Pushpak Shiva-Purana Buch 6Zurück WeiterNews

Kapitel 15 - Ganeshas Kampf

Brahma erzählte weiter:
Entschlossen machten sich die Ganas zum Kampf bereit. Ganesha empfing sie mit folgenden Worten:
Willkommen ihr Krieger im Auftrag Shivas. Ich bin allein und ein Junge, doch ebenso entschlossen, das Gebot Parvatis zu befolgen. Möge die Göttin den Mut ihres Sohnes sehen, und möge Shiva euren Mut sehen. Der Kampf zwischen Shivas und Parvatis Gefolge ist der zwischen einem Heer und einem Knaben. Ihr seid bewaffnet und erfahren, und ich habe noch niemals gekämpft. Doch jetzt werde ich kämpfen. Wie immer der Kampf ausgehen mag, die Schande liegt bei Shiva und Parvati. Vielleicht auch bei euch, doch niemals bei mir. Seid euch dessen bewußt, und schaut zu Vater und Mutter auf. Doch nun sagt an, welche Art von Schlacht soll hier ausgefochten werden? Es geschieht, was geschehen soll und niemand in den drei Welten kann es verhindern.

Nach dieser Ansage, packten die Ganas ihre Schlagstöcke und stürmten los. Mit knirschenden Zähnen, viel Geknurre und Gebrüll näherten sie sich. Nandi kam zuerst und packte Ganeshas Bein. Bhringin schnappte sich das andere. Doch bevor sie noch ziehen konnten, schlug Ganesha mit den Fäusten zu und befreite sich wieder aus ihrem Griff. Er schnappte sich eine eiserne Stange und begann, ordentlich zuzuschlagen. Er zertrümmerte den Angreifern die Knie, Schultern, Köpfe, Arme und sogar die Brust, wenn sie ihm denn direkt gegenüberstanden. Keiner wollte ihn mehr angreifen, denn er erschien wie der Todesgott, so unerbittlich vernichtend. Wie Rehe beim Anblick eines Löwen in alle Richtungen davon stieben, sah man die Ganas, die noch laufen konnten, davonrennen. Ganesha jedoch nahm wieder seine Position an der Tür ein und stand gelassen.

Das war der Moment, wo du, oh Narada, die Götter zum Schauplatz führtest. Sie traten vor Shiva, beugten die Häupter und sprachen:
Oh Herr, bitte befiehl uns, wir möchten dir Gutes tun. Du bist das große Brahman, der Herr von allen, der Schöpfer, Erhalter und Vernichter aller geschaffenen Dinge. Wir stehen zu deiner Verfügung. Du bist zwar jenseits aller Qualitäten, doch wenn es nötig ist, nimmst du die Qualitäten von Rajas, Tamas und Sattwa an. Doch welche Absicht hast du hier?

Die Ganas waren zerstreut, und Shiva erklärte den Göttern die Lage. Dann sprach er lachend zu mir:
Oh Brahma, höre. Ein Knabe steht am Eingang meines Hauses. Er ist stark, hat einen Stock und hindert mich am Eintreten. Er handhabt die Waffe geschickt und hat viele meiner Geister abgewehrt. Oh Brahma, du solltest allein zu ihm gehen und den Jungen besänftigen. Versuch alles, um ihn unter deine Kontrolle zu bringen.

Von Unwissenheit geblendet und ohne etwas zu erkennen, ging ich mit den Weisen zu Ganesha. Als ich näherkam, sprang der wütende Junge heran und packte mich am Bart.

Ich rief:
Vergib mir, vergib mir, mein Herr. Ich kam nicht, um zu kämpfen. Ich bin ein Brahmane und spende Segen. Ich kam, um Frieden zu stiften und bin keine Gefahr.

