchste Herr, der von allen Dingen frei ist, die Seele aller verkörperten Wesen, der verehrenswerte Vishnu, geneigt sein. Möge uns Hari, der das Gesetz von Ursache und Wirkung ist, die Ursache aller Ursachen und die Wirkung aller Wirkungen, gnädig sein. Wir verneigen uns vor der Urquelle und dem Wesen aller Erscheinungen. Wir verneigen uns vor dem Höchsten, der die Erkenntnis und alles Erkennbare ist, der Schöpfer und die Schöpfung, der Handelnde und die Handlung. Wir verneigen uns vor diesem Höchsten Sein von Vishnu, der reinen Erkenntnis, zeitlos, unerschöpflich, unveränderlich, unergründlich und unbegreifbar. Wir verneigen uns vor dem ewig Reinen und Heiligen, das weder grob noch fein ist und keine Unterscheidung mehr kennt. Wir verneigen uns vor diesem Unvergänglichen, der das Höchste Brahman ist. In nur einem winzigsten Teil von ihm hat sich dieses ganze Universum entfaltet. Wir verneigen uns vor diesem höchsten Vishnu, dieser Gottheit, die weder die Götter, noch die Weisen, noch Shiva oder ich selbst begreifen können. Wir verneigen uns vor diesem unergründlichen und unzerstörbaren Vishnu, den die Yogis durch Reinigung von allem Karma mit beständiger Übung in der mystischen Silbe OM erkennen. Wir verneigen uns vor der höchsten Gottheit, die kein Zweites kennt und deren Energie sich in der Dreiheit von Brahma, Vishnu und Shiva entfaltet. Oh Herr von allem, oh Seele von allem, oh Dasein von allem, oh Zuflucht von allem, oh Unvergänglicher, oh Vishnu, sei uns gnädig und zeige dich deinen Verehrern.

Als die Götter dieses Gebet von Brahma gehört hatten, verneigten auch sie sich und sprachen:
Sei uns gnädig und zeige dich uns. Oh höchstes Wesen, der du in allen Geschöpfen wohnst, oh Unvergänglicher, der du dieses ganze Universum als deinen Körper trägst, wir verneigen uns vor deiner unergründlichen Hoheit, die nicht einmal der verehrenswerte Brahma verstehen kann.

Als die Götter schwiegen, sprachen Vrihaspati und die himmlischen Rishis:
Wir verneigen uns vor dem Schöpfer der Welten, dem Einen und Ersten, der als höchster Opferpriester das Opfer dieser Welt darbringt, der jedes Lobes würdig ist und vor der Geburt jeglicher Geschöpfe war. Oh Verehrungswürdiger, oh Herr der Vergangenheit und Zukunft, das ganze Universum ist dein Körper. Oh Unvergänglicher, sei uns gnädig und zeige dich deinen hingebungsvollen Verehrern. Hier ist Brahma, hier ist der dreiäugige Shiva mit den Rudras, hier ist der Sonnengott mit den großen Göttern, hier ist Agni mit allen Sternen, hier sind die Aswin Zwillinge und die Vasus mit den Maruts, Sadhyas, Viswadevas und auch Indra, der König der Götter. Oh Herr, die Götter wurden von den Heerscharen der Dämonen überwältigt und suchen nun mit demütig geneigten Köpfen ihre Zuflucht bei dir allein.

So verehrt, zeigte sich der höchste Gott, der mächtige Halter von Muschelhorn und Diskus. Und als die Götterschar mit dem Großen Vater an ihrer Spitze den große Gott mit Muschel, Diskus und Keule sahen, diesen Wohnort von wunderbarer Gnade und diese grenzenlose Masse an Energie, da verneigten sie sich demütig mit verzückten Augen und lobten den höchsten Herrn:
Verehrung und immer wieder Verehrung sei dir, dem Unbegreifbaren! Du bist Brahma und Shiva, der Träger des Bogens Pinaka. Du bist Indra, Agni, Vayu, Varuna, Surya, Yama, die Vasus, Maruts, Sadhyas und Viswadevas. Oh Gottheit, all diese Götter, die sich hier vor dir versammelt haben, sind niemand anderes als du selbst. Denn du bist der Schöpfer der Welten und durchdringst alles. Du bist das Opfer, das Opfergebet, die mystische Silbe OM und der Stammvater aller Wesen. Du bist sowohl erkennbar als auch unerkennbar. Dieses ganze Universum ist von dir durchdrungen und erfüllt. Oh Vishnu, von den Dämonen bedrängt suchen wir deinen Schutz. Oh Höchste Seele, sei gnädig und verteidige uns mit deiner Macht. Solange man sich nicht unter deinen vollkommenen Schutz begibt, so lange dauert die Erfahrung des Leidens durch die Einflüsse von Begierde, Haß und Unwissenheit. Du allein kannst von allen Sünden reinigen. So sei uns gnädig, oh reine Seele. Wir geben uns ganz und gar in deine Hand, oh Höchster Herr. Beschütze uns mit deiner eigenen Macht.

