Pushpak Vayu PuranaZurück WeiterNews

2.44. Die Geschichte des Dämons Gaya

Narada fragte:
Wie wurde der Dämon Gaya geboren? Was war sein Macht? Was war sein Wesen? Wie vollbrachte er seine Askese, und wie erreichte er die Reinheit des Körpers?

Und Sanatkumara sprach:
Brahma, der Große Vater der Welten, wurde aus dem Lotus geboren, der aus dem Nabel von Vishnu wächst. Und auf Wunsch von Vishnu erschuf er die Geschöpfe. Die Dämonen erschuf er mit dämonischer (bzw. körperhafter) Neigung und die Götter mit göttlichem und wohlwollendem Geist. Der Dämon Gaya besaß die größte Stärke und den gewaltigsten Tatendrang unter allen Dämonen. Man sagt, seine Größe betrug 125 Yojanas und sein Umfang 60 Yojanas. Er wurde zum Besten der Vishnu Verehrer, übte höchst schreckliche Askese auf dem vorzüglichen Berg Kolahala und verweilte viele tausend Jahre, ohne zu Atmen. Die Götter wurden vom Feuer seiner Askese verbrannt und schwer gequält. So begaben sie sich zum Brahmaloka und sprachen zu Brahma: „Oh Herr, rette uns vor dem Dämon Gaya!“ Und Brahma antwortete den Göttern: „Dafür sollten wir zu Shankara gehen.“ So ging Brahma mit den Göttern zu Shiva auf den Berg Kailash. Dort verneigten sie sich und sprachen: „Oh Herr, rette uns vor dem mächtigen Dämon!“ Und Shiva antwortete: „Wir sollten Zuflucht bei Vishnu im Milchozean suchen. Er ist der Erhalter aller Götter und wird für unser Wohlergehen sorgen.“ So verneigten sich Brahma, Shiva und die anderen Götter vor Vishnu und priesen ihn:
OM! Verehrung dem Vishnu, dem Herrn von Allem, dem Allmächtigen, Strahlenden, Siegreichen und Vernichter der Götterfeinde. Heil dem Erhalter aller Welten! Verehrung dem Führer der Yogis auf dem Weg zur Befreiung. Verehrung dem ewig Wachsenden und Unendlichen. Verehrung der höchsten Herrlichkeit!

Und Sanatkumara fuhr fort:
So verehrt, zeigte sich Vasudeva und fragte: „Oh Götter, warum seid ihr hierhergekommen?“ Und sie antworteten: „Oh Herr, bitte rette uns aus der Gefahr durch den Dämon Gaya.“ Darauf sprach Hari: „Mögen sich Brahma und die anderen Götter dem Dämon nähern. Ich werde auch erscheinen.“ So begab sich Vishnu auf Garuda reitend zum Dämon Gaya, um ihm einen Segen zu gewähren, und die anderen Götter folgten in ihren himmlischen Wagen. Und Vasudeva sprach:
Oh Dämon Gaya, wofür übst du diese harte Askese? Ich bin mit deiner Askese zufrieden. So sage, welchen Segen du wünschst.

Und Gaya sprach:
Oh Gottheit von Brahma, Vishnu und Shiva, wenn du mit mir zufrieden bist, dann möge ich stets heiliger sein als alle Götter, Brahmanen, Opfer, Flüsse, Berge, Heiligen, Mantras, Yogis, Mönche, Wohltäter, Weisen und sogar heiliger als das unwandelbare Brahman.

