Kapitel 50 - Wie Sukra das Wissen der Unsterblichkeit gewann

Sanatkumar erzählte weiter:
Oh Vyasa, höre, wie der Weise Sukra, als er noch Bhargava genannt wurde, dieses Mantra von Shiva erhielt, welches den Tod abwehren kann. Erinnere dich, Shiva wird auch der Sieger über den Tod genannt. Zuerst ging Sukra, dieser Nachfahre des Bhrigu, nach Varanasi, übte Buße und meditierte lange Zeit über Shiva. Dann schuf er sich ein Linga und grub direkt davor eine schöne Quelle aus. Gewissenhaft führte seine Waschungen 100.000 mal mit allen fünf Opfergaben durch, wobei er jedesmal einen guten Scheffel füllte. Auch Düfte brachte er dem Herrn der Götter dar, sowie Sandelpaste und 1.000 mal die duftende Yakshakardama Paste, welche aus Kampfer, Moschus, Sandelholz, Kakkola und Adlerholz besteht. Freudig schmierte er das Linga mit den duftenden Salben ein und brachte mit Sorgfalt und Eifer viele schöne Blumen und heiliges Gras in seiner Verehrung dar. Er lobte Shiva mit vielen Hymnen und rezitierte seine tausend Namen. Er tanzte und sang über die Herrlichkeit Shivas und opferte viel. So ehrte er den Herrn auf viele Arten für 5.000 Jahre. Als er den Herrn nicht erblicken konnte, da nahm er noch härtere Gelübde auf sich und ertrug ganz schreckliche Askese. Viele Male wusch er den Schmutz des Wankelmuts von Sinnen und Geist mit dem Wasser der reinen Wahrnehmung ab. Und nachdem er das Juwel des Geistes gereinigt hatte, bot er es dem dreizacktragenden Herrn als Opfer an. Für 1.000 Jahre ernährte er sich nur vom Staub zermahlender Spelzen, einzelnen Getreidekörnern oder Ascheklumpen. Shiva freute sich, als er sah, wie Sukra all dies mit beständigem Geist ertrug.

Er trat aus dem Linga heraus, strahlte heller als die Sonne und sprach:
Oh großer Weiser, du glücklicher Heiliger, ich freue mich sehr über deine andauernde Buße. Oh wähle deinen Segen, was immer es auch sei. Ich werde ihn dir liebevoll gewähren. Es gibt nichts, was dir nicht übertragen werden könnte.

Sukra fühlte große Glückseligkeit, verbeugte sich vor dem Herrn mit strahlenden Augen und Gänsehaut am ganzen Körper, faltete die Hände und sprach ganz überwältigt vor Freude:
Sieg! Sieg!

Dann pries er den Herrn in seinen acht Formen wie folgt:
Oh Herrscher über das Universum, Verehrung sei dir. Du Juwel des Himmels, zum Wohle der Welten strahlst du am Firmament, und mit deinem Licht besiegst du sowohl die Dunkelheit als auch die Begierden der Dämonen. Du Auge der Welt, du scheinst im Himmel und auf Erden ganz aus dir selbst, bist erfüllt vom Nektar des Mondes, und ich verehre dich. Du bist der Wind und das Ziel aller heiligen Pfade. Du bist es wert, daß man dich verehrt. Du belebst die Welten, wer könnte ohne dich existieren? Du durchdringst alles, zügelst den Sturm, ernährst die Wesen und erfreust die großen Schlangen. Ich verehre dich. Du bist der einzige, der das Universum wahrlich reinigt und beschützt. Vor dir verbeugen wir uns, du Macht des Feuers, du bist das Feuer, und verleihst mit jedem Schritt Frieden. Ich verehre dich. Oh du von der Form des Wassers, großer Herr, das ganze Universum ist heilig. Du machst es vielfältig, oh Herr des Universums. Du befreist es vom Schmutz, indem du ins Wasser tauchst. Ich verbeuge mich vor dir. Oh du von der Form des Himmels, du gibst Raum innen und außen, so daß das Universum sich entwickeln und erweitern kann. Oh Gnadenreicher, in dir atmet es und ergießt sich in dich. Ich verneige mich vor dir. Oh du Erdgestaltiger, du erhältst das ganze Universum, oh Herr. Wer sonst könnte ein Feind der Dunkelheit sein? Deine Natur vertreibt meine Dunkelheit. Mit deinen Schlangen als Schmuck bist du jenseits aller angemessenen Lobeshymnen. Ich verbeuge mich vor dir, oh Herr, denn du bist größer als das Größte.

Sukra verbeugte sich viele Male und berührte dabei mit seiner Stirn die Erde. Da stand der Gott auf, richtete den am Boden Knieenden auf und sprach mit tiefer, sanfter Stimme, wobei seine Zähne alle Himmelsrichtungen erstrahlen ließen:
Oh trefflicher Brahmane, mein lieber Sukra, du bist mein treuer Verehrer. Durch die beständige Buße in deinem Leben, das Errichten und die Verehrung des Linga, durch all die Opfergaben, die du mit konzentriertem Geist dargebracht hast, durch deine unerschütterliche Reinheit und dein heiliges Betragen hier in der Region von Varanasi bist du mir wie ein Sohn. Es gibt nichts, was dir nicht gegeben werden könnte. Du wirst mit deinem Körper in meinen Leib eingehen und als mein Samen wieder durch meinen Penis herauskommen. Damit wirst du wie ein Sohn von mir geboren werden. Doch nun gewähre ich dir den Segen, den nicht einmal meine Gefolgsleute kennen, und den ich auch Brahma und Vishnu vorenthielt. Oh du Reiner und Weiser, ich gebe dir das Wissen in Form eines Mantras, welches Mritasanjivani genannt wird. Es ist unberührt, und nur ich habe es bis jetzt durch meine Askese aussprechen können. Du bist jetzt bereit, es zu empfangen. Zu wem du dieses Mantra auch immer sagst, er wird ins Leben zurückkehren. Jetzt erkennst du auch, welch vorzügliches Mantra ich dir gebe. Dein Glanz wird Sonne und Feuer übertreffen, und du wirst der Beste unter den Planeten sein (Venus). Wenn Frau oder Mann dir entgegengehen, wird ihre Mühe verschwinden, wenn sie nur einen Blick auf dich werfen. Oh du mit den guten Riten, wenn du dich erhebst, dann werden alle Riten und tugendhaften Handlungen den Menschen nützlich sein. Alle Nanda Pilgerorte sind besonders glücksverheißend bei deiner Konjunktion. Deine Verehrer werden mit ihrem fruchtbaren Samen viele Nachkommen zeugen. Das Linga, was du gebaut hast, wird Sukresha genannt werden. Wer es verehrt, wird Erfolg haben. Wer für ein Jahr jede Nacht ein Gelübde einhält, das Wasseropfer an deinem Tag in der Sukra Quelle ausführt und das Sukresha Linga verehrt, der wird keinen Mangel an Samen und Kindern haben. Du sicherst die Männlichkeit, daran gibt es keinen Zweifel. Und außerdem werden deine Verehrer gut lernen und glücklich sein.

Dann verschwand der Gott wieder im Linga, und der hoch erfreute Sukra kehrte heim. Nun habe ich dir auch noch erzählt, wie Sukra zu seinem Wissen kam, welches Tote zum Leben erwecken kann. Was möchtest du sonst noch wissen?