Auf diese Weise von den unsterblichen Göttern verehrt, lächelte der Schöpfer des Weltalls, der verehrenswerte Hari, und sprach:
Oh ihr Götter, ich werde eure Kraft wiederherstellen. Handelt nach meinem Gebot. Vereint euch mit den Dämonen und bringt alle Arten der Heilkräuter an die Ufer des Milchozeans. Macht den Berg Mandara zum Quirl und Vasuki zur Schnur, um den Quirl zu drehen. Dann verbuttert gemeinsam mit meiner Hilfe den Milchozean, bis das Amrit erscheint. Um euch die Hilfe der Dämonen zu sichern, müßt ihr zunächst Frieden mit ihnen schließen. Versprecht ihnen den gleichen Anteil an den Früchten und daß aus dem verbutterten Ozean das Amrit aufsteigen wird, von dessen Trank man allmächtig und unsterblich wird. Oh ihr Götter, ich selbst werde dafür sorgen, daß die Feinde der Götter trotz ihrer mühevollen Arbeit das Amrit nicht genießen können.

Nachdem die Götter solcherart von der Gottheit belehrt wurden, schlossen sie mit den Dämonen Frieden und setzten ihr Herz auf den Erwerb des Unsterblichkeitstranks. Sie sammelten verschiedene Heilkräuter und gaben sie in den Milchozean, der wie eine weiße Wolke im Herbst erschien. Dann nahmen sie den Berg Mandara als Quirl und die Schlange Vasuki als Quirlschnur, und begannen, den Ozean für das Amrit zu verbuttern. Und wie von Vishnu bestimmt, ergriffen die versammelten Götter den Schwanz der Schlange und die Dämonen ihren Kopf. Dabei wurden die Dämonen durch den feurigen Atem aus dem Rachen von Vasuki geschwächt und die Götter durch die Wolken, die sich aus seinem Atem über dem Schwanz bildeten erfrischt. Und in der Mitte des Milchozeans diente Hari selbst in Form einer riesigen Schildkröte als Unterlage und Stütze für den Berg, als dieser herumgewirbelt wurde. In anderer Form erschien der Halter von Keule und Diskus als die Götterschar auf der einen Seite und in wieder anderer Form als die Dämonenschar auf der anderen Seite der Schnur, und begann, den König der Schlangen zu ziehen. Oh Maitreya, in einer weiteren riesigen Form saß er auf dem Gipfel des Bergs und hielt diesen aufrecht. Und ungesehen von den Göttern und Dämonen gab er auch dem König der Schlangen die nötige Energie dazu und den Göttern neuen Mut.