Darauf antwortete Vishnu „So sei es, mögest du rein und heilig sein!“ und verschwand mit all den Göttern wieder im Himmel. So geschah es nun, das alle Lebewesen, die den Dämon erblickten und berührten, in das Reich von Vishnu aufstiegen. Die drei Welten wurden immer öder und die Stadt von Yama immer leerer. Darauf begab sich Yama mit Indra und den anderen Göttern, die durch Gaya verdrängt wurden, zum Brahmaloka und sprach zu Brahma: „Oh Großer Vater, bitte gib uns die Autorität zurück, die du uns ursprünglich bestimmt hast.“ Und Brahma antwortete den Göttern: „Wir sollten zum unwandelbaren Vishnu gehen.“ Dort sprachen sie zu Vishnu: „Nachdem der Dämon deinen Segen erhalten hat, gehen alle Lebewesen zum Himmel. Das geschieht allein durch seinen Anblick. Bald werden die drei Welten ganz verödet sein.“ Als Vasudeva diese Worte der Götter gehört hatte, sprach er zu Brahma: „Geh und bitte den Dämon, daß er dir seinen Körper gebe, um ein Opfer durchzuführen.“ Daraufhin begaben sich Brahma und die Götter zum mächtigen Dämon, und sobald Gaya sie erblickte, erhob er sich, verehrte sie auf rechte Weise und sprach:
Meine Geburt und meine Askese tragen heute ihre Früchte, wenn Brahma persönlich als Gast zu mir kommt. Damit habe ich heute alles erreicht. Oh großer Yogi und Kenner der Yoga-Pfade, oh Meister der Welten, Vater, Lehrer und Schöpfer! Ich werde dir jeden Wunsch erfüllen, um dessentwillen du hierhergekommen bist.

Und Brahma antwortete:
Alle heiligen Zentren, die ich im Wandern über die Erde erblicken konnte, waren nicht so rein, wie dein Körper, um ein Opfer durchzuführen. Du hast durch die Gnade von Vishnu die Heiligkeit des Körpers erreicht. Deshalb, oh Dämon, stelle mir deinen Körper zur Verfügung, um ein Opfer durchzuführen.

Darauf sprach der Dämon Gaya:
Oh Herr der Götter, ich bin gesegnet, weil du um meinem Körper bittest. Wenn du ein Opfer auf meinem Körper durchführst, werden die Ahnen meiner Familie höchst zufrieden sein. Du allein hast diesen Körper geschaffen. Und nur durch dich konnte er rein und heilig werden. Dieses Opfer soll unbedingt zum Wohle aller stattfinden.

So sprach der Dämon Gaya während des Sweta-Kalpas und legte sich südwestlich vom Berg Kolahala auf die Erde. Sein Kopf zeigte nach Norden und seine Füße nach Süden. Dann sammelte Brahma alle Dinge des Opfers und erschuf auf geistige Weise die Opferpriester. Es waren: Agnisharman, Amrita, Saunaka, Yanjali, Mridu, Kumuthi, Vedakaundilya, Harita, Kasyapa, Kripa, Garga, Kausika, Vasishta, Bhargava, Vriddha, Parashara, Kanva, Mandavya, Shrutikevala, Shyeta, Sutala, Damana, Suhotra, Kanka, Laukakshi, Jaigishavya, Dadhipanchamukha, Rishabha, Karka, Katyayana, Gobhila, Supalaka, Gautama, Vedashirovrata, Jatamalin, Avyagra, Chatuhasa, Atreya, Angiras, Aupamanyu, Gokarna, Guhavasa, Sikhandin und Umavrata. Nachdem er diese und andere führenden Brahmanen erschaffen hatte, führte Brahma, der Schöpfergott und Große Vater der Welten ein Opfer auf dem Körper von Gaya durch. Agnisharma erschuf, ohne seine Askese zu unterbrechen, fünf Feuer aus seinem Mund, nämlich Dakshinagni, Garhapatya, Ahavaniya, Satya und Avasathya. Oh himmlischer Heiliger, darauf gründeten sich die Opfer. Und um das Opfer beständig zu machen, wollte er am Ende den Brahmanen das Dakshina (Opfergeschenk) geben. Nachdem er also das Feueropfer abgeschlossen und das Reinigungsbad genommen hatte, ließ Brahma den Opferpfahl von den Göttern holen und aufstellen. Dieser vorzügliche Opferpfahl wurde im Brahmasaras, dem Besten aller Seen, aufgerichtet. Doch da zitterte der Dämon plötzlich, und Brahma sprach zu Yama, dem König des Dharma:
In deinem Haus gibt es eine große Steinplatte. Bring sie schnell her und lege sie auf den Kopf des Dämons.

