Pushpak Shiva-Purana Buch 7Zurück WeiterNews

Kapitel 15 - Der Kampf zwischen den Göttern und Jalandhara

Eines Tages saß Jalandhara mit seiner Frau und seinem Gefolge an Dämonen bei Hofe, als der strahlende Shukra (Bhargava) zu Besuch kam. Die Himmelsrichtungen schien er vor Freude zu erleuchten, und alle Dämonen nebst Jalandhara sprangen auf, den Lehrer ehrend zu empfangen. Shukra segnete sie alle und nahm auf einem prachtvollen Sitz Platz. Als sich alle wieder gesetzt hatten, ließ Jalandhara stolz seine Blicke schweifen und meinte, daß seine Herrschaft vollkommen war. Doch da erblickte er Rahu inmitten seines Gefolges, und fragte sogleich seinen Lehrer Shukra:
Oh Herr, wer hat Rahu dies angetan? Wer hat seinen Kopf abgeschlagen? Bitte erzähl mir alle Details, oh Lehrer, was in dieser Sache geschah.

Shukra dachte an Shivas Lotusfüße und begann:
Nun Jalandhara, großer Held und Wohltäter der Dämonen, höre die Geschichte. Ich werde dir alles ganz exakt darlegen, wie es einst geschah. Es gab einmal diesen starken Helden Vali, Sohn des Virochana und Großenkel von Hiranyakashipu. Er war so tugendhaft und übertrumpfte die Götter, welche Zuflucht bei Vishnu suchten. Sie baten ihn um Hilfe und entwickelten einen hinterhältigen Plan. Erst verbanden sie sich mit den Dämonen, und gemeinsam quirlten Götter und Dämonen den Ozean, um den Nektar (der Unsterblichkeit) zu bekommen. Zuerst sicherten sich die Götter viele Schätze aus dem Ozean, dann stahlen sie den Nektar und tranken ihn allein. Rahu mischte sich dabei unter die Götter, doch Vishnu, dieser ewige Verbündete von Indra, entdeckte ihn und schlug ihm den Kopf ab. Durch den Nektar wurden die Götter stark und mächtig und verfolgten die Dämonen.

So berichtete Shukra alles in Kürze. Doch als Jalandhara vom Quirlen seines Vaters hörte, wurde er zornig, und seine Augen rollten. Er rief seinen Boten Ghasmara (unersättlich) zu sich, erzählte ihm die Geschichte, ehrte den trefflichen Diener, versicherte ihn seines Schutzes und sandte ihn zu Indra. Ghasmara eilte eifrig in den Himmel und betrat die Versammlung der Götter an Indras Hof.

Mit hocherhobenem Kopf sprach er stolz:
Jalandhara ist der Sohn des Ozeans und der Herrscher der Dämonen. Er ist heldenhaft und tapfer und wird von Shukra beraten. Ich bin sein Bote, er hat mich zu euch gesandt. Mein Name ist Ghasmara, doch ich bin nicht unersättlich. Mein Herr hat einen hohen Verstand, und sein Gebot wurde niemals mißachtet. Er hat alle Feinde der Dämonen besiegt. Bitte hört, was er euch sagen läßt:

Oh gemeine Götter, warum habt ihr meinen Vater, den Ozean, mit einem Berg gequirlt und dann all die Schätze meines Vaters gestohlen? Was ihr getan habt, war nicht angemessen. Gebt mir alle Schätze sofort zurück. Bedenkt es wohl und kommt lieber zu mir, um bei mir Zuflucht zu suchen. Andernfalls habt ihr Grund für große Angst, denn ihr riskiert den Untergang eures Königreiches.

Verwundert hörte Indra zu. Und halb besorgt und halb auch wütend antwortete er dem Boten:
Der Ozean hat immer sowohl den Bergen, die vor mir flüchteten, als auch den Feinden der Götter, den Dämonen, rettenden Unterschlupf gewährt. Daher nahmen wir seine Schätze an uns. Denn wer mich oder die Götter bekämpft, kann niemals wahrhaft oder lange glücklich sein. Das ist die Wahrheit, die ich dir sage. Einst hat der Dämon Sankha, auch ein Sohn des Ozeans, mich törichterweise angefeindet. Doch erst als sein Betragen sündig wurde und er den heiligen Männern Gewalt antat, wurde er von meinem jüngeren Bruder Vishnu geschlagen. So kehre heim, oh Bote, und erkläre dem Dämonen Jalandhara unseren Grund für das Quirlen des Ozeans.

