Pushpak Alfred Hillebrandt-UpanishadenZurück WeiterNews

BRAHMABINDU-UPANISHAD

Der Geist, sagt man, ist zwiefach, geläutert oder nicht. Nicht geläutert ist er in Verbindung mit Wünschen, geläutert, wenn er von Wünschen befreit ist. Der Geist ist für die Menschen die Ursache von Knechtschaft und Erlösung; von Knechtschaft, sobald er an der Sinneswelt hängt, von Erlösung, wenn er frei von ihr ist.

Darum, weil man die Befreiung durch den von der Sinneswelt freien Geist erlangt, muß der Erlösungssuchende beständig seinen Geist von der Sinneswelt frei zu machen trachten.

Wenn man den Geist (das umherirrende Denken) unter Aufgabe aller Hinneigung zur Sinneswelt im Inneren zügelt und zur Freiheit von ihm gelangt, so ist das die höchste Stätte.

Er ist so lange zu zügeln, bis er im lnneren zunichte (gestillt) ist. Das ist Erkenntnis und Erlösung. Alles andere Bücherweisheit.

Es ist nicht denkbar und doch nicht undenkbar. Es ist undenkbar und doch denkbar: Frei von Zu- und Abneigung vollendet sich dann das Brahman.

Mit dem Vokallaut (Om) soll er den Yoga verbinden; ohne seine Vokale das Höchste (das Brahman) schauend. Durch den lautlosen Bestand wird Sein, nicht Nichtsein erstrebt.

Dieses selbige Brahman ist ungeteilt, allem Zweifel entrückt, frei von allem Fehl. Wenn er erkannt hat, »das Brahman bin ich«, vollendet sich das Brahman mit Sicherheit.

Als allem Zweifel entrückt, unendlich, frei von Argument und Beispiel, unbeweisbar, anfangslos hat er das Höchste in seiner Güte erkannt.

Bei ihm gibt es weder Vergehen, noch Entstehen, weder Knechtschaft, noch Herrentum, weder Streben nach Erlösung, noch Erlösung: also lautet die höchste Wahrheit.

Als eine Einheit ist der Âtman in Wachen, Traum und Tiefschlaf zu denken. Wenn er diese drei Zustände überwunden hat, wird er von der Wiedergeburt frei.

Die Seele aller Geschöpfe ist eine Einheit, nur von Geschöpf zu Geschöpf verteilt; eine Einheit und Vielheit zugleich, wie der Mond sich in vielerlei Gewässern spiegelt.

Die mannigfachen Formen sind wie ein Gefäß. Das Gefäß kann immer wieder zerbrochen werden; es weiß nichts davon, wenn es zerbrochen ist. Aber Er weiß davon beständiglich.

Solange die Seele von der Mâyâ (Täuschung) der Worte umhüllt ist, bleibt sie im Lotus des Herzens gefangen. Wenn aber die Dunkelheit weicht, nimmt sie die eine Einheit wahr.

Des Om-Lautes Silbe ist Brahman. Wenn sie verhallt, was dann besteht, dem Ewigen denken nach die Weisen, der Seele Frieden Suchende.

Zweierlei Wissen, das im Wort sich offenbarende und das höchste Brahman, muß man kennen. Wer in das im Wort sich offenbarende Brahman tief eindringt, erlangt das höchste Brahman.

Ein weiser Mann, der um der Kenntnis, Erkenntnis und Wahrheit willen ein Buch studiert hat, mag es (danach) insgesamt aufgeben, wie einer, der Korn wünscht, das Stroh.

Die Milch von Kühen ganz verschiedener Farbe hat ein und dieselbe Farbe. Wie mit der Milch steht es mit der Kenntnis, und den Kühen vergleichen sich die Asketen.

Wie die Butter in der Milch verborgen ist, wohnt in jedem Wesen die Erkenntnis. Stetig muß man mit dem Verstand als Quirlstock quirlen.

Mit der Kenntnis als dem Seil reibe man von da ab das Feuer, das ungeteilte, fleckenlose, stille (Brahman), von dem es heißt: »Dies Brahman bin ich.«

Es dient allen Wesen zur Wohnung und wohnt in allen Wesen. Vermöge seiner Gnade gegen alle bin ich Vâsudeva dieses, bin ich Vâsudeva dieses.


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