Das Quirlen des Ozeans durch die Götter und Dämonen

Als der Ozean auf diese Weise von den Göttern und Dämonen gequirlt wurde, erschien zuerst die wunscherfüllende Kuh Surabhi, diese segensreiche Quelle für Milch, Quark und Butter. Sie wurde von den Göttern verehrt und von beiden Parteien mit freudig erregtem Geist voller Entzücken betrachtet. Dann erschien die Göttin Varuni (die Göttin des Weins) mit trunkenen Augen, und die heiligen Siddhas im Himmel fragten sich: „Was ist das?“ Als nächstes erschien aus der gequirlten Tiefe der himmlische Parijata Baum, das Entzücken der Apsaras, und erfüllte die Welt mit dem Duft seiner Blüten. Dann erschienen Scharen von Apsaras, die Nymphen des Himmels, voller Lieblichkeit, wunderbarer Schönheit und Eleganz. Als nächstes erhoben sich aus dem Milchozean der Mond mit seinen kühlen Strahlen, der von Mahadeva ergriffen wurde, und ein tödliches Gift, das die Nagas und Schlangen in Besitz nahmen. Darauf erschien Dhanvantari, der himmlische Arzt, ganz in Weiß gekleidet und mit einem Krug Amrit in der Hand. Damit wurden die Götter und Dämonen von Befriedigung und höchstem Entzücken erfüllt. Schließlich erhob sich auch die vorzügliche Göttin Shri auf einer voll aufgeblühten Lotusblume mit einer Lotusblüte in ihrer Hand voller Schönheit aus den Wellen. Die großen Weisen begannen, ihr Lob zu rezitieren, die Gandharvas sangen und die Apsaras tanzten. Die Ganga und andere heilige Ströme kümmerten sich um ihre Reinigung, und die Elefanten der Himmelsrichtungen nahmen reines Wasser aus goldenen Krügen auf und besprenkelten diese Göttin, die Königin aller Welten. Der Milchozean schenkte ihr persönlich einen Kranz von unverwelkbaren Blüten, und Visvakarma, der himmlische Künstler, schmückte sie mit himmlischen Ornamenten. So gereinigt, gekleidet und geschmückt umarmte die Göttin vor den Augen aller Himmlischen ihren Gatten Vishnu und richtete ihren Blick auf die Götter, die daraufhin von größtem Entzücken erfüllt wurden. Die Dämonen mit Viprachitti an ihrer Spitze, die Vishnu stets mißachteten, wurden dagegen von der Göttin des Wohlstandes verschmäht und waren über ihr Verhalten höchst empört. Daraufhin ergriffen die starken und empörten Dämonen mit Gewalt das Gefäß voller Amrit aus der Hand von Dhanvantari. Aber Vishnu nahm sogleich eine weibliche Gestalt an, erregte die Begierde der Dämonen und verzauberte sie, um das Amrit zu bewahren und an die Himmlischen zu geben.

Verteilung des Amrit

Daraufhin tranken die Götter mit Indra an der Spitze diesen Trank der Unsterblichkeit, und die wütenden Dämonen ergriffen ihre Waffen und fielen über die Götter her. Doch diese waren durch das Amrit gestärkt und besiegten die heranstürmende Heerschar der Dämonen, welche schließlich in alle Richtungen flohen und in den niederen Welten Zuflucht suchten. Danach verneigten sich die glücklichen Götter vor dem Träger von Diskus und Keule, und regierten das Himmelreich wie zuvor. Die Sonne schien wieder mit altem Glanz und erfüllte ihre angestammte Aufgabe. Die Planten und Sterne zogen wieder ihre bisherigen Bahnen. Das Feuer erstrahlte erneut in seiner Herrlichkeit, und alle Wesen achteten wieder Gerechtigkeit und Tugend. Die drei Welten wurden wieder glücklich und gediehen voller Wohlstand. Indra, der Führer der Götter, erhielt seine alte Kraft zurück, bestieg erneut den Thron im Himmel und herrschte wieder über alle Götter. So lobte Indra die Göttin mit der Lotusblume in ihrer Hand und sang folgende Hymne:
Ich verneige mich vor der lotusäugigen Göttin Shri, der Mutter aller Wesen, die auf ihrem Lotusthron sitzt und an die Brust von Vishnu geschmiegt ist. Du bist die Macht des Wohlstandes. Du bist das Swadha und Swaha (Ahnen- und Götteropfer). Du bist das Amrit und die reinigende Macht des Universums. Du bist die Morgendämmerung und das Licht der Welt. Du bist Glanz, Herrlichkeit, Intelligenz, Glaube und Sarasvati, die Göttin des Lernens. Oh wunderschöne Göttin, du bist die Weisheit der Hingabe, die Verehrung des Einen, die geistige Sicht und die höchste Erkenntnis des Brahman, die zur zeitlosen Befreiung führt. Du bist das Wesen der drei Veden, der Wissenschaft, Kunst, Gelehrtheit und Weisheit. Du bist das Wissen der Könige über die Herrschaft. Oh Göttin, die ganze Welt ist von deinen mehr oder weniger angenehmen Formen erfüllt. Wer sonst außer dir, oh Göttin, könnte in der Person dieses Gottes der Götter, dem Träger der Keule, wohnen, der von den Yogis meditiert wird und aus reinem Opfer besteht? Von dir verlassen, waren die drei Welten dem Untergang nahe. Durch deine Gnade wurden sie wieder belebt. Unter deinem wohlwollenden Blick, oh mächtige Göttin, erhalten die Menschen Ehefrauen, Kinder, Wohnung, Freunde, Ernten und Reichtum. Gesundheit und Kraft sowie Erfolg und Glück sind für jeden leicht zu erreichen, dem du dein lächelndes Gesicht zuwendest. Du bist die Mutter aller Wesen, wie Hari, der Gott der Götter, ihr Vater ist. Und diese ganze Welt aus belebten und unbelebten Geschöpfen ist von dir und Vishnu durchdrungen. Durch dich werden alle Dinge gut. Deshalb verlasse nicht unsere Familie und Freunde, unsere Wohnungen und Besitztümer, unsere Felder und unser Vieh. Beschütze uns, oh Göttin des Wohlstandes! Denn wer von dir verlassen wird, dem sind weder Söhne noch Freunde oder Reichtümer sicher. Oh Sündlose, wer von dir verlassen wird, der verliert Güte, Wahrheit, Reinheit und alle anderen Tugenden. Wem du dagegen deinen wohlwollenden Blick zuwendest, der wird sogleich mit allen guten Eigenschaften, mit Familie und Kraft gesegnet. Wem du dein lächelndes Gesicht zuwendest, der gewinnt Ruhm, Erfolg, Segen, Intelligenz, Heldenmut, Adel und Macht. Von wem du dich jedoch abwendest, oh Geliebte von Vishnu und Mutter der Welt, dem wandeln sich alle Verdienste und Errungenschaften ins Gegenteil. Selbst die vier Zungen von Brahma können nicht deine ganze Vorzüglichkeit loben. Oh lotusäugige Göttin, sei uns gnädig und verlasse uns nie wieder!