Damit entließ Indra den Boten und dieser eilte zu seinem heldenhaften Herrn zurück. Er richtete ihm alle Worte Indras getreu aus, doch Jalandharas Lippen bebten vor Wut. Sofort beschloß er, die Götter zu besiegen und rüstete sich zur Schlacht. Ihm schlossen sich zahllose Dämonenscharen aus allen Richtungen und Regionen der Unterwelt an. Seine Generäle waren Sumbha, Nisumbha und viele andere mächtige Dämonen. Mit seinen Heeren zog Jalandhara direkt in den Himmel, nahm im himmlischen Garten Nandana seine Stellung ein, blies sein Muschelhorn und ließ sein Kriegsgebrüll ertönen. Auch seine Krieger brüllten laut und lang. Doch die Götter kamen sogleich aus Amaravati, der Hauptstadt Indras, heraus und waren bestens für den Kampf gerüstet. Die Schlacht begann, es trafen Götter auf Dämonen, und alle Arten von Waffen kamen zum Einsatz: Eisenkeulen, Pfeile, Streitäxte, Speere und Schlagstöcke. In kurzer Zeit waren beide Seiten in Blut gebadet, und der Boden war mit Elefanten, Pferden, Streitwagen und Kriegern bedeckt. Shukra rettete die im Kampf getöteten Dämonen und erweckte sie mit seiner Kunst und mit Mantras geheiligten Wassertropfen wieder zum Leben. Doch auch Vrihaspati (hier auch Angiras) gab den getöteten Göttern ihr Leben zurück mit himmlischen Kräutern vom Berge Drona.

Als Jalandhara bemerkte, daß den getöteten Göttern neues Leben eingehaucht wurde, da sprach er verärgert zu Shukra:
Ich habe die Götter getötet. Doch warum erheben sie sich wieder? Ich wußte nicht, daß deine Kunst, die Toten wieder zum Leben zu erwecken, irgendwo anders bekannt wäre.

Da antwortete der Lehrer Shukra gelassen:
Höre von mir den Grund. Vrihaspati bringt die heiligen Kräuter vom Berg Drona herbei. Diese können die Götter wieder zum Leben erwecken. Nun mein Lieber, wenn du dir den Sieg wünschst, dann hör auf meinen Rat. Hebe den Berg Drona aus seinen Angeln und wirf ihn ins Meer.

Dem Rat seines Lehrers folgte der starke Jalandhara sofort, eilte zum Berg und hob ihn mit seinen starken Armen hoch. Und dann schleuderte er ihn in den Ozean. Ja, im Wirken Shivas ist nichts Mysteriöses oder Unmögliches. Danach sammelte der heldenhafte Anführer der Dämonen eine große Armee um sich und stürmte das Schlachtfeld, um die Götter mit allen Arten von Waffen anzugreifen. Vrihaspati, der geehrte und gelobte Lehrer der Götter, eilte schnell zum Berg Drona, doch dieser war verschwunden.

Verängstigt und niedergeschlagen kam er zurück und sprach traurig:
Ihr Götter, lauft lieber weit weg. Der Berg Drona ist spurlos verschwunden, denn sicher hat ihn der Sohn des Ozeans vernichtet. Dieser Jalandhara ist ein großer Dämon und unbesiegbar, denn er ist ein Teil Shivas. Er wird alle Götter zermalmen. Ich kenne seine Macht, denn er ist nicht von einer Mutter geboren. Oh ihr Götter, erinnert euch an die Kränkung Shivas durch Indra!

Nach diesen Worten ihres weisen Lehrers gaben die Götter jegliche Hoffnung auf Sieg auf. Sie wurden ängstlich, verloren ihren Mut und flohen vor Jalandhara davon. Dieser marschierte in Indras Stadt Amaravati ein, und der Triumph gehört ihm allein. Mit Trommeln und Muschelhörnern ließ er seinen Sieg verkünden. Die Götter verbargen sich in den Höhlen des goldenen Berges Meru, nachdem die Dämonen sie schwer gequält hatten. Dann ernannte Jalandhara seine eigenen Leute auf den Positionen von Indra und den anderen Göttern, und begab sich zum Berg Meru.


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