Und Yama legte die schwere Steinplatte auf den Kopf des Dämons, damit er ruhig liegenbleibe. Aber auch damit zitterte der Dämon noch. So sprach Brahma zu Rudra und den anderen Göttern: „Stellt euch alle auf die Steinplatte!“ Daraufhin preßten die Götter ihre Füße auf die Platte, doch der Dämon bebte immer noch. Nun wandte sich Brahma verzweifelt an Vishnu, der im Milchozean lag. Er verneigte sich und pries den Herrn:
Oh Herr und Herrscher im Welten-Ei, ich verneige mich vor dem Herrn der Welten, dem Ziel aller Herrlichen, dem Gewährer von weltlicher Freude und höchster Befreiung.

Da sprach (sein Diener) Vishwaksena zu Vishnu: „Oh Herr, der lotusgeborene Gott verehrt dich.“ Und Hari sprach: „Bring ihn her.“ So gelangte Brahma zu Vishnu, der ihn bat: „Sag mir den Grund deines Besuches.“ Und Brahma sprach:
Oh Herr der Götter, als wir das Opfer durchführen wollten, zitterte der Dämon Gaya, und sogar als wir eine schwere Steinplatte vom König des Dharmas auf seinen Kopf legten. Auch als sich Rudra mit den anderen Göttern auf die Platte stellte, bebte er immer noch. Oh Madhava, bitte sorge dafür, daß er ruhig liegt.

Als Hari diese Worte von Brahma hörte, zog er ein Murti (ein Götterbild bzw. Idol) aus sich selbst und gab es Brahma, um den ruhelosen Dämon zu beruhigen. Brahma nahm das Götterbild mit und setzte es auf die Steinplatte. Doch der Dämon bebte weiter, und Brahma ersuchte Vishnu erneut. Da erhob sich Vishnu aus dem Milchozean und stellt sich selbst unter den Namen Janardana und Pundarika auf den Stein. So stand der ursprüngliche Träger der Keule auf dem Stein, um den Dämon zu beruhigen. Und auch Brahma hatte sich zu diesem Zweck in fünf Formen geteilt, nämlich Urgroßvater, Großvater, Meister von Phalgu, Kedara und Kanakeshvara, die wie Elefanten auf dem Stein standen. Auch die Sonne teilte sich in drei Formen, nämlich Gayaditya, Uttararka und Dakshinarka. Lakshmi stand als Sita auf dem Stein, Gauri als Mangala, und Sarasvati in drei Formen als Gayatri, Savitri und Trisandhya. Auch Indra, Vrihaspati, Pushan, die acht mächtigen Vasus, die Viswadevas, die Aswin-Zwillinge, die Maruts, die Beschützer der Himmelsrichtungen und alle Götter mit den Yakshas, Nagas und Gandharvas standen mit ihren jeweiligen Shaktis (weiblichen Hälften bzw. Naturkräften) hier. Doch schließlich wurde der Dämon durch die ursprüngliche Keule von Hari beruhigt, und so wurde er als Adi-Gadadhara (erster Keulenträger bzw. Träger der Urkeule) berühmt.

Da sprach der Dämon Gaya zu den Göttern:
Warum wurde ich getäuscht? Dieser reine Körper wurde Brahma zum Zwecke des Opfers gegeben. Wäre ich nicht allein durch die Anwesenheit von Vishnu ruhig geblieben? Warum wurde ich vor den Göttern von Hari mit dieser Keule niedergedrückt? Mögen sich nun die Götter ewig daran erfreuen, daß ich hier gequält wurde.

Doch der Keulenträger und die anderen Götter waren zufrieden, und sprachen gemeinsam zum Dämon Gaya:
Wünsche dir einen Segen, denn wir sind höchst zufrieden mit dir.

