Pushpak Vishnu PuranaZurück WeiterNews

1.4. Die Schöpfung der Erde

Maitreya sprach:
Oh mächtiger Asket, erkläre mir, wie der ehrwürdige Narayana (Vishnu) als Schöpfergott Brahma am Anfang des Kalpa alle Geschöpfe erschuf.

Darauf sprach Parasara:
So höre, wie dieser Gott und Vater der Prajapatis (Stammväter), der ehrwürdige Brahma, welcher mit Narayana identisch ist, die Geschöpfe hervorbrachte. Am Ende der Brahma-Nacht erwachte der Schöpfergott Brahma mit der Energie der Güte (Sattwa) erfüllt aus seinem Schlaf und sah das leere Universum. Und der Höchste Herr, der unvergängliche Narayana, begann als verehrenswerter Brahma die Schöpfung. Über diesen göttlichen Narayana, den unergründlichen Schöpfer des Weltalls in Form von Brahma, wird folgender Vers rezitiert:

Das Wasser wurde Nara genannt, weil es durch Nara geschaffen wurde. Und weil Er als Erster darin wohnte und sich bewegte, wird Er auch Narayana genannt.

Als das Universum ein ausgedehntes Meer war, und der Höchste Herr darauf ruhte, erkannte der Schöpfergott, daß die Erde versunken war und beschloß, sie wieder hervorzubringen. Und wie er schon viele Male die Formen eines Fisches, einer Schildkröte usw. angenommen hatte, so nahm er jetzt die Form eines Ebers an. Und um die ganze Erde hervorzuheben, tauchte der Herr aller Wesen hinab, erfüllt von den ewigen Veden und Opfern, das Licht und die Seele von allem, der Höchste Geist, die Zuflucht aller Wesen und Stütze der Erde, mit Hymnen besungen von den heiligen Bewohnen des Janaloka, wie Sanaka und andere Munis. Und als die Erde sah, wie dieser Unvergleichliche hinabtauchte, verneigte sich die Göttin voller Demut und Verehrung und begann, ihn zu loben.

Die Göttin Erde sprach:
Ich verneige mich vor dir, dem Wesen aller Wesen. Ich verneige mich vor dir, der das Muschelhorn und die Keule trägt. Bitte rette mich von hier, wie du es schon so oft getan hast. Durch dich wurde ich geschaffen. Oh Janarddana, ich selbst und alle anderen Geschöpfe wie der Himmel usw. sind allein von Dir durchdrungen. Verehrung sei dir, oh Höchster Geist und männliches Wesen! Ich verneige mich vor dir, der du als Geist, Natur und Zeit erscheinst. Du trägst die Formen von Brahma, Vishnu und Shiva, bist der Schöpfer aller Wesen, ihr Erhalter und Zerstörer. Nachdem du alles in dich zurückgezogen hast, O Govinda, ruhst du auf dem Meer, welches das ganze Universum erfüllt. Über dich meditieren die Weisen. Doch niemand kennt dein wahres Wesen, und selbst die Götter verehren nur die Form, in der du dich ihnen zeigst. Oh höchstes Brahman, deine Verehrung ist der Weg zur Befreiung. Wie könnte man sonst Befreiung finden, ohne die Gottheit zu verehren? Was auch immer die Sinne wahrnehmen, was auch immer die Gedanken erfassen und der Verstand für Ansichten hat, alles sind Formen von Dir. Ich werde von Dir geschaffen und erhalten. Du bist meine alleinige Zuflucht. Dafür nennt man dich Madhavi. Der Sieg sei dein, oh Allwissender und unvergänglich Mächtiger! Der Sieg sei dein, oh Unendlicher, Alleinwerdender und Alleinexistierender! Der Sieg sei dein, oh höchster Herr und höchste Seele! Der Sieg sei dein, oh Herr aller Opfer! Du bist vollkommen ohne Sünde. Du bist das heilige OM, das Opfer, die Opfergabe, der Opferspruch und das Opferfeuer. Du bist die Verkörperung der Veden und ihrer Zweige. Du bist Hari und der höchste Opferpriester. Du bist die Sonne, die Planeten und Sterne sowie das ganze Weltall. Oh höchste Gottheit, du bist alles, was formhaft und formlos ist. Oh höchster Geist, du bist alles Sichtbare und Unsichtbare, alles, was ich genannt habe und auch alles, was unerwähnt blieb. Oh höchstes männliches Wesen, ich verneige mich wieder und wieder vor dir.

Parasara fuhr fort:
So gelobt von der Göttin Erde, begann der Erhalter der Welt, dieser Anmutige, in tiefsten Tönen zu brummen wie die Sänger des Saman Veda. Dann hob der mächtige Eber mit seinen scharfen Hauern die Erde hervor, dieser Lotusäugige, der wie ein riesiger Berg erschien, der so dunkel wie der blaue Lotus war. Und wie sein Kopf auftauchte, spritze das Wasser von seinen Augenbrauen sogar auf die reinen Asketen wie Sananda in der Region der Heiligen. Durch seine tiefen Hufabdrücke strömte das Wasser mit donnerndem Geräusch in die Unterwelt, während sein schnaufender Atem bis hinauf zu den heiligen Bewohnern des Janaloka drang und sie erschütterte. Die großen Munis nahmen sogleich Zuflucht in den Barthaaren des mächtigen Ebers, als er sich mit der Erde aus dem Wasser erhob, von den Veden erfüllt und sich mächtig schüttelnd, und erfuhren höchste Seligkeit. Und die Yogis in den Bereichen des Janaloka begannen mit erfreuten Herzen und demütig geneigten Köpfen den sternenäugigen Halter der Erde zu loben.