Nachdem die Göttin Shri, die in allen Geschöpfen wohnt, auf diese Weise gelobt wurde und damit zufrieden war, sprach sie vor allen Göttern zu Indra:
Deine Verehrung, oh König der Götter, hat mich sehr erfreut. So erbitte jetzt den Segen, den du wünschst. Ich bin hier erschienen, um deine Wünsche zu erfüllen.

Darauf antwortete Indra:
Oh Göttin, wenn ich würdig bin, einen Segen von dir zu empfangen, dann segne bitte die drei Welten mit deiner Anwesenheit und verlasse sie nie wieder. Und mein zweiter Wunsch ist, daß du, oh Ozeangeborene, denjenigen nie verläßt, der dich mit dieser Hymne verehrt.

Da sprach die Göttin:
Wahrlich, ich werde die drei Welten nie wieder verlassen. Diesen Segen gewähre ich dir aufgrund deiner Verehrung. Und so werde ich mich auch niemals von einem Sterblichen abwenden, der am Morgen und Abend diese Hymne zu meiner Verehrung wiederholt.

Parasara fuhr fort:
Auf diese Weise, oh Maitreya, segnete damals die Göttin Shri den König der Götter, nachdem sie mit seiner Verehrung und Anbetungen zufrieden war. So wurde sie einst als Tochter von Bhrigu und Khyati in der Menschenwelt geboren und erschien später den Göttern und Dämonen beim Verbuttern des Milchozeans für das Amrit. In ähnlicher Weise, wie Vishnu, der Herr der Welt und Gott der Götter, sich in verschiedenen Gestalten in der Welt verkörpert, so erscheint auch seine Gattin Shri zum Wohle der Wesen. Als Vishnu die Gestalt eines Zwerges annahm, erschien Shri als Lotusblume (Padma). Als Er in Gestalt von Parasurama im Bhrigu Stamm geboren wurde, erschien Sie als Erde (Dharani). Als Er in Gestalt von Rama im Stamm des Dasaratha geboren wurde, erschien Sie als seine Gattin Sita. Als Er in Gestalt von Krishna geboren wurde, erschien Sie als seine Gattin Rukmini. So ist die Göttin Shri in allen Verkörperungen von Vishnu an der Seite ihres Gatten. Wenn Er eine himmlische Form annimmt, erscheint Sie als Himmlische. Wenn er eine sterbliche Form annimmt, erscheint sie als Sterbliche. Wahrlich, sie verwandelt ihren Körper in gleicher Weise wie Vishnu.

Wer auch immer diese Geschichte aufmerksam liest oder hört, wird von der Göttin des Wohlstandes über drei Generationen nicht verlassen. Oh Heiliger, in einem Haus, in dem diese Geschichte immer wieder erklingt, kann das gemeine Unglück niemals wohnen. Damit habe ich dir, oh Brahmane, als Antwort auf deine Frage erzählt, wie Shri, die Tochter von Bhrigu, aus dem Milchozean erschien. Ich habe dir die Hymne an die Göttin offenbart, die Indra hervorgebracht hat und eine Quelle für Wohlstand ist. Und ich habe dir auch erklärt, daß niemals ein Mensch auf Erden vom Wohlstand verlassen wird, der diese Hymne täglich wiederholt.


Zurück Inhaltsverzeichnis Weiter