Daraufhin sprach Gaya zu den Göttern:
Solange die Erde mit den Bergen, Mond, Sonne und Sternen besteht, mögen Brahma, Vishnu und Shiva mit den anderen Göttern auf dieser Steinplatte stehen. Möge dieser heilige Ort nach meinem Namen benannt werden. Das heilige Zentrum von Gaya soll sich über fünf Kroshas und der Kopf von Gaya über ein Krosha erstrecken. Hier sollen alle heiligen Orte zum Wohle aller Menschen gegenwärtig sein. Wer hier Reinigung und Götterverehrung durchführt und den Ahnen die Reisbällchen opfert, soll die größten Früchte erreichen, zu einer großen Seele werden und tausend seiner Familienmitglieder erheben. Dafür sollt ihr alle hier in manifestierter und unmanifestierter Form stets anwesend sein. Möge der Keulenträger zum Vernichter aller Sünden werden. Mögen jene, für die hier das Ahnenopfer mit den Reisbällchen dargebracht wird, zum Brahmaloka aufsteigen. Mögen die Sünden bis zum Brahmanenmord für all jene verschwinden, die zu diesem heiligen Zentrum gelangen. Mögen alle heiligen Orte der Erde, der Luft und des Himmels wie Naimisha, Pushkara, Ganga, Prayaga oder Avimuktaka immer wieder zum Wohl aller Menschen hierherkommen. Oh ihr Scharen der Götter, wozu viele Worte? Wenn nur einer von euch Göttern nicht auf dieser Steinplatte steht, werde auch ich nicht ruhig bleiben. Das sei die Bedingung, die ihr genau beachten solltet.

Als Vishnu und die anderen Götter diese Worte des Dämons Gaya gehört hatten, antworteten sie:
Alles, was du erbeten hast, soll zweifellos gewährt werden. Wer deine Füße verehrt, soll das Höchste erreichen.

Nachdem die Götter diesen Segen gewährt hatten, freute sich der Dämon und blieb unbeweglich liegen. Und sobald die Götter unerschüttert standen, schenkte Brahma den Brahmanen 55 Dörfer und das ganze heilige Zentrum von Gaya über 5 Kroshas. Er baute himmlische Häuser mit allem Lebensnotwendigen und gab ihnen die wunscherfüllende himmlische Kuh Kamadhenu, die wunscherfüllenden Bäume wie den Kalpa- und Parijata Baum, einen großen Fluß aus Milch, viele Ströme aus geklärter Butter und Honig, Seen aus Quark, Felder voll Gold und Berge aus gekochter Nahrung. So erschuf Brahma die verschiedenen Nahrungsmittel und Früchte, gab sie den Brahmanen und sprach:
Oh ihr Besten der Brahmanen, damit sollt ihr zufrieden sein und nicht betteln müssen.

Nachdem Brahma all diese Dinge gegeben hatte, verneigte er sich vor dem Ersten der Keulenträger und kehrte nach Brahmaloka zurück. Doch die Brahmanen in Gaya, die als Opferpriester dem Dharma entsprechend in seinem Opfer amtiert hatten, verließen mit der Zeit das Dharma und begehrten mehr, als ihnen von Brahma gegeben wurde. Aus Begierde nahmen sie Geld und andere Gaben in den Opfern an, in denen sie ihre Pflichten erfüllten. Da erschien Brahma und verfluchte sie mit den Worten:
Oh ihr Brahmanen, obwohl ich euch alles gegeben habe, begehrt ihr nach mehr. So werdet ihr stets in euren Schulden brennen. Die Flüsse sollen nur noch Wasser führen, und die Berge sollen sich in harte Felsen verwandeln. Eure Häuser sollen nur noch aus Lehm bestehen, und die wunscherfüllende Kuh wird mit den wunscherfüllenden Bäumen in mein Reich zurückkehren.

Als die Brahmanen diesen Fluch von Brahma gehört hatten, flehten sie zum selbstgeborenen Gott:
Oh Herr, alles, was du uns gegeben hast, verschwindet durch deinen Fluch. Wir bitten dich, sei so gütig und gewähre uns wenigstens den Lebensunterhalt.

Darauf sprach Brahma voller Güte zu den Brahmanen:
Solange Mond und Sonne scheinen, sollt ihr euren Lebensunterhalt durch die heiligen Zentren bekommen. All die Verdienstvollen, die in Gaya das Ahnenopfer durchführen, werden den Brahmaloka erreichen. Und alle die euch verehren, werden auch mich verehren.

Der Bauch des Dämons wurde vom Berg Viraja bedeckt, und im Bereich der Quelle, wo sich der Nabel vertieft, verweilt die Göttin Viraja. Wer hier die Reisbällchen opfert, wird 21 Generationen erheben. Die Füße des Dämons wurde vom Berg Mahendra zur Ruhe gebracht. Wer hier die Reisbällchen opfert, erhebt 7 Generationen.


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