Noch als ich sprach, griff der ungewöhnlich starke und unnachgiebige Ganesha zur Eisenstange. Sofort rannte ich davon. Wer nicht schnell genug war, wurde von Ganesha geschlagen oder fiel vor Schreck selbst um. Dann rannten alle schreiend zurück zu Shiva und berichteten, was geschehen war. Nun wurde Shiva allerdings ärgerlich. Er gab den Göttern, Geisterscharen nebst Kartikeya und Kobolden seine Befehle, und alles nahm die Waffen auf, um gegen Ganesha zu kämpfen.

Jede Waffe, die in ihrem Besitz war, wurde auf den Jungen geschleudert. Das gab einen riesigen Tumult und gräßlichen Aufruhr in allen Welten, und die Wesen packte Furcht. Sorgenvoll und unruhig sprachen sie:
Brahmas Lebensspanne ist noch gar nicht vorüber, doch das Universum geht schon unter. Dieses vorzeitige Ende ist sicher Shivas Wunsch.

Doch die Waffen konnten dem Jungen nichts anhaben, denn die Mutter des Universums wurde zornig und nahm zwei schreckliche Formen an, um ihrem Sohn zu helfen. Die eine Form hatte eine gräßliche Gestalt und riß ihren Mund so weit auf wie eine Höhle (Kali). Die andere Form war so hell wie der Blitz, hatte viele Arme und war riesig und immer bereit, die Bösewichter zu strafen (Durga). Alle Waffen, die auf Ganesha geworfen wurden, verschwanden im Schlund der Kali und wurden gleich wieder auf die Angreifer zurückgeworfen. Keine Waffe kam dem Jungen mit seiner Eisenstange nah, und so konnte dieser ungehindert die angreifenden Götter und Geister schlagen. Er wirbelte ganz allein das Heer der Krieger durcheinander, wie damals der Berg den Milchozean quirlte.

Nach Luft schnappend und arg verletzt versammelten sich die Angreifer und sprachen zueinander:
Was sollen wir tun? Wohin uns wenden? In alle Richtungen wirbelt er seine Keule, und wir sehen keinen Angriffspunkt.

Der Himmel hatte sich mit himmlischen Wesen gefüllt. Die Nymphen hatten duftende Blumen und Sandel dabei, und alle staunten über diese Schlacht. So einen Kampf hatten sie nie zuvor gesehen. Die Erde bebte, die Ozeane stürmten, und die Gipfel der Berge bröckelten. Sterne und Planeten wirbelten durcheinander. Alles war so aufgeregt, daß sogar die Götter flohen. Mit ihnen rannten die Geisterscharen zu Shiva um Hilfe. Nur Kartikeya, der Gott mit den sechs Köpfen, hielt mutig und entschlossen seine Position und sammelte seine Truppen. Doch die Ganas kämpften vergebens gegen die beiden Göttinnen Kali und Durga. Ihre Waffen zerbrachen und ihr Mut ebenfalls.

Wer es bis zu Shiva geschafft hatte, fragte ratlos:
Wer ist nur dieser Torwächter, oh Herr? Wir haben schon von vielen Schlachten gehört und kämpften selbst an mancher Front. Doch so etwas haben wir nie vernommen. Oh Herr, überdenke die Lage, denn sonst ist kein Sieg möglich. Du allein bist der Retter des Universums. Daran gibt es keinen Zweifel.

Nun wurde Rudra richtig zornig. Mit seinen Ganas begab er sich an den Ort der Schlacht, und die Götter mit ihren Armeen folgten ihm freudig. Da beugtest du, oh Narada, dein Haupt vor dem Herrn und sprachst:
Oh Herr der Götter, bitte hör mich an. Du bist der alldurchdringende Herr, der Meister allen Handelns. Der Hochmut der Ganas und Götter wurde durch dich gezügelt. Deine wunderbare Kraft ist überall bekannt, denn sie läßt Arroganz schnell verschwinden. Doch nun denke an deine Verehrer und laß ab, sie alle erneut in die Schlacht zu senden. Ehre die Geister und Götter und laß sie gedeihen. Und spiel nicht länger mit ihm, sondern strafe ihn sofort.

Nach diesen Worten zogst du dich zurück.


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