Sie sprachen:
Sieg dir, oh Gott der Götter, oh Vishnu, oh Träger von Muschel, Keule, Schwert und Diskus! Du bist die Ursache der Schöpfung, Erhaltung und Zerstörung. Es gibt nichts Höheres als dich. Die Veden sind deine Füße, die Opferpfähle deine Eckzähne, die Opfer deine Kauzähne, das Opferfeuer ist dein Mund, die Flammen sind deine Zunge und deine Körperhaare das heilige Kusha-Gras. Oh Herr, du bist der erste Opferpriester. Oh höchstes Wesen, Tag und Nacht sind deine Augen, Brahma selbst ist dein Kopf und die Zuflucht von allen, die vedischen Hymnen sind deine verfilzten Locken, die Opfergaben sind deine Zunge, der Schöpflöffel ist dein Mund, der Klang des Saman Veda ist deine tiefe Stimme, die Opferhalle ist dein Körper, die Opferriten sind deine Gelenke und die heiligen Schriften deine Ohren. Oh Gottheit, sei besänftigt! Oh Unvergänglicher, du trägst das ganze Universum als deine Form, und wir wissen, daß diese ganze Erde nur einen kleinen Schritt von dir mißt, und kennen dich als ihre Ursache und Stütze. Du bist der erste Vater des Weltalls. Sei uns gnädig! Du bist der Meister aller belebten und unbelebten Geschöpfe. Diese weite Erde wurde auf deinen scharfen Hauern emporgehoben, oh Herr, und erscheint wie eine schlammbedeckte Lotusblüte auf dem Stoßzahn eines Elefanten, der in einem Lotusteich gebadet hat. Oh unvergleichlich Mächtiger, der ganze Raum zwischen Himmel und Erde ist von deinem Körper erfüllt. Das ganze Universum ist von deiner Herrlichkeit durchdrungen. Oh Herr, du bist das Wohl aller Welten. Du bist die alleinige höchste Wirklichkeit, und es gibt keine andere Macht im Universum. Jeglicher Ruhm, der die belebten und unbelebten Geschöpfe einhüllt, ist dein, der du reine Erkenntnis bist. Nur unwissende Menschen verlieren sich in die oberflächlichen Formen, die in der Welt erscheinen. Sie betrachten dieses geistige Universum als real und versinken in ein Meer des Wahns. Nur jene, oh höchster Herr, die mit klarem Geist Erkenntnis erreicht haben, schauen auf dieses ganze Weltall als deine von Wissen angefüllte Form. Oh Höchste Seele, sei uns gnädig. Zum Wohl der Welt hast du, oh Unermeßlicher, die Erde hervorgebracht. Oh Lotusäugiger, segne uns mit deiner Güte. Oh Verehrungswürdiger, du bist von der Tugend der Güte erfüllt. Oh Govinda, erhebe diese Erde zum Wohle aller Wesen. Oh Lotusäugiger, gib uns das, was uns zum Guten wirkt. Bitte neige deinen Geist der Schöpfung zu, die zum Gewinn aller Wesen ist. Wir verneigen uns vor dir. Oh höchster Herr, führe alle Wesen auf den Weg zur Seligkeit.

Und Parasara fuhr fort:
So gelobt von den Heiligen hob die Höchste Seele die Erde sogleich hervor, setzte sie in den mächtigen Ozean und hielt sie fest. Und auf dem Ozean ruhte die Erde wie ein riesiges Schiff und versank nicht aufgrund seiner Anwesenheit. Dann ebnete der ungeborene höchste Herr die Oberfläche der Erde und setzte die Berge an ihren rechten Ort. Denn durch seine unfehlbare Macht erschuf dieser Wahrhafte die Erde mit ihren Bergen wieder so, wie sie am Ende der letzten Schöpfung verbrannt worden war. So teilte er auf rechte Weise die sieben Inselkontinente und erschuf wie zuvor die vier Bereiche, nämlich den Bhur-, Bhuvar-, Swar- und Maharloka (Erde, Luft, Himmel und Region der Heiligen). So nahm Hari, die ehrwürdige Gottheit, mittels der natürlichen Qualität der Leidenschaft die Form von Brahma mit den vier Gesichtern an und begann das Werk der Schöpfung. Dabei ist Brahma bezüglich der Schöpferkraft nur ein Symbol. Die eigentliche Kraft zur Entstehung liegt in der Natur der Geschöpfe. Wenn sie reif zur Entfaltung sind, ist es ihr größter Wunsch, zu entstehen. Oh Erster der Entsagenden, so erreichen die Geschöpfe ihre Objektivität aufgrund der ihnen innewohnenden Neigung und Kraft.


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